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immobilia 2023/07 - SVIT

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BAU & HAUS<br />

HOLZ-BETON-VERBUNDBAUWEISE<br />

HOHE KOSTEN- UND<br />

TERMINSICHERHEIT<br />

Holzbau liegt im Trend. Der Baustoff<br />

sticht mit mehreren Trümpfen: positive<br />

Energiebilanz, hohe Vorfertigung,<br />

kurze Montagezeiten – um nur einige<br />

zu nennen. Gleichzeitig erlebt die<br />

Holz-Beton-Verbundbauweise eine<br />

Renaissance. TEXT— MARVIN REISENER*<br />

Montage einer HBV-Decke bei der Überbauung Waldhof in Rotkreuz. BILD: RENGGLI AG, SCHÖTZ<br />

WAS GENAU IST HOLZ- BETON-<br />

VERBUNDBAU?<br />

Das Konstruktionsprinzip Holz-Beton-<br />

Verbundbau (HBV) gewinnt zunehmend<br />

an Bedeutung, was auch auf die angestrebte<br />

Dekarbonisierung der Bauwirtschaft<br />

zurückzuführen ist. Die Herstellung von<br />

Zement und Stahl gelten als wesentliche<br />

Emissionstreiber. Folgerichtig sollten<br />

diese Materialien möglichst effizient und<br />

sparsam eingesetzt werden. Mit der HBV-<br />

HBV-DECKEN ER-<br />

GÄNZEN DEN KLAS-<br />

SISCHEN HOLZBAU<br />

EFFIZIENT UND<br />

FÖRDERN SEINE ZU-<br />

KUNFT DURCH<br />

SINNVOLLE MATERI-<br />

ALKOMBINATIONEN.<br />

Bauweise können die positiven Materialeigenschaften<br />

der beiden Baustoffe Holz<br />

und Beton optimal kombiniert werden.<br />

Die Wirkungsweise einer HBV-Decke<br />

basiert auf dem Verbundprinzip, das durch<br />

die schubfeste Verbinnung von Beton<br />

(oben, Biegedruckzone) und linearem oder<br />

flächigem Holz (unten, Biegezugzone) erreicht<br />

wird. Durch den kraftschlüssigen<br />

Verbund wirken Holz und Beton statisch<br />

als ein Bauteil mit hoher Tragfähigkeit<br />

und Biegesteifigkeit bei relativ geringem<br />

Eigengewicht. Dadurch sind Spannweiten<br />

von mehr als sechs Metern einfach<br />

und wirtschaftlich realisierbar. Neben den<br />

statischen, ökologischen und ökonomischen<br />

Vorteilen zeichnen sich HBV-Decken<br />

auch durch gute bauphysikalische<br />

Eigenschaften aus. Sie bieten einen hohen<br />

Schallschutz und sind auch hinsichtlich<br />

der Brandbeanspruchung positiv zu<br />

bewerten. Sie bilden eine wirksame Barriere<br />

gegen die Brandausbreitung. Auch die<br />

Bewohner profitieren: Einerseits kann das<br />

Holz durch die Aufnahme und Abgabe von<br />

Feuchtigkeit dazu beitragen, das Raumklima<br />

zu verbessern. Andererseits kann der<br />

Energieaufwand für die Temperaturregulierung<br />

in Innenräumen durch den Beton<br />

mit seiner hohen thermischen Speicherfähigkeit<br />

reduziert werden.<br />

WIE WIRTSCHAFTLICH IST DIE<br />

HBV-BAUWEISE?<br />

Eine fundierte und pauschale Aussage<br />

zur Wirtschaftlichkeit von HBV-Deckensystemen<br />

zu treffen wäre unseriös. Die letzten<br />

Jahre haben deutlich gezeigt, dass die<br />

Preise für Baumaterialien einer hohen Volatilität<br />

unterliegen. Hinzu kommen Lieferengpässe<br />

und der Fachkräftemangel.<br />

Eine Einstufung ist daher nur projektspezifisch<br />

und vor dem Hintergrund der aktuellen<br />

Marktgegebenheiten sinnvoll. So entscheiden<br />

beispielsweise auch Grundriss<br />

und Raster eines Gebäudes über die Wirtschaftlichkeit<br />

eines Deckensystems: Je geringer<br />

die Varianz und gleichmässiger das<br />

Raster eines Gebäudes, desto wirtschaftlicher<br />

sind vorgefertigte HBV-Decken. Diese<br />

lassen sich gut in bestehende Holzbausysteme<br />

integrieren. Der Holzbau punktet mit<br />

hoher Kosten- und Terminsicherheit sowie<br />

kurzer Bauzeit vor Ort – das senkt die Zinsen<br />

und führt zu früheren Mieteinnahmen.<br />

DIE NACHHALTIGKEIT VON<br />

HBV-DECKEN<br />

Ein Kubikmeter Holz bindet etwa eine<br />

Tonne CO2. Der im Baum gespeicherte<br />

Kohlenstoff wird so dem natürlichen Kreislauf<br />

entzogen und langfristig gebunden.<br />

Holzbauten können daher als permanente<br />

Kohlenstoffspeicher bezeichnet werden.<br />

Die wohl nachhaltigste Wirkung auf<br />

die CO2-Bilanz haben die Substitutionseffekte:<br />

Das verwendete Holz ersetzt oder<br />

reduziert den Einsatz anderer energieintensiver<br />

Materialien wie Beton oder Stahl.<br />

Je weniger Stahl und Beton also verbaut<br />

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IMMOBILIA / Juli <strong>2023</strong>

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