prima! Magazin – Ausgabe September 2023
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PORTRÄT<br />
Foto © Nico Mühl<br />
Der gebürtige Holländer Piet Cortie lebt seit über 20 Jahren in Spitzzicken im Südburgenland. Wenn seine Mutter (82!) auf Besuch kommt, ist eine Radtour fix am Programm.<br />
„Es gibt kein schlechtes Wetter,<br />
nur die falsche Kleidung“<br />
Piet Cortie ist gebürtiger Niederländer und als solcher ist ihm das Radfahren praktisch in die<br />
Wiege gelegt. Seit 20 Jahren lebt er in Spitzzicken im Südburgenland und auch hier ist er hauptsächlich<br />
mit dem Fahrrad unterwegs. Warum er seit 52 Jahren mit Freude in die Pedale tritt und<br />
was Österreich noch an Radfahrkultur zu lernen hat – <strong>prima</strong>! hat ihn besucht.<br />
Saskia Kanczer<br />
Mitunter die schönsten Erlebnisse im<br />
Leben hat Piet Cortie seinem Fahrrad zu<br />
verdanken. Mit seiner Mutter hat er vor<br />
ein paar Jahren die Paradiesroute im<br />
Südburgenland absolviert. 260 Kilometer<br />
in drei Tagen. „Das war eine schöne<br />
Erfahrung, die wir miteinander erlebt<br />
haben. Meine Mutter war zu der Zeit schon<br />
Mitte 70, aber für uns Holländer ist das<br />
Radfahren eine Selbstverständlichkeit und<br />
eine Freude. Beim Radfahren nimmt man<br />
seine Umwelt besser wahr und fühlt sich<br />
mit der Natur verbunden. Diese besonderen<br />
Augenblicke mit meiner Mutter zu<br />
erleben, bedeutet mir sehr viel“, erinnert<br />
sich Piet mit einem Lächeln.<br />
Der zwei Meter große Piet Cortie wurde in<br />
den Niederlanden geboren und fährt<br />
gefühlt ein Leben lang schon Fahrrad.<br />
„Sobald man laufen konnte, wurde man<br />
aufs Rad mit Stützrädern gesetzt und<br />
schon ging es los“, erzählt er. Jeden Tag<br />
fuhr er 16 km in die Schule und wieder<br />
zurück. Die Infrastruktur ist darauf<br />
ausgelegt. Es ist üblicher, sich aufs Rad zu<br />
setzen als ins Auto. In Österreich ist das<br />
Gegenteil der Fall. Man muss überall mit<br />
dem Auto hinkommen, erklärt Piet. Wenn<br />
er sieht, dass Autofahrer vor einem<br />
Geschäft mehrere Runden fahren, um<br />
einen Parkplatz direkt beim Eingang zu<br />
ergattern, muss er lachen. Diese Mentalität<br />
ist ihm bis heute fremd geblieben, auch<br />
wenn er schon über 20 Jahre hier lebt.<br />
Aufs Auto greift er nur selten zurück. „Ich<br />
arbeite in Fürstenfeld als Elektriker und<br />
habe einen Firmenwagen, aber dennoch<br />
fahre ich so viel wie möglich mit dem Rad.“<br />
In den warmen Monaten fährt er bis zu<br />
300 Kilometer in der Woche. Selbst<br />
Schnee und Regen halten ihn nicht zurück.<br />
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SEPTEMBER <strong>2023</strong> www.<strong>prima</strong>-magazin.at