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JUNI 1980: Der Bundes-Torwart Sepp Maier lädt in München zu seinem Abschiedsspiel ein. Die Polizei und der Bundesgrenzschutz räumen die „Republik Freies Wendland”, ein Hüttendorf, das Atomkraftgegner auf dem Gelände der geplanten Atommülldeponie bei Gorleben errichtet hatten. Im Endspiel um den DFB-Pokal siegt die Fußballmannschaft von Fortuna Düsseldorf in Gelsenkirchen 2:1 über die Elf des 1. FC Köln. In Bonn präsentiert der Kanzlerkandidat der Unionsparteien, der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß, seine 21-köpfige Wahlkampfmannschaft. Der Postminister Kurt Gscheidle gibt den ersten Telebrief auf. Der autofreie Sonntag, zu dem Umweltorganisationen aufgerufen haben, findet in der Bundesrepublik kaum Resonanz. Die bayerische Staatsregierung droht mit der Kündigung des ARD-Vertrags, weil die Fernsehberichterstattung einseitig sei. Detlef Bülow bekommt in einem Quakenbrücker Geschäft eine Backpfeife. 18 | mq Ausgabe Herbst 2023
Schaukasten der Firma Bodemann an der Bahnhofstraße in den 1980ern Archiv Detlef Bülow FOTO BODEMANN Herta Bodemann † 1988 Archiv Stadtmuseum Von Detlef Bülow Die letzte Headline berichtet von einem Ereignis im Hause „Foto Bodemann“ an der Bahnhofstraße. Es war eine der letzten Begegnungen, die ich mit Herta Bodemann hatte, die aber zu einer bleibenden Erinnerung wurde. Ich war 21 Jahre alt und fotografierte schon einige Jahre, allerdings meistens mit der alten „Regula“- Kamera meines Vaters. Er hatte zwar auch eine Rolleiflex, doch dieses Schmuckstück überließ er mir nur ungern. Zwischenzeitlich hatte sich auf dem Fotomarkt viel verändert, deswegen träumte ich schon länger von einer eigenen Spiegelreflexkamera, dafür hatte ich auch schon etwas Geld auf die hohe Kante gelegt und wollte mir nun meinen Traum erfüllen. Da Herta Bodemann und mein Vater sich aus früheren Zeiten kannten, führte beim Kauf der neuen Kamera auch kein Weg am Haus der Fotografie in Quakenbrück vorbei. Mein Erzeuger bestand also auch darauf, mitzufahren, um beim Kauf dabei zu sein. Als wir den Laden betraten, wurden wir von Frau Wehmeyer empfangen, die aber, als sie meinen Vater sah, Herta dazu holte. Bevor ich allerdings mein Anliegen vortragen konnte, folgte ein Austausch alter gemeinsam erlebter Erinnerungen zwischen den beiden. So stand ich da vor dem Vitrinen-Schrank, der sich gegenüber dem Tresen befand und starrte auf eine Minolta, die es mir angetan hatte. Ganz nebenbei holte Frau Wehmeyer das Teil meiner Begierde aus dem Schrank und legte es in meine Hände. Da schallte es auch schon in meinen Ohren, denn Herta war das natürlich nicht entgangen und sie erhob Einspruch. Mit den Worten: „Die ist viel zu empfindlich für dich“ wurde mir auch schon wieder die Kamera, die ja eigentlich meine werden sollte, aus den Händen gerissen und die Minolta wurde kurzerhand durch eine Yashica ersetzt. „Das ist eine analoge Spiegelreflexkamera mit Zeitautomatik, einer ASA Einstellung von 25 bis 1600. Dazu bekommst Du dann noch das 35 – 105mm Objektiv, welches im Preis inbegriffen ist. Diese Kamera ist wesentlich robuster und genau das richtige für dich“, sprach sie und legte den Fotoapparat auf den Tresen. Danach widmete sie sich wieder meinem Vater und tat so, als wäre ich gar nicht anwesend. Dennoch war ich interessiert und nicht abgeneigt, denn der Preis für das schöne Teil lag unter dem, was ich eigentlich ausgeben wollte. Frau Wehmeyer erklärte mir noch anhand der Bedienungsanleitung die Kamera und ich war bereit für den Abschluss des Geschäfts. Als ich aber bezahlen wollte, schaltete sich mein Vater mit den Worten ein: „Da du ja in naher Zukunft Geburtstag hast, übernehme ich das.“ Das Grinsen in meinem Gesicht hielt noch über meinem Geburtstag an. Ungefähr drei Jahre später: Meine Yashica hatte in den Jahren immer gute Dienste geleistet, aber auch einiges durchmachen müssen. Wüstensand, Meerwasser, Wind und Wetter hatten ihre Spuren hinterlassen. Meine erste „Eigene“ im geladenen Zustand – auch heute noch jederzeit einsatzbereit. Foto: Detlef Bülow Ich kam gerade aus einem Urlaub zurück und bemerkte, dass die Bodenplatte der Kamera nur noch von einer Schraube gehalten wurde. Kurz gesagt: Es war höchste Zeit, dass das Ding überholt werden muss. So brachte ich Ausgabe Herbst 2023 mq | 19
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