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SEERAUM<br />
41<br />
UNGEBAUT<br />
Das Schweizerische Architekturmuseum<br />
zeigt bis April die Ausstellung „Was<br />
wäre wenn“, bei der nicht ausgeführte<br />
Architekturentwürfe im Mittelpunkt stehen.<br />
VON STEFANIE GÖTTLICH<br />
Was zunächst ungewöhnlich klingt, ist durchaus spannend,<br />
denn tatsächlich wird viel mehr entworfen, als letztendlich<br />
gebaut wird.<br />
Trotz intensiver Bautätigkeit der Schweiz stellt das Gebaute<br />
nur die Spitze des Eisbergs dar. Auch viele gute Ideen<br />
werden nie umgesetzt. Kamen die Entwürfe vielleicht zu<br />
kühn oder zu utopisch daher und fehlte der Mut, sie zu realisieren?<br />
Ist das weitreichende Mitbestimmungsrecht, das<br />
die Schweiz ihrer Bevölkerung bei der Entscheidung zur<br />
Umsetzung von Bauprojekten einräumt, eine gute Bauherrin?<br />
Oder sorgt das demokratische Mitspracherecht gar für<br />
weniger Innovationskraft?<br />
Unvergessen<br />
Ob verloren, verneint oder verändert – viele Architekturentwürfe<br />
machen bis heute von sich reden, obwohl sie nie<br />
ausgeführt wurden. Diese herbeigesehnten, aber nicht realisierten<br />
Werke sind keine Einzelschicksale, sondern gehören<br />
zum Alltag jedes noch so erfolgsverwöhnten Architekturbüros.<br />
Selbst Entwürfe von Le Corbusier, Mario Botta<br />
oder Herzog & de Meuron wurden schon abgelehnt.<br />
Im Dialog mit fast zwei Dutzend Architekturinstitutionen<br />
aus allen Landesteilen, dabei auch Architekturforen<br />
aus der Ostschweiz, aus Winterthur, Schaffhausen und Zürich,<br />
hat Kurator Andreas Kofler eine repräsentative Auswahl<br />
aus einem schier unendlichen Fundus zusammengestellt.<br />
Gefragt wurde, welche nicht realisierten Bauwerke<br />
in der jeweiligen Region – egal ob positiv oder negativ<br />
konnotiert – immer wieder zur Sprache kommen, weil sie<br />
in den Köpfen weiterleben. Die Ausstellung gewährt nun<br />
Einblicke in die Verschiedenartigkeit dieser Bauvorhaben.<br />
Besucher*innen können Entwürfe entdecken und sich<br />
überlegen, wie die Schweizer Baukulturlandschaft aussehen<br />
könnte, wenn diese Projekte realisiert worden wären.<br />
Die Summe der Vorhaben zeichnet laut Ausstellungsmacher<br />
das Bild einer alternativen Schweiz, in der der Mut<br />
zur Utopie größer ist als die Angst vor Fehlern. Die Ideen<br />
hinter den vielfältigen Entwürfen sind weiterhin wichtige<br />
Impulsgeber, sodass die gedachten Bauvorhaben das Wesen<br />
der Architektur möglicherweise noch mehr verkörpern<br />
als das, was materiell Gestalt angenommen hat.<br />
bis 07.04.<br />
Schweizerisches Architektur-Museum<br />
Steineberg 7<br />
CH-4001 Basel<br />
www.sam-basel.org