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TOPFIT Sommer 2023

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4 Thema aktuell<br />

Z eckensaison<br />

Winzige Tierchen — große Gefahr<br />

Foto oben: © Med-PR, München; Foto rechts: © Jaromir Chalabala / 123rf.com<br />

Schon im Januar waren sich die Experten<br />

sicher: Dieses Jahr droht eine Zeckenplage.<br />

Wie es scheint, stimmt die<br />

düstere Prognose. Verantwortlich sind<br />

mehrere Faktoren, allen voran der milde<br />

Winter. Ein weiterer unguter Effekt des<br />

Klimawandels: Wegen der steigenden<br />

Temperaturen gibt es immer häufiger<br />

auch dort Zecken, wo es früher kälter war<br />

– also auch in höher gelegenen Regionen.<br />

Von Dr. Nicole Schaenzler<br />

Schon ab wenigen Grad Celsius erwachen<br />

Zecken aus der Kältestarre und warten<br />

dann in Hecken, Büschen oder in hohem Gras<br />

auf die passenden Opfer – auf Katzen und Hunde<br />

ebenso wie auf Menschen. Das Problem: Zecken<br />

sind nicht nur lästig, sondern sie können<br />

auch bestimmte Erreger in sich tragen und so<br />

schwere Erkrankungen übertragen. Weltweit<br />

werden mehr als 50 Infektionskrankheiten mit<br />

Zecken in Verbindung gebracht, in Deutschland<br />

verursachen sie die meisten auf den Menschen<br />

übertragbaren Infektionskrankheiten.<br />

Derzeit spielen hierzulande vor allem zwei »Zeckenkrankheiten«<br />

eine Rolle: die durch Bakterien<br />

ausgelöste Lyme-Borreliose und die virusbedingte<br />

Frühsommer-Meningoenzephalitis,<br />

kurz FSME. Die Infektion erfolgt über den – in<br />

der Regel schmerzlosen und deshalb meist unbemerkten<br />

– Stich des Gemeinen Holzbocks<br />

(Ixodes ricinus), jene Zeckenart, der man hierzulande<br />

mit Abstand am häufigsten begegnet.<br />

Inzwischen warnen die Forscher jedoch vor<br />

neuen Zeckenarten. So wurde in Auwaldzecken<br />

(Dermacentor reticulatus), die in Deutschland<br />

erst seit einigen Jahren als freilebende Populationen<br />

nachgewiesen wurden, ebenfalls das<br />

FSME-Virus gefunden. Auch andere Zeckenarten,<br />

die sich hierzulande infolge des Klimawandels<br />

etabliert haben, werden intensiv beobachtet,<br />

allen voran Ixodes inopinatus, eine Zeckenart,<br />

die bislang ausschließlich im Mittelmehrraum<br />

beheimatet war, und die Hyalomma-Zecke, die<br />

als »Tropenzecke« oder »Megazecke« regelmäßig<br />

für Schlagzeilen sorgt. Tatsächlich ist Hyalomma<br />

fünfmal größer als der Gemeine Holzbock,<br />

sie hat auffallend geringelte Beine, kann<br />

sehr schnell laufen, verfolgt ihre Opfer über weite<br />

Strecken – und sie überträgt in ihren Heimatgebieten<br />

Afrika, Asien und Südeuropa Krankheiten<br />

wie das Krim-Kongo-Fieber oder Fleckfieber,<br />

die unbehandelt zum Tode führen können.<br />

Ob die neuen Zeckenarten auch FSME und<br />

Borreliose übertragen können, ist noch unklar.<br />

Symptome der FSME<br />

Die Erreger von FSME – und sehr wahrscheinlich<br />

auch die von Borreliose – befinden sich im<br />

Speichel der infizierten Zecken und gelangen<br />

während des mehrstündigen Saugvorgangs in<br />

den Körper des Opfers. Allerdings gibt es Unterschiede:<br />

Während eine Infektion mit den<br />

Borreliose-Bakterien in der Regel erst im Verlauf<br />

des Saugvorgangs erfolgt, werden FSME-<br />

Viren praktisch sofort mit dem Stich übertragen.<br />

Von der Einstichstelle aus gelangen sie über<br />

das Blut ins zentrale Nervensystem und lösen<br />

Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) ist in<br />

Deutschland am häufigsten; neben Wild- und Haustieren<br />

sind die Menschen sein wichtigster Wirt.<br />

dort eine Hirnhautentzündung (Meningitis)<br />

aus; bei schweren Verläufen kommt es außerdem<br />

zu einer Gehirnentzündung (Enzephalitis). Die<br />

Zeit zwischen der Infektion und dem Beginn der<br />

Symptome beträgt durchschnittlich zehn bis 14<br />

Tage, gelegentlich zeigen sich erste Beschwerden<br />

schon nach vier bzw. erst nach 28 Tagen.<br />

FSME verläuft in Stadien. Die ersten Anzeichen<br />

sind grippeähnliche Symptome, die häufig<br />

für eine <strong>Sommer</strong>grippe gehalten werden; nach<br />

etwa einer Woche klingen die Beschwerden ab.<br />

In etwa zehn Prozent der Fälle steigt das Fieber<br />

jedoch nach einigen Tagen wieder, außerdem<br />

leidet der Betroffene unter starken Kopfschmerzen<br />

und oft auch unter einem steifen Nacken –<br />

das gefürchtete zweite Stadium ist eingetreten.<br />

Je nach Ausbreitung der Entzündung kommen<br />

weitere Symptome wie Bewusstseinsstörungen<br />

oder Lähmungen dazu.<br />

Eine Therapie, die die Krankheitserreger unschädlich<br />

macht und damit ursächlich wirkt,<br />

Schnell handeln,<br />

aber nicht quetschen!<br />

Um das Infektionsrisiko zu minimieren,<br />

sollte man eine entdeckte Zecke so<br />

schnell wie möglich entfernen.<br />

• Mit einer feinen Pinzette lässt sich<br />

eine saugende Zecke, und zwar möglichst<br />

dicht über der Haut, gut packen.<br />

Im Handel sind auch spezielle Zeckenzangen<br />

erhältlich.<br />

• Der Zeckenkörper sollte nicht gequetscht<br />

werden – ist die Zecke infiziert,<br />

gibt sie auf diese Weise besonders<br />

viele Erreger ab.<br />

• Völlig ungeeignet ist der Einsatz<br />

von Klebstoff, Öl, Alkohol oder Nagellack.<br />

Im Todeskampf entleeren die Zecken<br />

ihren Verdauungstrakt und geben<br />

so erst recht Erreger ins menschliche<br />

Blut ab.<br />

• Gelingt es nicht, die Zecke (vollständig)<br />

aus der Haut herauszulösen, sollte<br />

sie von einem Arzt entfernt werden.<br />

<strong>TOPFIT</strong> 2 / <strong>2023</strong>

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