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smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 04/2023

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Immobilien<br />

<strong>smartLiving</strong>.<br />

ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />

noch sehr hoch, im Lauf der Zeit dreht sich dieses Verhältnis um<br />

weil Sie den gleichen Sollzinssatz auf eine immer geringere<br />

Restschuld zahlen. Ein Immobilienkredit hat folgende Parameter:<br />

• Darlehenssumme<br />

• Sollzinssatz (Nominalzins)<br />

• Effektivzinssatz: Sollzins plus anfallende Kosten<br />

• Zinsbindungszeit (Laufzeit)<br />

• monatliche Rate (Annuität)<br />

Bei einem sogenannten Volltilgerdarlehen wird der Kredit innerhalb<br />

der festgelegten Laufzeit abbezahlt. Eine Anschlussfinanzierung<br />

mit einem neuen Kredit wird also nicht notwendig. Vorteile:<br />

kein Zinserhöhungsrisiko, feste Monatsrate, tendenziell etwas<br />

bessere Zinsen bei vielen Anbietern. Nachteile: wenig Flexibilität<br />

bei der Tilgung, vor allem müssen Kreditnehmer schon früh<br />

hohe Summen tilgen können. Ist nach Ablauf der Zinsbindung<br />

noch eine Restschuld offen, wird wiederum eine Anschlussfinanzierung<br />

nötig. Das ist häufig der Fall.<br />

Mit einem Forward-Darlehen sichert man sich für den Anschlusskredit<br />

bereits ganz am Anfang der ersten Finanzierung<br />

einen bestimmten Zins. Ob das sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal<br />

sagen – es hängt von der Zinsentwicklung ab. Steigen die<br />

Zinsen, hat man einen Vorteil. Sinken die Zinsen, zahlt man<br />

trotzdem mehr.<br />

Wichtig: Verbraucherschützer empfehlen auf jeden Fall, jährliche<br />

Sondertilgungen zu vereinbaren. So können unter anderem<br />

Erbschaften und Tantiemen zur Tilgung genutzt werden. Laut<br />

der Zeitschrift „Finanztest“ gibt es derzeit 5 Prozent Sondertilgung<br />

pro Jahr ohne Aufschlag. Auch 10 Prozent sind bei einigen<br />

Anbietern kostenlos drin. Wer noch mehr Spielraum möchte,<br />

kann statt einem fixen Annuitätendarlehen auch einen flexiblen<br />

Kredit wählen. Hier lässt sich zum Beispiel zusätzlich die Ratenhöhe<br />

ändern.<br />

Vorteile: Die Schuldentilgung lässt sich an die Lebenssituation<br />

anpassen, zum Beispiel an ein wechselndes Einkommen. Nachteil:<br />

Für die Flexibilität wird meist ein Aufschlag fällig. Vorsicht<br />

hohe Gebühren: Verbraucherschützer raten von Kombinationen<br />

aus Bausparverträgen, Lebensversicherungen oder Investmentfonds<br />

mit Darlehen in fast allen Fällen ab. Zu teuer, zu unflexibel.<br />

WELCHE KOSTEN FALLEN BEIM IMMOBILIENKAUF AN?<br />

Interessenten dürfen nicht allein mit dem angebotenen Preis für<br />

ein Objekt rechnen. Die Gesamtkosten setzen sich so zusammen:<br />

Kaufpreis<br />

• Nebenkosten wie Grunderwerbsteuer, Notargebühren und<br />

Maklercourtage (insgesamt etwa 10 bis 12 Prozent des Kaufpreises)<br />

• eventuelle Sanierungskosten bei gebrauchten Häusern<br />

• Kosten für den Umzug, neue Möbel und den Garten<br />

• Eigenkapital beim Immobilienkauf: Wie viel brauche ich?<br />

Je mehr Eigenkapital, umso besser. Denn damit verringert sich<br />

die Summe, die man als Kredit aufnehmen muss. Wer kein oder<br />

wenig Eigenkapital aufbringt, hat folgende Nachteile:<br />

• Man bezahlt höhere Zinsen.<br />

• Die Entschuldung dauert länger.<br />

Bei einem vorzeitigen Verkauf – aus welchen Gründen auch<br />

immer – steigt das Risiko, unterm Strich auf Schulden sitzen zu<br />

bleiben. Aus diesen Gründen raten Verbraucherschützer, Sparverträge<br />

lieber zu kündigen, um damit den Eigenkapitalanteil zu<br />

erhöhen.<br />

Faustregel: Das Ersparte sollte mindestens für die Nebenkosten<br />

reichen. Das wäre dann eine 100-Prozent-Finanzierung. Entscheidend<br />

sei, ob der Kreditnehmer die Raten dauerhaft bezahlen<br />

kann, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale<br />

Baden-Württemberg. Wer kein absolut sicheres und hohes Einkommen<br />

hat, sollte mindestens 10 und am besten 20 Prozent des<br />

Kaufpreises mitbringen. Dazu raten unter anderem die Experten<br />

der Zeitschrift „Finanztest“.<br />

IMMOBILIENKREDIT: WELCHE MONATLICHE RATE<br />

KANN ICH MIR LEISTEN?<br />

Diese Rechnung ist Voraussetzung dafür, um die maximale<br />

Höhe des Darlehens zu ermitteln. Es kommt also darauf an, alle<br />

monatlichen Einnahmen und <strong>Ausgabe</strong>n gegenüberzustellen.<br />

Alternativ lässt sich addieren, was man binnen eines Jahres an<br />

Kaltmiete gezahlt und zusätzlich gespart hat. Nur dieses Geld<br />

steht zur Verfügung, wenn Sie Eigentümer sind und den Kredit<br />

abbezahlen müssen. Wichtig ist aber auch der Blick in die Zukunft:<br />

Wie ändern sich Einnahmen und <strong>Ausgabe</strong>n, wenn man in<br />

Eigentum lebt? Danach kann man den derzeitigen monatlichen<br />

Überschuss anpassen.<br />

Richtwert: Die Kreditrate sollte nicht mehr als 40 Prozent des<br />

Haushaltsnettoeinkommens ausmachen. Schließlich kostet die<br />

Lebenshaltung auch Geld. Außerdem möchte man sich durchaus<br />

noch die eine oder andere nette Anschaffung leisten können.<br />

Wichtig: Man sollte die Kreditrate dauerhaft tragen können. Dabei<br />

sind eine Reihe von kritischen Punkten zu berücksichtigen:<br />

• Wie sicher sind der eigene Job und das Einkommen?<br />

• Sind Kinder und damit ein Verdienstausfall durch Teilzeitarbeit<br />

eingeplant? Welche zusätzlichen <strong>Ausgabe</strong>n entstehen hier?<br />

• Gibt es für den Ernstfall Rücklagen?<br />

• Wann möchten Sie Ihr Darlehen getilgt haben?<br />

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rät, möglichst<br />

schon einige Jahre vor Rentenbeginn schuldenfrei zu sein. Denn<br />

auch ohne Schulden kostet die Immobilie weiter Geld, etwa für<br />

Instandhaltungen. Faustregel: Für den Werterhalt der Immobilie<br />

sollte man jährlich rund 2 Prozent des Wertes der Bausubstanz<br />

einkalkulieren. Die Bausubstanz ist der Immobilienwert minus<br />

den Grundstückswert. Grundsätzlich empfiehlt es sich schon<br />

von Anfang an möglichst viel zu tilgen. Faustregel der Stiftung<br />

Warentest: Mindestens 2 Prozent besser 3 Prozent Tilgung sollte<br />

man sich im Jahr leisten können.<br />

WELCHE LAUFZEIT IST BEIM IMMOBILIENKREDIT<br />

DIE BESTE OPTION?<br />

Das lässt sich nicht pauschal beantworten, weil niemand der<br />

Entwicklung der Zinsen seriös voraussehen kann. Die Stiftung<br />

Warentest rät zu einer möglichst langen Zinsbindung, weil die<br />

Zinsen im langjährigen Vergleich immer noch niedrig seien.<br />

Der Kredit sei dann zwar teurer, biete aber mehr Sicherheit. Hier<br />

kommt es allerdings auch darauf an, wie schnell man von den<br />

Schulden herunterkommt. Wer rasch tilgt, braucht in der Regel<br />

keine überlange Zinsbindung, so die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.<br />

Finanzierungsprofi Niels Nauhauser erklärt: „Wer viel tilgt, für<br />

den sind 10 Jahre völlig ausreichend. Wer dagegen wenig tilgen<br />

kann, den kann ein Zinsanstieg härter treffen. Das Risiko<br />

kann man dann mit einer längeren Laufzeit reduzieren.“ Der<br />

Verbraucherschützer rät auf jeden Fall dazu, nur Angebote mit<br />

einer festen Laufzeit anzufragen. „Die Banken tun alles, um<br />

sich dem Zinswettbewerb zu entziehen.“ Sie bieten oft nicht<br />

ein Darlehen an, sondern mehrere kombinierte Kredite – zum<br />

Beispiel einmal mit 15 Jahren Laufzeit und einmal mit 5 Jahren<br />

Laufzeit. Finger weg.<br />

Zehn Jahre nach Auszahlung des Kredits besteht ohnehin ein<br />

Kündigungsrecht, unabhängig von der Laufzeit. Die Frist beträgt<br />

dafür sechs Monate. Auch Sondertilgungen sind dann möglich.<br />

Die beste Zeit für die Finanzierung von Immobilien ist jetzt. Die<br />

Zinsen sind zwar gestiegen, aber immer noch historisch niedrig.<br />

WIE LÄSST SICH DIE MAXIMALE<br />

KREDITSUMME BERECHNEN?<br />

Wer seinen voraussichtlichen monatlichen Überschuss ermittelt<br />

hat, kann daraus die maximale Monatsrate für den Kredit<br />

ableiten. Daraus wiederum lässt sich die Höhe des Darlehens<br />

bestimmen. Die maximale Summe lässt sich mit Rechnern im<br />

Internet ermitteln, zum Beispiel von der Stiftung Warentest, der<br />

FMH-Finanzberatung oder mit dem Hypothekenrechner von<br />

Zinsen-berechnen.de.<br />

Hierzu gibt man noch verschiedene andere Werte an, etwa den<br />

Sollzinssatz. Wer mit den Rechnern herumspielt, stellt fest: Die<br />

Werte hängen miteinander zusammen. Verändert man Zinssatz,<br />

Tilgungsrate und monatliche Rate, ändert sich auch die Darlehenssumme.<br />

Dazu schauen wir uns ein paar Beispiele an:<br />

• Bei einer monatlichen Rate von 1.000 Euro, einer Tilgung von<br />

2 Prozent und einem Sollzinssatz von 2 Prozent (Annuität also<br />

insgesamt bei 4 Prozent) liegt die Darlehenssumme bei 300.000<br />

Euro.<br />

• Will man nun 3 Prozent statt 2 Prozent tilgen (Annuität von<br />

fünf Prozent) und ändert nichts an den anderen Werten, liegt<br />

die Summe nur noch bei 240.000 Euro. Das gilt genauso bei 3<br />

Prozent Zins und 2 Prozent Tilgung, also der gleichen Annuität.<br />

• Wer sich bei 2 Prozent Tilgung und 2 Prozent Zins eine monatliche<br />

Rate von 1.500 Euro leisten kann, bekommt 450.000 Euro<br />

Darlehen.<br />

• Erhöht man bei der Monatsrate von 1.500 Euro die Tilgung<br />

auf 3 Prozent, reduziert sich die Summe wieder – auf 360.000<br />

Euro. Ebenso, wenn man einen Zins von 3 Prozent bei 2 Prozent<br />

Tilgung anlegt.<br />

Die Beispiele zeigen: Der Anstieg der Zinsen hat große Auswirkungen<br />

auf die Immobilie, die Sie sich am Ende leisten können –<br />

oder eben nicht mehr. Kompensieren lässt sich der Anstieg durch<br />

eine höhere Monatsrate. Aber gerade die lässt sich nicht beliebig<br />

erhöhen. Für viele Interessenten bedeutet das derzeit: Durch den<br />

jüngsten Zinsanstieg platzt der Traum vom Eigenheim. Erinnerung:<br />

Je mehr Eigenkapital, umso geringer der Zinssatz.<br />

Fazit: Wenn Sie die maximale Darlehenssumme ermittelt haben,<br />

wissen Sie, was Sie sich leisten können. Addieren Sie nun das Eigenkapital<br />

hinzu, ergibt sich die Summe, die Sie maximal für die<br />

Immobilie inklusive Nebenkosten und Sanierungsmaßnahmen<br />

ausgeben können.<br />

WIE FINDE ICH DIE BESTEN IMMOBILIENKREDITE?<br />

Gleich vorweg: Die Unterschiede bei den Zinsen können gewaltig<br />

sein. Wer nicht vergleicht, hat am Ende womöglich mehrere<br />

Zehntausend Euro mehr bezahlt als nötig, zeigt der diesjährige<br />

Zinsvergleich der Zeitschrift „Finanztest“ (<strong>Ausgabe</strong> 4/2022).<br />

Die Experten verglichen im Februar 2022 die Angebote von 89<br />

Banken, Kreditvermittlern, Bausparkassen und Versicherungen<br />

– und zwar für vier verschiedene Finanzierungstypen. Die<br />

Unterschiede waren zum Teil gewaltig. Hier einige Beispiele<br />

aus der Praxis:<br />

Bei einem Volltilgerdarlehen mit 30 Jahren Laufzeit und einer<br />

Darlehenssumme von 320.000 Euro lag das günstigste Angebot<br />

bei 1,43 Prozent und das teuerste bei 3,38 Prozent. Der Unterschied<br />

am Ende der Laufzeit: insgesamt 112.540 Euro. Bei einem<br />

flexiblen Darlehen über eine Summe von 450.000 Euro lag der<br />

niedrigste Zins bei 1,29 Prozent, der höchste bei 2,21 Prozent.<br />

Bei 15 Jahren Zinsbindung ein Unterschied von 53.430 Euro.<br />

Bei einer 100-Prozent-Finanzierung mit 20 Jahren Laufzeit und<br />

350.000 Darlehenssumme lag die Zinsspanne zwischen 1,48<br />

und 2,76 Prozent. Der Unterschied bei gleicher Monatsrate:<br />

67.360 Euro. Hinweis: Diese Daten sind mittlerweile überholt,<br />

weil die Zinsen stark gestiegen sind – man muss sich immer<br />

aktuell informieren. Sie zeigen aber gut, dass ein Zinsvergleich<br />

sich immer lohnt.<br />

Die „Finanztest“-Experten raten, sich mehrere Angebote einzuholen,<br />

etwa von einem Kreditvermittler, der regionalen Bank<br />

und der eigenen Hausbank. Bei Vermittlern sollte man nachfragen,<br />

ob auch die Angebote regionaler Anbieter gelistet sind. Kreditsumme,<br />

Ratenhöhe, Zinsbindung und Rückzahlungsmodalitäten<br />

sollten immer gleich sein.<br />

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©Autor: Dietmar Kern<br />

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