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BIBER 12_23 Ansicht

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Parlamentsdirektion. So richtig begonnen hat<br />

aber alles hier, mit einer Geschichte, die so noch<br />

niemand erzählt hatte: „Geld gegen Trauschein<br />

und den wertvollen österreichischen Pass.“<br />

Die biber-Akademie wurde über die Jahre<br />

die erste Anlaufstelle für viele junge Menschen<br />

mit Wurzeln auf der ganzen Welt. Die Chance<br />

für Kinder mit Migrationshintergrund, in Österreich<br />

irgendwann Journalist:innen zu werden,<br />

stand mehr als schlecht. Dieses Magazin hat<br />

die Statistik ganz maßgeblich verbessert. Denn<br />

ohne biber wären viele wohl nie im Journalismus<br />

gelandet, auch wir nicht. „Ich habe lange<br />

überlegt, ob ich Journalistin werden will, ob ich<br />

mir das zutraue, ob ich das Zeug dazu habe.<br />

Dank biber weiß ich: Ich kann das.“, sagt Naz<br />

Kücüktekin. Sie hat 2020 die biber-Akademie<br />

absolviert. Danach war sie beim „Kurier“ für das<br />

Projekt „Mehr Platz“ zuständig, wo sie weiterhin<br />

aus den migrantischen Communitys berichtete.<br />

Heute ist sie freie Journalistin und schreibt für<br />

zahlreiche österreichische Medien. Biber war<br />

das Zuhause der coolen Außenseiter und die<br />

biber-Akademie war eine Drehtür in verschiedene<br />

Welten – für die alteingesessenen<br />

Österreicher:innen in<br />

unsere, und für uns in ihre. Wir<br />

haben die Nächte bei geheimen<br />

Gürtel-Rennen verbracht,<br />

uns in Islam-Kindergärten<br />

geschlichen, waren undercover<br />

betteln und haben radikalen<br />

IS-Kämpfern nachgespürt. Wir<br />

„<br />

Ich habe lange überlegt,<br />

ob ich Journalistin werden<br />

will, ob ich mir das zutraue.<br />

Dank biber weiß ich: Ich<br />

kann das.<br />

“<br />

„Biber ist wie die erste große Beziehung“,<br />

so Alexandra Stanić.<br />

haben vom Super-Gau mit der Balkanfrau erzählt<br />

und von den absurden Sexmythen super-strenger<br />

muslimischer Eltern.<br />

Melisa Erkurt (die Chefredaktion), Ali Cem<br />

Deniz (FM4), Delna Antia-Tatić (Süddeutsche<br />

Zeitung), Jelena Pantić-Panić (Gründerin von<br />

medien.geil), Vanessa Spanbauer (Historikerin<br />

und Journalistin), Aleksandra Tulej (letzte Chefredakteurin<br />

von biber), Nada Chekh (Autorin)<br />

– all diese Journalist:innen haben ihre Reise in<br />

der biber-Akademie begonnen. Und auch ein<br />

paar waschechte Österreicher:innen wie Marian<br />

Smetana (Salzburger Nachrichten) und Clemens<br />

Neuhold (profil), der ebenfalls Leiter der biber-<br />

Akademie war, sind im Laufe der Jahre durch<br />

die bunte biber-Schule gegangen. Früher oder<br />

später sind alle weitergezogen. „Biber ist wie<br />

die erste große Beziehung“, sagt Alexandra<br />

Stanić, die neun Jahre bei biber war und später<br />

ebenfalls die biber-Akademie leitete. „Irgendwann<br />

geht die Beziehung zu Ende und du musst<br />

weiterziehen und erwachsen werden.“ Dass<br />

die nächste Generation junger migrantischer<br />

Journalist:innen ohne biber erwachsen werden<br />

muss, ist ein großer Verlust für alle Medien. ●<br />

Blättern in den alten Ausgaben: Nostalgie pur.<br />

Zur Autorin: Marina Delcheva war<br />

Akademie-Leiterin bei biber und leitet<br />

jetzt das Wirtschaftsressort bei profil.<br />

24 / POLITIKA /

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