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Parlamentsdirektion. So richtig begonnen hat<br />
aber alles hier, mit einer Geschichte, die so noch<br />
niemand erzählt hatte: „Geld gegen Trauschein<br />
und den wertvollen österreichischen Pass.“<br />
Die biber-Akademie wurde über die Jahre<br />
die erste Anlaufstelle für viele junge Menschen<br />
mit Wurzeln auf der ganzen Welt. Die Chance<br />
für Kinder mit Migrationshintergrund, in Österreich<br />
irgendwann Journalist:innen zu werden,<br />
stand mehr als schlecht. Dieses Magazin hat<br />
die Statistik ganz maßgeblich verbessert. Denn<br />
ohne biber wären viele wohl nie im Journalismus<br />
gelandet, auch wir nicht. „Ich habe lange<br />
überlegt, ob ich Journalistin werden will, ob ich<br />
mir das zutraue, ob ich das Zeug dazu habe.<br />
Dank biber weiß ich: Ich kann das.“, sagt Naz<br />
Kücüktekin. Sie hat 2020 die biber-Akademie<br />
absolviert. Danach war sie beim „Kurier“ für das<br />
Projekt „Mehr Platz“ zuständig, wo sie weiterhin<br />
aus den migrantischen Communitys berichtete.<br />
Heute ist sie freie Journalistin und schreibt für<br />
zahlreiche österreichische Medien. Biber war<br />
das Zuhause der coolen Außenseiter und die<br />
biber-Akademie war eine Drehtür in verschiedene<br />
Welten – für die alteingesessenen<br />
Österreicher:innen in<br />
unsere, und für uns in ihre. Wir<br />
haben die Nächte bei geheimen<br />
Gürtel-Rennen verbracht,<br />
uns in Islam-Kindergärten<br />
geschlichen, waren undercover<br />
betteln und haben radikalen<br />
IS-Kämpfern nachgespürt. Wir<br />
„<br />
Ich habe lange überlegt,<br />
ob ich Journalistin werden<br />
will, ob ich mir das zutraue.<br />
Dank biber weiß ich: Ich<br />
kann das.<br />
“<br />
„Biber ist wie die erste große Beziehung“,<br />
so Alexandra Stanić.<br />
haben vom Super-Gau mit der Balkanfrau erzählt<br />
und von den absurden Sexmythen super-strenger<br />
muslimischer Eltern.<br />
Melisa Erkurt (die Chefredaktion), Ali Cem<br />
Deniz (FM4), Delna Antia-Tatić (Süddeutsche<br />
Zeitung), Jelena Pantić-Panić (Gründerin von<br />
medien.geil), Vanessa Spanbauer (Historikerin<br />
und Journalistin), Aleksandra Tulej (letzte Chefredakteurin<br />
von biber), Nada Chekh (Autorin)<br />
– all diese Journalist:innen haben ihre Reise in<br />
der biber-Akademie begonnen. Und auch ein<br />
paar waschechte Österreicher:innen wie Marian<br />
Smetana (Salzburger Nachrichten) und Clemens<br />
Neuhold (profil), der ebenfalls Leiter der biber-<br />
Akademie war, sind im Laufe der Jahre durch<br />
die bunte biber-Schule gegangen. Früher oder<br />
später sind alle weitergezogen. „Biber ist wie<br />
die erste große Beziehung“, sagt Alexandra<br />
Stanić, die neun Jahre bei biber war und später<br />
ebenfalls die biber-Akademie leitete. „Irgendwann<br />
geht die Beziehung zu Ende und du musst<br />
weiterziehen und erwachsen werden.“ Dass<br />
die nächste Generation junger migrantischer<br />
Journalist:innen ohne biber erwachsen werden<br />
muss, ist ein großer Verlust für alle Medien. ●<br />
Blättern in den alten Ausgaben: Nostalgie pur.<br />
Zur Autorin: Marina Delcheva war<br />
Akademie-Leiterin bei biber und leitet<br />
jetzt das Wirtschaftsressort bei profil.<br />
24 / POLITIKA /