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BIBER 12_23 Ansicht

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Aus dem Archiv: Mittels Aushang in Lokalen und auf Unis<br />

wurde 2006 die erste biber-Generation gefunden<br />

nettes Tierchen ist. Wir haben dann noch den Begriff<br />

„Multi-Kulti“ eliminiert und fertig war „biber. Stadtmagazin<br />

für Wien, Viyana und Beć“.<br />

Völlig enthusiastisch ließen wir von der ersten Ausgabe<br />

„Balkan, aber richtig!“ gleich 20.000 Stück drucken<br />

und (ohne zu fragen) bei U-Bahnstationen verteilen. In<br />

der „Community“ war die Resonanz enorm und unsere<br />

abendlichen Redaktionssitzungen wurden immer größer.<br />

Die hielten wir im damaligen Jugendverein Echo von Co-<br />

Gründer Bülent Öztoplu ab. Damals schon dabei: Amar<br />

Rajković, bis 2022 stellvertretender Chefredakteur und<br />

Eser Akbaba, später erste Marketingleiterin<br />

von biber. Nach jeder neuen Ausgabe<br />

verpackten wir gemeinsam die Magazine<br />

in Kuverts und sendeten Hunderte davon<br />

an Entscheidungsträger und Institutionen.<br />

Dabei ließen wir Pizza kommen und<br />

besprachen die nächsten Storys.<br />

Nach den ersten Ausgaben professionalisierten<br />

wir unsere Strukturen,<br />

indem wir etwa Vertriebskooperationen<br />

mit McDonalds, Anker, Spar, Billa<br />

und anderen eingingen. Die Redaktion<br />

zog von einem kleinen Gassenlokal ins<br />

„<br />

Bei uns wurde<br />

niemand<br />

integriert: Wir<br />

haben das Beste<br />

aus vielen Welten<br />

angenommen.<br />

“<br />

14 / MIT SCHARF /<br />

angesagte Museumsquartier. Aber vor allem führten wir<br />

die biber-Akademie ein. Das Ziel: Mit Hilfe von Förderern<br />

und Sponsoren journalistische Talente auszubilden.<br />

Wie ein Fußballclub scouteten wir systematisch Talente,<br />

bildeten sie aus und kamen unserem Ziel näher,<br />

die heimische Medienlandschaft zu bereichern: mit<br />

guten Journalist:innen, die die anderen Welten in Wien<br />

kennen, weil sie aus Arbeiter:innenfamilien stammen,<br />

Ramadan feiern oder aus Damaskus nach Wien geflüchtet<br />

sind und sich hier ein neues Leben aufbauen.<br />

War immer alles super? Natürlich nicht. Vor allem<br />

in den Anfangsjahren spalteten nationale Konflikte zwischen<br />

Kurd:innen und Türk:innen sowie Serb:innen und<br />

Bosnier:innen immer wieder das Team. Es brauchte Zeit,<br />

bis die Redaktion wichtiger als die Herkunftsländer wurde.<br />

Später wurde dann das Kopftuch heftig debattiert<br />

und die zunehmende Religiosität junger Muslim:innen<br />

wurde zum großen Thema. Früher als andere spürten<br />

wir auch die Radikalisierung einer kleinen Szene. Die<br />

Story „Sure der Leidenschaft – Sex im Islam“ brachte<br />

uns Drohungen von Salafisten ein. Auf Anraten des<br />

Verfassungsschutzes bauten wir eine Sicherheitstür ein.<br />

Gegen rechtsradikale polnische Trolle im Internet, die die<br />

jetzige Chefredakteurin Aleksandra Tulej im Netz verfolgten,<br />

hat die Stahltür leider nicht geholfen. Migrantische<br />

Vereine sahen in biber zudem oft eine Konkurrenz. Wir<br />

würden ihnen „ihre“ Jugendlichen wegnehmen, hieß es.<br />

In all den Jahren war „Integration“ ein Fremdwort für<br />

uns. Bei uns wurde niemand integriert: Wir haben das<br />

Beste aus vielen Welten angenommen und zu möglichst<br />

gutem Journalismus gemacht. Was zählte, waren vor<br />

allem Ideen für gute Geschichten und Leistung. Wir<br />

zogen damit Jungjournalist:innen an, die biber immer<br />

wieder Relevanz gaben wie Aleksandra Tulej, Delna<br />

Antia-Tatić, Nada Chekh, Melisa Erkurt, Alexandra Stanić,<br />

Marina Delcheva und viele mehr.<br />

In all den 16 Jahren hatten wir finanziell immer<br />

wieder zu kämpfen. Gleichzeitig gab es auch viel<br />

Unterstützung: von Menschen, Firmen und Institutionen.<br />

Dafür möchte ich mich bedanken! Vor allem bei Andreas<br />

Wiesmüller, der mit seinem Investment die Gründung<br />

der biber-GmbH im Jahr 2007 ermöglichte, sowie bei<br />

Miteigentümer Rudi Kobza. Sehr beindruckt haben<br />

mich in all den Jahren biber-Geschäftsführer Wilfried<br />

Wiesinger, der mit Nerven aus Stahl den<br />

vielen Krisen trotzte, Art Director Dieter<br />

Auracher, der nächtens mit viel Liebe das<br />

Magazin finalisierte sowie Verlagsleiterin<br />

Aida Durić, die für biber mehr als nur eine<br />

zentrale Rolle einnahm.<br />

Ist jetzt alles vorbei? Nein, denn<br />

biber hat mehr als 150 junge Menschen<br />

geprägt, die auf ihrem Weg durch die<br />

Institutionen sind oder selbst Neues – in<br />

Print, auf Instagram oder TikTok – aufbauen.<br />

Absolvent:innen unserer Akademie<br />

arbeiten in etablierten Medien. Und

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