18.12.2023 Aufrufe

smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 06/2023

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Architektur<br />

<strong>smartLiving</strong>.<br />

ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />

begrenzt durch schleppende Bürokratie in den Genehmigungsverfahren<br />

und unzureichenden Datenbestand.“<br />

Das sehen der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />

(GdW) und der Bundesverband Freier<br />

Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) ähnlich:<br />

KI-Modelle könnten die Mitarbeitenden der Bauämter bei Routineprüfprozessen<br />

spürbar entlasten und zu schnelleren Baugenehmigungen<br />

führen. „Aktuell steckt die Digitalisierung der<br />

Bauämter jedoch noch in den Kinderschuhen, und der Einsatz<br />

echter KI ist in weiter Ferne“, sagt Fabian Viehrig, GdW-Leiter<br />

Bauen und Technik.<br />

Ein Beispiel für den Einsatz von KI erzählt Daniel Hannemann,<br />

CEO der Strenger-Gruppe: Gemeinsam mit der Metabuild<br />

GmbH setzt er in ausgewählten Pilotprojekten mit über 200 Einheiten<br />

einen KI-gestützten Prozess zur „Variantenuntersuchung“<br />

ein. Damit ließen sich detaillierte Analysen zu verschiedenen<br />

Faktoren wie Energieeffizienz, CO 2<br />

-Emissionen, Baukosten, Betriebskosten<br />

und Komfortparametern wie beispielsweise Tageslichtqualität<br />

erstellen. „Ohne den Einsatz von KI könnte hierbei<br />

nur ein Bruchteil der untersuchten Varianten betrachtet werden“,<br />

erklärt Hannemann. Die Ergebnisse würden außerdem deutlich<br />

schneller aus einer viel größeren Anzahl von Varianten erzielt. In<br />

der Branche wird außerdem auf Modoplus verwiesen: Die Suchmaschine<br />

für Potenzialflächen soll durch künstliche Intelligenz<br />

den idealen Standort für Bauprojekte aufzeigen.<br />

WOHIN FÜHRT DIE KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

IN DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT?<br />

Eine einheitliche Definition für Künstliche Intelligenz (KI) gibt<br />

es nicht. Grund ist, dass der Begriff der KI kontextbezogen ist.<br />

Im Wesentlichen beschreibt künstliche Intelligenz die Fähigkeit<br />

von Maschinen, Aufgaben autonom auszuführen. Basis sind Algorithmen,<br />

wobei ein Algorithmus eine eindeutige Handlungsanweisung<br />

ist, um ein Problem oder eine Klasse von Problemen<br />

zu lösen. Algorithmen bestehen aus endlich vielen, definierten<br />

Einzelschritten, die in menschlicher Sprache formuliert oder zur<br />

Ausführung in ein Computerprogramm implementiert werden.<br />

Dabei werden die Aufgaben nicht nur autonom ausgeführt. Die<br />

KI ist auch anpassungsfähig, sodass sie auf unbekannte Situationen<br />

reagieren kann. Das bedeutet, dass sie aus Erfolgen und<br />

Misserfolgen lernt und ihr Verhalten entsprechend anpasst. Insoweit<br />

ähnelt sie dem menschlichen Verhalten. In der Zukunft<br />

sollen Künstliche-Intelligenz-Maschinen (KIM) in die Lage versetzt<br />

werden, wie Menschen zu kommunizieren und zu denken.<br />

IMMOBILIENBRANCHE: WO WIRD<br />

DIE KÜNSTLICHE INTELLIGENZ EINGESETZT?<br />

Die künstliche Intelligenz ist bereits in der Immobilienwirtschaft<br />

angekommen, und wird in der Immobilienbranche in Zukunft<br />

eine immer größere Rolle spielen. Beispiele für Anwendungen<br />

sind Chatbots, die potenziellen Käufern von Immobilien schnell<br />

und einfach automatisiert Auskunft zu verfügbaren Immobilien<br />

geben. Gleiches gilt für die automatisierte Verarbeitung von Dokumenten.<br />

So verwenden manche Immobilienunternehmen die<br />

künstliche Intelligenz dazu, um die Abwicklung von Miet- und<br />

Kaufverträgen zu beschleunigen und um Fehler zu reduzieren.<br />

Das beginnt beim Angebot von zum Verkauf oder zur Miete<br />

stehenden Immobilien bis zur Unterzeichnung des Miet- oder<br />

Kaufvertrags.<br />

Die KI für Immobilien kommt auch im Gebäudemanagement<br />

und im Facility Management zur Anwendung. Im Zusammenhang<br />

mit dem Gebäudemanagement lassen sich Probleme frühzeitig<br />

erkennen, sodass diese rechtzeitig gelöst werden können,<br />

bevor es zu größeren Schäden kommt. Auch das Facility Management<br />

lässt sich mithilfe der künstlichen Intelligenz besser<br />

managen. Die Verwaltung und Betreuung von Immobilienobjekten<br />

wird automatisiert werden. Insgesamt wird die KI bei Immobilien<br />

helfen, große Datenmengen nicht nur zu ordnen, sondern<br />

auch auszuwerten.<br />

Für die Akteure auf dem Immobilienmarkt bedeutet das, dass<br />

sich mithilfe von künstlicher Intelligenz Prozesse verbessern und<br />

beschleunigen lassen. Die Bedeutung der menschlichen Arbeitskraft<br />

wird dadurch nicht weniger, sondern sie wird sich verändern.<br />

Denn mit dem Einzug der KI in die Immobilienwirtschaft<br />

werden technische Lösungen und Auswertungen von Daten zunehmend<br />

wichtiger werden.<br />

WO WIRD KI EINGESETZT IN DER IMMOBILIENBRANCHE –<br />

HIER EINIGE BEISPIELE:<br />

• Umfassende Daten- und Informationsverwaltung<br />

• Erstellen von Exposés<br />

• Präzisere Immobilienbewertung aufgrund der<br />

gesammelten Daten<br />

• Verbesserte Prognose von Immobilienpreisen durch<br />

den umfangreichen Datenbestand<br />

• Verringerung des Such- und Sortieraufwands<br />

• Vertragsmanagement, zum Beispiel Prüfen von Vertragsunterlagen<br />

auf Vollständigkeit<br />

• Vorbereitung von Transaktionen mit weniger manuellem<br />

Aufwand<br />

• Rasche Erledigung von Due-Diligence-Prüfungen<br />

• Schnellere Abwicklung des gesamten Vermietungs- und<br />

Verkaufsprozesses, angefangen beim Marketing über die<br />

Mieter- oder Käufersuche bis zum eigentlichen Verkauf<br />

oder der Vermietung<br />

• Schnellere und fehlerfreie Prüfung von Dokumenten<br />

• Sammeln und Sichten großer Datenmengen, um Chancen<br />

und Risiken von Transaktionen abzuwägen<br />

• Verbesserung von Facility Management und Property<br />

Management.<br />

Die Unterstützung durch die künstliche Intelligenz in der Immobilienwirtschaft<br />

ermöglicht es Immobilienmaklern, sich auf<br />

ihre eigentlichen Kernaufgaben zu konzentrieren und mehr Zeit<br />

in die Kundenberatung zu investieren. Das wiederum wirkt sich<br />

positiv auf die Kundenzufriedenheit aus.<br />

WIE KANN DER EINSATZ VON KÜNSTLICHER INTELLI-<br />

GENZ DIE IMMOBILIENWIRTSCHAFT UNTERSTÜTZEN?<br />

Für die Immobilienwirtschaft bedeutet KI eine Transformation<br />

der Dienstleistungen. Die KI-Tools sammeln insbesondere<br />

Daten, analysieren Dokumente und prüfen Rahmenbedingungen.<br />

Außerdem unterziehen sie Energie-, Brandschutz- und Sicherheitsmaßnahmen<br />

einer sorgfältigen Analyse mit dem Ziel,<br />

beispielsweise Steuerungs- und Überwachungssysteme zu automatisieren.<br />

Andere KI-Tools zeigen Energiesparpotenziale von<br />

Gebäuden auf, indem sie die Verbrauchsdaten speichern und<br />

Prognosewerte sowie Markttrends liefern. Insoweit lassen sich<br />

mithilfe der künstlichen Intelligenz sämtliche Daten auswerten,<br />

die mit Immobilien in Zusammenhang stehen. Das betrifft nicht<br />

nur Energie, Brandschutz und Sicherheit, sondern auch den Bau,<br />

den Betrieb sowie die Preiskalkulation beim Kauf, Verkauf oder<br />

der Vermietung von Immobilien.<br />

WELCHE ROLLE SPIELEN DATEN<br />

IN DER IMMOBILIENBRANCHE?<br />

Die Immobilienbranche lebt von Daten und Analysen. Das Sammeln<br />

von Daten und die sich anschließenden Analysen machen<br />

es Immobilienmaklern, Wohnungsbaugesellschaftern, Projektentwicklern<br />

und Investoren möglich, wertvolle Informationen<br />

über Bestandsbauten oder geplante Projekte zu erhalten. Das gilt<br />

nicht nur für die Immobilien selbst, sondern auch für deren Lage<br />

beziehungsweise Standorte.<br />

WELCHE DATEN IN DER IMMOBILIENBRANCHE<br />

WICHTIG SIND:<br />

• Kaufpreise und Mietpreise: Angebotsdaten und Echtdaten<br />

• Kaufpreis- und Mietpreisvergleiche<br />

• Standortfaktoren: Infrastruktur, Verkehrsanbindung, Lage<br />

innerhalb einer Stadt oder Gemeinde, Wohnqualität<br />

• Soziodemografische Daten: Einwohnerdichte, Kaufkraft,<br />

Erwerbstätigen- und Arbeitslosenquote<br />

• Qualität von Immobilien in Bezug auf Energieverbrauch,<br />

Ausstattung, Bauart, Baujahr, Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen.<br />

Mit Hilfe der gesammelten Daten verbessert sich die Markttransparenz.<br />

Genauere Prognosen und Trends erlauben Aussagen<br />

über die Zukunft der Immobilienbranche. Schnellere und<br />

komplexere Analysen beschleunigen den Verkaufs- und Vermietungsprozess.<br />

Das wiederum erlaubt schnellere und bessere Entscheidungen,<br />

wovon insbesondere der Kundenservice profitiert.<br />

Durch die künstliche Intelligenz werden die alltäglichen Aufgaben<br />

in der Immobilienverwaltung automatisiert. Die Datensammlung<br />

wird um ein Vielfaches ergänzt. Das gilt vor allem für<br />

die Immobilie selbst, die zum transparenten Datenlieferanten<br />

wird, zum Beispiel in Bezug auf die Flächennutzung und den<br />

Energieverbrauch. Die Daten müssen jedoch datenschutzrechtlich<br />

sicher und sorgfältig abgelegt und analysiert werden, um<br />

letztendlich eine Komfortsteigerung für Beschäftigte in der Immobilienwirtschaft<br />

und für Kunden zu erzielen.<br />

WIE BEEINFLUSST DER EINSATZ VON KÜNSTLICHER<br />

INTELLIGENZ DIE ZUKUNFT DER IMMOBILIENBRANCHE?<br />

KI wird die Immobilienbranche nachhaltig beeinflussen. Bereits<br />

jetzt werden vermehrt KI-Systeme verwendet. Es wird auch von<br />

den Unternehmen abhängig sein, ob und in welchem Umfang<br />

künstliche Intelligenz in den Arbeitsalltag integriert wird. Immer<br />

neue KI-Tools werden auf den Markt kommen, und auch<br />

die künstliche Intelligenz wird sich, einmal installiert, weiterentwickeln.<br />

Die mit dem Kauf, dem Verkauf, der Vermietung, dem<br />

Bau und der Verwaltung von Immobilien zusammenhängenden<br />

Prozesse werden automatisiert ablaufen.<br />

Der Schwerpunkt wird jedoch auf dem Sammeln von Daten<br />

nach datenschutzrechtlichen Bestimmungen liegen. Deren<br />

Analyse lässt wichtige Aussagen über mögliche Trends auf<br />

dem Wohnungs- und Immobilienmarkt, die Vorhersage von<br />

Preisentwicklungen und bessere Entscheidungen in Bezug auf<br />

Immobilieninvestments zu. Gleiches gilt für die Vermarktung<br />

von Immobilien. Durch die verbesserte Datenlage können<br />

mithilfe der KI potenzielle Käufer und Zielgruppen identifiziert<br />

werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass die künstliche<br />

Intelligenz die Arbeit von Menschen in der Immobilienbranche<br />

ersetzen wird. Denn sie kann Aufgaben und Prozesse vereinfachen<br />

und beschleunigen, doch den Menschen vollständig<br />

ersetzen kann die KI nicht.<br />

<br />

Quellen: Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH),<br />

Münchener Ifo-Institut, Hauptverband der Deutschen<br />

Bauindustrie (HDB), Zentraler Immobilien-Ausschuss (ZIA)<br />

©Autor: Dietmar Kern<br />

24<br />

KI wird vielfältige Prozessbereiche am Bau beschleunigen.<br />

Foto: Carmen Steiner – www.stock.adobe.com<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!