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Holzmarkt 2023/03

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FORSTWIRTSCHAFT/SOFTWARE, IT<br />

HOLZTROCKNUNG<br />

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Was uns Ultraschall über den Wald erzählt<br />

Die Folgen der Klimakrise setzen Wälder unter Druck. Die Trockenperioden werden stärker und häufen sich. Wie gehen<br />

Buchen und Fichten damit um? Das findet Biologin Barbara Beikircher unter anderem mit Ultraschall heraus. Dabei hat sie<br />

festgestellt, dass ausgetrockneten Fichten irgendwann auch Wasser nicht mehr helfen könnte.<br />

„Wir wollen wissen, wie sich Buchen und Fichten entwickeln, wenn durch den<br />

Klimawandel Trockenheit häufiger und intensiver wird – und ob sich die Bäume<br />

erholen können, wenn sie wieder Wasser zur Verfügung haben“, erklärt Barbara<br />

Beikircher von der Universität Innsbruck. Die Biologin forscht an einem besonderen<br />

Ort – dem Kranzberger Forst nördlich des Münchner Flughafens.<br />

Ihre Forschung ist Teil des Kranzberg Roof Experiment (KROOF) – eines breit angelegten<br />

Forschungsprojekts, das WissenschaftlerInnen des Helmholtz-Zentrums<br />

München und der Technischen Universität München im Jahr 2010 initiierten. Internationale<br />

Forschende ergründen darin, wie Wälder mit Trockenstress umgehen.<br />

Der Wissenschaftsfonds FWF förderte Barbara Beikirchers Teilprojekt „Trockenheitsanpassung<br />

und Erholung von Buche und Fichte“, das sie mit ihren Projektpartnern<br />

Rainer Matyssek und Thorsten Grams von der TU München durchführt.<br />

Im ehemaligen Wirtschaftswald wählten die Forschenden zwölf Teilflächen aus.<br />

Auf ihnen wachsen 70 bis 90 Jahre alte Buchen und Fichten. Der Boden rund um<br />

jede dieser Flächen wurde jeweils mit einer wasserdichten Plane bis zu einem Meter<br />

tief umschlossen, sodass seitlich kein Wasser eindringen konnte. Und automatische<br />

Dächer auf sechs dieser Teilflächen hielten im Zeitraum von 2013 bis 2019<br />

Wasser vom Boden ab. Im Sommer 2019 wurden alle Dächer geöffnet und alle Flächen<br />

bewässert. Die Forschenden konnten zudem mit einem Kran rund um die Uhr<br />

auf die Baumkronen in den beforschten Teilflächen zugreifen. „Es gibt nur ganz<br />

wenige Orte weltweit, wo man so forschen kann“, sagt Barbara Beikircher.<br />

Wie verdurstet ein Baum?<br />

Wasser wird über die Wurzeln aufgenommen und im Holzteil zu den Blättern transportiert.<br />

Diese haben kleine Spaltöffnungen. Sind diese geöffnet, kann der Baum<br />

CO 2<br />

aufnehmen, gleichzeitig verdunstet Wasser. „Man könnte ganz salopp sagen:<br />

Unter Trockenstress ist der Baum immer zwischen Verhungern und Verdursten.<br />

Sind die Spaltöffnungen geschlossen, verhungert er. Sind sie geöffnet, verdurstet<br />

er, wenn nicht ausreichend Wasser von unten nachkommt“, erklärt Beikircher.<br />

Die starke Haftung der einzelnen Wassermoleküle sorgt dafür, dass Wasser,<br />

angetrieben durch die Verdunstung an der Blattoberfläche passiv von den Wurzeln<br />

in die Blätter gelangt. Dieser Transport geschieht im Holz des Baumes, das<br />

sich aus vielen verholzten, lang gestreckten Zellen – den Tracheiden und Tracheen<br />

– zusammensetzt. Diese Leitgefäße sind im Fall der Fichte nur wenige<br />

Millimeter lang und wenige Mikrometer dick, verlaufen parallel zueinander nach<br />

oben und sind miteinander verbunden.<br />

Embolie der Leitgefäße<br />

„Dieses Leitungssystem funktioniert nur so lange, wie die Wasserfäden in den<br />

Leitgefäßen erhalten bleiben. Reißen sie, gelangt Luft in die Leitgefäße und der<br />

Wassertransport kommt zum Erliegen. Wir sprechen dann von Embolien“, so<br />

Barbara Beikircher. Das Reißen eines feinen Wasserfadens in den Leitgefäßen<br />

erzeugt ein Geräusch im Ultraschallbereich. Um dieses zu hören, verkabelten die<br />

Biologin und ihr Team Bäume von der Wurzel bis zur Krone mit Ultraschallsensoren.<br />

In diesem Ausmaß wurde ein solcher Freilandversuch noch nie durchgeführt.<br />

Brechen Hunderttausende feine Wasserfäden, ist das noch kein Problem. Leitgefäße<br />

können sich wieder befüllen oder andere ihre Wasserleitung übernehmen.<br />

Das funktioniert allerdings nur eingeschränkt, erläutert Beikircher: „Ab einem<br />

Schwellenwert sind so viele Leitgefäße mit Luft gefüllt, dass der Wassertransport<br />

zum Erliegen kommt. Dann kann der Baum auch absterben.“<br />

Foto: Uni Innsbruck/Beikircher<br />

Ächzende Fichte<br />

Nach einigen Tagen der Messungen konnte sie bei den trockengestressten Bäumen<br />

deutlich mehr Signale feststellen als bei den Kontrollbäumen. „Außerdem<br />

wurden bei den Fichten um ein Vielfaches mehr Signale verzeichnet als bei den<br />

Buchen. Vermutlich taten sich Buchen durch ihre tiefen Wurzeln deutlich leichter,<br />

Wasser aus der Tiefe zu holen“, sagt Barbara Beikircher.<br />

Auch innerhalb eines Baumes hörte die Biologin Unterschiede. In den Wurzeln<br />

gab es kaum Signale, in der Krone viele. „Das bestätigt unsere Theorie, dass<br />

Embolien zunächst in der Krone auftreten, denn die Wasserpotenziale sind dort<br />

niedriger“, so die Biologin. Die trockengestressten Fichten zeigten zudem eine<br />

verringerte Leistung der Fotosynthese. Sie wuchsen deshalb nur wenige Zentimeter<br />

im Jahr. „Hätten wir sie länger gestresst, wären bestimmt mehrere Bäume<br />

abgestorben“, ist Beikircher sicher.<br />

Der Blick ins Innere<br />

Für eine weitere Methode, die elektrische Widerstandstomografie, schlugen die<br />

Biologin und ihr Team rund um Baumstämme Nägel ein, an denen Elektroden<br />

befestigt wurden. Über diese Elektroden legten sie Strom an und erfassten elektrische<br />

Widerstände. Da der elektrische Widerstand auch von der Feuchtigkeit<br />

abhängt, kann die Verteilung von Wasser im Inneren des Stammes so bildlich dargestellt<br />

werden. Dabei sahen sie: Im Stamm trockengestresster Bäume war deutlich<br />

weniger Wasser verfügbar als bei den Kontrollbäumen. Fichten waren zudem<br />

mehr beeinträchtigt als Buchen.<br />

Die Forscher erlangten so eine weitere wichtige Erkenntnis. Während alle klassisch<br />

untersuchten Parameter darauf hindeuteten, dass die trockengestressten<br />

Fichten sich erholen, wenn sie wieder Wasser erhalten, offenbarte die Widerstandstomografie<br />

das Gegenteil. „Als wir ins Detail gingen, haben wir gesehen:<br />

Die äußeren Bereiche waren gut versorgt. Aber das innenliegende Kernholz, das<br />

als Wasserspeicher dient, war entleert. Der Baum hat Wasser nach außen geleitet,<br />

um die Äste und Blätter weiter versorgen zu können. Auch nach einem Jahr<br />

konnten sich diese inneren Speicher nicht wieder befüllen“, erklärt Beikircher. In<br />

einem Folgeprojekt will das Forscherteam nun herausfinden, ob sich die Speicher<br />

wieder füllen können. Geht das nicht, könnten bei zukünftigen Dürreereignissen<br />

Bäume früher absterben.<br />

Lektionen für die Klimakrise<br />

Was lässt sich durch ihre Forschung über Waldbewirtschaftung in der Klimakrise<br />

lernen? „Unsere Messungen bestätigen, dass Fichten-Monokulturen an trockenen<br />

Standorten keine Zukunft mehr haben“, resümiert Barbara Beikircher. Zusätzliche<br />

Untersuchungen in der Klimakammer an dreijährigen Fichten zeigten<br />

zudem, dass sich die Jungbäume bei starker, langer Trockenheit nicht mehr erholen<br />

können und absterben. Im Wald könnten sie es schwer haben, nachzuwachsen.<br />

Dazu kommt: Trockenheit macht anfällig für Schädlinge und Krankheiten.<br />

Auch einige Fichten im Kranzenberger Forst erlagen dem Borkenkäfer. Sie waren<br />

zu schwach, um ausreichend Abwehrstoffe zu produzieren.<br />

Publikationen<br />

Knüver T., Bär A., Ganthaler A., Gebhardt T. et al.: Recovery after long-term<br />

summer drought: Hydraulic measurements reveal legacy effects in trunks of Picea<br />

abies but not in Fagus sylvatica, in: Plant Biology 2022<br />

Hesse BD., Gebhardt T., Hafner BD., Hikino K. et al: Physiological recovery of<br />

tree water relations upon drought release – response of mature beech and spruce<br />

after five years of recurrent summer drought, in: Tree Physiology 2022<br />

Tomasella M., Beikircher B., Häberle KH., Hesse B. et al.: Acclimation of branch<br />

and leaf hydraulics in adult Fagus sylvatica and Picea abies in a forest through-fall<br />

exclusion experiment, in: Tree Physiology 2017<br />

3/<strong>2023</strong><br />

Holzwerke Ladenburger in Kerkingen (Deutschland).<br />

Rekordprojekt für Mühlböck<br />

Fünf Kanaltrockner von Mühlböck Holztrocknungsanlagen in Eberschwang gehen bis 2025 in zwei Ausbaustufen an<br />

die Holzwerke Ladenburger in Kerkingen. Das ist das größte Projekt der Unternehmensgeschichte des Innviertler<br />

Holztrocknungsspezialisten.<br />

Holzwerke Ladenburger (Deutschland) bestellte Ende 2022 für seinen Standort<br />

in Kerkingen fünf Kanaltrockner von Mühlböck Holztrocknungsanlagen mit<br />

einem Gesamtauftragswert von über zehn Millionen Euro. Die Holzwerke Ladenburger<br />

zählen in Deutschland zu den größten Produzenten von Konstruktionsvollholz<br />

(KVH) und Brettschichtholz (BSH) und beschäftigen an vier Standorten in<br />

Deutschland rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Geordert wurden fünf Mühlböck Kanaltrockner der Variante DYNAMIC 1306 PRO,<br />

die nun in den kommenden Jahren in zwei Ausbaustufen am Sägewerk in Kerkingen<br />

montiert werden: Zuerst sollen zwei Kanaltrockner für BSH bis Mitte 2024 in<br />

Betrieb genommen werden (gemeinsame Trocknungskapazität ca. 121.000 m³/a).<br />

Mit Ausbaustufe 2 sollen dann drei weitere Kanaltrockner für KVH bis Anfang<br />

2025 anlaufen (Trocknungskapazität insgesamt bis zu 144.000 m³/a). „Neben der<br />

für uns optimalen, vereinbarten Lieferzeit, den Trocknungsgarantien und dem<br />

technischen Know-how bei Mühlböck war für uns vor allem die Energieeffizienz<br />

der Kanaltrockner DYNAMIC 1306 PRO ausschlaggebend für unsere Entscheidung“,<br />

betont Dr. Christoph Rettenmeier, Prokurist und Projektleiter bei Ladenburger.<br />

„Die neuen Kanaltrockner fügen sich damit hervorragend in den Fokus<br />

unseres Unternehmens auf Ressourcenschonung und Klimaschutz ein.“<br />

Einsparungen bei Energiebedarf und hohe Trocknungsqualität<br />

Die Mühlböck Kanaltrockner DYNAMIC erreichen in dieser Ausführung durch die<br />

innovative Wärmerückgewinnung einen sehr hohen Effizienzgrad: Das Einsparungspotential<br />

für den Wärmeverbrauch wird beim Trocknungssystem 1306 PRO<br />

je nach Trocknungscharge, Außentemperatur und anderen Einflussfaktoren mit<br />

bis zu 25 % angegeben.<br />

„Zusätzlich sorgt die Mühlböck Regelung K5 in Kombination mit dem Intelli-<br />

Vent System dafür, dass Unterschiede in der Anfangsfeuchte bei gleichbleibender<br />

Taktzeit exakt auf die definierten Endfeuchten getrocknet werden“, formuliert<br />

man bei Mühlböck einen weiteren Kundennutzen. Gemeinsam mit der schonenden<br />

Trocknung in einem Kanaltrockner sorgt dies für höchste Holzqualität bei<br />

gleichzeitig bestmöglicher Feuchtestreuung.<br />

Zahlreiche Vorteile durch individuelle Transportlösung<br />

Eine weitere technische Besonderheit im Auftrag von Holzwerke Ladenburger<br />

stellt das von Mühlböck entworfene Transportsystem dar. Das innovative Beschickungs-<br />

und Fördersystem wurde speziell nach Kundenwünschen auch um eine<br />

Paketrückführung erweitert und wird künftig für einen vollautomatischen Transport<br />

der Holzstapel über den gesamten<br />

Trocknungsprozess sorgen. „Diese individuelle Lösung ermöglicht es unserem<br />

Kunden, den Staplerverkehr in seinem Produktionsprozess zu minimieren und<br />

die Kanaltrockner optimal in seinen Produktionsfluss zu integrieren“, so Richard<br />

Mühlböck, Geschäftsführer von Mühlböck Holztrocknungsanlagen. Das komplette<br />

Fördersystem ist wetterfest überdacht. Zudem reduzieren sich mit dieser Lösung<br />

der interne Transport- und Personalaufwand im Bereich der Trocknung und<br />

die dabei anfallenden Lärmemissionen bei Holzwerke Ladenburger erheblich.<br />

3/<strong>2023</strong> www.holzmarkt-online.at<br />

Foto: Ladenburger

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