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ECHO Top1000 Niederösterreich 2023

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Fotos: Anja Grundböck<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Konjunktur trübt sich zunehmend<br />

ein. Wie sehen Sie die Entwicklung für<br />

heuer und für 2024 und wann, glauben Sie,<br />

wird sich die Wirtschaftslage wieder verbessern?<br />

Wolfgang Ecker: Nach einem erfolgversprechenden<br />

Jahresauftakt hat sich auch in<br />

<strong>Niederösterreich</strong> die Konjunktur eingetrübt.<br />

Unser aktuelles Wirtschaftsbarometer zeigt:<br />

Fast zwei Drittel der UnternehmerInnen<br />

rechnen mit einer Verschlechterung der Auftragslage<br />

in den nächsten zwölf Monaten, fast<br />

60 Prozent rechnen mit einer weiteren Eintrübung<br />

des Wirtschaftsklimas. Die Inflation<br />

geht zwar seit geraumer Zeit langsam zurück,<br />

liegt aber immer noch über dem Euroraum.<br />

Führende Wirtschaftsforscher erwarten für<br />

<strong>Niederösterreich</strong> einen BIP-Rückgang von 0,5<br />

und für 2024 ein Plus von 1,3 Prozent. Das ist<br />

bei beiden Werten leicht besser als der Österreichdurchschnitt.<br />

Die Annahme, dass sich die<br />

Konjunktur gegen Ende 2024 wieder erholen<br />

wird, gilt allerdings nur dann, wenn aus dem<br />

aktuellen Nahostkonflikt nicht neue Herausforderungen<br />

entstehen. Das können wir jetzt<br />

noch nicht einschätzen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie sehen Sie die Exportentwicklung<br />

im Speziellen?<br />

Ecker: Auch in dieser Hinsicht bin ich prinzipiell<br />

optimistisch eingestellt und glaube,<br />

dass sich der Export recht schnell erholen<br />

kann. Aber auch hier ist die Entwicklung in<br />

Nahost relevant. Der Export nach Israel ist<br />

im Jahr 2022 um 21 Prozent gestiegen, der<br />

Handelsbilanzüberschuss für Österreich lag<br />

bei 277 Millionen Euro. Das sind durchaus<br />

respektable Zahlen, von denen wir nicht<br />

wissen, wie sie sich nun entwickeln werden.<br />

Die Zeiten sind für Exporteure nicht gerade<br />

einfach, aber es gibt noch immer gute Chancen<br />

für die Exportwirtschaft. Nordamerika,<br />

Südkorea, die EU-Staaten und Lateinamerika<br />

sind derzeit lukrative Märkte, weshalb das<br />

Mercosur-Abkommen so wichtig wäre.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Zinsen sind erheblich gestiegen.<br />

Wie schätzen Sie die Auswirkungen auf die<br />

Unternehmen ein?<br />

Ecker: Die Entwicklung der Zinsen und<br />

die hohe Inflation zeigen bereits starke Auswirkungen.<br />

Die größten Herausforderungen<br />

sind die hohen Preise für Energie, Rohstoffe<br />

und Vorleistungen sowie die Arbeitskosten.<br />

Jedes zehnte Unternehmen kann unter diesen<br />

Bedingungen nicht mehr arbeiten und sieht<br />

seinen Forbestand gefährdet.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was erwarten Sie von den anstehenden<br />

Lohnverhandlungen? Welche Lösungen<br />

sehen Sie, um die Ansprüche der ArbeitnehmerInnen<br />

und die Möglichkeiten der ArbeitgeberInnen<br />

erfüllen zu können?<br />

Ecker: Mir ist klar, dass die rollierende Inflation<br />

bei 9,56 Prozent liegt. Mir sind auch<br />

die Argumente der Gewerkschaft, was Einmalzahlungen<br />

anlangt, bekannt. Wichtig ist<br />

in dieser Situation, die Kaufkraft der Menschen<br />

zu erhalten und gleichzeitig dabei die<br />

Unternehmen nicht zu überfordern. Denn<br />

die aktuellen Herausforderungen treffen uns<br />

alle. Wir, die Unternehmerinnen und Unternehmer,<br />

sowie unsere Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter sitzen alle in einem Boot. Es geht<br />

nur miteinander. Die Kombination einer<br />

moderaten KV-Erhöhung und steuerfreien<br />

Einmalzahlungen ist da sicher eine gute Ausgangsbasis.<br />

Natürlich wäre auch eine Senkung<br />

der Lohnnebenkosten hilfreich, damit den<br />

Menschen netto mehr Geld bleibt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Erwartungen an die Politik<br />

zur Belebung der Konjunktur haben Sie?<br />

Ecker: Dank unserer permanenten Forderung<br />

an die Regierung wurde Anfang August<br />

endlich die Energiekostenpauschale für Ein-<br />

Personen- und Kleinstunternehmen umgesetzt.<br />

Auch die geschaffenen Überbrückungsgarantien<br />

und der Energiekostenzuschuss<br />

2 sind eine wichtige Unterstützung für die<br />

Betriebe. Von der aktuellen Konjunkturentwicklung<br />

sind vor allem die Bauwirtschaft und<br />

die Industrie betroffen. Die Industrie ist von<br />

der europäischen und weltweiten Konjunktur<br />

abhängig, da helfen rein österreichische<br />

Interventionen wenig. Außerdem bin ich der<br />

Meinung, dass wir sehr vorsichtig mit Eingriffen<br />

sein müssen, um die Inflation nicht weiter<br />

zu befeuern. Die Bauwirtschaft wird allerdings<br />

Unterstützung benötigen. Das im Oktober<br />

präsentierte Konjunkturpaket ist sicherlich<br />

ein wichtiger und richtiger Schritt. Die Abschaffung<br />

der Umsatzsteuer auf PV-Anlagen<br />

für zwei Jahre, der Ausbau der Förderung von<br />

Sanierungsmaßnahmen und die Ankündigung,<br />

geplante öffentliche Bauprojekte und<br />

Investitionen vorzuziehen, werden mit Sicherheit<br />

hilfreiche und sinnvolle Maßnahmen<br />

sein. Auch die in <strong>Niederösterreich</strong> beschlossene<br />

Kindergartenoffensive wird in den nächsten<br />

Jahren Aufträge für die Bauwirtschaft<br />

generieren. Problematisch bleibt der Wohnbau,<br />

der aufgrund der Zinsentwicklung und<br />

der KIM-Verordnung nahezu zum Stillstand<br />

gekommen ist. Hier braucht es nicht nur die<br />

angekündigte Anpassung der Wohnbauförderung,<br />

sondern weitere Maßnahmen, um<br />

die Schaffung von Eigentum zu ermöglichen<br />

und das Wohnen leistbar zu gestalten. Da wird<br />

man sich auch mit der KIM-Verordnung etwas<br />

einfallen lassen müssen, damit Menschen<br />

wieder leichter zu Krediten kommen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Es gibt in der Wirtschaft immer<br />

wieder die Forderung einer Gleichstellung mit<br />

der Landwirtschaft, wenn es z. B. um Energie<br />

geht. Wie sehen Sie das?<br />

Ecker: Ja, das ist natürlich für uns ein Thema.<br />

Beginnend mit der Pauschalierung bis zum<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 1000 UNTERNEHMEN <strong>2023</strong><br />

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