Verfahrenstechnik 10/2023

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01 MIT OFFENER SOFTWARE-PLATTFORM ZU MEHR NACHHALTIG- UND WIRTSCHAFTLICHKEIT FABRIKEN RESSOURCENEFFIZIENT BETREIBEN UMWELTTECHNIK Wenn Unternehmen in der Fertigung auf mehr Nachhaltigkeit und den sparsamen Umgang mit Ressourcen abzielen, müssen sie innerhalb komplexer Zusammenhänge und Querverbindungen richtig reagieren – gerade dann, wenn Teile des Produktionsprozesses ihren Normbereich verlassen. Mit Moryx hat Phoenix Contact eine Software-Lösung entwickelt, die mit Hilfe der Digitalisierung genau hier ansetzt. Thorsten Sienk, Fachredakteur für Technologie und Nachhaltigkeit im Bereich Corporate Communications, Phoenix Contact GmbH & Co. KG, Blomberg S4 SUPPLEMENT 02/<strong>2023</strong>
t Wie oft werden Produkte bis zur letzten Station der Anlage transportiert und bearbeitet, obwohl schon deutlich früher abzusehen war, dass sie die Endprüfung nicht bestehen werden. Die Folgen dieses Handels sind gravierend und münden in verschwendeten Ressourcen, blockiertem Platz auf der Maschine, Produktivitätsverlust sowie teurem Abfall. Diese Herausforderungen stehen dem Anspruch einer nachhaltigen Fertigung entgegen, der mehr und mehr an produzierende Unternehmen herangetragen wird. DYNAMISCHE REAKTION AUF VERÄNDERTE BEDINGUNGEN Bei Phoenix Contact hat dies zur Entwicklung von Moryx geführt – und zwar zunächst aus einem ureigenen Interesse heraus. Als offene Software-Plattform sichert Moryx die Datensowie Kontrollflüsse zwischen der IT und der Maschine. Dabei ergänzt die Lösung vorhandene Strukturen und löst die Schwächen aktuell etablierter Ansätze. Statt fragmentierte SPS-, MES- und Cloud-Systeme in der Fabrikumgebung einzusetzen, 02 03 DIE SOFTWARE SCHLIESST DIE LÜCKE ZWISCHEN MES- UND ERP-EBENEN UND MASCHINENAUTOMATISIERUNG nutzen Anwender mit Moryx eine flexible und offene Standardplattform, in die sich ihre Produktionserfahrungen einfach integrieren lassen. Das System ist somit darauf ausgelegt, auf veränderte Situationen in der Fabrik dynamisch zu reagieren. Damit wird es möglich, Ausschuss so früh wie möglich zu erkennen und umgehend auszuschleusen. Darüber hinaus sind Schlechtteile generell mit korrigierenden Gegenmaßnahmen zu verhindern. Beide Schritte erweisen sich als ebenso wirtschaftlich wie nachhaltig. Aus Sicht der Automatisierung und Fabriksteuerung heraus betrachtet liegt der Zweck von Moryx darin, die bis dato existierende Lücke zwischen der Maschinenautomatisierung und den darüber befindlichen MES- und ERP-Ebenen zu schließen. Die Hauptmotivation von Phoenix Contact zur Entwicklung von Moryx bestand vor rund zehn Jahren darin, unmittelbar in einen Fertigungsverbund eingreifen zu können, was mit den MES- Systemen so nicht möglich war. Diese lassen zwar Analysen über die Effizienz einer Produktion zu, stellen aber keine Ergebnisse mit retrospektivem Charakter zur Verfügung. Das bedeutet, dass die Verantwortlichen erst am Ende des Prozesses neue Erkenntnisse gewinnen. KI-GESTÜTZTE AUSWERTUNG DER AKTUELL ERFASSTEN DATEN Sich abzeichnenden Ausschuss schnell feststellen: Zur Veranschaulichung dieser Forderung dient der Blick in eine typische Elektronikfertigung. Oftmals werden Baugruppen oder verkaufsfertige Komponenten nur am Ende des Herstellungsprozesses umfangreichen Testroutinen unterzogen. Wären zum Beispiel Fehler in einem Lötprozess aufgetreten, würde das Produkt spätestens jetzt die Kontrolle nicht bestehen und im schlechtesten Fall im Müll landen. Bei zielgerichteter Verwendung der vor- 01 Sind Korrekturen vorzunehmen, übernimmt Moryx die entsprechenden Anpassungen für die jeweilige Maschinen-SPS, zum Beispiel in Form eines veränderten Fahrwegs für den Roboter 02 Im Gegensatz zu MES-Systemen kann Moryx in die Fertigungsabläufe eingreifen 03 Die Software-Plattform verarbeitet die Ergebnisse der Qualitätsprüfungen derart, dass daraus Korrekturen für nachfolgende Bearbeitungsstationen erfolgen handenen Informationen über Löttemperaturen und -zeiten sowie der Widerstandsmessungen der einzelnen Stationen einer Anlage durch die Produktionssteuerung zwecks Umsetzung eines Qualitätsmanagements könnte hingegen viel Anlagenleistung, Material und Energie eingespart werden. „Unser System bringt neuronale Berechnungsmodelle – und damit quasi die künstliche Intelligenz – in die Fertigung“, sagt Lutz Steinleger, Geschäftsleiter von Moryx Industry. Dieser detaillierte Umgang mit verschiedenen Komponenten einer Produktionscharge ist lediglich deshalb möglich, weil Moryx jedes Bauteil oder Produkt als individuelles Objekt betrachtet, folglich als Auftrag in Losgröße 1. Und da die Soft- SUPPLEMENT 02/<strong>2023</strong> S5
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