Reichswaldblatt - Oktober 2023
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RUMMELSBERGER DIAKONIE E.V.<br />
Das System auf den Kopf stellen<br />
und Zukunft sichern<br />
Senioren-Extra<br />
Tipps und Informationen rund um<br />
das Thema Älterwerden!<br />
RUMMELSBERGER VORSTAND DIENSTE KARL SCHULZ WÜNSCHT SICH EINEN „NEW-DEAL“<br />
Nürnberg - In Zeit- und Selbstmanagementseminaren wird dazu ermutigt<br />
„nein“ zu sagen. Nein zu noch mehr Arbeit, nein zu sagen, wenn ein mehr<br />
dazu führt, die geforderte Qualität nicht mehr abliefern zu können oder<br />
nein zu sagen, wenn notwendige Erholungspausen nicht mehr möglich<br />
sind. Nein-Sagen hält gesund. Manch ein Trainer stilisiert „Nein-Sagen“<br />
zur Kunst. Soweit will Karl Schulz, Vorstand Dienste der Rummelsberger<br />
Diakonie, nicht gehen.<br />
Schulz denkt zunehmend öfter darüber nach, an welchen Stellen zu schnell<br />
„ja“ gesagt wurde. Selbstkritisch räumt er ein, Entwicklungen in der Sozialgesetzgebung<br />
mitgemacht zu haben, obwohl bei den eigenen Fachleuten Skepsis<br />
herrschte. „Wir waren zuweilen weder von der Intention noch von der positiven<br />
Wirkung überzeugt,“ sagt der Diplomkaufmann und vermutet: „Vielleicht wären<br />
wir heute weiter, wenn wir als Sozialpartner ab und zu „nein“ gesagt hätten.“<br />
Schulz ist sicher, dass wir als Gesellschaft das, was unsere Sozialgesetze an<br />
Leistungen für Bedürftige vorsehen, nicht leisten können. Einerseits fehlt es an<br />
Geld, andererseits an Menschen, die die Arbeit erbringen. Mitarbeitende in der<br />
Pflege werden über teils unsinnige Vorgaben daran gehindert, Menschen die<br />
Zuwendung zukommen zu lassen, die sie verdienen. Schulz unterstreicht: „Der<br />
Anspruch auf gute und würdevolle Pflege ist ein Menschenrecht.“<br />
Darüber hinaus bleibt auch bei der aktuell vorgestellten Pflegereform Pflegebedürftigkeit<br />
im Alter das Armutsrisiko Nr. 1. Warum lässt man Bewohner*innen in<br />
einem Altenheim nicht einen Sockelbetrag zahlen? Weitere notwendige Kosten<br />
wie Pflege und Behandlung werden von den Sozialkassen getragen. Das wäre<br />
eine Umkehr des bisherigen Systems und würde vor Armut im Alter schützen,<br />
weil die Selbstbeteiligung gedeckelt wäre.<br />
Vorschläge zu einer signifikanten Veränderung des bestehenden Systems der<br />
Pflege hat eine Arbeitsgruppe von Fachleuten aus der Sozialwirtschaft formuliert.<br />
Karl Schulz hat den Diskussionsvorschlag zur Reform der Pflegeversicherung mit<br />
erarbeitet. Im Fokus stehen dabei die betroffenen Leistungsberechtigten und<br />
damit letztendlich die Auftraggeber. Ihnen soll, so das Papier, ein persönliches<br />
Budget zur Verfügung gestellt werden, mit dem Pflege und Unterstützung selbstbestimmt<br />
gebucht werden können. Das wäre eine Perspektive, die sich bereits<br />
in der Eingliederungshilfe bewährt. Der Vorschlag befasst sich weitergehend<br />
damit, wie Leistungen jenseits eines starren Personalschlüssels übergreifend<br />
und wirksam Pflege und Betreuung sicherstellen können. Schulz sieht den<br />
Diskussionsbeitrag als Startschuss: „Die Akteure der Politik, die Kostenträger<br />
und die Sozialwirtschaft gehören an einen Tisch, bis es einen New Deal gibt“.<br />
Der Diskussionsvorschlag zur Reform der Pflegeversicherung wurde von Prof. Dr.<br />
Dr. Christian Bernzen, Thomas Eisenreich, Thomas Flotow, Thomas Mähnert, Dr.<br />
Markus Nachbaur, Prof. Dr. Roland Richter, Dr. Johannes Rückert und Karl Schulz<br />
erarbeitet. Das Papier steht zum Download bereit: https://www.rummelsbergerdiakonie.de<br />
direkt auf der Startseite.<br />
Georg Borngässer<br />
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