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Elternmagazin ELMA Dezember Januar 2023

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30 TITELTHEMA<br />

„Meine Familie kommt aus Südafrika und ich habe den Großteil<br />

meines bisherigen Lebens dort Weihnachten gefeiert. Am Strand,<br />

bei Temperaturen um die 35 Grad und mit bunten Lichterketten<br />

auf Affenbrotbäumen. Auch bei uns kam die Familie in der<br />

Weihnachtszeit zusammen, zum Beispiel zum Braai, dem südafrikanischen<br />

Barbecue, aber das Ganze war mit Musik und Tanz<br />

verbunden, es war irgendwie viel leichter als hier. Die Figur des<br />

Christkindes kannte ich zwar von meiner deutschen Oma, genau<br />

wie den Weihnachtsmann. Besonders sympathisch war der mir<br />

aber ehrlich gesagt nicht, dieser dicke, für meine Verhältnisse viel<br />

zu warm gekleidete, von Coca-Cola inszenierte Mann mit seiner<br />

rot-weißen Zipfelmütze. Und das ist auch so geblieben, obwohl<br />

ich seit einigen Jahren in Deutschland lebe. Vor drei Jahren bat<br />

mich eine befreundete Familie, den Weihnachtsmann zu spielen<br />

für ihre drei kleinen Kinder. Ich ließ mich breitschlagen und von<br />

der Mama der Kinder zum Weihnachtsmann umstylen – inklusive<br />

weiß angesprühtem Vollbart. Ich habe selbst keine Kinder und<br />

bin davon ausgegangen, dass die Kleinen vor Schreck ganz starr<br />

sein würden, wenn ich hereingepoltert komme. Dass ich nur laut<br />

genug hohoho sagen müsste,<br />

ein paar Säckchen austeilen<br />

würde und dann die Freude so<br />

groß wäre, dass keiner merken<br />

würde, wie ich mich schnell<br />

wieder aus dem Staub mache.<br />

Eines aber war mir sofort klar,<br />

als ich durch die Tür kam und<br />

die skeptischen Blicke des<br />

Siebenjährigen sah: Ich hatte<br />

ein Problem. Er hatte eindeutig<br />

einen starken Verdacht und<br />

würde alles daran setzen, mich<br />

zu entlarven. Ich wusste keine<br />

Antwort auf die Frage, wo denn<br />

mein Rentierschlitten sei, ich<br />

konnte kein einziges Weihnachtsgedicht, um das ich gebeten<br />

wurde, und auf die Frage, wie ich denn gleichzeitig hier und bei<br />

ihren Freunden sein konnte, wusste ich auch keine Antwort. Die<br />

Einzige, die ich beeindrucken konnte, war die kleinste Tochter.<br />

Allerdings auch nicht so, wie ich mir das vorher vorgestellt hatte.<br />

Denn sie weinte bitterlich bei meinem Anblick. Vor lauter Schreck<br />

hab ich beim Versuch, sie zu trösten, Afrikaans gesprochen und<br />

war damit endgültig aufgeflogen. Der große Sohn triumphierte,<br />

der Kleine wusste ganz offensichtlich nicht so recht, wie er mit<br />

seinem geplatzten Kindertraum umgehen soll, und die Kleinste<br />

weinte immer noch bitterlich – und findet mich leider nach wie<br />

vor genauso gruselig wie vorher den Nikolaus. Eines weiß ich<br />

seitdem genau: Als Weihnachtsmann bin ich an diesem Tag direkt<br />

in die wohlverdiente Rente gegangen.”<br />

W E I H N AC H T S M A N N<br />

IN RENTE<br />

Xander Cronje ist 24 Jahre alt und auf dem<br />

besten Weg, Elektriker zu werden. Die Berufswahl<br />

fiel ihm – wie den meisten jungen<br />

Menschen – nicht leicht. Eines wusste er aber<br />

ganz genau: Als Weihnachtsmann will er sein<br />

Geld nicht verdienen.<br />

Text Simone Blaß<br />

© privat<br />

© cottonbro

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