Das kommunale Magazin für nachhaltige Beschaffung, Ausgabe April 2022

Aus Kommunen
Local Green Deal, Fairtrade und nachhaltige
Beschaffung bei der Stadt Mannheim
Mannheim ist mit rd. 320.000 Einwohnern Oberzentrum der Europäischen Metropolregion Rhein-
Neckar. Die Stadt bringt als Pilotstadt aktuell einen „Local Green Deal“ auf den Weg, der sich an
den „European Green Deal“ anlehnt. Was die EU bis 2050 schaffen will, steht in Mannheim schon
für das Jahr 2030 auf der Agenda. Der „Local Green Deal“ konkretisiert Ziele wie Nachhaltigkeit
und Klimaneutralität im bereits bestehenden Leitbild „Mannheim 2030“
Ein Beitrag von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz
Der „Green Deal“ ist dabei kein weiteres Planwerk, sondern
initiiert, aktiviert und bündelt konkrete Vereinbarungen für eine
grüne, saubere und gesunde Stadt. Wir starten unseren Local Green
Deal unter dem Motto I:DEAL für Mannheim; das heißt, es geht um
eine bessere Lebensqualität für alle als ideale Vision und es heißt
auch, dass jeder beitragen kann zum Gelingen. Der Local Green Deal
sichert uns und künftigen Generationen ein besseres und gesünderes
Leben durch saubere Luft, sauberes Wasser, einen gesunden Boden
und Biodiversität, sanierte, energieeffiziente Gebäude, gesundes
und bezahlbares Essen, mehr öffentliche Verkehrsmittel, sauberere
Energie und modernste saubere Technologien und langlebigere Produkte,
die repariert, wiederverwertet und wiederverwendet werden
können.
Und damit dies gelingt, muss im Bereich der nachhaltigen
Beschaffung am Anfang der Kette der Lieferung von Produkten
und Leitungen angesetzt werden. Klare Kriterien hinsichtlich der
ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit müssen
seitens der Städte dafür sorgen. Es dreht sich zum Beispiel auch um
fair gehandelte Lebensmittel, energie- und ressourcen-schonendes
Bauen und Wohnen, Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs sowie
„saubere und erschwingliche Energie.“ In all diesen Bereichen ist
die Kommune „Beschaffer“ von Produkten und Dienstleistungen.
Es geht aber auch um die Rechte von Verbraucherinnen und Verbraucher.
Städte verwalten eine Reihe von Schlüsselsektoren, wie Mobilität,
Energie und Abfallwirtschaft und sind letztlich verantwortlich
für die Kontrolle der Landnutzung und der Stadtplanung. Ihr öffentliches
Beschaffungswesen und ihre Investitionsbudgets spielen eine
Schlüsselrolle bei der Nachfrage nach nachhaltigen Produkten. Die
Stadt Mannheim nutzt deshalb den Europäischen Grünen Deal als
Chance, um ihre Nachhaltigkeitspolitik neu zu gestalten und stellt
sich als Pilotstadt für einen Local Green Deal an die Spitze dieser
europäischen Bewegung. Ziel des Local Green Deal ist es, nachhaltige
öffentliche Beschaffung langfristig im Verwaltungshandeln
auf allen Ebenen zu verankern. Dazu gehören auch die Förderung
nachhaltiger Produktionsprozesse, langlebiger Produkte und sauberes
Recycling. Die öffentliche Beschaffung leistet einen wichtigen
Beitrag, diesen Aktionsplan umzusetzen. Nachhaltig zu beschaffen
ist bereits heute schon Praxis, beispielsweise bei der Beschaffung
von IT-Ausstattungen, Möbeln und Textilien sowie bei den Themen
„Verpflegung“ und „Energieeffizienz“.
Besonders relevant wird das Thema auch im Bereich Bauen
und hier insbesondere bei der Auswahl der Baustoffe. Das Thema
deutlich verstärkter Lebenszyklusbetrachtungen, Materialpässe
hinsichtlich Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit werden in den
kommenden Jahren - gerade auch hinsichtlich ihrer Standardisierung
– unserer Aufmerksamkeit bedürfen.
Bereits heute haben wir bereits bei der Vergabe von Planungsleistungen
das Kriterium „Nachhaltigkeit“ in unsere vorgeschalteten
Planungswettbewerbe als Wertungskriterium eingebaut, sei es im
Hochbau (z.B. Neubau unserer Stadtbibliothek), Städtebau, bei Konzeptvergaben
oder bei freiraumplanerischen Themen.
Zudem hat die Stadt Mannheim gemeinsam mit ihren Bürger*innen
eine lokale Nachhaltigkeitsstrategie „Leitbild Mannheim
2030“ erarbeitet, die unter anderem auch das Ziel enthält, lokal zu
globaler Gerechtigkeit und zu einem fairen Konsum beitragen zu
wollen. Unser Anliegen ist es, in vielen Bereichen unserer Stadtgesellschaft
eine stärkere Berücksichtigung fair gehandelter Produkte
zu erreichen.
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