TOPFIT Sommer 2023
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14 Diagnose & Therapie<br />
zur Eindämmung der Entzündung im Sehnenansatzbereich<br />
ein. Wichtig ist, dass die<br />
Ursache durch eine sorgfältige Untersuchung<br />
sicher geklärt ist. Eine Arthrose des<br />
Ellbogengelenks, ein Nervenengpass-Syndrom<br />
oder ein Bandscheibenvorfall der<br />
Halswirbelsäule rufen oft ähnliche Symptome<br />
hervor, verlangen jedoch nach einer<br />
anderen Behandlungsstrategie.<br />
Foto oben: © racorn / 123rf.com<br />
Tennisarm<br />
Wenn der Ellbogen<br />
schmerzt …<br />
Wenn das Händedrücken heftige Schmerzen<br />
verursacht, kann ein Tennisarm die Ursache<br />
sein. Über auslösende Faktoren und Behandlung<br />
dieser häufigsten Erkrankung des Ellbogens<br />
sprach <strong>TOPFIT</strong> mit dem Münchner<br />
Orthopäden Dr. med. Werner Zirngibl vom<br />
MVZ im Helios, der als Sportmediziner und<br />
ehemaliger Profi-Tennisspieler Experte für diese<br />
Erkrankung ist.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Herr Dr. Zirngibl, wann spricht man<br />
von einem »Tennisarm«?<br />
Dr. Zirngibl: Bei einem Tennisarm ist es<br />
zu Mikroeinrissen im Sehnenansatz der<br />
Unterarm-Streckmuskulatur gekommen.<br />
meist als Folge einer Fehl- oder Überlastung.<br />
Dadurch wird eine Entzündungsreaktion<br />
in Gang gesetzt, die stark schmerzhaft<br />
ist. Typische Anzeichen sind Druckschmerzen<br />
am äußeren Ellbogenknochen sowie<br />
Schmerzen bei Streckbewegungen des<br />
Handgelenks und Drehungen des Unterarms;<br />
oft strahlen die Schmerzen im Ellbogen<br />
über die Außenseite bis in die Hand<br />
aus. Auch das Heben von Gegenständen<br />
oder Händedrücken können dem Betroffenen<br />
Probleme bereiten.<br />
Und eine solche Überlastung entsteht<br />
z. B. durch Tennisspielen?<br />
Dr. Zirngibl: Beim Tennisspiel sind es vor<br />
allem die mechanischen Stoß- und Vibrationsbelastungen,<br />
die durch die Aufprallenergie<br />
des Tennisballs auf den Schläger<br />
entstehen, durch die insbesondere die<br />
Streckmuskelgruppe und deren Sehnenansatz<br />
am Ellbogen stark beansprucht<br />
werden. Veränderte Schlagtechniken und<br />
verbesserte Materialien haben aber dazu<br />
geführt, dass Tennisspieler immer seltener<br />
von einem Tennisarm betroffen sind.<br />
Es gibt Menschen, die kein Tennis<br />
spielen und trotzdem einen Tennisarm<br />
erleiden …<br />
Dr. Zirngibl: … das stimmt, viele unserer<br />
Patienten haben niemals in ihrem Leben<br />
Tennis gespielt, leiden aber dennoch<br />
unter den typischen Beschwerden eines<br />
Tennisarms. Auslöser sind meist Situationen,<br />
bei denen die Hand bei gebeugtem<br />
Ellbogen mit Kraft einseitige Bewegungsabläufe<br />
ausführt, z. B. länger andauerndes<br />
Schraubendrehen oder Hämmern. Immer<br />
häufiger ist eine falsche Armhaltung während<br />
der Arbeit am Computer die Ursache<br />
– hierfür wurde inzwischen der Begriff<br />
»Mausarm« etabliert.<br />
Was ist zu tun, wenn die Diagnose<br />
Tennisarm lautet?<br />
Dr. Zirngibl: Meist helfen neben einer<br />
konsequenten Schonung lokale Kältebzw.<br />
Wärmeanwendungen und/oder Ultraschallbehandlungen,<br />
bei ausgeprägten<br />
Schmerzen setzen wir auch Injektionen<br />
Zur Person<br />
Welche Therapiemöglichkeiten gibt<br />
es bei einem chronischen Verlauf?<br />
Dr. Zirngibl: Chronische Tennisarmbeschwerden<br />
können sehr langwierig sein.<br />
Eine bewährte Therapie option ist z. B.<br />
die Stoßwellentherapie. Das Verfahren<br />
zielt darauf ab, die durch die anhaltende<br />
Entzündung entstandenen kalkhaltigen<br />
Ablagerungen mittels gebündelter Wellen<br />
zu zerkleinern. Gleichzeitig werden<br />
die Durchblutung in der behandelten<br />
Region angeregt und Selbstheilungskräfte<br />
des Körpers aktiviert. Eine weitere<br />
erfolgversprechende Möglichkeit ist der<br />
Einsatz von aufbereitetem Platelet Rich<br />
Plasma (PRP), das aus Eigenblut gewonnen<br />
und in das Schmerzgebiet gespritzt<br />
wird. Das Verfahren hat sich auch bei<br />
chronischen Achillessehnen- und anderen<br />
Sehnenentzündungen bewährt.<br />
Was raten Sie zur Vorbeugung?<br />
Dr. Zirngibl: Wer anfällig ist, sollte sich<br />
überlegen, während des Spiels oder<br />
auch am Arbeitsplatz eine spezielle<br />
Armspange, eine Epikondylitisspange,<br />
zu tragen. Mit Dehn- und Kräftigungsübungen<br />
stärkt man die Armmuskulatur<br />
– geeignete Übungen kann man sich von<br />
einem Physiotherapeuten zeigen lassen.<br />
Eine hilfreiche Übung ist z. B., wenn man<br />
regelmäßig einen weichen Ball in der<br />
Hand drückt. Bewährt hat sich auch eine<br />
Dehnübung, bei der bei gestrecktem Ellenbogen<br />
im Handgelenk gebeugt wird.<br />
Speziell für Tennisspieler ist außerdem<br />
ein ausreichendes Warm-up wichtig, bei<br />
dem der Arm, der den Schläger hält, auf<br />
die bevorstehende Beanspruchung vorbereitet<br />
wird.<br />
Dr. med. Werner Zirngibl ist ehemaliger Profi-Tennisspieler und war 14 Mal Deutscher Tennismeister.<br />
Außerdem spielte er beim Daviscup und anderen international renommierten Turnieren.<br />
Heute praktiziert Dr. Zirngibl als Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin<br />
im MVZ im Helios. Neben der Therapie des Tennis-, Golfer- und Mausarms gehören u. a. auch die<br />
Diagnostik und Therapie von Beschwerden der Knie- und Sprunggelenke zu seinem Leistungsspektrum.<br />
Darüber hinaus nimmt er minimal-invasive Wirbelsäuleneingriffe vor<br />
und arbeitet mit innovativen schmerztherapeutischen Verfahren.<br />
Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de<br />
<strong>TOPFIT</strong> 2 / <strong>2023</strong>