Holzmarkt 2023/03
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ENERGIETRÄGER HOLZ<br />
ENERGIETRÄGER HOLZ<br />
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Fotos: KORNTEC® GmbH<br />
Die Silo-Lagerung von Holzpellets hat gegenüber der Lagerung in Hallen viele Vorteile bezüglich Qualität und Effizienz.<br />
Holzpellets in Siloanlagen – Mehr Nachhaltigkeit,<br />
mehr Qualität und weniger Kosten<br />
Warum ein Brennstoffhändler aus dem Schwarzwald auf eine Siloanlage zur Einlagerung von Holzpellets setzte und damit die<br />
Energiekosten erheblich senken konnte.<br />
Ein geschlossener Verladebalg reduziert die<br />
Staubemission.<br />
Gummikappen an allen Stahlträgerabschlüssen erhöhen<br />
die Sicherheit.<br />
Lager- und Entnahmesilo mit umlaufender Treppe vom<br />
Boden bis zur Laufsteg-Brücke.<br />
Holzpellets sind aktuell gefragter denn je: Im<br />
ersten Halbjahr 2022 wurden in Deutschland mit<br />
1,75 Millionen Tonnen so viele produziert wie nie zuvor.<br />
Grund für die steigende Nachfrage sind neben<br />
attraktiven staatlichen Förderungen für Pelletheizungen<br />
vor allem die steigenden Energiekosten<br />
und der Wunsch der Verbraucher nach mehr Unabhängigkeit<br />
von fossilen Energiequellen und den<br />
Energieversorgern. Und vor allem überzeugen viele<br />
die ökologischen Vorteile: Pellets bestehen aus gepressten<br />
Reststoffen der Holzindustrie – vornehmlich<br />
aus Nadelholz mit hohem Harzanteil. Sie lassen<br />
sich mit relativ geringem Energieeinsatz herstellen.<br />
Zudem verbrennen sie beim Endkunden praktisch<br />
CO 2<br />
-neutral sowie rückstandsfrei – bei der Verbrennung<br />
bleiben nur rund 0,5 Prozent als Asche übrig.<br />
Und auch ihr Heizwert ist mit 4,8 Kilowattstunden<br />
pro Kilogramm (kWh/kg) höher als zum Beispiel bei<br />
Scheitholz.<br />
Diese Vorteile können die Pellets aber nur ausspielen,<br />
wenn sie optimal verbrennen. Dafür gibt es<br />
in Europa diverse Normen (in Österreich die ÖNORM<br />
M 7135, in Deutschland vor allem die EN-A1). Diese<br />
schreiben neben der Länge (zwischen 3 und 30 mm)<br />
auch die Abriebfestigkeit vor. Denn: Nur wenn die<br />
Pellets eine stabile, homogene und feste Form haben,<br />
können sie optimal verbrennen und somit den<br />
gewünschten Heizwert erzielen. Je mehr Abrieb und<br />
Holzmehl hingegen in den Brennraum gelangen, desto<br />
schlechter der Wirkungsgrad der Pelletheizung.<br />
Ausgangslage<br />
Genau das ist für viele Händler eine Herausforderung:<br />
Hier werden die Pellets in der Regel in großen<br />
Hallen gelagert und mit Radladern auf Förderbänder,<br />
Teleskoplader oder direkt in Big Bags beziehungsweise<br />
auf den Lkw verladen. Dabei zermahlen<br />
die tonnenschweren Fahrzeuge einen großen Teil der<br />
Pellets – mit entsprechenden Folgen für die Qualität.<br />
Immer mehr Betriebe setzen deshalb auf die Lagerung<br />
der Pellets in großen Siloanlagen. Auch<br />
Uwe Kammerer, Geschäftsführer des Brennstoffhandels<br />
Schwarzwaldbriketts in Königsfeld, hat sich<br />
für so eine Anlage entschieden.<br />
Seine Firma lagert die von den Herstellern angelieferten<br />
Pellets ein und liefert sie mit der eigenen<br />
Lkw-Flotte bedarfsgerecht an die Endkunden. „Um<br />
die steigende Nachfrage effizient bedienen zu können,<br />
wollten wir in eine neue Siloanlage investieren.<br />
Diese sollte unsere internen Abläufe durch eine hohe<br />
Förderleistung effizienter gestalten, dabei das Fördergut<br />
maximal schonen und zudem unseren Ansprüchen<br />
in Sachen Nachhaltigkeit gerecht werden.“<br />
Umsetzung<br />
Mit der kompletten Planung, der Erstellung der Statik<br />
für Silos und Betonfundamente, der Auslegung<br />
der Anlagentechnik, der elektrotechnischen Installation<br />
sowie der baulichen Ausführung beauftragte<br />
Kammerer die Firma KORNTEC® aus der Wedemark<br />
bei Hannover. In rund viermonatiger Bauzeit<br />
realisierte KORNTEC® eine Siloanlage, die eine<br />
hohe Förderleistung in Annahme und Beladung mit<br />
maximal schonendem Transport kombiniert – und<br />
zugleich eine hohe Energieeinsparung ermöglicht.<br />
Annahme<br />
Die Anlieferung erfolgt über eine Annahmegosse.<br />
Das ist für die Anlieferbetriebe deutlich zeitsparender<br />
und komfortabler als eine Verladung in Big Bags<br />
oder aufwendiges Manövrieren in einer Lagerhalle.<br />
Die Pellets können so einfach in die Annahmegosse<br />
gekippt werden. Die Einhausung der Gosse mit<br />
einer Annahmehalle reduziert die Staubentwicklung<br />
deutlich.<br />
Annahmeförderung<br />
Durch den Annahmetrichter unter der Gosse gelangen<br />
die Pellets auf einen unterirdischen Trogkettenförderer.<br />
„Diesen haben wir ganz bewusst<br />
deutlich größer ausgelegt als erforderlich“, erläutert<br />
Christoph Pundsack, Geschäftsführer von KORNTEC®.<br />
Angesichts der normalerweise angelieferten Pelletmengen<br />
wäre eine Förderleistung von 25 bis 30 Tonne/Stunde<br />
durchaus ausreichend gewesen, stattdessen<br />
hat der Förderer aber eine Förderkapazität, die<br />
2,5 Mal höher ist. „Dadurch können wir den Antrieb<br />
mit erheblich geringerer Leistung und geringerer<br />
Fördergeschwindigkeit bzw. Drehzahl fahren.“<br />
Das hat zwei entscheidende Vorteile: Zum einen ist<br />
der Transport viel schonender für das Fördergut: Die<br />
Pellets können sich besser über die Breite des Förderers<br />
verteilen, so gibt es deutlich weniger Bruch.<br />
Zum anderen sorgt das für eine erhebliche Energieeinsparung.<br />
„Für den gesamten Transport von der<br />
Annahmegosse bis ins Silo sowie bei der entsprechenden<br />
Verladestrecke liegt der Energiebedarf pro<br />
Stunde bei lediglich 0,5 Kilowatt/Tonne. Wir haben<br />
berechnet, dass wir damit die transportbedingten<br />
Betriebskosten im Vergleich zur Ein- und Auslagerung<br />
in einer Halle um rund 75 Prozent reduzieren“,<br />
so Pundsack. Hinzu kommen die aus dem reduzierten<br />
Energieverbrauch resultierenden geringeren<br />
CO2-Emissionen.<br />
Am Ende des Annahme-Trogkettenförderers übernimmt<br />
ein Becherelevator den Senkrechttransport<br />
in die Höhe: Auf einem 52 Meter langen Fördergurt<br />
sind pro Meter 7,5 Becher mit einem Volumen von je<br />
1.500 Gramm montiert, sodass eine ausreichend<br />
hohe Förderleistung gewährleistet ist. Oben angelangt,<br />
werden die Pellets auf einen Horizontalförderer<br />
übergeben, der diese in die Silos befördert.<br />
Lagerung<br />
Der Horizontalförderer entlädt die Pellets in<br />
zwei große Lagersilos mit einem Volumen von je<br />
2.460 Kubikmetern und einer Kapazität von<br />
1.600 Tonnen Pellets. Die Silos besitzen jeweils eine<br />
integrierte Temperaturmesseinheit mit 25 Messpunkten,<br />
um den sicherheitsrelevanten Grenzwert<br />
von 40° C Pellet-Temperatur permanent zu kontrollieren.<br />
Zusätzlich hat KORNTEC® einen Belüftungsboden<br />
realisiert, sodass die Silos im Notfall von<br />
unten belüftet werden können.<br />
Auch die Wartung der Silos hat KORNTEC® vereinfacht:<br />
Statt der üblichen Senkrecht-Leitern verbaute<br />
das Unternehmen standardmäßig umlaufende<br />
Treppen vom Boden bis zur Laufsteg-Anlage. Zentrale<br />
Schaltanlagen für alle elektrischen Anschlüsse<br />
und Verbraucher der Anlage erhöhen den Wartungsund<br />
Bedienkomfort der vollautomatischen Steuerung.<br />
Gesteuert wird die gesamte Anlage über eine<br />
SPS Simatic S7. Im Bedarfsfall können alle Befehle<br />
smart via Fernwartung gesteuert werden.<br />
Entnahmeförderung<br />
Zur Entnahme gelangen die Pellets in einen Trogkettenförderer,<br />
der in einem eigens dafür gebauten<br />
unterirdischen Förderschacht installiert wurde. „Üblicherweise<br />
werden solche Förderer auf dem Boden<br />
liegend montiert“, erklärt Pundsack, „wir haben uns<br />
stattdessen für eine hängende Deckenmontage mit<br />
unserem neuen Stahlträgersystem entschieden.<br />
Denn das ist deutlich wartungsfreundlicher, da alle<br />
Komponenten frei zugänglich sind und auch der<br />
Boden unter der Anlage viel komfortabler gereinigt<br />
werden kann.“<br />
Auch an die Sicherheit wurde gedacht: Alle Kabel<br />
sind fest am Trägersystem geführt, sodass es keine<br />
Stolperfallen gibt, sämtliche Träger-Abschlüsse sind<br />
mit auffälligen Gummikappen geschützt. Über einen<br />
Becherelevator werden die Pellets dann wieder in die<br />
Höhe gefördert und landen in einem Verladesilo mit<br />
145 Kubikmeter Volumen.<br />
Entnahme<br />
Zur Beladung kann der Lkw den Entnahmesilo komfortabel<br />
unterfahren und die Beladung ferngesteuert<br />
starten. Ein Verladebalg sorgt dafür, dass die Beladung<br />
praktisch staubfrei vonstattengeht. „Zudem hat<br />
uns KORNTEC® ein Rotationssieb installiert. Das filtert<br />
vor der Verladung in den Lkw alle Feinbestandteile<br />
heraus, das sind in etwa 0,3 bis 1,0 Prozent der Beladungsmenge“,<br />
sagt Kammerer. „So steigern wir die<br />
Qualität der ausgelieferten Ware, zudem können wir<br />
die Feinbestandteile erneut in die Verpressung neuer<br />
Pellets geben – so geht einfach nichts verloren.“<br />
Nachhaltige Peripherie<br />
Nachhaltigkeit war allen Projektbeteiligten von Anfang<br />
an besonders wichtig – kein Wunder bei einem<br />
Unternehmen, dessen Geschäftszweck der Handel<br />
mit einem nachhaltigen Holzbrennstoff ist. Auch deshalb<br />
fiel die Wahl auf eine Silolösung: „Natürlich wird<br />
dafür erst mal eine Menge Stahl verbaut“, bilanziert<br />
Kammerer, „aber in Summe dürfte das vergleichbar<br />
sein mit dem Rohstoff, den wir für eine neue Halle<br />
benötigt hätten.“ Christoph Pundsack ergänzt: „Der<br />
Flächenbedarf einer solchen Anlage ist deutlich geringer<br />
als bei einem Hallenbau.“<br />
Auch der Energiebedarf ist dank der intelligenten<br />
Anlagenauslegung geringer als üblich. Einen Großteil<br />
der erforderlichen Energie erzeugt die Firma mit<br />
einer eigenen PV-Anlage mit 50 kWp. „Im kommenden<br />
Jahr wollen wir die Anlage erweitern, sodass wir<br />
dann das Silo komplett autark und nachhaltig betreiben<br />
können“, so Betreiber Kammerer.<br />
Die mit dem Bauprozess verbundenen mobilitätsbedingten<br />
CO2-Emissionen hat KORNTEC® schon jetzt<br />
bilanziert und durch Investition in zertifizierte Klimaschutzprojekte<br />
kompensiert. Weiterer ökologischer<br />
Vorteil: „Im Prinzip ist unsere komplette Anlage recyclingfähig“,<br />
sagt Christoph Pundsack. „Weil wir aber nur<br />
langlebige Qualität made in Germany verbauen, wird es<br />
bis dahin noch ein paar Jahrzehnte dauern.“ <br />
Korntec-Geschäftsführer Christoph Pundsack.<br />
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