PT-Magazin - Ausgabe 3•4 2023
PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft Die Top-Themen: • Welt im Wandel Trends in Technologie und Wissenschaft • Lieferkettengesetz Möglichkeiten und Lösungen für den Mittelstand • Unternehmensführung Corporate Design, Prozesse und Humor • Jurylisten 2023 Über welche Unternehmen die Juroren beraten
PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft
Die Top-Themen:
• Welt im Wandel Trends in Technologie und Wissenschaft
• Lieferkettengesetz Möglichkeiten und Lösungen für den Mittelstand
• Unternehmensführung Corporate Design, Prozesse und Humor
• Jurylisten 2023 Über welche Unternehmen die Juroren beraten
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50 Wirtschaft<br />
51<br />
grundsätzliche Digitalisierung von Geschäftsmodellen<br />
nichts mehr nur für<br />
Tech-Pioniere und Business-Revolutionäre,<br />
sondern normaler Alltag in nahezu<br />
allen Unternehmen. Aus der Disruption<br />
ist schleichender Fortschritt geworden.<br />
Das Digitale wird zum Alltag und geht<br />
weit über die Themen Homeoffice, Videokonferenzen<br />
und Streaming hinaus.<br />
Kaum ein Prozess, der nicht auf den digitalen<br />
Prüfstand gestellt wird. Aber eben<br />
meistens aus der bereits zitierten „Wir-<br />
Perspektive“.<br />
© FREEPIK.COM<br />
Mangel ist ansteckend<br />
Exzellenz, Premium, Servicequalität<br />
erfordern jedoch die radikale Orientierung<br />
am Kunden. Der interne Mangel<br />
an Personal oder Aufopferungsbereitschaft<br />
ist meist ein schlechter Ratgeber<br />
im Rahmen der Digitalisierung.<br />
Denn: Mangel ist ansteckend. Er überträgt<br />
sich und lässt den Kunden unzufrieden<br />
und frustriert zurück. Chatbots<br />
sind weder in der Lage, dem Kunden<br />
in seinem Reklamationsärger Respekt<br />
und Empathie zu zollen, noch aus der<br />
Beschwerde soziales Kapital zu generieren.<br />
Der Hotel-Check-In und -Check-<br />
Out mittels QR-Code ersetzt nicht das<br />
Gefühl des Willkommenseins. Und<br />
der Ferndiagnose des Hausarztes oder<br />
Handwerkers ohne reale Inaugenscheinnahme<br />
darf zurecht misstraut<br />
werden. Checklisten und Algorithmen<br />
ersetzen menschliche Interaktion nicht.<br />
Und so bleibt ein Gefühl der Unzufriedenheit<br />
zurück. McDonalds wird immer<br />
teurer – der Inflation und dem Personalmangel<br />
sei Dank. Zugleich aber<br />
übernimmt der Gast einen Großteil der<br />
Arbeit. Er bestellt selbst – am Terminal.<br />
Er scrollt sich durch x Auswahlmöglichkeiten<br />
und Varianten, zahlt am Ende<br />
bargeldlos und reiht sich dennoch in<br />
der <strong>Ausgabe</strong>schlange ein. Eine Verbesserung?<br />
Eher nicht. Der Kunde hat<br />
mehr Arbeit, mehr Stress und weniger<br />
Beratung, zahlt aber einen höheren<br />
Preis. Dem entgegen stehen zwar das<br />
Designambiente der McCafés und der<br />
neue Am-Platz-Service, das ungute Gefühl,<br />
dass hier etwas nicht zusammenpasst,<br />
wird aber dadurch eher verstärkt.<br />
Diese Widersprüchlichkeit ist eher die<br />
Regel als die Ausnahme. Das Gefühl,<br />
dass die Digitalisierung weit überwiegend<br />
dem Anbieter nutzt, nicht jedoch<br />
dem Kunden, macht sich an vielen Stellen<br />
breit.<br />
Ein digitaler Prozess<br />
ist nicht automatisch ein guter Prozess<br />
Die Digitalisierung verstärkt an vielen<br />
Stellen den Verfall an Service und Qualitätsbewusstsein.<br />
Wer premium denkt<br />
und hochkarätige Klientele ansprechen<br />
möchte, sollte dies bedenken. Ein digitaler<br />
Prozess ist nicht automatisch ein<br />
guter Prozess. Es könnte schon sehr bald<br />
zum Privileg werden, mit Menschen zu<br />
interagieren – vor allem mit solchen, die<br />
ihren Beruf noch als Berufung verstehen,<br />
und die Exzellenz zu liefern bereit sind.<br />
© FREEPIK.COM<br />
Digital kann jeder<br />
Insbesondere für Premiumanbieter wird<br />
es deswegen wichtig bleiben, nicht nur<br />
in Digitales, sondern auch in Menschen<br />
zu investieren – und zwar ausnahmslos<br />
in die, die Performance großschreiben<br />
und die wissen, dass es ihre Leistung ist,<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>3•4</strong> <strong>2023</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>3•4</strong> <strong>2023</strong><br />
die auch die Kunden glücklich macht<br />
und so allen zum Vorteil gereicht. Digitale<br />
Leistungen werden schon sehr bald<br />
nicht mehr das Unterscheidungs- und<br />
Abgrenzungsmerkmal sein. Digital kann<br />
letztlich jeder. Premiumanbieter werden<br />
sich daran messen lassen müssen, wo sie<br />
noch Menschen einsetzen, nicht Technik.<br />
Premium darf keinerlei<br />
Durchschnitt tolerieren<br />
Dass, was intelligente und radikal am<br />
Kunden ausgerichtete Technologien sowie<br />
exzellente Menschen nicht leisten<br />
können, muss einfach weggelassen<br />
werden. Weniger ist mehr. Premium<br />
darf keinerlei Durchschnitt tolerieren<br />
– schon gar nicht in einer digitalen Nivellierungswirtschaft.<br />
Sich reduzieren,<br />
wird die Folge sein. Weiter verknappen,<br />
verteuern und exklusivieren, statt zu digitalisieren<br />
wird zum überlegenswerten<br />
Premium darf keinerlei Durchschnitt<br />
tolerieren – auch nicht bei der Gestaltung<br />
des Großen Preises des Deutschen<br />
Mittelstands.<br />
© FOTOMONTAGE: URSULA HOITZ<br />
Konzept für Premiumanbieter. Denn der<br />
anspruchsvolle Kunde wird sich nicht<br />
durch Algorithmen allein zufriedenstellen<br />
lassen. Premium wird sich sehr bald<br />
daran messen lassen, was nicht digital<br />
ist. Das Analoge hat so eine Zukunft und<br />
bekommt einen neuen Wert, ebenso der<br />
Faktor Mensch – wenn dieser denn bereit<br />
ist, Werte zu schaffen, Werte zu geben<br />
und Werte zu leben. •<br />
Falk S. Al-Omary<br />
ist Strategieberater rund<br />
um die Themen Marke,<br />
Medien, Meinungsbildung<br />
und Markteinführung sowie<br />
erfahrener Krisenkommunikationsmanager.<br />
www.al-omary.com<br />
Über den Autor<br />
© SILKE GALL<br />
IHRE NR. 1 FÜR BADEN,<br />
SAUNA & WELLNESS<br />
monte mare · Planen – Bauen – Betreiben · Monte-Mare-Weg 1 · 56579 Rengsdorf · www.monte-mare.de