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immobilia 2023/07 - SVIT

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welche verschiedene Lösungsmöglichkeiten<br />

aufzeigt. Dabei wird auf die spezifischen<br />

Punkte einer Umsetzung in Holzbauweise<br />

eingegangen. Generell gilt das<br />

VKF-anerkannte «Stand der Technik»-<br />

Papier der Lignum als Planungsgrundlage<br />

für alle Belange des Brandschutzes im<br />

Holzbau. Darin werden auch Fassaden in<br />

Holz oder die Umsetzung der Haustechnikdurchführungen<br />

behandelt.<br />

WIE IST DER UMGANG MIT<br />

ALTEM HOLZ?<br />

Kommen wir nun zurück zum eingangs<br />

erwähnten 100-jährigen Balken, der nun<br />

plötzlich die Anforderung REI60 mit seiner<br />

Einschubdecke erfüllen muss, da beide<br />

Elemente bewusst als architektonisches<br />

Stilmittel gezeigt werden. Das Holz hat sich<br />

seit seinem Einbau nicht verändert, die<br />

chemische Zusammensetzung ist gleichgeblieben,<br />

die Festigkeit hat nicht nachgelassen,<br />

und es war wohl auch genügend vor<br />

Feuchtigkeit geschützt, sodass es belassen<br />

Linkes Bild: Nach<br />

20 Minuten Brandeinwirkung<br />

hat sich<br />

eine schützende<br />

Kohleschicht gebildet.<br />

Rechtes Bild: Der<br />

Querschnitt zeigt das<br />

gesunde Holz im<br />

Inneren.<br />

werden kann. Somit können auch die Bemessungsgrundlagen<br />

der Lignum immer<br />

noch verwendet werden. Altes Holz brennt<br />

genau gleich schnell wie frisch verbautes.<br />

Somit bleiben alle Grundlagen dieselben<br />

und der Nachweis wird durch den Fachplaner<br />

ohne Änderung durchgeführt.<br />

Die gleichzeitigen weiteren Massnahmen<br />

im Bereich Bauphysik oder Statik ermöglichen<br />

es, zwei bis drei Fliegen mit einer<br />

Klappe zu schlagen. Die Ausbildung<br />

einer Rippendecke mit einer zusätzlich<br />

verklebten Deckschicht für die Statik hilft<br />

im Brandfall, den Feuerwiderstand zu erfüllen,<br />

wie auch die neue abgehängte Decke<br />

für den Schallschutz gleichzeitig den Feuerwiderstand<br />

des Bestandes erhöht. Wer<br />

es schafft, den Schichten mehrere Funktionen<br />

zu geben, kann somit mit einfachen<br />

Mitteln die Wirtschaftlichkeit seines Projektes<br />

erhöhen.<br />

ANWENDUNG DER<br />

BRANDSCHUTZNORM<br />

Wichtig ist hier die vorgängige Rücksprache<br />

mit der Behörde, welche Massnahmen<br />

nun für das Gebäude sinnvoll sind und<br />

welche Anforderungen nur mit grossem<br />

Aufwand erfüllt werden können. Grundsatz<br />

ist hier die Anwendung der Brandschutznorm,<br />

welche Ausnahmen für den<br />

Bestand vorsieht, wenn es denn für die<br />

Schutzziele und auch die Eingrifftiefe akzeptierbar<br />

ist. Dies kann nicht im stillen<br />

Kämmerlein durch den Architekten entschieden<br />

werden, sondern bedingt eine<br />

frühzeitige Zusammenarbeit des Bauherrn<br />

mit seinem Fachplanungsteam und<br />

einem abgesprochenen Lösungsvorschlag<br />

an die Behörde, in welchem auch die Mängel<br />

im Bestand aufgegriffen werden. Auf<br />

dieser vertrauensorientierten Basis kann<br />

dann eine sinnvolle Zusammenarbeit aller<br />

involvierten Akteure entstehen. Deshalb<br />

unser Ratschlag: Investieren Sie in<br />

ein Fachplanerteam und dessen Wissen.<br />

Dies führt zu mehr Kostensicherheit im<br />

Projekt und keinen bösen Überraschungen<br />

bei den Vergaben.<br />

*CHRISTOPH RENFER<br />

Der Autor ist Professor für Brandschutz<br />

und Holzbau am Departement<br />

Architektur, Holz und Bau<br />

der Berner Fachhochschule BFH.<br />

IMMOBILIA / Juli <strong>2023</strong> 41

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