Verfahrenstechnik 10/2023
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VORBEUGENDE ÜBERWACHUNGSSYSTEME<br />
WERKSTOFF UND<br />
BRENNSTOFF ZUGLEICH<br />
Holz ist sowohl als Werkstoff als auch Brennstoff etabliert. Eigenschaften, die dem<br />
aktuellen Zweck nicht dienlich sind wie die leichte Entzündbarkeit, lassen sich aber<br />
nicht ausblenden. Wird Holz nun als Werkstoff genutzt, müssen sicherheitsrelevante<br />
Kenngrößen überwacht und eingehalten werden, um eine unerwünschte<br />
Entzündung des Stoffes zu vermeiden.<br />
Das Entzünden von Holz kann Brände und Explosionen<br />
hervorrufen. Beide Ereignisse können verheerend sein –<br />
vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung und konstruktive<br />
Schutzmaßnahmen zur Schadensbegrenzung<br />
sind daher angezeigt. Für einen Verbrennungsprozess wird immer<br />
ein Brennstoff, Sauerstoff, passendes Mischungsverhältnis<br />
(Staubwolke) und eine Zündquelle benötigt. Vorbeugenden<br />
Brand- und Explosionsschutz erzielt man dadurch, dass mindestens<br />
eine dieser Voraussetzungen eliminiert wird. Ist dies der Fall,<br />
werden bereits Explosionsschutzmaßnahmen durchgeführt.<br />
Ist dieses jedoch dauerhaft nicht möglich, so bleibt ein Explosionsrisiko<br />
bestehen. Resultierend daraus ist eine Kennzeichnung<br />
des gefährdeten Bereichs (Zone 20, 21 oder 22) erforderlich.<br />
Schnell kommt bei gefährdeten Anlagen der konstruktive Explosionsschutz<br />
(zum Beispiel Druckentlastung und explosionstechnische<br />
Entkopplung) in den Sinn, um den Prozess abzusichern,<br />
Schäden zu begrenzen und Leben zu retten. So wie sich KFZ<br />
Unfälle mit Hilfe von Fahrassistenzsystemen mit einer höheren<br />
Wahrscheinlichkeit vermeiden lassen, wird bei vorbeugenden<br />
Maßnahmen nicht mehr der Unfall, sondern eine riskante Situation<br />
vorab erkannt und abgewendet. Die gleiche Logik findet<br />
auch im Brand- und Explosionsschutz Anwendung.<br />
GEERDET SEIN<br />
Verschiedene Entladungen sind dazu fähig, Staub/Luft-Gemische<br />
zu entzünden. Zur Vermeidung dieser muss stets auf eine<br />
ausreichende Erdung der unterschiedlichen Behälter, Anlagen<br />
und Maschinen geachtet werden. Im Fall einer pneumatischen<br />
Entladung eines Tankfahrzeuges können aufgrund der hohen Geschwindigkeiten<br />
auch hohe elektrostatische Potenziale entstehen,<br />
welche in der Lage sind, explosionsfähige Staubatmosphären<br />
zu entzünden. Dieses Risiko kann ausgeschlossen werden,<br />
indem Silo, Annahmestation und Fahrzeug geerdet werden. Da<br />
eine konstante Erdverbindung am Fahrzeug selbst nicht möglich<br />
ist, werden hierfür Erdungsüberwachungssysteme eingesetzt. Eine<br />
beispielhafte Anwendung ist die Annahme von Holzstaub zur<br />
Energiegewinnung im Kraftwerk.<br />
Brände und Explosionen sind verheerend und sollten auf jeden Fall<br />
vermieden werden. Vorbeugende Maßnahmen müssen weit über<br />
einen profanen Raumelder hinaus gehen. Sach- oder gar Personenschäden<br />
gegen eventuelle Sparmaßnahmen aufzuwiegen (getreu<br />
dem Motto ´Es ist ja noch nie was passiert`), sind in meinen Augen<br />
fahrlässig. Und auch der Satz ´hinterher ist man immer schlauer` hilft<br />
nicht, wenn die Staatsanwaltschaft im Todesfalle eines Mitarbeiters<br />
auf dem Hof steht und den Unfallhergang untersucht. Somit MÜSSEN<br />
vorbeugende Maßnahmen zwingend zum Standardrepertoire gehören.<br />
Ansonsten wird definitiv an der falschen Stelle gespart.<br />
GUIDO MATTHES, REDAKTEUR<br />
24 VERFAHRENSTECHNIK <strong>2023</strong>/<strong>10</strong> www.verfahrenstechnik.de