2023-09_RegioBusiness
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28 Firmen & Märkte<br />
September <strong>2023</strong> I Jahrgang 22 I Nr. 250<br />
Koch-Gruppe baut kräftig an<br />
Insgesamt vier neue Markenauftritte in zwei Gebäuden entstehen derzeit an den Standorten der Gruppe in Schwäbisch Hall und<br />
Crailsheim. Mit Yamaha als Partner steigt das Unternehmen in den Motorradhandel ein. VON MARIUS STEPHAN<br />
Bei der Koch-Gruppe rollen<br />
die Bagger: In Schwäbisch<br />
Hall entsteht derzeit ein<br />
neues Gebäude im Aschenhausweg.<br />
Der alte Seat-Betrieb musste<br />
weichen und macht einem Showroom<br />
Platz, der die Markenauftritte<br />
von Cupra und Seat parallel<br />
zeigt. „Das alte Gebäude war<br />
von 1967 und einfach auch nicht<br />
mehr auf der Höhe der Zeit“, erklärt<br />
Koch-Geschäftsführer Stefan<br />
Härterich. „Wir haben bis zur Kellerdecke<br />
abgerissen und errichten<br />
darauf den Neubau.“ Dieser<br />
bekommt „eine Workshop-Optik“,<br />
erzählt Härterich. Das heißt,<br />
dass der im Industriestil gestaltete<br />
Showroom eher an eine Lounge<br />
erinnert, als an ein Autohaus.<br />
„Unser Ziel war es, die Bürokratie<br />
so weit wie möglich vom Kunden<br />
fernzuhalten“, sagt Härterich.<br />
Die tatsächlichen Büroarbeitsplätze<br />
befinden sich deshalb alle<br />
auf einer Seite des Gebäudes hinter<br />
Glas, während das Verkaufsgespräch<br />
im offenen Raum stattfinden<br />
soll. Insgesamt werden die<br />
Marken Cupra und Seat auf zusammen<br />
über 300 Quadratmetern<br />
präsentiert.<br />
Neuer Geschäftsbereich<br />
startet im November<br />
Im Zuge dessen entsteht am gleichen<br />
Standort ein Motorradhaus<br />
für Verkauf und Service. Koch<br />
wird Vertragspartner der Marke<br />
Yamaha. Damit wächst das Portfolio<br />
nicht nur um eine weitere Marke,<br />
sondern nimmt mit dem Motorrad-Sektor<br />
eine komplett neue<br />
Einstieg: Die Koch-Gruppe will mit Yamaha erster Ansprechpartner für Zweiradfans im Landkreis werden. Der neue Geschäftsbereich entsteht im<br />
Neubau im Schwäbisch Haller Aschenhausweg.<br />
Visualisierung: Koch-Gruppe<br />
Sparte auf. Die dafür eigens gegründete<br />
„Koch Motorrad GmbH“<br />
ist zukünftig im gesamten Marktgebiet<br />
der Koch-Gruppe der Ansprechpartner<br />
für Motorradfahrer.<br />
Stefan Härterich wird als Geschäftsführer<br />
die neue Motorrad-<br />
Sparte vertreten. Die Eröffnung<br />
des neuen Motorrad-Standortes<br />
ist zusammen mit dem Neubau<br />
für die Marken Seat und Cupra<br />
im November geplant. „Motorräder<br />
verkaufen ist anders als Autos<br />
verkaufen“, weiß Härterich,<br />
der auch selbst mit dem Helm auf<br />
die Maschine steigt. Er will den<br />
professionellen Ansatz des Automobilbereichs<br />
auf den Verkauf<br />
von Motorrädern übertragen. Das<br />
Marktgebiet der Koch-Gruppe im<br />
Landkreis und darüber hinaus<br />
ist in Sachen Motorradhändler<br />
so etwas wie ein „weißer Fleck“<br />
auf der Landkarte. „Unsere über<br />
90-jährige Erfahrung im Automobilsektor<br />
möchten wir nutzen,<br />
um auch in Motorradbereich den<br />
Kunden einen optimalen Service<br />
sowie ein umfangreiches Angebot<br />
zu bieten. Ich habe immer gesagt:<br />
Wenn, dann machen wir es richtig“,<br />
erklärt Stefan Härterich. „Mit<br />
der Marke Yamaha vertreten wir<br />
künftig eine traditionsreiche und<br />
etablierte Motorradmarke mit hoher<br />
Zuverlässigkeit, emotionalen<br />
Produkten und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.“<br />
Darüber hinaus<br />
will das Unternehmen mit<br />
der Koch Motorrad GmbH im Servicebereich<br />
zusätzlich Reparatur<br />
und Kundendienst für Motorräder<br />
aller Marken anbieten.<br />
Der Neubau des Motorradbereiches<br />
wird in aktueller Yamaha-<br />
Corporate-Identity (CI) im selben<br />
Gebäude errichtet, in dem sich<br />
zukünftig die Marken Seat und<br />
Cupra präsentieren. Auf über 380<br />
Quadratmetern und zwei Stockwerken<br />
wird den Kunden zukünftig<br />
eine große Auswahl an motorisierten<br />
Zweirädern angeboten. Im<br />
Untergeschoss wird die ebenfalls<br />
komplett neue Motorradwerkstatt<br />
errichtet. Diese soll zunächst drei<br />
Hebebühnen-Arbeitsplätze für die<br />
Maschinen beinhalten. Erweiterung<br />
und weiterer Personalaufbau<br />
nicht ausgeschlossen.<br />
Die Koch Motorrad GmbH deckt<br />
die komplette Modellpalette von<br />
Yamaha ab. Von der 50-Kubikzentimeter-Klasse<br />
bis hin zu den<br />
schweren Motorrädern, ob Motorroller,<br />
Nakedbike, Adventurebike<br />
oder Superbike: Yamaha<br />
deckt den kompletten Marktbereich<br />
ab. „Wir fangen mit Yamaha<br />
an und müssen da erstmal<br />
reinkommen“. Perspektivisch will<br />
Härterich Servicearbeiten nicht<br />
nur für Yamaha-Motorräder anbieten,<br />
sondern für Maschinen aller<br />
Marken.<br />
Neubau für Skoda<br />
in Crailsheim<br />
In Crailsheim soll im Herbst der<br />
Neubau für den Skoda-Betrieb<br />
starten. „Wir errichten ein weiteres<br />
Gebäude neben dem Seat-<br />
Betrieb in Crailsheim“, sagt Stefan<br />
Härterich. Die Vertriebsverantwortung<br />
für Skoda liegt bereits<br />
seit der Übernahme von Auto-<br />
Meiser durch die Familie Kut bei<br />
der Koch-Gruppe. Die CI für den<br />
bestehenden Seat-Betrieb wird<br />
ebenfalls im Herbst an das neue<br />
Design angepasst.<br />
Zudem übernimmt die Koch-<br />
Gruppe zum Jahr 2024 zwei Nölscher-Standorte<br />
in Lohr bei Rothenburg<br />
ob der Tauber. Norbert<br />
Nölscher soll Gesellschafter<br />
bleiben, die Geschäftsführung<br />
der dann unter „Koch-Nölscher“<br />
firmierenden Niederlassungen<br />
übernehmen Stefan und Lutz<br />
Härterich. Das Autohaus war in<br />
Crailsheim Teil des Audi-Autohauses<br />
Model & Nölscher, das die<br />
Koch-Gruppe 2015 übernahm.<br />
Seitdem firmiert der Betrieb unter<br />
dem Namen Autohaus Crailsheim.<br />
Mit der Integration der beiden<br />
Nölscher-Standorte verfügt die<br />
Koch-Gruppe über 18 Standorte<br />
in fünf Landkreisen. Alle Mitarbeiter<br />
sollen übernommen werden.<br />
Die Zahl derer klettert damit<br />
über die Marke von 500.<br />
www.koch-autogruppe.de<br />
„Wir möchten gesund wachsen“<br />
Neubauten, Übernahmen und mehr Marken: Koch-Geschäftsführer Stefan Härterich spricht über die Hinzunahme des Motorradgeschäfts und<br />
den Konzentrationstrend in der Mobilitätsbranche. INTERVIEW VON MARIUS STEPHAN<br />
REGIOBUSINESS Herr Härterich,<br />
mit Yamaha als Partner steigt<br />
die Koch-Gruppe ins Motorradgeschäft<br />
ein und eröffnet damit einen<br />
neuen Geschäftszweig. Was<br />
hat Sie zu diesem Schritt veranlasst?<br />
STEFAN HÄRTERICH Das<br />
Marktgebiet, das wir mit unseren<br />
Standorten bedienen, ist gerade<br />
im Motoradsektor relativ schwach<br />
besetzt, obwohl seitens der Kundschaft<br />
rege Nachfrage besteht. Da<br />
sich die Mobilität von morgen<br />
nicht nur auf den Automobilsektor<br />
beschränkt, ist der Einstieg<br />
der Koch Autogruppe in das Motorradgeschäft<br />
eine sinnvolle Ergänzung<br />
unseres Angebotes. Zudem<br />
bin ich selbst leidenschaftlicher<br />
Motorradfahrer und werde<br />
daher mit ganzem Herzblut dafür<br />
sorgen, dass wir auch im Motorradsektor<br />
erfolgreich sein werden.<br />
REGIOBUSINESS Weshalb fiel<br />
die Wahl auf den japanischen<br />
Hersteller Yamaha?<br />
STEFAN HÄRTERICH Es kamen<br />
für uns nur Motorradmarken infrage,<br />
die nicht in unserem Markt<br />
oder dessen Peripheriegebieten<br />
vorhanden sind und die von ihren<br />
Markenwerten zur Koch Autogruppe<br />
passen. Nach einer umfangreichen<br />
Marktanalyse haben<br />
wir uns für die Marke Yamaha<br />
entschieden, da das Gesamtkonzept<br />
hier am besten zu uns passt.<br />
Ähnlich wie der VW-Konzern bietet<br />
Yamaha eine breite Modellpalette<br />
in fast allen Segmenten an.<br />
Da ist für jeden etwas Passendes<br />
dabei. Zudem ist Yamaha bekannt<br />
für hohe Verarbeitungsqualität bei<br />
fairen Preisen.<br />
REGIOBUSINESS Wie läuft das<br />
Geschäft mit der Mobilität denn<br />
im Moment?<br />
STEFAN HÄRTERICH Die Nachfrage<br />
nach Fahrzeugen ist immer<br />
noch hoch. Das Privatkundengeschäft<br />
hat sich jedoch aufgrund<br />
der überall gestiegenen Kosten<br />
und der hohen Inflation zu preisgünstigeren<br />
Fahrzeug-Varianten<br />
oder Gebrauchtfahrzeugen verlagert.<br />
Im Großkundengeschäft hat<br />
sich die Nachfrage nicht merklich<br />
verändert. Bei den E-Fahrzeugen<br />
bemerken wir derzeit eine Kaufzurückhaltung,<br />
da aufgrund der<br />
wegfallenden Prämien und der<br />
Unsicherheit bei den Lieferzeiten<br />
die Kunden vorsichtiger geworden<br />
sind.<br />
REGIOBUSINESS Mit mehreren<br />
Neubauten an verschiedenen<br />
Standorten und der Integration<br />
der zwei Nölscher-Betriebe<br />
im benachbarten Bayern ab 2024<br />
stehen bei Koch alle Zeichen auf<br />
Wachstum. Wie kommt es, dass<br />
die schwierige Wirtschaftslage infolge<br />
der internationalen Krisen<br />
Ihr Unternehmen kaum beeinflusst?<br />
STEFAN HÄRTERICH Das Kfz-<br />
Gewerbe befindet sich seit Jahren<br />
in einer Konzentrationsbewegung<br />
von kleinen Einzelbetrieben<br />
hin zu größeren Autohausgruppen.<br />
Aufgrund dieser Entwicklung<br />
möchten sich vermehrt Einzelbetriebe<br />
der Koch Autogruppe<br />
anschließen, um für die Zukunft<br />
richtig aufgestellt zu sein. Wir<br />
möchten aber „gesund“ wachsen,<br />
was bedeutet, dass sich jede<br />
Übernahme rechnen muss. Zudem<br />
übernehmen wir nur Betriebe,<br />
die in unser zusammenhängendes<br />
Marktgebiet passen. Alle<br />
Mobilitätsspezialist: Stefan Härterich verantwortet in der Koch-<br />
Gruppe die Marken Audi, Skoda, Seat, Cupra und Seat Mó sowie das<br />
neue Geschäft mit Yamaha-Motorrädern.<br />
Foto: Koch-Gruppe<br />
Betriebe, die die Koch Autogruppe<br />
ergänzt haben, sind zudem von<br />
sich aus auf uns zugekommen.<br />
Eine aggressive Expansionspolitik<br />
liegt uns fern. Ein weiterer Grund<br />
für das Wachstum der Koch-Gruppe<br />
ist, dass wir auf allen unseren<br />
Märkten, sofern es dort keine<br />
weiteren Konzernpartner gibt,<br />
mit allen Marken, die wir vertreten,<br />
präsent sein möchten, um<br />
so unseren Kunden das maximale<br />
Angebot bieten zu können. Der<br />
Kunde hat so nicht nur die Auswahl<br />
aus allen unseren Marken;<br />
jeder unserer Standorte hat Zugriff<br />
auf den gesamten Fahrzeugpool<br />
der Koch-Gruppe mit derzeit<br />
rund 1000 sofort verfügbaren<br />
Fahrzeugen.<br />
REGIOBUSINESS Woher<br />
kommt der von Ihnen angesprochene<br />
Trend hin zu großen Häusern<br />
und weg von der „kleinen<br />
Werkstatt um die Ecke“. Was sind<br />
die Gründe für diese Entwicklung?<br />
STEFAN HÄRTERICH Die<br />
Gründe für die Konzentrationsbewegung<br />
im Kfz Sektor liegen besonders<br />
in der immer komplexer<br />
werdenden Fahrzeugtechnik,<br />
die von den Handelspartnern höhere<br />
Investitionen abverlangt. Zudem<br />
werden die Standards, die<br />
die Hersteller an ihre Handelspartner<br />
stellen, immer strenger.<br />
Als Autogruppe verteilen sich diese<br />
steigenden Kosten auf mehreren<br />
Schultern. Auch haben größere<br />
Gruppen Synergieeffekte durch<br />
Zentralisierung übergreifender<br />
Abteilungen wie Buchhaltung,<br />
Marketing, IT oder Personal.