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prima! Magazin – Ausgabe September 2023

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BERICHT<br />

Ist der „Rosa Schein“ für<br />

65plus bald Geschichte?<br />

Der Vorschlag der EU-Kommission, dass Menschen ab 70 Jahren alle fünf Jahre eine medizinische<br />

Untersuchung durchführen oder eine Selbsteinschätzung ihrer Fahrtauglichkeit abgeben<br />

müssen, um weiterhin im Besitz ihres Führerscheins zu bleiben, sorgt für heftige Diskussionen.<br />

<strong>prima</strong>! bat zwei Experten um ihre Einschätzung.<br />

Roland Weber<br />

Foto © ARBÖ<br />

In den Fahrsicherheitszentren des ARBÖ gibt es für ältere Verkehrsteilnehmer spezielle Fahrtrainings. Der ARBÖ sieht jedoch<br />

eine Verpflichtung als diskriminierend und unverhältnismäßig und setzt auf Eigenverantwortung der Verkehrsteilnehmer.<br />

Die Statistik spricht einmal mehr eine<br />

deutliche Sprache. Die Zahl jener<br />

Autofahrerinnen und Autofahrer der<br />

Altersgruppe 65plus ist nicht jener<br />

Personenkreis, der die meisten Unfälle<br />

verursacht. Ausgehend von der Unfallstatistik<br />

aus dem Jahr 2021 ergibt das für<br />

diese Gruppe eine Gesamtzahl von 6.130<br />

Unfällen pro Jahr. Demgegenüber steht<br />

die Zahl der Unfälle in der Altersgruppe<br />

15 bis 24 Jahre mit 10.012 Unfällen. Die<br />

Altersgruppe der 45 bis 54-Jährigen<br />

weist eine Zahl von 5.917 auf. Trotzdem<br />

wird auf Vorschlag der EU-Kommission<br />

diskutiert, ob Menschen ab 70 Jahren alle<br />

fünf Jahre zum medizinischen Check<br />

müssen oder selbst eine Einschätzung<br />

über ihre Fahrtauglichkeit abgeben.<br />

„Diskriminierend und<br />

unverhältnismäßig“<br />

Für den Sprecher des ARBÖ Burgenland,<br />

Christian Frasz, ist eine gesetzliche<br />

Verpflichtung aus Sicht des ARBÖ nicht<br />

denkbar. „Die Geburtsurkunde ist ein<br />

schlechter Maßstab, um die Fahrtauglichkeit<br />

zu überprüfen. Aus Sicht des<br />

ARBÖ ist eine solche Maßnahme<br />

unverhältnismäßig und diskriminierend“,<br />

so Frasz gegenüber <strong>prima</strong>!. Man<br />

kann nicht auf Grund des Alters alle<br />

Verkehrsteilnehmer über einen Kamm<br />

scheren und es sei erwiesen, dass „ältere<br />

Verkehrsteilnehmer sich in ihrem<br />

Fahrverhalten durch eine situationsangepasste<br />

und vorausschauende Fahrweise<br />

auszeichnen.“<br />

Marcus Martschitsch ist Bürgermeister<br />

der Stadtgemeinde Hartberg und<br />

Fahrschulbesitzer. Eine generelle<br />

medizinische Pflichtüberprüfung lehnt<br />

auch er ab, plädiert aber für die Bewusstseinsbildung<br />

bei den Betroffenen.<br />

Wenn es Auffälligkeiten gibt, dann kann<br />

die Behörde (BH) nach Rücksprache und<br />

nach einem Hinweis der Polizei bereits<br />

jetzt eine Beobachtungsfahrt festsetzen.<br />

„Wir führen im Beisein eines Amtsarztes<br />

und unter Heranziehung eines Gutachters<br />

eine Beobachtungsfahrt durch und<br />

die Behörde muss nach Prüfung aller<br />

Fakten eine Entscheidung treffen“, so<br />

Martschitsch. Hier besteht allerdings das<br />

Problem, dass es in den einzelnen<br />

Bezirkshauptmannschaften immer<br />

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SEPTEMBER <strong>2023</strong> www.<strong>prima</strong>-magazin.at

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