Emsblick-Haren_Heft-75_Juli-Aug_2023_web
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LEBEN<br />
Gartengestaltung<br />
Insektenfreundliche<br />
Hilfe für Biene, Schmetterling und Co.<br />
Der eigene Garten gehört für viele zu<br />
den Lieblingsplätzen des täglichen<br />
Lebens. Dort sind neben den menschlichen<br />
Bewohnern auch viele Tierarten<br />
zu finden, die diesen Lebensraum nutzen.<br />
Das gilt insbesondere für Insekten<br />
wie Schmetterlinge, Wildbienen,<br />
Sch<strong>web</strong>fliegen oder Heuschrecken.<br />
Insekten machen fast 70 Prozent aller<br />
Tierarten in Deutschland aus und<br />
auch bei ihnen beobachten Fachleute<br />
hierzulande schon seit Längerem,<br />
dass die Anzahl und Vielfalt der Arten<br />
abnimmt.<br />
„Der Insektenrückgang ist unter anderem<br />
Ausdruck einer verarmenden Landschaft,<br />
auch in unseren Städten und Dörfern. Private<br />
Gärten sind noch zu oft als monotone<br />
Zieranlagen aus Rasen, exotischen Sträuchern<br />
oder pflanzenarmen Schotterflächen<br />
gestaltet. Diese Gärten bieten kaum<br />
Lebensraum für unsere heimischen Insekten.<br />
Doch jede und jeder kann aktiv dazu<br />
beitragen, diese Entwicklungen in Niedersachsen<br />
umzukehren“, sagt Simon Emken<br />
vom NLWKN. Einer der wichtigsten Tipps:<br />
nicht zu viel eingreifen:<br />
„Wesentlich ist, auf chemische und organische<br />
Dünge- und vor allem Pflanzenschutzmittel<br />
zu verzichten. Zudem sollten<br />
im eigenen Garten möglichst einheimische<br />
Pflanzen zu finden sein, da der überwältigende<br />
Teil unserer Insektenfauna an heimische<br />
Pflanzen angepasst und auf diese<br />
angewiesen ist. Daher sollten spontan<br />
wachsende Wildpflanzen in Blumen- und<br />
Gemüsebeeten oder in ungenutzten Gartenecken<br />
geduldet werden. Wer Nützlingen<br />
eine Lebensgrundlage bietet, braucht<br />
auch keine Schädlingsbekämpfung zu<br />
betreiben, das erledigt dann das natürliche<br />
Gleichgewicht zwischen Räubern, wie<br />
Marienkäferlarven und deren Beute, den<br />
Blattläusen“, betont Emken.<br />
Für den Natur- und Insektenschutz sei<br />
es auch in Wohnsiedlungen wichtig, natürliche<br />
Entwicklungen zuzulassen,<br />
das heißt eine Selbstbegrünung<br />
von Flächen<br />
zu tolerieren.<br />
„Auch diese wilden und strukturreichen<br />
Ecken sind schön und vor allem ökologisch<br />
wertvoll“, sagt Emken und gibt ein<br />
Beispiel: „Spontanvegetation insbesondere<br />
auf Brachflächen, zwischen Pflasterfugen,<br />
entlang von Wegen, Mauern oder<br />
Zaunrändern oder in Saumbereichen von<br />
Grünflächen sind wichtig, weil sich hier<br />
beispielsweise Gänsefuß-Arten entwickeln<br />
können.<br />
Diese wiederum dienen als Futterpflanzen<br />
für die Raupen von Nachtfaltern wie<br />
dem Melden-Blütenspanner.“ Oft vergessen,<br />
bieten grade wenig intensiv gepflegte<br />
Bereiche im Garten durch eine höhere<br />
Strukturvielfalt nicht nur vielen Arten eine<br />
Nahrungsgrundlage, sondern stellen auch<br />
wichtige Entwicklungs- und Überwinterungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung.<br />
Insekten haben generell eine Schlüsselfunktion<br />
in natürlichen Nahrungsnetzen.<br />
Sie sind Nahrungsquellen für viele andere<br />
Artengruppen wie Vögel, Fische, Spinnen,<br />
Amphibien oder Fledermäuse. Zudem<br />
sind viele der heimischen Nutz- und Wildpflanzen<br />
auf Wildbienen,<br />
Schmetterlinge, Käfer oder Fliegen als Bestäuber<br />
angewiesen. „Aber auch für das<br />
Naturerleben, die Gesundheit und die Lebensqualität<br />
des Menschen haben Insekten<br />
eine große Bedeutung“, sagt Emken.<br />
Deshalb sei es auch im Eigeninteresse des<br />
Menschen wichtig, auf eine insektenfreundliche<br />
Gartengestaltung zu<br />
achten und aktiv dafür zu<br />
sorgen.<br />
22 | emsblick – <strong>Juli</strong>-<strong>Aug</strong>ust <strong>2023</strong>