smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 06/2023
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Planen & Bauen<br />
<strong>smartLiving</strong>.<br />
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BAUEN IM<br />
WINTER<br />
Bauherren sollten sich beim Schutz der<br />
Baustelle nicht auf die Baufirmen verlassen,<br />
sondern lieber auch selbst nach dem<br />
Rechten sehen, damit der Rohbau keinen<br />
Schaden nimmt. Schließlich steckt schon viel<br />
Eigenkapital in dem noch unfertigen Haus.<br />
SCHUTZ DER BAUSTELLE IST WICHTIG<br />
Frost und Schnee gehören zum Winter. Doch sie können<br />
Bauten schädigen, vor allem, wenn sie noch nicht fertiggestellt<br />
sind. Schnee und Regen dringen schnell in den Bau,<br />
durch Fensteröffnungen oder ungeschützte Kellerabgänge<br />
oder es regnet in offene Mauerkronen. Dabei können erhebliche<br />
Schäden entstehen. „Winterschutz vor Abnahme ist meist<br />
Sache der Baufirma und sogar in DIN 18299 geregelt. Aber<br />
zwischen DIN, Vertrag und Wirklichkeit klaffen oft Welten.<br />
Gerade wenn Firmen in finanziellen Schwierigkeiten stecken,<br />
verlassen sie häufig Hals über Kopf die Baustelle. Dann sollte<br />
der Bauherr lieber ein paar Hundert Euro in die Sicherung<br />
investieren, als tatenlos zuzusehen, wie sich sein Haus durch<br />
Witterungseinflüsse schnell in eine Bauruine verwandelt“, rät<br />
Diplom-Ingenieur Marc Ellinger, Bausachverständiger im<br />
Verband Privater Bauherren (VPB) und Leiter des VPB-Büros<br />
in Freiburg.<br />
Bauherren sollten sich deshalb in den nächsten Wochen nicht<br />
allein auf die Sorgfalt ihrer Baufirmen verlassen, sondern prüfen,<br />
ob ihr Rohbau ausreichend geschützt ist. Wird die Firma<br />
trotz entsprechender Hinweise immer noch nicht tätig oder<br />
liegt einfach eine Pause zwischen zwei von den Bauherren<br />
beauftragten Gewerken vor, dann kann beim Bau auf eigenem<br />
Grund und Boden, für den man ein Betretensrecht hat,<br />
notfalls nur noch eines helfen: „Selbst Folien besorgen und<br />
die neuralgischen Punkte abdecken. Das lohnt sich, denn im<br />
Rohbau steckt bereits der Löwenanteil des Eigenkapitals der<br />
zukünftigen Bewohner“, so Bauexperte Ellinger.<br />
MAUERKRONEN ABDECKEN<br />
Je nachdem, wie weit der Bau bereits fortgeschritten ist, empfiehlt<br />
der VPB-Experte unterschiedliche Schutzmaßnahmen.<br />
Stehen Keller und das Erdgeschoss und das Dach fehlt noch,<br />
sollten die Bauherren zwei Dinge erledigen: Zum einen den offenen<br />
Kellertreppenausschnitt in der Kellerdecke durchtrittssicher<br />
abdecken – dies schon aus verkehrssicherungsrechtlichen<br />
Gründen – und mit Folie überspannen, zum anderen die<br />
Mauerkronen abdecken. „Wenn Regen und Schmelzwasser in<br />
den Keller laufen und dort wochenlang stehen, ist das später<br />
der beste Nährboden für Schimmel. Deshalb Keller trockenlegen,<br />
Wasser und Schnee mit Eimern und Schaufeln entfernen<br />
und dann den Kellerabgang abdichten.“<br />
Regenwasser und Schnee dringen aber nicht nur über den Kellerausschnitt<br />
ein, sondern sickern auch durch Kellerschächte<br />
und Deckendurchbrüche, die die Rohbauer für Wasser- und<br />
Heizungsrohre ausgespart haben. Auch diese Löcher sollten<br />
alle durchtrittsicher abgedeckt und gegen Wassereintritt geschützt<br />
werden.<br />
Ebenso wichtig ist der Schutz der offenen Mauerkronen.<br />
Dringt dort über Wochen Wasser ein, laufen die Steine voll.<br />
Gefriert dann das Wasser im Stein, dehnt es sich aus und zerstört<br />
den Stein. Verhindern lässt sich das nur, wenn die Mauerkronen<br />
und Brüstungen mit Folie sicher abgedeckt sind.<br />
WASSER MUSS IMMER WEG VOM HAUS<br />
Wird das Haus bereits von einem Dach geschützt, sollten<br />
Bauherren prüfen, ob alle Dachöffnungen dicht sind. Falls<br />
nicht: Offene Fensterlöcher mit Folie sichern, rät Ellinger. Ist<br />
das Dach bereits gedeckt, sind meist auch schon Regenrinnen<br />
und Fallrohre montiert: „In diesem Fall sollten die Bauherren<br />
schauen, wohin die Fallrohre entwässern. Auf gar keinen Fall<br />
darf das Wasser einfach neben der Hauswand ins Erdreich sickern.<br />
Wasser muss immer weg vom Haus“, erklärt Ellinger<br />
und empfiehlt: „Am unteren Ende des Fallrohres ein Kunststoffrohr<br />
aufstecken und das Regenwasser ins Gelände umleiten<br />
– möglichst weit vom Haus!“ Kunststoffrohre oder spezielle<br />
Fallrohrschläuche aus Folie gibt es in passender Größe für<br />
wenige Euro im Fachhandel.<br />
Wenn die Arbeiten im Hausinneren auch in der Frostperiode<br />
weitergeführt werden sollen, ist es wichtig, frühzeitig<br />
dafür zu sorgen, dass das Gebäude nicht zu sehr auskühlt<br />
oder gar durchfriert. Hier rät Experte Ellinger: „Ist das der<br />
Fall, muss ein enormer Energieaufwand betrieben werden,<br />
um die durchgefrorenen Bauteile wieder auf Temperatur zu<br />
bringen. Das Gebäude muss dabei auf knapp über 5 °C temperiert<br />
werden. Da warme Luft nach oben steigt, ist es wichtig,<br />
in allen Geschossen zu heizen. Dazu eignen sich mobile<br />
elektrische Heizgebläse, die man mieten kann. Achtung: Eine<br />
solche Maßnahme ist erst dann sinnvoll, wenn die Dachkonstruktion<br />
komplett gedämmt und zum Innenraum dampfkonvektionsdicht<br />
abgedeckt ist. Sie ist auch nicht billig! Wer<br />
sich diese Kosten sparen will, sollte dem Bau unbedingt eine<br />
Austrocknungs- und Winterpause gönnen. Allerdings gilt es<br />
abzuwägen, ob die Zahlungen für die Miete der bestehenden<br />
Wohnung nicht vielleicht höher sind als die Stromkosten für<br />
die Erwärmung des Hauses.“<br />
WASSERFÜHRENDE ROHRE ENTLEEREN<br />
Das besondere Augenmerk der angehenden Hausbesitzer, so<br />
VPB-Bauherrenberater Ellinger, sollte auch den bereits verlegten<br />
Wasser- und Heizungsrohren im Haus gelten. Sind<br />
sie gefüllt und die Heizung noch nicht eingeschaltet, drohen<br />
Frostschäden. Die werden richtig teuer, denn wenn Rohre<br />
platzen, müssen zur Reparatur in der Regel Bauteile geöffnet<br />
werden. Mit dem verantwortlichen Unternehmer und dessen<br />
Versicherung wird dann über so etwas lange herumgestritten.<br />
Der VPB-Sachverständige rät deshalb: „Entweder das Haus<br />
heizen oder die wasserführenden Rohre wieder entleeren.“<br />
AUCH MATERIAL IM FREIEN SCHÜTZEN<br />
Schützen sollten Sie übrigens auch Material, das auf der Baustelle<br />
lagert. Liegen Zementsäcke, Mauersteine, Holz oder<br />
Dämmstoffe im Nassen, sind sie schnell nicht mehr viel wert.<br />
Dies fotografisch zu dokumentieren rät VPB-Sachverständiger<br />
Ellinger ebenso wie auch zur Sicherung der Baustelle: gegen<br />
unbefugte Dritte, leichtsinnige Neugierige und kriminelle<br />
Langfinger. „Ein solider Bauzaun mit Kette und Schloss hält<br />
ungebetene Gäste fern.“<br />
<br />
red<br />
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Foto: Paula – www.stock.dobe.com<br />
Foto: Verband Privater Bauherren<br />
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