prima! Magazin – Ausgabe September 2023
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INTERVIEW<br />
dern. Das Land hat klar als Förderungsvoraussetzung genannt,<br />
dass jede Mieterin und jeder Mieter einer geförderten Wohnung<br />
den Eigentumsanspruch haben muss, mit seiner ersten Miete<br />
bereits eine Kaufpreiszahlung leistet und dass jeder Mieter damit<br />
Eigentümer wird – zu den Herstellungskosten. Durch diese<br />
Vorgabe sind wir Gemeinnützigen de facto von der Wohnbauförderung<br />
ausgeschlossen. Hier entsteht ein eklatantes Missverhältnis<br />
zwischen dem Land als Wohnbauträger – das übrigens noch<br />
kein Projekt realisiert – und uns als gemeinnützige Wohnbauträger,<br />
die den sozialen Wohnbau bisher aufrechterhalten haben,<br />
aber nun die Förderungen gar nicht in Anspruch nehmen dürfen.<br />
Nicht jeder, der eine Wohnung übernimmt, will auch Eigentum<br />
erwerben. Ich verweise immer auf das Beispiel einer Startwohnung.<br />
Der Mieter einer Startwohnung soll in etwa nach fünf<br />
Jahren die Wohnung wieder frei machen für den nächsten jungen<br />
Menschen. Oder ich denke an die Mieterin einer Seniorenwohnung<br />
– der ist es nicht wichtig, Eigentum zu erwerben. Sie will<br />
eine Wohnung, die barrierefrei ist und die sie sich leisten kann.<br />
Das bedenkt der Förderungsgeber nicht. Mein Wunsch ist, dass<br />
das Land die Wohnbauförderungs-Richtlinie überdenkt.<br />
Sehen Sie Auswirkungen auf die Bautätigkeit?<br />
Die Bautätigkeit lässt massiv nach. Zwischen den Baustarts im<br />
ersten Halbjahr 22 und jenen im ersten Halbjahr 23 liegen Welten.<br />
Beim Wohnungsbau sind es um fast 2/3 weniger. Jetzt spürt es<br />
der Baumeister, wenn auf einmal die Aufträge nachlassen. Das<br />
Baunebengewerbe spürt es noch nicht, weil die noch die Aufträge<br />
vom Vorjahr haben. Aber die Nicht-Baubeginne heuer wirken<br />
sich in der Folge auf alle aus. Das wird mit ein Grund sein, dass<br />
man das Land von einem Umdenken überzeugen muss. Die<br />
Mitarbeiter auf den Baustellen sind die Leidtragenden. Wir sehen<br />
unseren Auftrag darin, leistbares Wohnen zu schaffen. Weil die<br />
Nachfrage nach Wohnungen ja weiter besteht und auch, weil wir<br />
der Wirtschaft eine Sicherheit geben müssen.<br />
Würden Sie bestätigen, dass sich die OSG in jene Branchen<br />
einreiht, die derzeit massiv zu spüren bekommen, dass das<br />
Land mit über 80 Gesellschaften in die Wirtschaft eingreift?<br />
Wenn ich sagen würde, dass ich das nicht so sehe, würde ich dem<br />
widersprechen, was ich vorher gesagt habe. Für uns ist der Fokus<br />
immer die Leistbarkeit. Unsere Leerstandsquote liegt bei 0,4<br />
Prozent und die Vergabequote im Neubau bei 96 Prozent. Das sind<br />
nachweisbare Indikatoren, dass die Leistbarkeit bei uns gegeben ist.<br />
Wir haben in einem Interview vor rund einem Jahr über Ihre<br />
Pension gesprochen. Denken Sie daran?<br />
Ich werde im <strong>September</strong> 62, fühle mich aber absolut nicht in diesem<br />
Alter. Die Aufgabe hier im Unternehmen ist derart spannend und<br />
fordert mich – aber sie freut mich auch. Ich komme mit unheimlich<br />
vielen Menschen zusammen. Das liebe ich und ich glaube, das merkt<br />
man. Ich hab gar keine Zeit, an die Pension zu denken – das kann ich<br />
mir gar nicht vorstellen. Aber das verrückte Leben, um halb vier<br />
Uhr aufzustehen und ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn es<br />
einmal fünf Uhr wird, das wird auf Dauer nicht gehen. Aber derzeit<br />
mache ich noch immer meine 16 bis 18 Stunden pro Tag und meine<br />
80.000 Kilometer pro Jahr. Es macht mir unheimlich Spaß.<br />
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