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FML 05/2021

Seit 70 Jahren stellt die Redaktion von FML — Der Fahrzeug- und Metall-Lackierer / Das Lackiererhandwerk im AUDIN Verlag das Erscheinen der monatlich erscheinenden Fachzeitschrift für das Autoreparaturhandwerk sicher. So hat sich die Redaktion als unabhängiges Sprachrohr der Branche positioniert. Im Fokus der Berichterstattung jeder Ausgabe stehen thematische Schwerpunkte als Highlight für alle Aspekte der modernen Unfallreparatur- und Oberflächentechnik.

Seit 70 Jahren stellt die Redaktion von FML — Der Fahrzeug- und Metall-Lackierer / Das Lackiererhandwerk im AUDIN Verlag das Erscheinen der monatlich erscheinenden Fachzeitschrift für das Autoreparaturhandwerk sicher. So hat sich die Redaktion als unabhängiges Sprachrohr der Branche positioniert. Im Fokus der Berichterstattung jeder Ausgabe stehen thematische Schwerpunkte als Highlight für alle Aspekte der modernen Unfallreparatur- und Oberflächentechnik.

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AUSBILDUNG<br />

1. Grundlagen zu<br />

Repairsystemen<br />

Eine Reparatur bzw. eine Oberflächenaufbereitung<br />

beinhaltet die Behebung<br />

von Schäden an der Karosse und/oder<br />

an der Inneneinrichtung (Interieur).<br />

Dazu zählen:<br />

• „Ausbeulen“ von Dellen – mit und<br />

ohne Lackierung<br />

• Lackaufbereitung<br />

• Interieurreparatur (Armaturenbrett –<br />

verschiedene Materialien (Leder,<br />

Kunststoff, Holz)<br />

• Polsterreparatur<br />

• Steinschlagreparatur an Glasscheiben<br />

• Felgen(Aluminium)-Aufbereitung<br />

• Reparatur an Stoßfängern (Kunststoff)<br />

• Verdeckreparatur und -aufbereitung<br />

(z.B. Verfärbungen)<br />

Alle o.g. Oberflächenaufbereitungsarbeiten<br />

werden mit dem englischen Begriff<br />

„Smartrepair“ (Abkürzung für:<br />

small to medium area repair technic)<br />

bezeichnet.<br />

Als wichtige Lackaufbereitungstechnik<br />

dient die „Spotrepair“ (spot = Punkt<br />

oder Teil). Unter Spot-Repair versteht<br />

man die punktuelle Reparatur von kleinen<br />

bis mittelgroßen Lackschäden. Als<br />

Merkhilfe kann man sich eine Reparaturstelle<br />

von der Größe eines DIN A4-<br />

Blattes vorstellen. Die Spot-Repair-Lackierung<br />

kann nur an Stellen ausgeführt<br />

werden, die aufgrund ihrer Lage<br />

oder Geometrie als nicht kritisch einzustufen<br />

sind. Dazu gehören Stoßstangen,<br />

untere Bereiche der Türen (in Kantennähe),<br />

Schweller und Anbauteile, wie<br />

z.B. Leisten. Dabei darf maximal eine<br />

Schadstelle pro Fahrzeugteil lackiert<br />

werden. Die verwendete Materialmenge,<br />

pro Tag im Mittel nicht mehr als 1<br />

kg (Füller, Basis- und Klarlack), pro Betrieb.<br />

Alle Arbeitsvorgänge bei dieser<br />

Reparaturart sind ähnlich wie bei der<br />

allgemeinen Reparatur für größere Flächen<br />

– meist ohne Demontage der betreffenden<br />

Teile direkt am Fahrzeug.<br />

Bei Spot-Repair-Arbeiten dürfen ausschließlich<br />

Lackierpistolen verwendet<br />

werden, deren Durchsatz maximal 135<br />

ml/min und deren Bechervolumen maximal<br />

150 ml beträgt. Die Abluftleistung<br />

der Absaugeinrichtung sollte mindestens<br />

3.500 m³/h, und die Geschwindigkeit<br />

der Luftbewegung im Absaugquerschnitt<br />

mindestens 0,5 m/s betragen.<br />

Eine ausreichende Zuluft muss gewährleistet<br />

sein, besonders wenn Spot-<br />

Repair-Arbeiten in kleineren Räumen<br />

durchgeführt werden. Die Absauganlage<br />

muss auch mit einem Filter zur Abscheidung<br />

der Lackaerosole ausgerüstet<br />

sein. Es darf keine Gefährdung<br />

oder Belästigung von anderen durch<br />

Abluft erfolgen. Dies gilt auch für Emissionen<br />

von Pistolenreinigungsgeräten,<br />

die mit einer technischen Absaugung<br />

ausgestattet sind.<br />

Die persönliche Schutzausrüstung<br />

(PSA) ist nach den Anforderungen der<br />

BGR 231 (Berufsgenossenschaftliche<br />

Regeln für Sicherheit und Gesundheit<br />

bei der Arbeit, BG-Regeln) auszuwählen,<br />

bereitzustellen und zu benutzen.<br />

D.h. eine filtrierende Halbmaske mit<br />

Kombifilter A2P2 bestehend aus Partikel-<br />

und Aktivkohlefilter.<br />

Partikelfilter-Staub-P-Filter; Partikel wie<br />

Staub und bestimmte flüssige Substanzen<br />

können mit Partikelmasken aus der<br />

Luft gefiltert werden. Partikelfiltermasken<br />

werden nach dem Absorptionsvolumen<br />

und -grad klassifiziert – Klasse P1<br />

bis P3, wobei die Klasse P3 den höchsten<br />

Schutz bietet. Dämpfe, z.B. Lösungsmitteldämpfe<br />

- A-Filter; Dämpfe und<br />

Gase werden mit der Hilfe von Aktivkohle<br />

gefiltert. Diese Filter werden in<br />

ähnlicher Weise in 2 A-Klassen klassifiziert,<br />

wobei A2 den höchsten Schutz<br />

bietet.<br />

Dabei muss auf den rechtzeitigen Austausch<br />

der Filter besonders geachtet<br />

werden. Während des Schleifens wird<br />

die Benutzung einer Staubschutzmaske<br />

FFP2 empfohlen. Bei der Lackanmischung<br />

und Reinigung müssen lösemittelbeständige<br />

Handschuhe und Schutzbrille<br />

getragen werden. Diese Ausrüstung<br />

muss der Arbeitgeber zur Verfügung<br />

stellen. Der Arbeitgeber hat gemäß<br />

§14 Abs. 1 und 2 GefStoffV eine<br />

Betriebsanweisung zu erstellen. In dieser<br />

Verordnung sind alle bei Spot-Repair-Arbeiten<br />

auftretenden Gefährdungen<br />

und getroffenen Schutzmaßnahmen<br />

aufgeführt. (Quelle: Berufsgenossenschaft<br />

Holz und Metall).<br />

Für Spot-Repair-Lackierungen werden<br />

spezielle Lackauftragsmaterialien angeboten.<br />

Als Grundiermaterial könnte ein<br />

2K-Wash-Primer (zink-phosphat-haltig)<br />

oder ein 2K-EP-Grund verwendet werden.<br />

Für besonders schnelle Verarbeitungen<br />

können Materialien mit UV-Eigenschaften<br />

eingesetzt werden. Dabei<br />

übernehmen sie im Lackaufbau die<br />

Funktion von Primern (Grundschicht)<br />

und Füllmaterialien. Diese Materialien<br />

müssen durch eine UV-Beleuchtung<br />

chemisch aktiviert werden. Eventuelle<br />

Fehlstellen müssen mit 2K-Polyesterspachtel<br />

gespachtelt werden (<strong>FML</strong> <strong>05</strong>-<br />

2020). Füllerbeschichtung mit 2K-PUR-<br />

Füller oder 2K-EP-Füller oder UV-härtende<br />

Materialien s.o. schließen den<br />

Lackauftragsvorbereitungsprozess ab.<br />

Diese Vorbereitungstätigkeiten müssen<br />

handwerklich äußerst präzise ausgeführt<br />

werden, weil Unebenheiten die<br />

Optik der nachfolgende Spot-Lackierung<br />

sehr stören würde. Nach der Applikation<br />

des Wasserbasislacks für die<br />

farbtongebende Schicht, der standardmäßig<br />

verdünnt und ohne besondere<br />

Zusätze oder Vormaterialien aufgetragen<br />

wird, erfolgt die Applikation von<br />

2K-Klarlacken die auf neuester Bindemitteltechnologie<br />

basieren (auch UVhärtende<br />

Materialien) mit Trockenzeiten<br />

von 5 Min. bei 60°C Objekttemperatur<br />

oder 20 Min. bei 40°C Objekttemperatur<br />

als Garanten für eine zeitsparende<br />

und schnelle Kleinreparatur.<br />

Wenn nach dem „Ausbeulen“ keine<br />

neue Lackierung benötigt wird, spricht<br />

man von der „Hebelmethode“. Als Voraussetzung<br />

für dieses Verfahren gilt:<br />

• Keine Vor- oder Altschäden die die<br />

Lackierung stören<br />

• Durchmesser der Delle höchstens in<br />

der Größe eines Tennisballs<br />

• Tiefe der Delle maximal 0,5 cm<br />

• Die Dellen dürfen keine Kanten<br />

oder Spitzen haben<br />

Lernfeld 11<br />

<strong>FML</strong> 5/<strong>2021</strong> 33

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