Reportage FOTO: MAAG MUSIC & ARTS AG Singen, tanzen und noch verschiedene Rollen spielen – WAM im Erfolgsmusical «Sister Äct» auf der MAAG-Bühne. FOTOS: CHRISTIAN KNECHT VON VASISTAS.CH 26 SEESICHT 4/23 www.seesichtmagazin.ch
Walter Andreas Müller obwohl diese sicherlich sehr spannend ausfallen könnte. Angefragt wurde er bereits mehrmals, aber wozu eine Biografie? «Wenn ich jetzt ein Hollywoodstar wäre, der Menschen auf der ganzen Welt begeistert, aber so? Ich übe einfach nur einen Beruf aus wie jeder andere auch.» Diese Haltung prägt ihn, wie auch ein weiteres für ihn sehr wichtiges Thema, wie er betont: Dankbarkeit. «Mir fiel irgendwie alles in den Schoss, ich musste nie kämpfen. Ich schaue wirklich auf ein glückliches und erfülltes Leben.» Wer aber nun meint, dieses Leben sei reibungslos abgelaufen, ohne jeglichen Schicksalsschlag, der sieht nur den Bühnenmenschen und nicht den Menschen Walter Andreas Müller. Über Privates spricht er aber nicht gerne, wohl auch, weil die Boulevardpresse reisserisch darüber berichtet hat, was überhaupt nicht in seinem Sinne gewesen ist. «Ich denke, dass wir sogenannten Komiker eine zweite, ernste Seite brauchen, um Leute zum Lachen zu bringen.» Eine Ernsthaftigkeit in der Auseinandersetzung mit dem Beruf, mit dem Leben, wie er ergänzt. Vielleicht auch noch seine Feinfühligkeit. «Ich bin nah am Wasser gebaut und ein emotionaler, hilfsbereiter Mensch.» Einer also, der sich mit dem Leben in all seinen Facetten auseinandersetzt. Und dies ist spürbar, wenn er seine Rollen mit Leben füllt. MEHRGLEISIG UNTERWEGS Wie schafft er das, dieses unglaubliche Pensum, diese Leistung auf der Bühne, spielend, tanzend, singend, mit einer jungen Musical-Crew, Abend für Abend? «Ich weiss es wirklich nicht. Ich tue absolut nichts dafür. Trainiere nicht, gehe in kein Fitnesscenter», sagt er und lacht. <strong>Das</strong> ist kaum zu glauben, wenn man ihn sieht, auf der Bühne, aber das mit dem Tanzen relativiert er sofort, wie es seine Art ist. «Ich sage immer, dass der Choreograf mit mir viel Geduld haben muss. Ich brauche lange, bis eine Choreo sitzt.» Was er dann aber auf der Bühne abliefert, ist wirklich beeindruckend, übrigens nicht nur, wenn er komische oder unterhaltsame Rollen spielt. Walter Andreas Müller hat immer wieder auch sogenannte ernste Rollen gespielt und auch darin überzeugt. Er weiss aber, dass man ihn auch mal auf seine komödiantischen Auftritte oder auf seine Globistimme reduziert. «Früher störte mich das, mittlerweile kann ich damit gut umgehen.» Er sei schliesslich immer mehrgleisig gefahren, mit Radio, Fernsehen, unterhaltsamen Stücken, aber auch ernsthaften Produktionen. Nur Film, da hat er irgendwie nie so richtig Fuss gefasst, wie auch andere bekannte Schauspielpersönlichkeiten in der Schweiz nicht. «Ich habe wahrscheinlich zu wenig die Klinken der Castingagenturen geputzt», so sein Fazit, «aber das liegt mir halt nicht.» METAMORPHOSEN Bekannt wurde WAM auch wegen seiner wunderbaren Parodien, zum Beispiel von Christoph Blocher. Angefangen habe das bei der Sendung Zweierleier mit Birgit Steinegger. «Da wurde mir erstmals so richtig bewusst, dass ich das kann.» Bereits als Kind habe er mit Sprachen gespielt, was er jetzt tut, geht aber weit über Sprache oder die reine «Ich denke, dass wir sogenannten Komiker eine zweite, ernste Seite brauchen, um Leute zum Lachen zu bringen.» In seinem Erdhaus fühlt WAM sich wohl und aufgehoben. FOTO: CLAUDIO BRENTINI SEESICHT 4/23 www.seesichtmagazin.ch 27