Christkatholisch_2023-16
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<strong>Christkatholisch</strong><br />
<strong>16</strong>/<strong>2023</strong><br />
AZA<br />
2501 Biel<br />
Post CH AG<br />
<strong>Christkatholisch</strong> in Möhlin –<br />
Mutig seit 150 Jahren!<br />
Am 15. Dezember 1872 «knallte» es in der katholischen Kirchgemeinde<br />
Möhlin so richtig. Die «Volks stimme» berichtete,<br />
dass an diesem Tag die Möhliner Kirchgemeindeversammlung<br />
«bei noch nie dage we se ner Beteiligung» und «mit überwältigender<br />
Mehrheit» beschloss, die auf dem Ersten Vatikanischen<br />
Konzil am 18. Juli 1870 erlassenen Dogmen der bischöflichen<br />
Allgewalt (Juris dik tionsprimat) und lehramtlichen Unfehl barkeit<br />
des römischen Papstes nicht anzuerkennen.<br />
Gleichzeitig verlangte die Versammlung<br />
von den jeweiligen Pfarrern, die «fraglichen<br />
Dogmen» weder in der Kirche noch<br />
in der Schule zu lehren. Sie wollten eine<br />
«altkatholische Kirchgemeinde sein»<br />
und brachen damit die Beziehungen<br />
zum Bistum Basel ab.<br />
Nur zwei Wochen nach dem so genannten<br />
«Oltner Tag» vom 1. Dezember<br />
1872, auf dem u. a. der Beschluss<br />
gefasst worden war, eigene Gemeinden<br />
und eine eigene kirchliche Organisation<br />
zu schaffen und der als Gründungsstunde<br />
der <strong>Christkatholisch</strong>en Kirche<br />
in der Schweiz gilt, machte man in<br />
Möhlin bereits «Nägel mit Köpfen». Im<br />
damals liberal gesinnten Fricktal erklärte<br />
ebenfalls bereits im Dezember<br />
1872 die Kirchgemeindeversammlungen<br />
von Aarau, Obermumpf, Trimbach,<br />
Lostorf, Hellikon, Mumpf-Wallbach,<br />
Magden, Oeschgen in unterschiedlicher<br />
Weise ihre Opposition<br />
gegen die neuen römischen Dogmen.<br />
Da mit diesem Schritt die sofortige Exkommunikation<br />
und damit der Ausschluss<br />
von allen «Heilsgaben» der römischen<br />
Kirche drohte, brauchten diese<br />
Entscheidungen vor allem eines: Mut,<br />
Selbstbewusstsein und Gottvertrauen.<br />
<br />
<br />
Mutig seit 150Jahren!<br />
Die christkatholische Kirchgemeinde<br />
Möhlin feiert diesen Mut und den Beginn<br />
ihrer Entstehung mit einer ganzen<br />
Abfolge von Veranstaltungen und Festanlässen:<br />
Den Startpunkt setzt die Eröffnung<br />
der Wanderausstallung in Möhlin begleitet<br />
von einem ersten öffentlichen<br />
Vortrag. In den darauffolgenden Wochen<br />
gibt es einen Fest-Akt, ein «Jubiläums-Podium»<br />
der Landeskirche<br />
Aargau, einen zweiten öffentlichen<br />
Vortrag und einen festlichen Gottesdienst.<br />
Den Abschluss der Feiern bildet<br />
ein tolles Konzert zum 150-Jahr -Jubiläum<br />
mit dem Ensemble «Hirundo<br />
Maris»:<br />
Das ganze Programm auf einen Blick:<br />
Donnerstag, 19. Oktober, 19 Uhr<br />
Eröffnung Wanderausstellung und<br />
Vortrag: «150 Jahre <strong>Christkatholisch</strong>e<br />
Kirche in der Schweiz – Entstehung,<br />
Ziele, Programm» (Kirchgemeindehaus<br />
Möhlin).<br />
Sonntag, 29. Oktober, 11 Uhr<br />
Fest-Akt mit Gästen aus Politik,<br />
Gesellschaft und Kirchen<br />
(St. Leodegar, Möhlin).<br />
Donnerstag, 9. November, 19 Uhr<br />
«Jubiläums-Podium» der Landeskirche<br />
Aargau (Kirchgemeindehaus Möhlin)<br />
Freitag, 17. November, 19 Uhr<br />
Vortrag: «150 Jahre <strong>Christkatholisch</strong>e<br />
Kirche in Möhlin – Mutig seit 150<br />
Jahren!» (Kirchgemeindehaus Möhlin).<br />
Sonntag 26. November, 10 Uhr<br />
Fest-Gottesdienst mit Bischof Dr.<br />
Harald Rein (St. Leodegar, Möhlin).<br />
Samstag, <strong>16</strong>. Dezember, 18 Uhr<br />
Jubiläumskonzert mit dem Ensemble<br />
«Hirundo Maris» (St. Leodegar,<br />
Möhlin).<br />
Alle Anlässe sind öffentlich<br />
Jede und Jeder ist sehr herzlich eingeladen.<br />
Im Anschluss an die Veranstaltungen<br />
gibt es jeweils einen Apero mit der<br />
Möglichkeit zum Austausch und zur<br />
Begegnung.<br />
Christian Edringer<br />
Bibelwort<br />
Qualität statt Quantität<br />
«Euer Leben soll von Liebe<br />
geprägt sein.» (Epheser 5,2)<br />
In der gleichnamigen Erzählung<br />
von Antoine de Saint-Exupéry sagt<br />
der kleine Prinz einmal über die Erwachsenen:<br />
«Die grossen Leute lieben<br />
nämlich Zahlen. Wenn ihr euch<br />
über einen neuen Freund unterhaltet,<br />
wollen sie nie das Wesentliche<br />
wissen. Sie fragen dich nie:<br />
Wie ist der Klang seiner Stimme?<br />
Welche Spiele liebt er am meisten?<br />
Oder: Sammelt er Schmetterlinge?<br />
Sie wollen lieber wissen: Wie alt ist<br />
er? Wie gross ist sein Haus, das er<br />
bewohnt? Oder: Wie viel verdient<br />
er? Erst dann werden sie glauben,<br />
ihn zu kennen. Und wenn ihr den<br />
grossen Leuten erzählt: Ich habe<br />
ein sehr schönes Haus mit roten<br />
Ziegeln gesehen, mit Geranien vor<br />
den Fenstern und lustigen Spatzen<br />
auf dem Dach – dann werden sie<br />
sich das Haus nicht vorstellen können.<br />
Aber wenn ihr ihnen sagt: Ich<br />
habe ein Haus gesehen, das zwei<br />
Millionen wert ist, dann kreischen<br />
sie gleich: Oh, wie schön!»<br />
Je deutlicher etwas an der Oberfläche<br />
Gestalt annimmt, desto<br />
eher lässt es sich messen und zählen.<br />
Und mit dem Messen kommt<br />
gleich auch die Masse ins Spiel,<br />
und dann fangen die Menschen<br />
an zu kreischen und zu johlen, ob<br />
nun an Fussballspielen oder an der<br />
Börse, wenn sich die Nachrichten<br />
verdichten, dass irgendwo in der<br />
Welt neue Goldgruben gefunden<br />
wurden, die traumhafte Renditen<br />
versprechen.<br />
Ist nicht Qualität mindestens genauso<br />
wichtig? Es lässt sich mit<br />
dem Ikonenmalen vergleichen:<br />
Die Grundierung mit Blattgold<br />
gibt den nachträglich aufgetragenen<br />
Farben erst ihren goldenen<br />
Schimmer. Das lässt die Farben<br />
dann aufleuchten und zeigt so ihr<br />
Wesen. Kann im Leben die Grundierung<br />
etwas anderes sein als<br />
die Liebe? Aber wie viele Erwachsene<br />
– «grosse Leute» – begreifen<br />
das heute?<br />
Simon Huber<br />
<strong>Christkatholisch</strong>