Genussmagazin Kostbares Innviertel 2023
Die Nummer 2 zu sein hat ja meist einen etwas schalen Beigeschmack. Nicht so hier und jetzt: Sie halten die zweite Ausgabe des Magazins „Kostbares Innviertel“ in Händen – und das macht uns richtig froh. Zum einen, weil wir darin wieder zeigen können, was Land und Leute ausmacht. Zum anderen, weil wir ebenso zeigen können, was uns n i c h t ausmacht.
Die Nummer 2 zu sein hat ja meist einen etwas schalen Beigeschmack. Nicht so
hier und jetzt: Sie halten die zweite Ausgabe des Magazins „Kostbares Innviertel“
in Händen – und das macht uns richtig froh. Zum einen, weil wir darin wieder
zeigen können, was Land und Leute ausmacht. Zum anderen, weil wir ebenso zeigen
können, was uns n i c h t ausmacht.
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Innviertler Bräu
• kostbares innviertel •
Blühendes Glück und fli
Knecht
RUPRECHT
Barbara
ZWEIGE
Goldenes
HEIL
„Von drauß‘ vom Walde komm‘
ich her, ich muss euch sagen, es
weihnachtet sehr“, lässt Theodor
Storm in seinem bekannten
Weihnachtsgedicht die Figur des
Knechts Ruprecht sagen. Wie der
in Schleswig-Holstein geborene
Dichter Storm ist auch Ruprecht
eher im Hohen Norden daheim
und besucht dort am 6. Dezember
gemeinsam mit dem Nikolaus
die Kinder. Im Innviertel hat
dagegen der Krampus Tradition
und spielt am Nikolaustag den
finster dreinblickenden „bad
guy“. Doch keine Regel ohne Ausnahme:
In Pramet etwa kommt
seit jeher statt dem Krampus
Knecht Ruprecht ins Haus – adjustiert
mit Haube, dunklem
Mantel und grauem Rauschebart
trägt er dem heiligen Nikolaus
die Geschenke.
Am Barbaratag am 4. Dezember
werden Zweige von Kirsch- oder
anderen Obstbäumen ins Haus
geholt und ins Wasser gestellt.
Mit etwas Glück und Hätschelei
blühen sie bis zum 24. Dezember
auf und sollen so Glück und
Segen für das neue Jahr bringen.
Will man dem Orakel glauben,
könnte auch eine Hochzeit
ins Haus stehen. Ein hübscher
Brauch, der an eine weniger
hübsche Geschichte erinnert:
Barbara, die Tochter des Heiden
Dioscorus, wurde von ihrem Vater
in einen dunklen Turm gesperrt
und schließlich – weil sie
sich heimlich taufen ließ und
ihrem Glauben treu blieb – von
ihm enthauptet. Der Legende
nach sollen zu Weihnachten auf
ihrem Grab immer Blumen geblüht
haben.
Manche in der Generation Ü50
werden sich noch daran erinnern:
Am Morgen des Heiligen
Abends ging es nach draußen
auf reif- oder schneebedeckte
Wiesen. Dort hielt man Ausschau
nach dem Goldenen Heißl, das
– so die Legende – ausgestattet
mit goldenen Flügeln in der Morgendämmerung
über den Himmel
galoppiert. Das Pferdchen
hatte Süßes im Gepäck: Kletzen,
Nüsse, gedörrte Zwetschken
oder Apfelscheiben, später auch
exotische Früchte wie Mandarinen
oder Orangen. Die legte es
auf einem ausgebreiteten Leintuch
ab. Manchmal flogen die
guten Sachen aber auch vom
Balkon, während man – abgelenkt
durch muntere „Schau, da
fliegt es“-Rufe – treffsicher in die
falsche Richtung starrte.
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