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smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 04/2023

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Planen & Bauen<br />

<strong>smartLiving</strong>.<br />

ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />

diesem Frühjahrsgutachten, das der Rat der Immobilienweisen<br />

nun seit 20 Jahren für uns erstellt. Es ist längst zur wichtigsten<br />

Analyse der Branche geworden.<br />

BAUKOSTEN ZU HOCH:<br />

VIELE BAUHERREN GEBEN JETZT AUF<br />

Die Bauzinsen steigen an, das Material für den Hausbau hat sich<br />

extrem verteuert: Viele Hausbauer sind finanziell überfordert.<br />

In der Folge werden jetzt Projekte storniert und Grundstücke<br />

zurückgegeben. Die neuen Zeiten am Immobilienmarkt machen<br />

sich in der deutschen Baubranche bemerkbar. Höhere Zinsen<br />

für Kredite, gestoppte Fördergelder des Bundes und teures<br />

Material belasten Bauherren schwer. Zwar sehen Experten etwas<br />

Besserung, doch das dürfte dauern.<br />

BAULEISTUNGEN VERTEUERN SICH<br />

Egal ob Stahl, Beton oder Dämmmaterialien: Die Preise am Bau<br />

sind in den vergangenen Monaten hoch geschnellt – auch wegen<br />

des Ukraine-Krieges, der Lieferketten durcheinanderwirbelt. Auch<br />

die teure Energie spielt eine Rolle: Dachziegeln etwa werden bei<br />

großer Hitze gebrannt. Bauleistungen verteuerten sich laut jüngsten<br />

Zahlen von Mai laut Statistischem Bundesamt um 17,6 Prozent,<br />

das war der höchste Anstieg seit mehr als 50 Jahren.<br />

Bei Bauherren, seien es professionelle Projektentwickler oder<br />

private Hausbauer, kann daher die Kalkulation zwischen Grundstückskauf<br />

und Baubeginn schnell überholt sein – trotz Puffer.<br />

„Große Investoren haben tiefe Taschen und können Kostensteigerungen<br />

eher abfangen“, sagte Pekka Sagner, Immobilienexperte<br />

am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). „Bei privaten<br />

Bauherren sieht es anders aus.“<br />

STORNIERUNGSWELLE IN DER BAUBRANCHE<br />

Das Münchner ifo-Institut beobachtet schon seit Frühjahr eine<br />

Stornierungswelle. „Noch sind die Auftragsbücher prall gefüllt.<br />

Aber die explodierenden Baukosten, höheren Zinsen und<br />

schlechteren Fördermöglichkeiten stellen mehr und mehr Projekte<br />

in Frage“, so die Forscher. Mehr als jedes zehnte Unternehmen<br />

im Wohnungsbau (11,5 Prozent) sei im Juli von Stornierungen<br />

betroffen gewesen.<br />

„Die Größenordnung ist vergleichbar mit dem Corona-Schock<br />

im Frühjahr 2020“, sagte ifo-Forscher Felix Leiss. „War damals<br />

am häufigsten der gewerbliche Bau betroffen, sehen wir heute<br />

besonders im Wohnungsbau Stornierungen“. Das treffe Einfamilien-<br />

und Mehrfamilienhäuser.<br />

INFLATION WIRBELT KALKULATION DURCHEINANDER<br />

Private Bauherren müssten neben hohen Baukosten und steigenden<br />

Zinsen noch die steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten<br />

stemmen, erklärte der Hauptgeschäftsführer des<br />

Bauindustrieverbandes, Tim-Oliver Müller. „Da entscheiden<br />

sich derzeit doch einige gegen den Hausbau.“ Aber auch bei<br />

Großinvestoren würden etliche Wohnungsbauprojekte auf den<br />

Prüfstand gestellt.<br />

Beim Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) hält<br />

man die ifo-Schätzungen für realistisch. „Wenn Bauprojekte<br />

noch nicht begonnen sind, dann werden sie derzeit verschoben“,<br />

sagte eine Sprecherin. „Bei begonnenen Vorhaben heißt es oft<br />

Augen zu und durch.“ Von einem Bauprojekt zurückzutreten,<br />

sei nicht immer reibungslos möglich und könne je nach Vertrag<br />

etwa Ausfallpauschalen nach sich ziehen. „Aber Sie können ja<br />

niemanden zwingen zu bauen.“<br />

EXPERTEN ERWARTEN KEINE ENTSPANNUNG<br />

Bei den hohen Materialpreisen sieht der ZDB vorerst keine<br />

Entspannung – denn ausgefallene Stahl-Lieferungen aus der<br />

Ukraine kommen nun oft aus Brasilien oder Asien, was höhere<br />

Preise bedeutet. Und auch die Lockdown-Politik in China<br />

verschärfe Lieferengpässe. Der Verband warnt daher vor einer<br />

Baukrise im kommenden Jahr. Auch IW-Experte Sagner<br />

erwartet eine „Vollbremsung“. Jüngste Zahlen deuten darauf<br />

hin: Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser<br />

brach im ersten Halbjahr um 17 Prozent ein. Und auch im<br />

Wohnungsbau fallen die Auftragseingänge deutlich, beobachtet<br />

das Statistische Bundesamt.<br />

Der Materialmangel am Bau bleibt laut ifo vorerst groß. So<br />

meldeten in der Umfrage im Juli fast die Hälfte der Firmen<br />

im Wohnungsbau Lieferprobleme. Zwar lasse der Schwung etwas<br />

nach, doch die Kosten fielen nur langsam und von einem<br />

„massiv hohen Niveau“. Viele Befragte erwarteten weiter Preiserhöhungen<br />

in den kommenden Monaten.<br />

ZU HOHE PREISE BEIM NEUBAU FÜR INVESTOREN<br />

Bei Investoren sei die Stimmung angespannt, berichtet auch<br />

Susanne Gentz, Expertin für Wohnimmobilien beim Großmakler<br />

Jones Lang LaSalle (JLL). „Projektentwickler warten<br />

ab und Käufer befürchten, in einem fallenden Markt zu teuer<br />

zu kaufen.“ Derzeit seien Kalkulationen für Projektentwickler<br />

„wahnsinnig schwer“. Der notwendige hohe Preis im Neubaubereich<br />

werde häufig auf Käuferseite nicht mehr akzeptiert.<br />

TRÜBE AUSSICHTEN FÜR DEN WOHNUNGSMARKT<br />

Gentz sieht aber zumindest etwas Beruhigung am Markt. So<br />

sei der Anstieg der Materialpreise und Zinsen etwas abgeflacht.<br />

Auch wenn sich der Markt nach der Sommerpause wieder beleben<br />

dürfte: Gentz glaubt, dass sich der Gegenwind am Häusermarkt<br />

auswirken wird. „Wir werden deutlich sinkende Fertigstellungszahlen<br />

sehen.“ Zugleich werde der Immobilienkauf<br />

wegen der gestiegenen Bauzinsen für viele Menschen zu teuer,<br />

während die Zuwanderung nach Deutschland wieder anziehe.<br />

„Der Druck auf dem Wohnungsmarkt bleibt hoch.“<br />

HOHE NACHFRAGE NACH BAUSPARVERTRÄGEN<br />

Die Finanzierung eines Eigenheims wird für viele Menschen<br />

immer schwieriger. Gründe sind steigende Zinsen und Stornierungswellen<br />

in der Baubranche. Das verhilft dem Bausparvertrag<br />

wieder zum Aufstieg. Angesichts steigender Bau-<br />

zinsen haben Verbraucher das Bausparen wieder für sich entdeckt.<br />

Das Neugeschäft stieg im vergangenen Jahr deutlich.<br />

Beim Volumen der neu abgeschlossenen Bausparverträge gehe<br />

er von einem Plus von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr<br />

aus, sagte der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Privaten<br />

Bausparkassen, Bernd Hertweck, der Nachrichtenagentur dpa.<br />

Die durchschnittliche Bausparsumme je Vertrag liegt demnach<br />

mittlerweile auf dem Höchststand von über 70.000 Euro. Bei der<br />

Stückzahl seien es 2022 15 Prozent mehr gewesen, so Hertweck.<br />

KEINE KONTOGEBÜHREN FÜR BAUSPARER<br />

Der Grund für den Boom liege auf der Hand, so Guthmann<br />

vom Verband der Privaten Bausparkassen: „Bauherren und<br />

Käufer wollen ihre Immobilienfinanzierung bestmöglich vor dem<br />

Risiko steigender Zinsen absichern.“ Eine sichere Eigenkapitalbildung<br />

und niedrig verzinste Darlehen – das sei die Kernidee<br />

des Bausparens. Das hätten die Menschen im Frühjahr wieder für<br />

sich entdeckt. Beim Bausparen ließen sich noch langfristig Bauzinsen<br />

zwischen 1,5 und 2,5 Prozent sichern, sagt auch Hertweck.<br />

Zum Vergleich: Laut Zahlen des Vergleichsportals Check24<br />

‚lagen die Zinsen für Baufinanzierungen in Höhe von 300.000<br />

Euro bei Banken Ende November zwischen 3,0 und 5,2 Prozent.<br />

Unternehmer, Eigentümer und<br />

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Wolfgang Grupp<br />

Alleiniger Geschäftsführer und<br />

Inhaber der Firma TRIGEMA Inh. W. Grupp e.K.<br />

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EINMALIGER VORTEIL:<br />

HÄUSLEBAUER IN DER KRISE<br />

Höhere Zinsen und stark steigende Preise führen gerade<br />

dazu, dass viele Familien Hausbaupläne fallen lassen müssen.<br />

Mehr Traum vom Wohneigentum ungebrochen? Der<br />

Run aufs Bausparen zeige auch, dass der Traum vom Eigenheim<br />

für viele Menschen noch nicht geplatzt ist, heißt es<br />

von den Bausparkassen. Nur: Bei der Machbarkeit gebe es<br />

immer mehr Probleme. „Für viele Menschen sei Wohneigentum<br />

derzeit nicht bezahlbar“, sagt Guthmann. Und das nicht<br />

nur, weil das Eigenkapital nicht reiche, sondern weil sich viele<br />

auch die Kreditraten nicht mehr leisten könnten. Daher<br />

brach das Neugeschäft deutscher Banken mit Baufinanzierungen<br />

in der zweiten Jahreshälfte ein. Die Beratungsfirma<br />

Barkow Consulting sprach zuletzt von einem Rekordrückgang.<br />

Das ganze Jahr über floss weiterhin viel Geld von den<br />

Bausparkassen in den Wohnungsmarkt: Die privaten Anbieter<br />

gehen davon aus, 2022 ihre bisherige Rekordmarke von<br />

31 Milliarden Euro an Baugeldauszahlungen aus dem Jahr<br />

2020 wieder erreichen zu können.<br />

Und bei den öffentlich-rechtlichen Bausparkassen zeichnet sich<br />

laut Guthmann sogar ein leichtes Plus im Vergleich zu den vorangegangenen<br />

beiden Jahren ab. 2021 flossen 9,2 Milliarden<br />

Euro. Das sei vor allem auf das erste Halbjahr zurückzuführen.<br />

„Inzwischen macht sich der Rückgang der Nachfrage nach Baufinanzierungen<br />

aber auch bei den Bausparkassen bemerkbar“,<br />

so Guthmann.<br />

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TAG DES EIGENTUMS<br />

Samstag, 21. Oktober <strong>2023</strong><br />

Beginn: 10 Uhr<br />

<strong>Stuttgart</strong>, Liederhalle, Hegel-Saal<br />

Mit interessanten Vorträgen - und ab 8 Uhr im Foyer<br />

große Fachausstellung „Rund um die Immobilie“<br />

Haus & Grund <strong>Stuttgart</strong> • Gerokstr. 3 • 70188 <strong>Stuttgart</strong> • Tel. 0711 210 48-0 • verein@hausundgrund-stuttgart.de • www.hausundgrund-stuttgart.de<br />

©Autor: Dietmar Kern<br />

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