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DIESER TEXT IST AM 19.10<br />
AUF FM4 ERSCHIENEN.<br />
FM4<br />
WIE DAS KLEINE <strong>BIBER</strong> MAGAZIN DIE<br />
ÖSTERREICHISCHEN MEDIEN GEPRÄGT HAT.<br />
Das Magazin hat nicht nur migrantischen Jugendlichen interessante Geschichten<br />
geboten, sondern auch Journalist:innen mit Migrationshintergrund den Schritt in<br />
die Medien ermöglicht. Ich lernte beim biber wie man schreibt und wie man Ikea-<br />
Küchen aufbaut.<br />
Von Ali Cem Deniz<br />
Das pinke Magazin, das in Wien an vielen Ecken zu<br />
finden war, war vielleicht eines der ersten Dinge,<br />
die mir aufgefallen sind, als ich 2008 zum Studieren<br />
nach Wien kam. Das schreibe ich jetzt nicht<br />
nur, weil mich die Meldung über das „biber“-Aus<br />
sentimental gemacht hat.<br />
In Punkto „Vielfalt und Medien“ kannte ich<br />
bis dahin nichts außer „Heimat, fremde Heimat“.<br />
Ich kann mich gut daran erinnern, wie meine<br />
Eltern und ich uns einfach freuten, wenn am Ende<br />
eines Fernsehbeitrags ein türkischer Name stand.<br />
Momente und Emotionen, die wahrscheinlich<br />
schwer nachvollziehbar sind für Menschen, die nie<br />
migriert sind oder nicht Teil einer „Minderheit“ sind.<br />
Ich erkannte im Namen „biber“ instinktiv nicht<br />
das Nagetier, sondern das türkische bzw. bosnisch/kroatisch/serbische<br />
Wort für Paprika. Als<br />
ich reinblätterte fiel mir auf, dass so gut wie alle<br />
Autor:innen „ausländische“ Namen hatten. Namen,<br />
die man eben sonst medial kaum finden konnte.<br />
JOURNALISMUS-AUSBILDUNG IN DER<br />
WÄSCHEREI<br />
In den drauffolgenden Jahren habe ich immer<br />
wieder biber gelesen. Zum Beispiel gerne die<br />
Kolumnen eines gewissen Todors, der später auch<br />
bei FM4 mein Kollege wurde und nur einer von den<br />
vielen talentierten Autor:innen ist, die für dieses<br />
Magazin gearbeitet haben. Irgendwann 2011 stieß<br />
ich dabei auf eine Anzeige: die biber-Akademie,<br />
eine zweimonatige Journalismus-Ausbildung für<br />
junge Menschen mit Migrationshintergrund. Eine<br />
Studienkollegin ermutigte mich, mich zu bewerben.<br />
Ich weiß nicht mehr was ich damals in mein<br />
Bewerbungsschreiben geschrieben habe, aber<br />
schon bald war ich in einer ehemaligen Wäscherei<br />
im 15. Bezirk und baute in einem spartanisch<br />
ausgestatteten Büro eine Ikea-Küche auf. Die<br />
biber-Akademiker:innen bauten ihr Büro selbst auf.<br />
Auch FM4 berichtete damals über die Eröffnung<br />
der Akademie.<br />
© Christoph Liebentritt<br />
26 / MIT SCHARF /