Insights Quarterly - Issue N°6

FASHION
„ES FÜHLTE SICH AN, ALS
WÄRE EINE LAST VON MEINEN
SCHULTERN GEFALLEN“
the children being allowed to
choose their parents’ outfits or
everyone eating under the table. The
kids find that mega-fun, of course.
I have also given it to my brothers’
families.
You travelled by train from
Berlin today. Is there anything
you always take with you
when you travel?
My book. I love to read - and when
I’m on the road I tend to get to it.
On a shooting day, I always get up
an hour early, have coffee in bed
and read while I’m at it. That’s my
ritual to start the day. At the moment,
however, I don’t have much
time for reading because I’m working
on my bachelor’s thesis. I’m also
studying English Literature and
Media Studies as a second subject
on the go.
What are you writing about?
About “Queer Coding in Disney
Villains.” Are there characters with
stereotypically queer characteristics?
Does this equate queer people
with villains? Of course, none of
that is so obvious, but that’s precisely
why it’s very exciting.
In 2020, you posted a photo of
yourself and your partner Felix on
Instagram for the first time. Why?
It was important to me above all
that the subject becomes normal.
That’s why I didn’t give an exclusive
interview about it, but simply
shared this photo.
Is it important that celebrities
take this step?
I think it is our responsibility. I
used to think: let everyone do what
they want. Now I’m more radical.
Sure, in a perfect world it wouldn’t
be necessary, but in our world it is.
We first have to be drastic and loud
so that being queer will eventually
REFLEKTIERT
Der Schauspieler
möchte durch sein
öffentliches Outing
anderen ein Vorbild
sein. Anzug und
zweifarbiger Strickpullover
von PAUL SMITH.
Panzerkettenring aus
Gold von COCII.
Location Palais Suite
become normal. And as a public figure, it is my responsibility to stand freely by it
and give strength to others.
Does it also give you strength?
In the past, I often claimed that I didn’t need it. After all, I never hid anything, took
my boyfriend with me to the set, walked hand in hand with him through Berlin...
That’s why I thought that coming out publicly wouldn’t change much for me. But it
felt like a weight had fallen off my shoulders - one that I hadn’t felt before. So it was
actually a kind of liberation for me too.
Every person is looking for a reason, a task, a purpose in life. Have you found yours?
I feel like I’ve finally found my voice and can use it in a meaningful way - and all
because I posted a photo with me and my partner. Yes, that is my task now: to be a
role model and to encourage other people.
Jahren kleine Challenges, daraus entstand die Idee für diesen Adventskalender. Für
Familien – und unabhängig von Weihnachten – haben wir noch den „Klein & Groß
Challenger“, ein richtig schönes Kartenset mit kleinen, spielerischen Aufgaben und
Abenteuern, etwa dass die Kinder die Outfits der Eltern aussuchen dürfen oder alle
unterm Tisch essen. Die Kids finden das natürlich megalustig. Ich habe ihn auch
den Familien meiner Brüder geschenkt.
Sie sind heute mit dem Zug aus
Berlin angereist. Gibt es etwas, das
Sie auf Reisen immer dabeihaben?
Mein Buch. Ich liebe es zu lesen –
und wenn ich unterwegs bin, komme
ich eher dazu. An einem Drehtag
stehe ich immer eine Stunde
früher auf, trinke Kaffee im Bett und
lese dabei. Das ist mein Ritual, um
in den Tag zu starten. Momentan
bleibt jedoch fürs Lesen wenig Zeit,
weil ich gerade an meiner Bachelorarbeit
sitze. Ich studiere nebenbei
Englische Literatur und Medienwissenschaft
im Zweitfach.
Worüber schreiben Sie?
Über „Queer Coding bei Disney-
Bösewichten.“ Gibt es Figuren mit
stereotypisch queeren Charakteristika?
Werden queere Menschen
dadurch mit Bösewichten gleichgesetzt?
Das ist natürlich alles nicht so
offensichtlich, aber gerade deshalb
sehr spannend.
2020 haben Sie auf Instagram erstmals
ein Foto von sich und ihrem
Partner Felix gepostet. Weshalb?
Mir war vor allem wichtig, dass das
Thema eine Normalität bekommt.
Deshalb habe ich dazu auch kein
Exklusiv-Interview gegeben, sondern
einfach dieses Foto geteilt.
Ist es wichtig, dass Prominente
diesen Schritt gehen?
Ich finde, es liegt sogar in unserer
Verantwortung. Früher dachte ich:
Soll jeder machen, was er will. Mittlerweile
bin ich radikaler. Sicher, in
einer perfekten Welt wäre das nicht
nötig, aber in unserer Welt ist es
das. Wir müssen erst mal drastisch
und laut sein, damit Queersein
irgendwann zur Normalität gehört.
Und als Person des öffentlichen
Lebens liegt es in meiner Verantwortung,
frei dazu zu stehen und
anderen Kraft zu geben.
Gibt es auch Ihnen Kraft?
Früher habe ich oft behauptet, die brauche ich gar nicht. Schließlich verheimlichte
ich nie etwas, nahm meinen Freund mit ans Set, lief Hand in Hand mit ihm durch
Berlin. Deswegen dachte ich auch, dass so ein öffentliches Outing für mich gar
nicht viel verändern würde. Aber es fühlte sich an, als wäre eine Last von meinen
Schultern gefallen – eine, die ich vorher gar nicht gespürt hatte. Es war also tatsächlich
auch für mich eine Art Befreiung.
Jeder Mensch sucht nach einem Grund, einer Aufgabe, einem Lebensinhalt.
Haben Sie Ihren gefunden?
Ich habe das Gefühl, endlich meine Stimme gefunden zu haben und sie auch sinnvoll
nutzen zu können – und all das nur, weil ich ein Foto mit meinem Partner
gepostet habe. Ja, das ist jetzt meine Aufgabe: Vorbild zu sein und anderen Leuten
Mut zu machen.
26