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50 GESUNDHEIT & FITNESS<br />
Die Frau stöhnt vor Schmerzen, irgendetwas<br />
stimmt nicht, die Geburt<br />
geht nicht so voran, wie es sein sollte.<br />
Die Hebamme wird nervös, ein Fehler<br />
passiert – im realen Leben könnte das<br />
sowohl für das Ungeborene als auch<br />
für die Mutter gefährlich werden. Hier<br />
allerdings handelt es sich um eine<br />
Puppe, die das Kind gebärt. Lucina<br />
heißt sie, hat schlappe 130 000 Euro<br />
gekostet und steht nun vor allem den<br />
angehenden Geburtshelfern am Uniklinikum<br />
Erlangen zur Verfügung. Sie<br />
können an ihr üben, was später Alltag<br />
sein wird.<br />
EIN<br />
ROBOTER<br />
WIRD<br />
MAMA<br />
Text Simone Blaß<br />
Eine Geburt braucht Vertrauen. Je mehr die Frau<br />
darauf vertraut, dass sie sicher ist, desto leichter<br />
fällt es ihr, loszulassen. Dazu gehört auch, umgeben<br />
zu sein von Menschen, die wissen, was<br />
zu tun ist. Umso wichtiger ist eine gute Geburtshelfer-Ausbildung.<br />
In Erlangen, wo man Hebammenwissenschaft<br />
studieren kann, setzt man<br />
daher auf einen Simulationskreißsaal und Virtual<br />
Reality. Anfangs wirkt es etwas befremdlich.<br />
Denn nicht nur, dass die Puppe ein Kind gebären<br />
kann, es ist auch noch mithilfe einer VR-Brille<br />
möglich, den Vorgang, der sich im Bauch der<br />
nachgeahmten Frau vollzieht, von außen zu betrachten,<br />
um so die Situation noch besser beurteilen<br />
zu können. Blutdruck, Vitalwerte und<br />
Puls können simuliert werden, genau wie verschiedene<br />
Geburtsszenarien. Durch die VR-Brille<br />
ist es möglich, zu beobachten, wie das Kind<br />
sich im Bauch bewegt, wo und warum es zum<br />
Beispiel stecken bleibt. Das macht es einfacher,<br />
sich die räumlichen Verhältnisse vorzustellen<br />
und nachzuvollziehen, wie man dem Baby auf<br />
seinem Weg in die Welt helfen kann.<br />
Lucina, die ihren Namen von einer römischen<br />
Geburtsgöttin hat, ist, wie Professor Beckmann,<br />
der Direktor der Frauenklinik, es nennt, „eine<br />
Brücke zwischen der erlernten Theorie und der<br />
herausfordernden Praxis“. Die authentische<br />
Trainingsumgebung umfasst den Simulationskreißsaal,<br />
einen Simulations-OP für Kaiserschnitte<br />
und einen Seminarraum, in den die<br />
Szene übertragen und von dem aus sie auch<br />
gesteuert werden kann – etwa, indem die Puppe<br />
aus dem Off eine Stimme bekommt. „Das<br />
sogenannte Skills Lab ist eine geschützte Umgebung,<br />
in der Fehler sogar erwünscht sind, in<br />
der jeder Handgriff, jede Notsituation geübt<br />
werden kann – ohne Zeit- und Leistungsdruck“,<br />
© privat<br />
© Bben Photographer