SWISSMECHANIC JOURNAL 2023-05

Besteuerung von
Kryptowährungen 1
Aufgrund der hohen Beliebtheit von Kryptowährungen stellt sich für Privatanleger die
Frage, wie diese digitalen Vermögenswerte in der Steuererklärung deklariert werden
müssen. Der nachfolgende Artikel gibt einen Überblick über die wichtigsten Arten von
Kryptowährungen und ihre steuerliche Qualifikation.
D
Von Susanne Stark und Rahel Leemann
ie letzten anderthalb Jahre haben
die Kryptoanleger reichlich Nerven
gekostet. Bitcoin, die grösste und bekannteste
Kryptowährung, hat innerhalb
knapp eines Jahres rund 75 Prozent
seines Höchstwertes verloren und
erreichte Ende letzten Jahres einen Tiefpunkt.
Seither scheint sich die Währung
langsam wieder zu erholen. Einige Anleger
denken, wegen der tiefen Kurse sei
nun ein guter Investitionszeitpunkt, und
erhoffen sich durch die grossen Kursschwankungen
hohe Gewinne.
Dass Kryptowährungen einen Vermögenswert
darstellen, ist unbestritten. Sie
müssen demnach in der Steuererklärung
deklariert werden und unterliegen
der Einkommens- und Vermögenssteuer.
Je nachdem, zu welcher Art von Token
sie gehören, ergeben sich daraus unterschiedliche
Steuerfolgen.
Zahlungs-Token
Die Mehrheit der Kryptowährungen und
auch die bekanntesten (z.B. Bitcoin, Ethereum)
gehören zu den sogenannten
Zahlungs-Token. Sie sind handelbar wie
Fremdwährungen und der Besitzer erhält
keine speziellen Rechte daraus.
Die per Ende Jahr gehaltenen Token unterliegen
der kantonalen Vermögenssteuer.
Sie müssen daher im Wertschriftenverzeichnis
mit dem Verkehrswert
deklariert werden. Die Eidgenössische
Steuerverwaltung veröffentlicht jährlich
die Verkehrswerte für die gängigsten
Kryptowährungen. 2 Sollten die gesuchten
Kryptowährungen nicht dort verzeichnet
sein, kann auch der Marktwert
per 31.12. einer der führenden Handelsplattformen
3 verwendet werden. Ist kein
aktueller Bewertungskurs ermittelbar,
ist das Zahlungs-Token zum ursprünglichen
Kaufpreis in CHF zu deklarieren.
Kursgewinne, welche durch den Handel
mit Zahlungs-Token erzielt wurden, gelten
grundsätzlich als steuerfreier Kapitalgewinn
und werden somit nicht von
der Einkommenssteuer erfasst. Im Gegenzug
dazu können Kursverluste nicht
von der Steuer abgezogen werden.
Je nach Art, Finanzierung, Transaktionsvolumen
und -häufigkeit kann die Steuerverwaltung
auch von einer selbstständigen
Erwerbstätigkeit ausgehen. In diesem
Fall müssen sämtliche Kapitalgewinne
als Einkommen versteuert werden.
Zusätzlich werden auf dem Gewinn
auch noch Sozialversicherungsabgaben
erhoben. Jedoch können andererseits
damit zusammenhängende Kosten als
Gewinnungskosten zum Abzug gebracht
werden. Mögliche Verluste können mit
dem übrigen Einkommen (z.B. aus unselbstständiger
Erwerbstätigkeit) verrechnet
werden.
Ebenfalls der Einkommensteuer unterliegen
Zahlungs-Token dann, wenn
man sie als Entschädigung für eine Arbeitsleistung
(als Lohn) oder für das Mining
4 sowie Staking 5 der Zahlungs-Token
erhält. Sofern das Mining und Staking
nicht in einem Umfang betrieben
wird, in dem es als Erwerbstätigkeit
qualifiziert ist, stellen die zugeteilten
Zahlungs-Token in der Höhe des Verkehrswertes
im Zeitpunkt der Zuteilung
Einkommen aus Vermögen dar. Da insbesondere
das Mining mit nicht unwesentlichen
Investitionen und Kosten für
z.B. die Serverinfrastruktur und Strom
verbunden ist, wird es zumeist als Erwerbstätigkeit
qualifiziert. Damit die
Kosten in Abzug gebracht werden können,
empfiehlt es sich, diese entsprechend
zu dokumentieren.
Anlage-Token
Hier erhält der Käufer der Kryptowährung
mit dem Kauf ein geldwertes
Recht. Zusätzlich zum reinen Besitz der
Anlage-Token erhält er also beispielsweise
noch einen Zins oder Gewinnanteil.
Die Besteuerung der Erträge richtet
sich nach der rechtlichen Qualifikation.
Sie werden demnach analog zu
Obligationen, derivaten Finanzinstrumenten
oder Aktien besteuert. Neben
der Einkommens- und Vermögenssteuer
kann der Käufer auch mit der inländischen
Verrechnungssteuer bzw. mit
ausländischen Quellensteuern belastet
werden.