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Das kommunale Magazin für nachhaltige Beschaffung, Ausgabe April 2021

Die öffentliche Beschaffung verantwortet pro Jahr ca. 500 Milliarden Umsatz. Angesichts von Klimawandel, Ressourcenknappheit und Menschenrechtsverletzungen ist die öffentliche Beschaffung in einer Transformation. Sie sind Teil dieser Transformation und wollen sich über aktuelle Trends, Best Practices und Meinungen der Stakeholder in der öffentlichen Beschaffung informieren? Dann sind Sie hier richtig! Das Magazin für nachhaltige Beschaffung informiert regelmäßig zu den Themen Vergabepraxis, nachhaltige öffentliche Beschaffung, GPP in Europa, Vergaberecht und veröffentlicht Interviews, Erkenntnisse aus der täglichen Praxis und gibt Tipps zum Einstieg und Vertiefung der öffentlichen nachhaltigen Beschaffung.

Die öffentliche Beschaffung verantwortet pro Jahr ca. 500 Milliarden Umsatz. Angesichts von Klimawandel, Ressourcenknappheit und Menschenrechtsverletzungen ist die öffentliche Beschaffung in einer Transformation.

Sie sind Teil dieser Transformation und wollen sich über aktuelle Trends, Best Practices und Meinungen der Stakeholder in der öffentlichen Beschaffung informieren? Dann sind Sie hier richtig!

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<strong>Das</strong> <strong>kommunale</strong> <strong>Magazin</strong><br />

<strong>für</strong> einen <strong>nachhaltige</strong>n Einkauf<br />

3,80 EURO<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>April</strong> <strong>2021</strong><br />

Top-Themen:<br />

Nachhaltige <strong>Beschaffung</strong>: Politische Impulse in München<br />

Interview mit dem Team der KNB<br />

Kleine Kniffe<br />

1<br />

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2 Kleine Kniffe<br />

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Editorial<br />

„Die Corona Krise ist ja eigentlich Kindergarten, wenn wir uns überlegen, was aus der Klimakrise<br />

auf uns zukommt. <strong>Das</strong> heißt, wenn wir das nicht stoppen und Business as usual machen,<br />

werden die Temperaturen gegen Ende des Jahrhunderts um drei, vier oder gar fünf Grad Celsius<br />

ansteigen.“, gibt Professor Volker Quaschning im Gespräch mit Georg Ehring vom Deutschlandfunk<br />

zu bedenken.<br />

Die Belange des Klima- und Umweltschutzes sowie die Einsparung von Ressourcen, Energie<br />

und Wasser sind heute mehr als dringlich geworden und liegen längst jenseits dessen, was als nachhaltig<br />

bezeichnet werden kann. Deshalb hat umweltfreundliche öffentliche Vergabe wachsende<br />

Bedeutung. Deshalb ist <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> naheliegend, die Klima- und Umweltschutz sowie<br />

Ressourceneffizienz von Anfang an über den gesamten Stoffstrom berücksichtigt.<br />

Die öffentliche Hand hat über das Instrument <strong>nachhaltige</strong>r <strong>Beschaffung</strong> eine wichtige Funktion<br />

<strong>für</strong> die Erreichung dieser Umwelt- und Klimaschutzziele aufgrund ihres Mengenumsatzes und<br />

ihrer Vorbildwirkung.<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> der „Kleine Kniffe“ berichten wir über eine politische Stadtratsinitiative,<br />

die Schwung in die <strong>nachhaltige</strong> <strong>kommunale</strong> <strong>Beschaffung</strong> intendiert, über digitale Lösungen einer<br />

landesweiten <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Beschaffung</strong>, über die rechtlichen Möglichkeiten des Bündeleinkaufs<br />

und stellen das Team der Kompetenzstelle <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> vor, die bereit steht, um<br />

Kommunen auf dem Weg zu einer <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Beschaffung</strong> zu unterstützen.<br />

Doch eine <strong>nachhaltige</strong> Transformation des Einkaufs ist mehr als eine Frage der Insellösungen -<br />

sie betrifft die Kultur einer <strong>kommunale</strong>n Verwaltung: die Arbeitsweisen und Abläufe, die Führung,<br />

die Beziehungen zu Bürger*innen und Lieferanten.<br />

Wie kann es gelingen, sich zu einer lernenden Organisation zu entwickeln, um sich in Zeiten<br />

des Klimawandels verantwortlich <strong>für</strong> die Zukunft und damit nachhaltig aufzustellen? Gefragt ist<br />

die Initiative jedes Einzelnen. Der Verweis auf vorgesetzte oder politische Instanzen bringt wenig.<br />

Auch das ist eine Lehre aus der Corona-Krise. Bleiben Sie gesund!<br />

Chefredakteur<br />

Kleine Kniffe<br />

3<br />

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Die Stunde der Umdenker<br />

Ein Beitrag von Veronika Warmers,<br />

Steinbeis Papier<br />

Es gibt viele Rezepte, um die Welt ein bisschen besser zu machen.<br />

Es sind nicht nur die großen politischen Entscheidungen. Vor allem<br />

ist es das Handeln jedes Einzelnen – jede und jeder kann und sollte<br />

seinen Beitrag leisten. Meistens reicht eine Initialzündung oder eine<br />

Initiative, um andere zum Umdenken zu bewegen. Und der erste<br />

Schritt zu mehr Nachhaltigkeit ist nun einmal das Umdenken. Mit<br />

„ReThinkingPaper“ bietet sich eine Handlungsoption an, um einen<br />

einfachen Schritt in diese Richtung zu gehen.<br />

Der Klimawandel ist ein dominierendes Thema. Auch in<br />

Deutschland sind die Folgen mittlerweile spürbar. Temperaturrekorde,<br />

heftige Wetterlagen mit Überschwemmungen oder<br />

Dürreperioden – mit diesen Auswirkungen müssen wir uns auseinandersetzen.<br />

Umso größer wird der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit<br />

auch im Alltag. Mobilität, Konsum und Ernährung – diese und<br />

andere Lebensaspekte gilt es schon im Kleinen anzupassen. Die<br />

Unternehmen müssen entsprechende Antworten liefern und die<br />

Menschen zum Umdenken animieren. Es steht viel auf dem Spiel,<br />

wenn nicht bald gehandelt wird.<br />

Die natürlichen Grundlagen des Planeten <strong>für</strong> zukünftige Generationen<br />

sind stark gefährdet und die Herausforderungen dahingehend<br />

facettenreich: Der Ausstoß von Treibhausgasen muss drastisch<br />

reduziert werden. Nachhaltigkeit bedeutet auch, die Fruchtbarkeit<br />

der Böden zu erhalten. Durch den Klimawandel wird zudem das<br />

Trinkwasser knapper, und viele Tier- und Pflanzenarten sterben<br />

aus. Zentral ist vor allem der Umgang mit Ressourcen. Der Verbrauch<br />

liegt häufig vielfach über dem, was nachhaltig wäre. Was ist<br />

also zu tun?<br />

Im Team – also gemeinsam in der Summe – lässt sich viel<br />

bewerkstelligen. Gleichgesinnte treten <strong>für</strong> die Idee von mehr<br />

Nachhaltigkeit ein und inspirieren andere mit ihren Taten, um<br />

gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Wer nimmt also<br />

welche Rolle in diesem Umdenkprozess ein? Zunächst kann die<br />

Politik faire Rahmenbedingungen schaffen, um umweltschonendes<br />

Handeln zu begünstigen. Weiter müssen Wirtschaft und Gesellschaft<br />

sich ihrer Verantwortung <strong>für</strong> die Umwelt bewusst werden. Und letztendlich<br />

trägt jeder Einzelne zum großen Ganzen bei.<br />

Wir haben Nachhaltigkeit als wichtigstes Zukunftsthema identifiziert.<br />

Deshalb sensibilisieren wir Menschen da<strong>für</strong>, dass schon kleine<br />

Stellschrauben wie der Wechsel von Frischfaser- auf Recyclingpapier<br />

aus 100 Prozent Altpapier zum Erhalt des Planeten beitragen.<br />

Frei nach dem Prinzip „Jedes Blatt zählt“ werden diese Umdenker<br />

auf blog.stp.de und rethinking-paper.de porträtiert und können ihre<br />

Erfahrungen mitteilen. <strong>Das</strong> schafft Inspiration und eröffnet neue<br />

Handlungsoptionen <strong>für</strong> andere. Unser Ziel ist eine Initiative, die ein<br />

Umdenken beim Thema Ressourcenverbrauch forciert und Menschen<br />

zum Mitmachen bewegt.<br />

4 Kleine Kniffe<br />

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Morsezeichen des Recyclingszeitalters<br />

Ein Beitrag von Jens Loschwitz,<br />

BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V.<br />

Samuel Morse gelang es vor fast 200 Jahren, elektrische Signale<br />

in Sprache zu verwandeln. Seine Erfindung revolutionierte<br />

die Kommunikation. Im Nachhinein klingt der Startschuss in ein<br />

neues (Kommunikations-) Zeitalter einfach. Tatsächlich suchte der<br />

Erfinder Morse lange vergeblich nach Investoren <strong>für</strong> eine Telegrafenleitung.<br />

Letztlich bewilligte schließlich der US-Kongress den Bau<br />

einer rund 60 Kilometer langen Verbindung zwischen Baltimore und<br />

Washington.<br />

Im Jahr <strong>2021</strong> sind wir mit der Kreislaufwirtschaft dabei, Materialströme<br />

und Produktionsprozesse vollkommen neu zu denken.<br />

Technisch ist die Schließung von Materialkreisläufen – mit „Design<br />

for Recycling“ und Rezklateinsatz in Neuwaren - regelmäßig längst<br />

kein Problem mehr. Durch intelligente Strategien und einen reduzierten<br />

Materialverbrauch kann die Kreislaufwirtschaft die globalen<br />

Treibhausgasemissionen um 39 Prozent und den Rohstoffverbrauch<br />

um 28 Prozent senken. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Circularity<br />

Gap Report. Die politische Erkenntnis der Notwendigkeit,<br />

Wirtschaftswachstum von der Ressourcennutzung abzukoppeln,<br />

hat den Green Deal der EU-Kommission auf den Weg gebracht.<br />

Der neue EU-Aktionsplan <strong>für</strong> die Kreislaufwirtschaft (KOM-Drs.<br />

2020/98) ist auch <strong>für</strong> den Wirtschaftsstandort zuversichtlich: Bei<br />

Anwendung der Grundsätze der Kreislaufwirtschaft in der gesamten<br />

Wirtschaft der EU könnte es gelingen, das BIP der EU bis 2030<br />

um zusätzliche 0,5% zu steigern und etwa 700 000 neue Arbeitsplätze<br />

zu schaffen.<br />

Obwohl die „Morsezeichen des Recyclingszeitalters“ deutlich<br />

erkennbar sind, kommt die Transformation zur Kreislaufwirtschaft<br />

nicht voran. Was fehlt? Vor allem eine massive Nachfrage, die über<br />

Nischenprodukte und Pilotprojekte hinausgeht. Letztlich entscheidet<br />

immer der Kunde beim Einkauf über den Erfolg von Innovationen.<br />

<strong>Das</strong> gilt <strong>für</strong> den Endverbraucher ebenso wie die (aufgrund des Auftragvolumens<br />

viel wirkmächtigere) öffentliche Hand. Die Nachfrage<br />

bestimmt, ob Neuheiten eingeführt werden und breit in allen Marktsegmenten<br />

vertrieben werden. <strong>Das</strong> gilt nicht zuletzt <strong>für</strong> die bewusste<br />

Kaufentscheidung <strong>für</strong> Produkte mit (klimapolitisch wie ökologisch<br />

vorteilhaftem) Rezyklateinsatz. Diese Nachfrage muss stabilisiert<br />

werden. Auch daher brauchen wir Mindesteinsatzquoten.<br />

Es ist bezeichnend, dass die Wirtschaftswissenschaften ein<br />

breites Verständnis von Innovationen haben und darunter „mit<br />

technischem, sozialem und wirtschaftlichem Wandel“ einhergehende<br />

Neuerungen verstehen. Es ist daher konsequent, wenn auch<br />

die Sustainable Development Goals (SDGs) der Agenda 2030 ein<br />

breites Verständnis von Nachhaltigkeit von Umwelt bis hin zur<br />

Unternehmensführung haben. Taktgeber und Innovationsmotor<br />

der Nachhaltigkeit ist freilich die Transformation zur Kreislaufwirtschaft.<br />

Sie gilt es, mit der Wucht der <strong>Beschaffung</strong> durch die<br />

öffentliche Hand voranzutreiben und so den Schritt ins Recyclingzeitalter<br />

zu gehen. Die Einkäufer in Kommunen, Land und Bund<br />

sind der maßgebliche Hebel: Die öffentliche Hand kauft laut UBA im<br />

Jahr <strong>für</strong> rund 500 Milliarden Euro ein – von Bleistiften bis zu Bussen<br />

<strong>für</strong> den öffentlichen Personennahverkehr.<br />

Auf Bundesebene gibt es bereits die Pflicht, nachhaltig ökologisch<br />

zu beschaffen. Weitere Leitplanken der Gesetzgeber zeichnen<br />

sich ab: So hat sich der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments<br />

Anfang <strong>2021</strong> da<strong>für</strong> ausgesprochen, <strong>für</strong> weitere Produkte oder<br />

Sektoren verbindliche Mindestgehalte an Recyclingmaterial festzulegen.<br />

Auch die Produktgestaltung („Design for Recycling“) wird<br />

immer breiter und <strong>für</strong> mehr Sektoren gedacht.<br />

Für die Umsetzung des politischen Ziels, eine CO 2<br />

-neutrale,<br />

ökologisch <strong>nachhaltige</strong> Kreislaufwirtschaft zu erzielen, braucht es<br />

Instrumente. Den größten Hebel haben dabei die Beschaffer in der<br />

Hand. Sicher ist: Der Erfolgsparameter der öffentlichen <strong>Beschaffung</strong><br />

im Jahr 2030 wird intelligenter Materialverbrauch sein. Mit gelebter<br />

Kreislaufwirtschaft muss und wird der Rezyklateinsatz künftig<br />

selbstverständlich sein.<br />

Foto: Die Hoffotografen GmbH<br />

Kleine Kniffe<br />

5<br />

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Impressum 01 02<br />

Redaktion<br />

SDG media GmbH<br />

Wagenfeldstraße 7a<br />

44141 Dortmund<br />

Kontakt:<br />

redaktion@kleine-kniffe.de<br />

Chefredaktion:<br />

Thomas Heine<br />

Textbeiträge von:<br />

Matthias Berg, Gabriele Bruckner, Dr. Oliver<br />

Foltin, Klaus Faßnacht, Frank Haidu, Thomas<br />

Heine, Jens Loschwitz, Anja Mager, Stephan<br />

Schaller, André Siedenberg, Dr. Kristin Stechemesser,<br />

Philipp Strohmeier, Tim Stoffel,<br />

Alexandra Terzaki, Dr. Volker Teichert, Janos<br />

Wieland, Veronika Warmers.<br />

Fotos/Grafiken:<br />

brands fashion, depositphotos, Peter Eichler,-<br />

Thomas Heine, IÖW GmbH, gemeinnützig,<br />

Nagy / Presseamt München, Benedikt Stahl,<br />

Zoll.<br />

Internet:<br />

www.<strong>nachhaltige</strong>-beschaffung.com<br />

Social media:<br />

Twitter: https://twitter.com/MKniffe<br />

LinkedIn: https://www.linkedin.com/posts/<br />

thomas-heine-866785<br />

Facebook: https://www.facebook.com/Kleine-<br />

Kniffe-1601748926512841/<br />

Höhe der Auflage:<br />

15.000<br />

Distribution<br />

Der Versand der Auflage erfolgte mit finanzieller<br />

Unterstützung des Umweltbundesamtes<br />

Druck:<br />

Produktion mit 100% Ökostrom aus regenerativer<br />

Stromerzeugung und ohne Einsatz<br />

fossiler Brennstoffe.<br />

Druck:<br />

Recyclingpapier<br />

Herausgeber<br />

SDG media GmbH<br />

Wagenfeldstraße 7a<br />

44141 Dortmund<br />

www.sdg-media.de<br />

© kleine kniffe ist eingetragenes<br />

Warenzeichen der IMAGO GmbH, Dortmund<br />

08. Kommunales<br />

Kaufhaus RLP<br />

<strong>Beschaffung</strong> im Fokus<br />

12. Einkaufskooperationen<br />

Rechtlicher Rahmen<br />

14. Nachhaltige<br />

E-Vergabe<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

18. Stadt München<br />

Stadtratsinitiative zur<br />

<strong>nachhaltige</strong>n <strong>Beschaffung</strong><br />

22. Stadt Hamburg<br />

Klimafreundliche<br />

<strong>Beschaffung</strong><br />

24. Zoll<br />

Kompetenzteam <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Beschaffung</strong><br />

16.Vergabestatistik<br />

Lohnt sich der Aufwand?<br />

26. Interview<br />

mit dem Team der<br />

Kompetenzstelle <strong>für</strong><br />

<strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong><br />

6 Kleine Kniffe<br />

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03 04 05<br />

30. Neue Regeln<br />

im Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />

44. <strong>Beschaffung</strong>sleitfaden<br />

Textil<br />

Neue Potentiale<br />

32. Interview<br />

Nachhaltige <strong>Beschaffung</strong> bei<br />

der Deutschen Bahn AG<br />

48. Zirkuläre<br />

<strong>Beschaffung</strong><br />

Strategische Bedeutung<br />

36. Nachhaltiges<br />

Bauen<br />

Teil 2<br />

50. Stadt Hannover<br />

Nachhaltiges Palmöl<br />

42. Innovationspartnerschaft<br />

als Vergabeverfahren<br />

52. Holz von Hier<br />

Graue Energie<br />

Kleine Kniffe<br />

7<br />

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Aus Kommunen<br />

<strong>Das</strong> <strong>kommunale</strong> Kaufhaus RLP unter den<br />

Aspekten Digitalisierung und Nachhaltigkeit<br />

Gemeinde- und Städtebund RLP bietet mit „KOKA“ eine landesweite Einkaufslösung <strong>für</strong> Städte und<br />

Gemeinden<br />

Ein Bericht von Klaus Faßnacht, Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz e.V.<br />

Seit 2016 bietet der Gemeinde- und Städtebund RLP mit dem<br />

Kommunalen Kaufhaus (KOKA) die perfekte Einkaufslösung <strong>für</strong><br />

Gemeinden und Städte in Rheinland-Pfalz. Mit Hilfe moderner<br />

Technologie und praxisorientierten Know-How lassen sich so die<br />

Bedarfe aller Mitglieder bündeln, elektronisch ausschreiben und<br />

unterjährig einkaufen. Im Fokus stehen die regelmäßigen Bedarfe<br />

und die sogenannten Massenartikel.<br />

Der Gedanke, dass Gemeinde- oder Stadtverwaltungen im<br />

Einkauf kooperieren, ist im Grunde nichts Neues. Alleine aus wirtschaftlichen<br />

Gründen lohnt es, über hiermit verbundene Strategien<br />

nachzudenken. So lassen sich über einen zentralen Dachverband<br />

digitalisierte Verfahren in Einkauf, Vergabe, oder der Abrechnung<br />

<strong>für</strong> alle Mitglieder steuern. Ein wichtiges Thema, welches Kommunalverwaltungen<br />

insbesondere bereits 2018 in die Pflicht nehmen<br />

wird. Dementsprechend hat der Gemeinde- und Städtebund RP<br />

(GSTB RP) bereits 2015 den Ansatz aufgegriffen und 2016 mit dem<br />

„Kommunalen Kaufhaus“, kurz KOKA genannt, eine landesweite<br />

Einkaufslösung realisiert.<br />

Digitalisierung und Know-How<br />

Der eigentliche Auslöser <strong>für</strong> KOKA, war neben Vorteilen<br />

einer höheren Wirtschaftlichkeit, vor allem auch das Schlagwort<br />

„e-Government“. Die umfassende Digitalisierung von Verwaltungsprozessen<br />

in Einkauf und Vergabe ist zentraler Dreh- und<br />

Angelpunkt von KOKA. Gerade diese beiden Themenfelder stellen<br />

hohe Anforderungen an die Digitalisierung von Abläufen. Gilt es<br />

doch, viele Verfahren, Bereiche und wechselnde Marktteilnehmer<br />

zu koordinieren.<br />

„Eines war bereits Anfang der 2000´er allen Beteiligten klar: nur<br />

durch den konsequenten Einsatz von Technologie wird es möglich,<br />

Prozesse nachhaltig und zum Wohle der eigenen Verwaltung, zu<br />

optimieren. Wir haben sehr früh gelernt, dass es einen ganzheitlichen<br />

Ansatz von digitalisiertem Einkauf, Vergabe und Abrechnung<br />

benötigte, „so Klaus Faßnacht (GStB) rückblickend. „ Jeder Verwaltungsbereich<br />

<strong>für</strong> sich gesehen, bindet eine Reihe von Bestellabläufen,<br />

die periodisch stets aufs Neue ineinandergreifen.<br />

Es betrifft also die „regelmäßigen <strong>Beschaffung</strong>en“.<br />

Hierdurch entstehen in der klassischen Vorgehensweise ganz<br />

enorme „<strong>Beschaffung</strong>skosten“. <strong>Das</strong> sind die Kosten, welche durch<br />

die Recherche, <strong>Beschaffung</strong>s- und Genehmigungswege messbar sind.<br />

Die teuerste Variante ist wohl der Einkauf „zu Fuß“.<br />

Nur, wie soll man Daten sämtlicher Bedarfe einer Kommunalverwaltung<br />

überhaupt zusammenführen? Eine mittlere<br />

Verbandsgemeinde erhält jährlich mehrere hundert Lieferantenrechnungen,<br />

mit mehreren tausend Einzelpositionen. Diese immens<br />

wichtigen Einzeldaten gehen mit der Rechnung ins Archiv – <strong>für</strong><br />

immer. Gesamtbedarfe und Verläufe sind ebenso wenig möglich wie<br />

Vergleiche, oder ein echtes Monitoring. Letztendlich kann zentral<br />

nicht einmal festgestellt werden WAS – WIEVIEL – ZU WEL-<br />

CHEM PREIS- beschafft wurde.<br />

Ziel muss es also sein, alle Daten im Einkauf zu nutzen.<br />

Dementsprechend bietet KOKA, neben personeller Expertise,<br />

8 Kleine Kniffe<br />

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Foto: depositphotos<br />

ihren Mitgliedern eine branchenspezifische, webbasierende und seit<br />

17 Jahren bewährte Lösung (TEK-SERVICE AG) an. Einzige Mindestanforderung<br />

<strong>für</strong> alle Beteiligten: Internetzugang.<br />

In der Praxis bedeutet das: autorisierte Besteller greifen, über<br />

eine webbasierende Lösung, mittels Passwortes auf die durch<br />

KOKA ausgeschriebenen Rahmenverträge/Kataloge zu. Über eine<br />

Oberfläche werden alle Bestellungen, Reklamationen oder Artikelanfragen<br />

getätigt. Jede Bestellung geht vollständig kontiert und<br />

vollautomatisch an den zuständigen Lieferanten. Weitreichende<br />

Steuerungs- und Funktionsmöglichkeiten helfen Bestellern den<br />

Einkauf digital, transparent und effizient zu gestalten. Monatliche<br />

Berichte ermöglichen, die Entwicklung von Bedarfen und Sortimenten<br />

zu erkennen. Jede Büroklammer wird also erfasst. In den<br />

unterschiedlichen Artikelgruppen (z.B. Papier, Tinte, Kita, Hygiene)<br />

ist es somit per Knopfdruck möglich, alle Artikel mit tatsächlich<br />

bestellten Mengen auszulesen. Fertig ist die digitale Leistungsbeschreibung<br />

als Grundlage eines Vergabeverfahrens.<br />

Die erstellten Leistungsverzeichnisse sind durch Echtdaten<br />

belastbar, da sie unmittelbar auf den e-Einkauf referieren. Damit<br />

verfügt KOKA über Grundlagen <strong>für</strong> die nachfolgende elektronische<br />

Ausschreibung und Vergabe.<br />

E-Vergabe heißt das. Diese bringt durch Ausschreibungsverfahren<br />

einen Sieger hervor. Dessen ebenfalls digitalen Angebotsdaten<br />

werden einfach in KoKa „eingespeist“. Der Einkauf läuft einfach<br />

weiter.<br />

Darüber hinaus bietet die Lösung die Möglichkeit der<br />

elektronischen Abrechnung. Ein wichtiges Thema, welches Kommunalverwaltungen<br />

insbesondere bereits seit 2020 in die Pflicht<br />

nimmt. Die Möglichkeit der e-Rechnung ist einfach schon mit an<br />

Bord.<br />

Regionalität und Nachhaltigkeit<br />

Vielfach auf Kongressen und Symposien gefordert; doch selten<br />

erfolgreich umgesetzt: Mehr Regionalität und Nachhaltigkeit im<br />

Einkauf der öffentlichen Hand. Für KOKA sind diese Themen<br />

untrennbar mit einem ganzheitlichen Ansatz verbunden. So lassen<br />

sich Artikel problemlos nach Aspekten der Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit<br />

oder sozialen Gerechtigkeit qualifizieren und <strong>für</strong> den<br />

Besteller am Arbeitsplatz einfach und komfortabel anzeigen. Denn<br />

am Ende des Tages entscheidet der Mitarbeiter im Rathaus, was<br />

bestellt wird.<br />

Ganz wichtig hierbei: Leistungsverzeichnisse führen Vorgaben<br />

der Qualifizierung fort. Somit kann KOKA Qualitätsstandards auch<br />

über alle zukünftigen Ausschreibungen hinweg steuern. Durch die<br />

Bildung von sogenannten Mengenlosen, kann der Gesamtbedarf auf<br />

mehrere -auch regionale Anbieter- fokussiert werden.<br />

Nachhaltigkeitsaspekte können in Leistungsverzeichnissen zur<br />

Ausschreibung theoretisch zu jedem Produkt abgefragt werden.<br />

Die Vergabekriterien betreffen dann nicht nur den Preis, sondern<br />

auch die Qualität. Je intensiver dies gelingt, um so höher kann das<br />

Gewicht der Nachhaltigkeit in eine Vergabeentscheidung einfließen.<br />

Entscheidend ist hierbei eine sehr intensive Vorbereitung und letztlich<br />

die Innovationskraft der Anbieter.<br />

Kleine Kniffe<br />

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Foto: depositphotos<br />

Nachhaltig ist nicht gleich teuer. Durch die Entscheidung vieler<br />

Kommunen zum Beispiel auf Recycling-Papier zu setzen, hatte zur<br />

Folge, dass -bei den so gestiegenen Nachfragemengen- die Angebotspreise<br />

auf dem Niveau der üblichen Massenpapiere landeten.<br />

Die Märkte reagieren auf die Nachfrage. Gelingt es also <strong>nachhaltige</strong><br />

Produkte, oder Produktgruppen zu identifizieren, so finden sich<br />

auch Anbieter. Im KoKa kann man dann beispielsweise den Button<br />

„umweltfreundliche Artikel zuerst zeigen“ einstellen. <strong>Das</strong> lässt sich<br />

beliebig erweitern.<br />

Erklärtes Ziel ist darüber hinaus, flexibel auf die Anforderungen<br />

und Wünsche der Mitglieder zu reagieren. „Eigene Rahmenverträge<br />

können ebenso über unsere Lösung gesteuert werden, so wie wir<br />

auch jederzeit, regionale Zulieferer auf Wunsch in unser Kommunales<br />

Kaufhaus integrieren können,“ unterstreicht Faßnacht.<br />

Denn, regionale Zulieferer repräsentieren oftmals den Einzelhandel<br />

vor Ort: Caterer, Buchhändler, usw. Gewachsene Strukturen,<br />

kurze Wege, können eine Verwaltung dazu veranlassen, regionale<br />

Kunden/Lieferantenbeziehungen auch in den elektronischen Einkauf<br />

mit einzubeziehen. Durch das vorhandene Know-How sorgt<br />

KOKA da<strong>für</strong>, dass e-Business auch <strong>für</strong> den Einzelhandel vor Ort<br />

„machbar“ wird.<br />

Nicht selten führt dies dazu, dass dieser Wissenstransfer zu mehr<br />

Wirtschaftlichkeit in einem Unternehmen führen kann. Allen Beteiligten<br />

(Auftraggeber und Anbieter) wird schnell klar, dass es <strong>für</strong> ein<br />

erfolgreiches Zusammenspiel von Einkauf und Vergabe auch e-businessfähige<br />

Anbieter braucht. Gemeinsam mit Kammern, Experten<br />

aus Wirtschaft und Verwaltung haben wir seinerzeit begonnen, in<br />

unserer Region mit Veranstaltungen <strong>für</strong> die e-Ausschreibung und<br />

Vergabe zu werben. Mit Erfolg. Seit dieser Zeit wissen wir, wie<br />

wichtig die Rolle einer Kommunalverwaltung in ihrer Region sein<br />

kann.<br />

Die Kommunen sind dabei<br />

<strong>Das</strong> Interesse und die Nachfrage bei KOKA sind groß. Die ersten<br />

80 Kommunalverwaltungen haben das Angebot bereits angenommen.<br />

Weitere werden in Kürze folgen. Die ersten Kataloge <strong>für</strong><br />

Verwaltung, Kindergärten und Kindertagesstätten (Bürobedarf,<br />

Papier, Tinte/Toner, Bastelbedarf, Babypflege und Babynahrung),<br />

wurden sukzessive um Sortimente der Schulen, Werke, Bäder, Feuerwehren,<br />

usw. erweitert. Ganz aktuell wurden Pandemiebedarfe<br />

wie Raumluftreiniger, Masken, Schnelltest und Schüler-Tablets in<br />

das Kommunale Kaufhaus aufgenommen.<br />

Somit kann das Kommunale Kaufhaus als Zwischenfazit ausgeben:<br />

Gesunkene Einkaufspreise, stark reduzierte <strong>Beschaffung</strong>skosten,<br />

endlich komplette Datenübersicht im <strong>Beschaffung</strong>swesen.<br />

Kleine Kniffe<br />

Weitere Informationen zum Thema unter:<br />

www.kommunalberatung-rlp.de<br />

und<br />

www.tek-service.de<br />

Autor:<br />

Klaus Faßnacht,<br />

Gemeinde- und Städtebund<br />

Rheinland-Pfalz e.V.<br />

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Kleine Kniffe<br />

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Aus Kommunen<br />

Einkaufskooperationen -<br />

zusammen (nachhaltig) stärker?<br />

Öffentliche <strong>Beschaffung</strong> genießt nicht immer den besten Ruf: Zu kompliziert, zu teuer und wenig<br />

effizient. Wenig schmeichelhaft <strong>für</strong> ein Gebiet der öffentlichen Verwaltung welches wie kaum ein<br />

anderes erforderlich ist um die Funktionen des Staates aufrecht zu erhalten. Professionalisierung<br />

ist also notwendig, nicht zuletzt auch wegen der immensen Hebelwirkung welche die öffentliche<br />

<strong>Beschaffung</strong> mit Blick auf die Förderung ökologischer und sozialer Nachhaltigkeitsaspekte haben<br />

kann.<br />

Ein Beitrag von André Siedenberg, Produktgruppenleiter Planungsausschreibungen,<br />

Kommunal Agentur NRW GmbH<br />

Die Frage die sich in diesem Zusammenhang stellt ist nunmehr<br />

die, wie eine solche Professionalisierung erreicht werden kann: <strong>Das</strong><br />

Know-How einzukaufen kann teuer sein, entsprechend fachlich<br />

geschulte Mitarbeiter*innen sind schwer zu finden und Vergabestellen<br />

sind schnell ausgelastet.<br />

Daher haben sich in der Vergangenheit vermehrt verschiedene<br />

Formen der Einkaufskooperationen gegründet um gemeinsam ihre<br />

<strong>Beschaffung</strong>sprozesse zu bündeln und zu professionalisieren. Die<br />

Vorteile liegen dabei auf der Hand: Durch einen gemeinsamen Einkauf<br />

können öffentliche Auftraggeber*innen ihre Bedarfsmengen<br />

bündeln und bessere Einkaufskonditionen erzielen. Statt mehreren<br />

kleinen aber aufwändigen <strong>Beschaffung</strong>sprozessen ist nur noch ein<br />

Vergabeverfahren durchzuführen. <strong>Das</strong> schont Personalressourcen.<br />

Diese Formen der Zusammenarbeit werden auch durch die<br />

Regelung des § 108 GWB ausdrücklich gesetzlich zugelassen. Möglich<br />

sind dabei zwei Formen der Zusammenarbeit: Zum einen<br />

können mehrere öffentliche Auftraggeber*innen gemeinsam eine<br />

Gesellschaft gründen, welche <strong>für</strong> sie gemeinsam beschafft. Die Vergabe<br />

von Aufträgen zur <strong>Beschaffung</strong> an diese Gesellschaft ist dann<br />

als sog. „Inhouse-<strong>Beschaffung</strong>“ vergaberechtsfrei. Diesem Konzept<br />

folgen insbesondere verschiedene <strong>kommunale</strong> Einkaufsgemeinschaften.<br />

Dabei ist insbesondere auf die Rechtsform der Gesellschaft<br />

zu achten. So muss die Mitgliedschaft beispielsweise an einer GmbH<br />

in aller Regel durch einen notariell beglaubigten Erwerb eines<br />

Gesellschaftsanteils erfolgen. Daher eignen sich GmbH-Gründungen<br />

eher <strong>für</strong> Einkaufskooperationen die einen festen Mitgliederbestand<br />

haben. Soll die Einkaufsgemeinschaft hingegen dynamisch wachsen,<br />

ist eher auf eine flexiblere Gesellschaftsform wie die der Genossenschaft<br />

abzustellen.<br />

Zum anderen ist auch eine Kooperation ohne Gründung einer<br />

eigenen Einkaufsgesellschaft möglich, indem sich mehrere öffentliche<br />

Auftraggeber*innen auf eine gemeinsame Zusammenarbeit in<br />

der <strong>Beschaffung</strong> einigen. Auch diese sog. „nicht-institutionalisierte“<br />

Kooperation ist vergaberechtlich zulässig, erfordert aber einen höheren<br />

Abstimmungsaufwand, da hier ein Mitglied der Kooperation <strong>für</strong><br />

das andere tätig werden muss. Auch Unterstützungsleistungen zwischen<br />

verschiedenen Auftraggeber*innen fallen in diese Form der<br />

Zusammenarbeit. Dabei ist insbesondere darauf zu achten, dass nicht<br />

mittelbar Dritte bevorzugt werden (EuGH Urteil vom 28.05.2020,<br />

C-796/18).<br />

Unabhängig von der rechtlichen Form der Einkaufskooperation<br />

müssen ihre Mitglieder entscheiden wie die Zusammenarbeit<br />

im konkreten Fall aussehen soll. Dies betrifft nicht nur die Bereitstellung<br />

von Personalressourcen und die Aufteilung etwaiger<br />

entstehender Kosten. Besonderes Augenmerk sollte auch auf die<br />

Mitbestimmungsrechte politischer Gremien gelegt werden.<br />

Gelingt die Kooperation, so haben die Mitglieder der Ein-<br />

12 Kleine Kniffe<br />

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Foto: depositphotos<br />

kaufskooperation viele Gestaltungsmöglichkeiten im Hinblick auf<br />

ihre <strong>Beschaffung</strong>svorgänge. Gerade die Ausschreibung gleichartig<br />

beschaffener Produkte wie Büromaterialien, Möbel, aber auch<br />

IT-Ausstattung kann über die gemeinschaftliche <strong>Beschaffung</strong> standardisiert,<br />

vereinfacht und beschleunigt werden. Vor allem aber<br />

lohnen sich bei größeren Ausschreibungsvolumina die aufwändigen<br />

Prozesse der Markterkundung und die Erstellung anspruchsvoller<br />

Vergabeunterlagen deutlich mehr als bei Einzelbeschaffungen.<br />

Dies kommt nicht nur den Einkaufspreisen zugute und dient<br />

damit einer wirtschaftlichen <strong>Beschaffung</strong>. Ab einer gewissen Größenordnung<br />

können auch Aspekte der sozialen und ökologischen<br />

Nachhaltigkeit sinnvoll in das Verfahren integriert werden, da Bieter*innen<br />

bei höheren Ausschreibungsvolumen eher bereit sind<br />

aufwändigere Nachweise zu erbringen und sich zur Einhaltung<br />

höherer Standards verpflichten.<br />

Die von den Einkaufskooperationen ausgeschriebenen<br />

Rahmenverträge können dann auch gut in elektronische <strong>Beschaffung</strong>ssysteme<br />

integriert werden, die einerseits eine dezentrale und<br />

damit bedarfsgerechte <strong>Beschaffung</strong> ermöglichen und andererseits<br />

ein belastbares Vertragscontrolling und (darauf aufbauend) rechtssichere<br />

Vergabeverfahren ermöglichen. Hierbei können die einzelnen<br />

Besteller*innen transparent auf die in den Rahmenverträgen ausgeschriebenen<br />

Produkte zugreifen du sich alle <strong>für</strong> die Kaufentscheidung<br />

relevanten Parameter transparent anzeigen lassen.<br />

Diese Einbindung elektronische <strong>Beschaffung</strong>ssysteme steht natürlich<br />

auch einzelnen öffentlichen Auftraggeber*innen offen. Doch der<br />

Betrieb dieser Systeme ist nicht unaufwändig und lohnt daher umso<br />

mehr, wenn man sich die aus diesen resultierenden Lasten teilen kann.<br />

Es zeigt sich, dass der gemeinschaftliche Einkauf mehrerer<br />

öffentlicher Auftraggeber*innen lohnt. Sei es aus monetären oder<br />

Nachhaltigkeitsgesichtspunkten. Für öffentliche Auftraggeber*innen<br />

welche diesen Weg beschreiten möchten ist es jedoch erforderlich, sich<br />

im Vorfeld genaue Gedanken zu machen, wie eine Kooperation aussehen<br />

könnte und wie die daraus resultierenden Aufgaben verteilt werden<br />

sollten. Dann kann eine Einkaufsgemeinschaft selbstbewusst und erfolgreich<br />

auf dem Markt auftreten und Vorteile erzielen die mehr sind als<br />

die Summe seiner Teile.<br />

Autor:<br />

Ass. jur. André Siedenberg,<br />

Kommunal Agentur NRW GmbH<br />

www.kommunalagenturnrw.de<br />

Kleine Kniffe<br />

13<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 13 06.04.21 13:44


Aus Wissenschaft und Forschung<br />

Was kann E-Vergabe zu<br />

<strong>nachhaltige</strong>r öffentlicher <strong>Beschaffung</strong> beitragen?<br />

Die digitale Verwaltung wird langsam, aber sicher Realität. Andere europäische Staaten, aber<br />

auch Vorreiter in Deutschland, zeigen was möglich ist. Für die öffentliche <strong>Beschaffung</strong> und die<br />

damit verbundenen strategischen Ziele, wie Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit, birgt die<br />

Digitalisierung viele Potentiale. 1<br />

Ein Beitrag von Tim Stoffel,<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut <strong>für</strong> Entwicklungspolitik, DIE<br />

Wird bei der Umstellung von Abläufen und der Einführung<br />

neuer Instrumente die Umsetzung von Nachhaltigkeitskriterien in<br />

der Vergabe gleich mitgedacht, kann dies die Implementierungswahrscheinlichkeit<br />

erhöhen. Bisher bestehende Herausforderungen<br />

wie Monitoring sowie fehlende Sichtbarkeit von und Kommunikation<br />

über Nachhaltigkeit können durch<br />

elektronische Vergabesysteme leichter<br />

überwunden werden.<br />

Schritt <strong>für</strong> Schritt wurde die elektronische<br />

Vergabe verpflichtend, seit 2020 ist<br />

sie auch im Unterschwellenbereich anzuwenden.<br />

Der Stand der Umsetzung und<br />

der Grad der damit verbundenen Digitalisierung<br />

ist in Deutschland jedoch höchst<br />

unterschiedlich. 2 Viele beschränken sich<br />

auf die gesetzliche Mindestanforderung<br />

wie die elektronische Ausschreibung<br />

und die elektronische Rechnung, andere<br />

setzen bereits komplett elektronische<br />

Vergabesysteme um. Aus den bestehenden<br />

Erfahrungen mit E-Vergabe können<br />

fünf Bereiche identifiziert werden, die<br />

eine <strong>nachhaltige</strong> öffentliche <strong>Beschaffung</strong><br />

befördern oder unterstützen können.<br />

Erinnerungsfunktion<br />

Elektronische Plattformen, wie Systeme<br />

über die der Vergabeprozess gesteuert wird oder elektronische<br />

Kataloge, bieten die Chance, die Aufmerksamkeit von Beschaffenden<br />

wie Bedarfstragenden auf die Nachhaltigkeitskriterien zu lenken. So<br />

können sie nicht einfach außer Acht gelassen werden und sind selbst,<br />

wenn sie lediglich optional sind, immer präsent. Es gibt bereits elektronische<br />

Kataloge, wie z.B. von der Stadt Mainz, 3 in denen besonders<br />

<strong>nachhaltige</strong> Produkte gekennzeichnet sind<br />

oder sogar vor allen anderen Produkten<br />

angezeigt werden. Die Auswahl treffen die<br />

Bedarfsträger am Ende immer noch selbst;<br />

es ist aber direkt ersichtlich, welche <strong>nachhaltige</strong>n<br />

Alternativen es gibt.<br />

Die größten Potentiale der E-Vergabe<br />

<strong>für</strong> eine <strong>nachhaltige</strong> öffentliche<br />

<strong>Beschaffung</strong> liegen in der …<br />

• Erinnerungsfunktion<br />

• Datenerhebung<br />

• Informationsbereitstellung<br />

Datenerhebung<br />

Mit der Digitalisierung der Vergabe<br />

verbinden sich auch ganz allgemein<br />

Hoffnungen, einen besseren Überblick<br />

zu gewinnen. Viele Vergabestellen haben<br />

keine unmittelbar zugängliche Information<br />

über Produktmengen, Kosten und die<br />

Vergabekriterien ihrer Ausschreibungen<br />

und der letztendlich abgerufenen Produkte.<br />

Dies ist auch ein Hindernis <strong>für</strong> die Quantifizierung<br />

der <strong>nachhaltige</strong>n öffentlichen<br />

<strong>Beschaffung</strong> und diesbezügliche Zielentwicklung.<br />

Die Erfassung und einfache<br />

statistische Aufbereitung von Vergaben<br />

und Produkten mit ökologischen und<br />

sozialen Kriterien wird durch E-Vergabesysteme<br />

erleichtert. Entscheidend ist dabei aber auch, dass dies bei der<br />

• Erleichterungen beim Austausch<br />

mit dem Markt<br />

• Einbindung von Monitoring und<br />

Kontrolle<br />

14 Kleine Kniffe<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 14 06.04.21 13:44


Einrichtung von elektronischen Systemen von Anfang an mitgedacht<br />

wird. So lassen sich weit mehr und konkretere Informationen<br />

gewinnen als die, welche <strong>für</strong> die neue Vergabestatistikverordnung<br />

erhoben werden müssen – und dies ganz ohne zusätzlichen Aufwand<br />

im laufenden Betrieb.<br />

Informationsbereitstellung<br />

Es gibt bereits vereinzelte E-Vergabesysteme die bei bestimmten<br />

Produktgruppen Hinweise auf soziale oder ökologische Hotspots in<br />

der Lieferkette geben und Vorschläge zu Kriterien und Textbausteinen<br />

<strong>für</strong> die Vergabeunterlagen machen. So hat Engagement Global<br />

ein plattformunabhängiges elektronisches Vergabetool entwickelt,<br />

welches bei der Auswahl von Nachhaltigkeitskriterien und deren<br />

Einbindung in die Vergabeunterlagen unterstützt. 4 In Schweden<br />

und den Niederlanden gibt es bereits seit einiger Zeit Vergabetools<br />

zur Auswahl von Nachhaltigkeitskriterien. Dies erleichtert<br />

die Einbindung von Nachhaltigkeitskriterien in die öffentliche<br />

Auftragsvergabe, bei der Produktvielfalt und produktspezifische<br />

Nachhaltigkeitsanforderungen oft eine Hürde darstellen.<br />

Erleichterungen beim Austausch mit dem<br />

Markt<br />

E-Vergabe kann auch die Kommunikation im Rahmen von<br />

Vergabeverfahren erleichtern, beispielsweise über die direkte<br />

Integration von Bieterfragen oder auch die Organisation von Bieterdialogen<br />

online. Vergabesysteme können die Beschaffenden auch<br />

daran erinnern, den Markt frühzeitig über anstehende Vergaben zu<br />

informieren. Dies kann ein Vorteil bei Vergaben bieten, die soziale<br />

oder ökologische Kriterien berücksichtigen, da sich potentielle<br />

Bieter bereits darauf einstellen können.<br />

Einbindung von Monitoring und Kontrolle<br />

Wie oben beschrieben, ermöglicht die E-Vergabe einen<br />

Überblick über die eigenen Bemühungen und Erfolge bei der<br />

<strong>nachhaltige</strong>n <strong>Beschaffung</strong>. Auch im Vertragsmanagement können<br />

E-Vergabesysteme durch digitalisierte und teilweise automatisierte<br />

Prozesse den Informationsaustausch verbessern und vereinfachen.<br />

Die Bereitstellung und ggf. Überprüfung von Nachweisen zu Nachhaltigkeitskriterien<br />

kann so vereinfacht werden. <strong>Das</strong> Sekretariat der<br />

schwedischen Regionen hat ein Online-Instrument entwickelt, mit<br />

welchem öffentliche Verwaltungen Risiken entlang internationaler<br />

Lieferketten verfolgen können und welches sie bei der Informationsabfrage<br />

dazu bei ihren Zulieferern unterstützt.<br />

Um die geschilderten Potentiale der Digitalisierung <strong>für</strong> eine<br />

<strong>nachhaltige</strong> Vergabe zu nutzen, sollte idealerweise der ganze Vergabeprozess<br />

(end-to-end) digitalisiert werden. Vorherrschend<br />

in Deutschland ist zurzeit noch die partielle Digitalisierung. Die<br />

Umstellung auf E-Vergabesysteme eröffnet gerade neue Chancen <strong>für</strong><br />

eine effektive Umsetzung <strong>nachhaltige</strong>r öffentlicher <strong>Beschaffung</strong>. Im<br />

laufenden ISOPP Projekt 5 werden wir in <strong>2021</strong> diese Potentiale und<br />

die Wege zu ihrer Realisierung untersuchen und die Ergebnisse in<br />

einer Handreichung <strong>für</strong> öffentliche Auftraggeber zusammenfassen.<br />

Foto: depositphotos<br />

Quellen:<br />

1. Zur Frage wie sozial verantwortliche öffentliche <strong>Beschaffung</strong> in die<br />

E-Vergabe in der EU bereits integriert wird, haben wir im Rahmen des<br />

ISOPP Projektes eine noch unveröffentlichte Studie in Auftrag gegeben.<br />

Watt (2020) The integration of socially responsible public procurement<br />

in electronic procurement in the EU, unveröffentlicht<br />

2. Siehe auch Holler und Schuster (2020) Mehr Strategie wagen – Trendwende<br />

beim öffentlichen Einkauf. In: Public Governance, Herbst/Winter<br />

2020, S. 6-10.<br />

3. Janz (2017) Nachhaltig Einkaufen im Rathaus. Dialog Global – Schriftenreihe<br />

der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW), Heft<br />

45, Bonn.<br />

4. https://www.kompass-nachhaltigkeit.de/vergabetool<br />

5. https://t1p.de/ab1x<br />

Autor<br />

Tim Stoffel<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Deutsches Institut <strong>für</strong><br />

Entwicklungspolitik (DIE)<br />

Kleine Kniffe<br />

15<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 15 06.04.21 13:44


Aus nationalen Kompetenzstellen<br />

Novelle der Vergabestatistikverordnung: Wo<strong>für</strong> die Zahlen<br />

gebraucht werden und warum sich der Aufwand lohnt<br />

Mit einem jährlichen Volumen von mindestens 350 Milliarden Euro stellt die öffentliche<br />

Auftragsvergabe von Bund, Ländern und Kommunen einen entscheidenden Wirtschaftsfaktor dar.<br />

Gleichzeitig gibt es bis heute keine validen Daten darüber, wie sich die <strong>Beschaffung</strong>saktivitäten in<br />

Deutschland genau entfalten.<br />

Ein Beitrag von Matthias Berg, KOINNO<br />

Die Informationen der TED-Datenbank (Tenders Electronic<br />

Daily) sind an der Stelle nur bedingt hilfreich, da die „Unterschwellen-Vergaben“,<br />

also die Vergaben unterhalb des EU-Schwellenwertes<br />

von 214.000 Euro <strong>für</strong> Liefer- und Dienstleistungen (Stand Febr.<br />

<strong>2021</strong>), welche die deutliche Mehrheit der Vergaben in Deutschland<br />

ausmachen, gar nicht erfasst werden. Nur auf der Grundlage<br />

der Vergabestatistik können die volkswirtschaftliche Bedeutung der<br />

Vergabe öffentlicher Aufträge umfassend analysiert und Erkenntnisse<br />

<strong>für</strong> künftige vergabepolitische und -rechtliche Entscheidungen<br />

auf Bundes-, Landes- oder Kommunalebene gewonnen werden.<br />

Mit der im Jahr 2020 umfassend novellierten Vergabestatistikverordnung<br />

(VergStatVO) wird dem Informationsbegehren des<br />

Bundestages, der Bundesregierung, der Länder, der Europäischen<br />

Kommission, der Wissenschaft und der Wirtschaft Rechnung getragen.<br />

Neben dem Vergabevolumen und dessen Verteilung sind <strong>für</strong><br />

die Wirtschaftspolitik die Berücksichtigung von kleinen und mittleren<br />

Unternehmen sowie Nachhaltigkeitskriterien und innovative<br />

Aspekte von besonderem Interesse. Und auch die <strong>Beschaffung</strong>sstellen<br />

profitieren von den statistischen Auswertungen, um diese <strong>für</strong><br />

ihre <strong>Beschaffung</strong>splanung und -analyse zu nutzen.<br />

Vergabemanagementsysteme: Schnittstellen<br />

machen den Unterschied aus<br />

Mit Blick auf die Personalknappheit in öffentlichen <strong>Beschaffung</strong>sstellen<br />

sind Schnittstellen <strong>für</strong> die automatisierte Übermittlung<br />

der Statistikdaten essenziell. Ein doppelter Datenpflegeaufwand<br />

sollte vermieden werden, denn die benötigten Daten sind im Vergabetool<br />

im Rahmen der Ausschreibungen bereits erfasst worden.<br />

Aber: nicht alle Aufträge laufen über das Vergabemanagementsystem.<br />

Die Daten der „Unterschwellen-Vergaben“ dort manuell zu<br />

erfassen, bedeutet einen erheblichen Mehraufwand. Jedes Haus<br />

muss hier <strong>für</strong> sich entscheiden, welchen Stellenwert und welche<br />

Ressourcen das Datenmanagement einnehmen soll. Am Ende geht<br />

es darum, dass die <strong>Beschaffung</strong>sstellen ihre Prozesskosten im Griff<br />

behalten.<br />

Die meisten Anbieter von Vergabemanagementsystemen (VMS)<br />

bieten mittlerweile die automatisierte Statistikmeldung an – teils<br />

über ein Zusatzmodul, welches mit Extrakosten verbunden sein<br />

kann. Bei einigen Anbietern können auch Zusatzkosten <strong>für</strong> jede<br />

einzelne Meldung entstehen. Dies sollte bei der Gesamtkostenbetrachtung<br />

und Auswahl des VMS-Anbieters berücksichtigt werden.<br />

Freiwillig oder Verpflichtend:<br />

es kommt darauf an!<br />

Ab einem Auftragswert über 25.000 Euro besteht Meldepflicht.<br />

Bei den „Unterschwellen-Vergaben“ gilt dies allerdings nur<br />

<strong>für</strong> öffentliche Auftraggeber im Sinne des § 99 GWB. Weitere<br />

Voraussetzungen gemäß § 2 VergStatVO müssen ebenfalls erfüllt<br />

sein. Ob auch Zuschlagskriterien verpflichtend berichtet werden<br />

müssen, ist von der Auftragsart abhängig. Welche Daten gemeldet<br />

werden müssen und welche auf freiwilliger Basis übermittelt werden<br />

können, kann den Anhängen zur VergStatVO entnommen werden.<br />

Berichtsstelle: Dürfen es auch mehrere sein?<br />

Die öffentlichen Auftraggeber müssen eine Berichtstelle bestimmen,<br />

welche die Vergabedaten meldet. Diese kann in der<br />

Vergabe- bzw. <strong>Beschaffung</strong>sstelle selbst angesiedelt sein oder bei<br />

einem externen Dienstleister. Die Berichtsstelle muss beim Statistischen<br />

Bundesamt (Destatis) registriert werden. Bei einem dezentral<br />

16 Kleine Kniffe<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 16 06.04.21 13:44


Foto: depositphotos<br />

aufgestellten Einkauf mit mehreren <strong>Beschaffung</strong>sstellen dürfen auch<br />

mehrere Berichtsstellen benannt werden. Es gibt hier keine Obergrenze.<br />

Bei einer größeren Zahl an Berichtsstellen sollte allerdings<br />

die Verschlankung der Prozesse überdacht werden, um Fehlerquellen<br />

und Doppelmeldungen zu vermeiden.<br />

Sonderregeln <strong>für</strong> Sektorenauftraggeber<br />

Bei Auftragswerten unter den EU-Schwellenwerten im Sektorenbereich<br />

besteht <strong>für</strong> diese Aufträge keine Meldepflicht. Dabei<br />

muss aber unterschieden werden, ob der Inhalt der Ausschreibung<br />

dem Sektorenbereich zuzuordnen ist. Vergibt ein Auftraggeber<br />

Aufträge anderer Art, ist er nicht Sektorenauftraggeber. Dies wäre<br />

der Fall, wenn bspw. ein Stadtwerk außerhalb der Sektorenverordnung<br />

Aufträge unterhalb der EU-Schwellenwerte bspw. <strong>für</strong> Bäder,<br />

Parkhäuser oder Parkanlagen vergibt. In diesen Fällen müssen<br />

die Daten der Aufträge ab einem Auftragswert von 25.000 Euro<br />

gemeldet werden, wenn die sonstigen Voraussetzungen des § 2 Verg-<br />

StatVO erfüllt sind.<br />

Meldepflicht bei Bauvergaben<br />

Bei der Meldepflicht unterscheidet die VergStatVO nicht<br />

zwischen dem Inhalt der vergebenen Aufträge. Wenn bspw. ein<br />

öffentliches Krankenhaus viele Bauaufträge ab einem jeweiligen<br />

Auftragswert über 25.000 Euro vergibt, so besteht in diesem Fall<br />

die Meldepflicht, wenn die anderen Voraussetzungen des § 2 Verg-<br />

StatVO erfüllt sind. Bei Bauvergaben über dem EU-Schwellenwert,<br />

welche europaweit ausgeschrieben werden, dürfen 20 Prozent auch<br />

<strong>für</strong> Auftragsinhalte außerhalb der Vergabe- und Vertragsordnung<br />

<strong>für</strong> Bauleistungen (VOB) national vergeben werden. An die Vergabestatistik<br />

sind immer die Daten des Gesamtauftrages zu melden.<br />

Daher sind Lose zusammenzurechnen, um zu beurteilen, ob der Auftragswert<br />

so hoch ist, dass die Meldepflicht besteht.<br />

Sechs-Wochen-Frist beachten<br />

Die Frist zur Übermittlung der Daten <strong>für</strong> die Vergabestatistik<br />

beträgt sechs Wochen nach der Zuschlagserteilung <strong>für</strong> die Auf-<br />

tragsvergabe. Diese Meldepflicht greift ab dem 01.10.2020.<br />

Die bisherigen jährlichen Meldungen der Bundesländer, die letztendlich<br />

an das Bundeswirtschaftsministerium übermittelt wurden,<br />

gibt es künftig nicht mehr. Die letzte Abfrage dieser Art erfolgte <strong>für</strong><br />

den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. September 2020.<br />

Weiterführende Links<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Energie<br />

https://t1p.de/vwxa<br />

Statistisches Bundesamt<br />

https://t1p.de/1njz<br />

KOINNO<br />

https://t1p.de/nbet<br />

Gesetze im Internet – Vergabestatistikverordnung<br />

https://t1p.de/2aok<br />

TED-Datenbank<br />

https://t1p.de/dubq<br />

Autor<br />

Matthias Berg<br />

Leiter Kompetenzzentrum<br />

innovative <strong>Beschaffung</strong> (KOINNO)<br />

www.koinno-bmwi.de<br />

Kleine Kniffe<br />

17<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 17 06.04.21 13:45


Aus Kommunen<br />

Die <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> politisch beflügeln –<br />

Beispiel München<br />

Die Landeshauptstadt stellt sich der Verantwortung und achtet beim Einkauf von Produkten<br />

zunehmend auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und ökologische Standards. Die<br />

<strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> der Stadt erhält jetzt politische Unterstützung durch einen<br />

gemeinsamen Antrag der Ratsfraktionen von SPD, Die Grünen/RL und ÖDP/Freie Wähler, ein<br />

Stadtratshearing zur <strong>nachhaltige</strong>n öffentliche <strong>Beschaffung</strong> der Landeshauptstadt nach der<br />

Sommerpause <strong>2021</strong> zu organisieren.<br />

Kleine Kniffe sprach mit den Initiatorinnen des Antrags „Agenda 2030 anpacken“<br />

Sonja Haider, Julia Post und Dr. Julia Schmitt-Thiel.<br />

Die Landeshauptstadt München engagiert sich schon<br />

seit fast dreißig Jahren <strong>für</strong> einen <strong>nachhaltige</strong>n öffentlichen<br />

Einkauf. Warum ergreifen Sie trotzdem die Initiative<br />

zu einem Stadtratshearing?<br />

Sonja Haider: Wie Sie richtig aufführen, haben wir <strong>für</strong> manche<br />

Produktgruppen weitgehende Nachhaltigkeitskriterien <strong>für</strong> den<br />

Einkauf. Eine Gesamtstrategie über alle Produktgruppen hinweg<br />

kann ich nicht erkennen und da ist meiner Meinung nach noch viel<br />

möglich. Außerdem ist nicht nur wichtig, dass die Vergabestelle<br />

noch weitere Kriterien aufnimmt, sondern auch, dass die Abnehmer*innen,<br />

also die Referate diese Produkte auch nachfragen und<br />

das Bewusstsein <strong>für</strong> ökologische Kriterien wächst.<br />

Julia Post: Die <strong>nachhaltige</strong> öffentliche <strong>Beschaffung</strong> lebt u. a.<br />

von Ratsbeschlüssen zu Produktgruppen, die nachhaltig eingekauft<br />

werden müssen. Da tut sich mit der Zeit natürlich auch immer<br />

wieder etwas auf dem Markt, es gibt neue Zertifizierungen. München<br />

braucht da nach einigen Jahren Stillstand unter der Großen<br />

Koalition ein Update.<br />

Dr. Julia Schmitt-Thiel: Die LHM hat in der Tat eine lange<br />

Tradition von guten Kriterien <strong>für</strong> ihre <strong>Beschaffung</strong>: z.B. Blauer<br />

Engel, soziale Standards und Gesundheitsauflagen. Gleichzeitig ist<br />

<strong>Beschaffung</strong> immer stark reglementiert. Europäische Regeln, Transparenz<br />

und Gleichbehandlung und die Angst der Beschaffenden, dass<br />

der Markt die Produkte nicht hergibt, wenn die Regeln zu streng<br />

sind. Im Hearing wollen wir ausloten, wie wir unserem Ziel einer<br />

<strong>nachhaltige</strong>n Stadt noch besser gerecht werden können, wie sozial-ökonomische<br />

Leitplanken funktionieren. Ein Hearing wirkt ja<br />

immer nach innen und nach außen. In Richtung der eigenen Stadtverwaltung<br />

mit dem Auftrag das Beste <strong>für</strong> München rauszuholen<br />

und nach außen, als Inspiration <strong>für</strong> andere BeschafferInnen, ihren<br />

Einkauf auch immer weiter sozial-ökologisch auszurichten.<br />

Welche Erkenntnisse soll das Stadtratshearing aus<br />

Ihrer Sicht zu Tage bringen?<br />

Julia Post: Wesentliche Erfolgsfaktoren <strong>für</strong> eine <strong>nachhaltige</strong><br />

öffentliche <strong>Beschaffung</strong> sind funktionierende Strukturen in der Verwaltung,<br />

regelmäßige Weiterbildungen und konkrete Ziele. Und:<br />

<strong>Das</strong>s die Politik das Thema auf die Agenda setzt. <strong>Das</strong> haben wir mit<br />

dem Antrag bereits gemacht und einen wesentlichen Punkt erreicht.<br />

Für die anderen Punkte möchte ich, dass wir den Status Quo analysieren<br />

und gemeinsam mit der Verwaltung und der Zivilgesellschaft<br />

Ziele <strong>für</strong> München definieren und einen konkreten Fahr- und Maßnahmenplan<br />

entwickeln, wie wir diese Ziele auch erreichen.<br />

Dr. Julia Schmitt-Thiel: Ein Hearing wirkt ja immer nach<br />

innen und nach außen. In Richtung der eigenen Stadtverwaltung mit<br />

dem Auftrag das Beste <strong>für</strong> München rauszuholen und nach außen, als<br />

Inspiration <strong>für</strong> andere BeschafferInnen, ihren Einkauf auch immer<br />

weiter sozial-ökologisch auszurichten. Konkret erwarte ich Antworten<br />

auf die Fragen:<br />

• Warum ist sozial-ökologische <strong>Beschaffung</strong> sinnvoll?<br />

• Welche Kriterien und Möglichkeiten gibt es heute bereits im<br />

Rahmen der Vergaberechtlichen Vorgaben?<br />

• Was kann man noch ausprobieren, um Vorkämpferin <strong>für</strong> den<br />

Wandel zu einer immer <strong>nachhaltige</strong>ren Kommune zu bleiben?<br />

18 Kleine Kniffe<br />

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Quelle: Nagy / Presseamt München<br />

Sonja Haider: Natürlich einen aktuellen Stand der Dinge,<br />

immerhin haben sich die Möglichkeiten, soziale und ökologische<br />

Kriterien anzuwenden aufgrund von neuem EU-Recht verbessert.<br />

Noch wichtiger ist jedoch ein Maßnahmen- und Zeitplan, wie wir<br />

die <strong>Beschaffung</strong>spraxis konkret <strong>nachhaltige</strong>r gestalten können und<br />

insbesondere bei den Produktgruppen mit großen Volumina, wie<br />

Reinigungsmittel, Textil- und Arbeitskleidung und IT-Ausstattung.<br />

Ein Stadtratshearing kann auch nach außen Wirkung entfalten. Ich<br />

finde z.B. die Außenwirkung der grünen <strong>Beschaffung</strong>spraxis von<br />

San Francisco beispielgebend. Unter https://www.sfapproved.org/<br />

können sich Bürger*innen darüber informieren, welche Produkte<br />

San Francisco als nachhaltig einstuft und diese Produkte auch <strong>für</strong><br />

den Privatbedarf einkaufen.<br />

Welche Rolle sollen Nichtregierungsorganisationen,<br />

Gewerkschaften und andere Institutionen im Stadtratshearing<br />

spielen?<br />

Dr. Julia Schmitt-Thiel: <strong>Das</strong> Wichtigste ist hier die Vielzahl<br />

der Perspektiven: Die NGOs, Gewerkschaften und Institutionen<br />

können ihr Fachwissen einbringen und Vorschläge machen. Damit<br />

kann die Stadtverwaltung den Blick weiten und verschiedene Perspektiven<br />

aufnehmen <strong>für</strong> das weitere Vorgehen in der <strong>Beschaffung</strong>.<br />

Sonja Haider: Ich bin ein großer Fan von Schwarmintelligenz.<br />

<strong>Das</strong> bedeutet, dass ich sehr gerne das Wissen und die Fähigkeiten<br />

von Organisationen und Institutionen, die sich im Thema auskennen<br />

und soziale oder Umweltziele verfolgen, miteinbeziehen möchte. Sie<br />

werden zum Programm des Hearings gehört und werden sicherlich<br />

die Weiterentwicklung und die Realisierung kritisch begleiten.<br />

Julia Post: Eine ganz tragende Rolle! Wir wollen diese Expertise<br />

unbedingt miteinbeziehen und einen guten Austausch zur Verwaltung<br />

gewährleisten. NGOs und andere Institutionen können unsere<br />

Erkenntnisse auch wieder nach außen tragen.<br />

Ist es geplant, Expertise von Stakeholdern außerhalb<br />

der Landeshauptstadt <strong>für</strong> das Stadtratshearing einzuholen?<br />

Sonja Haider: Ja, es gibt in Deutschland und Europa Kommunen,<br />

die uns einige Schritte voraus sind. Mir fällt da Wien mit seinem<br />

Ökoeinkauf ein und das Land Baden-Württemberg, das vor ein paar<br />

Jahren einen Leitfaden <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> in Kommunen<br />

herausgegeben hatte. Nachdem die <strong>Beschaffung</strong> ein rechtlich sehr<br />

stark reglementierter Bereich ist (und zu Recht, schließlich geht es<br />

immer um die Verhinderung von Korruption), ist es einfacher, existierende<br />

best-practice-Beispiele aus Deutschland zu übernehmen.<br />

Julia Post: Ja, das haben wir explizit in unserem Antrag<br />

erwähnt. Best practices aus anderen Städten und Expert*innen auf<br />

dem Gebiet sind eine große Bereicherung <strong>für</strong> ein solches Hearing. Sie<br />

haben wertvollen Input und Anregungen <strong>für</strong> uns: Was funktioniert<br />

woanders gut oder schlecht und warum. Wir müssen das Rad ja nicht<br />

immer neu erfinden.<br />

Dr. Julia Schmitt-Thiel: Ich finde des immer eine gute Idee!<br />

Ich erhoffe mir davon, Antworten auf die Fragen: „Was machen<br />

andere Städte in Deutschland oder Europa? Was passt auch zu uns?<br />

Wo sind unsere Ansätze vielleicht sogar besser als in anderen Metropolen?“<br />

zu erhalten.<br />

Kleine Kniffe<br />

19<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 19 06.04.21 13:45


Foto: Sonja Haider<br />

Foto: Julia Post<br />

Gibt es einen qualitativen und quantitativen Überblick<br />

über den Umfang des <strong>nachhaltige</strong>n Einkaufs der Landeshauptstadt?<br />

Dr. Julia Schmitt-Thiel: Es gibt zwar klar definierte Kriterien,<br />

die auch stetig überarbeitet und angepasst werden, - eben erst<br />

haben wir auf meine Initiative Lieferketten-Transparenz und Ökobilanz<br />

<strong>für</strong> den Möbelkauf festgeschrieben - aber ein Monitoring,<br />

wer was wieviel einkauft und auch wie lange die Produkte dann in<br />

der Stadt im Einsatz sind, gibt es nicht. <strong>Das</strong> ist bestimmt auch nicht<br />

umsetzbar <strong>für</strong> jede Büroklammer, aber <strong>für</strong> definierte Anschaffungen<br />

wollen wir genau das erreichen! Erst dieser Überblick lässt uns darstellen<br />

und erkennen, wo es Schwierigkeiten gibt aber eben auch wo<br />

die <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> zu Vorteilen geführt hat, wie längere<br />

Lebensdauer und Wiederverwertung der Produkte.<br />

Sonja Haider: Bisher gibt es dazu leider noch keinen richtig aussagekräftigen<br />

Überblick. Immerhin wurde aber auf unsere Anfrage<br />

hin kürzlich (am 11. Februar <strong>2021</strong>) eine Liste veröffentlicht mit den<br />

50 Produkten mit dem monetär größtem Einkaufsvolumen, die das<br />

Direktorium der LH Münchens in den letzten fünf Jahren bezogen<br />

hat. Darin nicht enthalten sind jedoch die Menge (Stückzahl oder<br />

Einkaufswert) sowie Details zu den Produkten selbst, sodass Nachhaltigkeitskriterien<br />

angewandt werden könnten. Ausnahmen sind<br />

hierbei Büromöbel und Druckerpapier, <strong>für</strong> die bereits mehr Produktdetails,<br />

z.B. Marken und Zertifizierungen vorliegen. Wir wünschen<br />

uns aber zukünftig noch mehr Transparenz, daher unsere Initiative.<br />

In vielen Fällen ist die <strong>kommunale</strong> <strong>Beschaffung</strong> durch<br />

eine übergroße Zahl von Bedarfsträgern gekennzeichnet.<br />

Einheitliche Regelungen, wie die <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong>,<br />

sind deshalb schwer durchzusetzen. Kann die<br />

Digitalisierung der Stadtverwaltung einer <strong>nachhaltige</strong>n<br />

<strong>Beschaffung</strong> durch E-Procurement Aufwind geben?<br />

Julia Post: Mit Sicherheit! Genau diese Aspekte werden wir im<br />

Hearing auch diskutieren.<br />

Sonja Haider: Digitalisierung definitiv. Wir müssen grundsätzlich<br />

effektiver werden in den Abläufen der Stadt, d.h.<br />

Standardisierung, Reduktion von Komplexität sind weitere Schritte.<br />

Beim E-Procurement gibt es bereits Beispiele aus anderen Bundesländern.<br />

So haben Rheinland-Pfalz 2016 und Baden-Württemberg<br />

2020 mit „Kommunalen Kaufhäusern“ Plattformen geschaffen, um<br />

den Einkauf <strong>für</strong> ihre Städte, Gemeinden, Landkreise und <strong>kommunale</strong><br />

Einrichtungen digital zu steuern. Dadurch muss nicht mehr<br />

wie zuvor jeder einzelne Mitarbeiter das Rad ständig neu erfinden<br />

und zeitintensiv Anbieter recherchieren. Es kann effizient und<br />

vergabekonform kommunal eingekauft werden. Monitoring- und<br />

Steuerungsmöglichkeiten schaffen bei dieser digitalen Lösung die<br />

nötige Transparenz. Wenn <strong>für</strong> eine zukünftige digitale, zentrale<br />

Lösung <strong>für</strong> die Stadtverwaltung München direkt wirksame Nachhaltigkeitskriterien<br />

eingepflegt werden, sind wir einen guten Schritt<br />

weiter hin zu mehr <strong>nachhaltige</strong>r <strong>Beschaffung</strong>. Da<strong>für</strong> setzen wir uns<br />

ein!<br />

Dr. Julia Schmitt-Thiel: Digitalisierung macht Monitoring<br />

und damit Transparenz auf jeden Fall leichter. Und wenn wir die<br />

Umstellung einmal geschafft haben, fällt das zukünftige Handling<br />

auch viel leichter!<br />

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Antrag? Politisch,<br />

verwaltungsrechtlich, quantitativ?<br />

Sonja Haider: 2030 soll die Stadtverwaltung klimaneutral<br />

werden, so wurde es 2019 beschlossen. D.h. dass wir auch alle Einkäufe<br />

daran ausrichten müssen. Klimawandel ist jedoch nicht die<br />

einzige Umweltherausforderung, das Artensterben, die Ressourcenknappheit<br />

sind weitere. Künftig müssen Produkte nicht nur<br />

umweltfreundlicher werden, sondern zirkulär mit weniger Energie-,<br />

Wasser- und Materialverbrauch. Dazu wollen wir unseren Beitrag<br />

in München liefern.<br />

Dr. Julia Schmitt-Thiel: Politisch gesehen möchten wir das<br />

Zeichen setzen, dass wir Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Stadt<br />

20 Kleine Kniffe<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 20 06.04.21 13:45


Foto: Dr. Julia Schmitt-Thiel<br />

anstreben und die <strong>Beschaffung</strong> ein wenig beachteter, aber massiv<br />

interessanter Austausch mit dem Markt ist. Die Kommune kann hier<br />

durch ihre Nachfrage auch Anreize <strong>für</strong> die Angebotsseite schaffen<br />

und sollte das nutzen. Dabei soll auch deutlich werden, dass eine<br />

<strong>nachhaltige</strong> Perspektive am Ende auch die ökonomisch sinnvollste<br />

ist.<br />

Verwaltungsrechtlich kann München damit ein Vorbild <strong>für</strong><br />

andere Kommunen sein, indem wir aufzeigen, was rechtlich möglich<br />

ist und wie man auch mit der eigenen <strong>Beschaffung</strong> Politik machen<br />

kann: Nämlich im Sinne der zukünftigen Generationen!<br />

Quantitativ will ich langfristig gesehen natürlich die Welt retten,<br />

bzw. die Welt ein bisschen gerechter machen: durch das Vorbild<br />

faire Arbeitsbedingungen auch bei unseren Zuliefernden und in der<br />

Lieferkette und durch sparsamen Umgang mit unseren endlichen<br />

Ressourcen.<br />

Julia Post: Wir fordern zurecht ein, dass Unternehmen sozial<br />

und ökologisch wirtschaften. <strong>Das</strong> müssen wir allerdings als öffentliche<br />

Hand auch leisten und hier immer als Vorbild vorangehen.<br />

Deshalb ist es mir wichtig, dass wir das klare Signal aussenden, welch<br />

große Bedeutung die <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> bei uns in der Stadt<br />

hat. <strong>Das</strong> ist <strong>für</strong> mich die politische Seite. Und das müssen wir aber<br />

eben, wie Sie sagen, auch auf die Verwaltungsebene und in quantitative,<br />

messbare Ziele herunterbrechen. <strong>Das</strong> Stadtratshearing ist der<br />

Anstoß genau diesen Prozess einzuläuten.<br />

<strong>Das</strong> Interviews führte<br />

Thomas Heine<br />

SDG media GmbH<br />

www.sdg-media.de<br />

Quelle: Nagy / Presseamt München<br />

Kleine Kniffe<br />

21<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 21 06.04.21 13:45


Aus Kommunen<br />

Interview mit Gabriele Meusel<br />

Behörde <strong>für</strong> Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, Hamburg<br />

Mit einem Einkaufsvolumen von rund 220 Millionen Euro jährlich kommt der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg beim Umwelt- und Ressourcenschutz eine Vorbildfunktion bei der öffentlichen<br />

<strong>Beschaffung</strong> zu. In der Stadt ist <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> ein Thema der Zukunft und die<br />

öffentliche Hand nimmt hier eine Vorbildfunktion ein. Bereits 2016 beschloss der Senat mit<br />

dem Leitfaden zur umweltverträglichen <strong>Beschaffung</strong> einen verbindlichen Kriterienkatalog, der<br />

ökologische Vorgaben <strong>für</strong> die Vergabe von Dienstleistungen und Waren wie Druckerpapier, Leuchtoder<br />

Reinigungsmittel, Wandfarben bis hin zu Dienstfahrzeugen oder Lebensmitteln konkretisiert.<br />

<strong>Das</strong> Interview führte Thomas Heine, SDG media GmbH<br />

Mit dem Leitfaden zur umweltverträglichen <strong>Beschaffung</strong><br />

(Umweltleitfaden) hat der Senat der Freien und<br />

Hansestadt Hamburg einen Kriterienkatalog verbindlich<br />

beschlossen, der ökologische Vorgaben <strong>für</strong> die Vergabe<br />

von Dienstleistungen und Waren konkretisiert. Wo steht<br />

die FH heute?<br />

In § 3b Abs. 1 des Hamburgischen Vergabegesetzes (HmbVgG)<br />

ist das Ziel festgelegt, dass Auftraggeber im Rahmen der <strong>Beschaffung</strong><br />

da<strong>für</strong> sorgen, dass bei Erstellung, Lieferung, Nutzung und Entsorgung<br />

der zu beschaffenden Gegenstände oder Leistungen negative<br />

Umweltauswirkungen vermieden oder verringert werden, soweit<br />

dies wirtschaftlich vertretbar ist. Die Wirtschaftlichkeit bestimmt<br />

sich nach den gesamten Kosten, die u.a. durch <strong>Beschaffung</strong>, Nutzung<br />

und Entsorgung anfallen. Damit fallen auch Umweltaspekte in die<br />

Bewertung der Wirtschaftlichkeit.<br />

Mit dem aktualisierten Leitfaden 2019 erhielten die<br />

Beschaffer*innen der Stadt konkrete Qualitätsbeschreibungen<br />

(sogenannte Produktvorgaben) an die Hand, die sie direkt in die<br />

Ausschreibungsunterlagen übernehmen können. Die geforderten<br />

Produkteigenschaften können von den Bietern vermehrt über Siegel<br />

wie Blauer Engel oder Eco Top Ten nachgewiesen werden. Obwohl<br />

die strengen TCO-Prüfsiegel keine gesetzliche Anforderung sind,<br />

werden sie in der IT <strong>Beschaffung</strong> angewendet.<br />

Für langlebige Produkte wie Kraftfahrzeuge werden Berechnungshilfen<br />

<strong>für</strong> sogenannte Lebenszyklus-Kostenanalysen als<br />

Arbeitshilfen zum Download zur Verfügung gestellt. Die Arbeitshilfen<br />

können von jedem Interessierten unter diesem Link abgerufen<br />

werden. https://t1p.de/a4h4<br />

Welche Rolle spielt in Hamburg die Schulung von<br />

Bedarfsträgern zur umweltverträglichen <strong>Beschaffung</strong>?<br />

Der Gedanke der Umweltvorsorge sollte innerhalb des Verwaltungshandelns<br />

zum selbstverständlichen Bestandteil werden. Die<br />

Kenntnisse hierzu werden im Rahmen von regelmäßigen Schulungsangeboten<br />

vermittelt. Nach nunmehr 4 Jahren ist dieser Gedanke<br />

deutlich bekannter im Verwaltungshandeln geworden. Dabei sind<br />

die <strong>Beschaffung</strong>sstellen mehr als nur Annahmestellen <strong>für</strong> Bestellungen<br />

der verschiedenen Bedarfsträger. Sie sind die Schlüsselstelle <strong>für</strong><br />

das umweltvertägliche/<strong>nachhaltige</strong> Wirtschaften der Kommune<br />

oder Verwaltungseinheit.<br />

Wie können kleinere Kommunen von der umweltvertäglichen<br />

/<strong>nachhaltige</strong>n <strong>Beschaffung</strong> in Hamburg<br />

profitieren?<br />

Mit produktbezogenen Empfehlungen möchten wir öffentliche<br />

Auftraggeber bei der <strong>Beschaffung</strong> unterstützen. Die FHH veröffentlicht<br />

ihre gut gelungenen Ausschreibungsunterlagen <strong>für</strong> eine<br />

<strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> auf den Webseiten der Kompetenzstelle<br />

<strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong>: https://t1p.de/s3hi<br />

22 Kleine Kniffe<br />

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Anzeige<br />

Neues Wetrok Verfahren erobert die Reinigung<br />

Gebäudereinigung mit Granulat-Körnern<br />

Der Schweizer Reinigungsmittelherstellerin Wetrok ist ein ökologischer Durchbruch gelungen:<br />

Reinigung mit Granulat anstatt Flüssigreinigern. Damit ist Wetrok die weltweit erste Anbieterin<br />

eines Vollsortiments an Granulat-Reinigern. Wie funktioniert das Verfahren, und was macht es so<br />

klimafreundlich?<br />

Reinigungsmittel aus dem Granulat-Beutel Granulat mit Wasser mischen – los gehts Ein Beutel <strong>für</strong> eine Anwendung<br />

In der Reinigung galt bisher folgender Grundsatz: Man reinigt<br />

mit Flüssigreinigungsmitteln. Dabei gibt es aber drei Probleme:<br />

Flüssige Reinigungsmittel werden oft überdosiert, erfordern das<br />

Schleppen von schweren Kanistern und verursachen aufgrund ihres<br />

Volumens hohe Transportkosten bzw. Co 2<br />

-Ausstösse. Wetrok ist es<br />

nun gelungen, all diese Probleme mit einem Produkt in völlig neuer<br />

Form zu lösen: Reinigungsmittel aus Granulat (Wetrok Granuline).<br />

Granulat-Körner lösen sich im Wasser auf<br />

In der Reinigungsbranche ist die Zahl der ungelernten<br />

Arbeitskräfte hoch. Um Fehler zu vermeiden, muss ein Reinigungsmittel<br />

deshalb vor allem eines sein: einfach. Bei der Wetrok<br />

Granuline mischen Reinigungskräfte einfach das selbstauflösende<br />

Granulat mit Wasser, schon ist die Reinigungslösung einsatzbereit.<br />

Eine Überdosierung ist unmöglich – das Granulat ist zu<br />

vordosierten Einzelbeuteln abgepackt. Damit nimmt das Produkt<br />

Anwendenden die Dosierung ab. <strong>Das</strong> Prinzip: ein Beutel <strong>für</strong> einen<br />

Reinigungsvorgang (z.B. <strong>für</strong> eine Toilettenschüssel). Erhältlich sind<br />

fünf Granulat-Sorten, einsetzbar <strong>für</strong> das gesamte Gebäude – vom<br />

Bodenbelag bis zum Waschbecken.<br />

Eine LKW-Fahrt anstatt sechs Fahrten<br />

Flüssigreinigungsmittel bestehen zu 80 Prozent aus Wasser. Folglich<br />

werden weltweit täglich Unmengen von unnötigem Wasser<br />

transportiert. Wetrok hat deshalb den reinigungsrelevanten Wirkstoff<br />

in kleine Granulat-Körner komprimiert. So wird nur noch<br />

transportiert, was nötig ist: das Granulat. Durch den Ersatz grosser<br />

Kanister durch kleine Granulat-Beutel werden rund 80 Prozent der<br />

Transportfahrten (= Co 2<br />

-Ausstösse) eingespart. Damit ersetzt ein<br />

LKW mit Granulat ganze sechs LKW mit Flüssigchemiekanistern!<br />

Keine Flüssigkeit, keine Gefahr <strong>für</strong><br />

Mitarbeitende<br />

Auch die Arbeitsumgebung des Personals beeinflusst das<br />

Granulat positiv: Es kann nicht auslaufen, es bilden sich keine<br />

Dämpfe und der Augen- und Hautkontakt mit dem Chemieprodukt<br />

ist durch die perforierten Beutel ausgeschlossen. Zudem brauchen<br />

Reinigungskräfte keine 10-Liter-Kanister mehr herumzuschleppen<br />

– der kleine Granulat-Beutel hat in der Seitentasche der Arbeitsuniform<br />

Platz.<br />

Patentiertes Verfahren<br />

Die Wetrok Granuline ist umweltfreundlicher und sicherer als<br />

Flüssigreiniger, und überzeugt durch die Reinigungsleistung. <strong>Das</strong><br />

Granulat beinhaltet einen speziellen Wirkstoff mit magnetischer<br />

Anziehung, der Schmutzpartikel löst und bindet. Für diesen Technologiesprung<br />

gepaart mit ökologischem Mehrwert wurde die Wetrok<br />

Granuline mit einem internationalen Innovationspreis (Purus Innovation<br />

Award) ausgezeichnet und durch ein Patent geschützt.<br />

Granulat-Testpaket bestellen & Videos anschauen:<br />

www.granuline.com<br />

Kleine Kniffe<br />

23<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 23 06.04.21 13:45


Aus Bundesbehörden<br />

Kompetenzteam<br />

Nachhaltige <strong>Beschaffung</strong> des Zolls<br />

<strong>Das</strong> Kompetenzteam Nachhaltige <strong>Beschaffung</strong> des Zolls wurde mit der Errichtung der<br />

Generalzolldirektion (GZD) im Jahr 2016 gegründet, um Nachhaltigkeitsaspekte vermehrt in die<br />

<strong>Beschaffung</strong>sprozesse zu integrieren.<br />

Ein Beitrag von Frank Haidu, GZD<br />

<strong>Das</strong> Kompetenzteam Nachhaltige <strong>Beschaffung</strong> (künftig „Team“)<br />

ist Bestandteil der zentralen <strong>Beschaffung</strong>sstelle der Bundesfinanzverwaltung<br />

mit ca. 180 Beschäftigten und einem durchschnittlichen<br />

<strong>Beschaffung</strong>svolumen von ca. 300 Millionen Euro pro Jahr. <strong>Das</strong><br />

<strong>Beschaffung</strong>sreferat gehört organisatorisch zur GZD. Als eine von<br />

vier zentralen <strong>Beschaffung</strong>sstellen des Bundes schließt sie auch Rahmenverträge<br />

<strong>für</strong> Standardprodukte (z. B. Büroverbrauchsmaterialien<br />

und -möbel) ab und stellt sie virtuell im Kaufhaus des Bundes <strong>für</strong><br />

eine Vielzahl von Bundesbehörden zur Bestellung bereit. Bei allen<br />

<strong>Beschaffung</strong>en wird der Wirtschaftlichkeitsgrundsatz beachtet.<br />

Ökologische sowie soziale Aspekte gewinnen dabei zunehmend an<br />

Bedeutung und werden möglichst berücksichtigt.<br />

<strong>Das</strong> Team besteht derzeit neben einer Leiterin aus zwei Sachbearbeitern.<br />

Die Leiterin führt auch das Justitiariat. <strong>Das</strong> Team unterstützt<br />

alle Vergabesachbearbeiter*innen des <strong>Beschaffung</strong>sreferates, wie sie<br />

<strong>nachhaltige</strong> Aspekte in ihre Ausschreibungen integrieren können. Es<br />

wirkt darauf hin, dass die Ziele des Maßnahmenprogramms Nachhaltigkeit<br />

der Bundesregierung erreicht werden. Es unterstützt auch<br />

andere Bundesverwaltungen, die federführend mit der Umsetzung<br />

des Maßnahmenprogramms beauftragt sind.<br />

Zur Umsetzung der <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Beschaffung</strong> im Ausschreibungsprozess<br />

wurde ein verbindlicher Arbeitsschritt „Nachhaltigkeit“<br />

in die zu nutzende Vergabemanagementsoftware aufgenommen. Die<br />

getroffenen Maßnahmen werden dokumentiert und ausgewertet.<br />

<strong>Das</strong> Team bzw. die GZD sind 2020 zweimal <strong>für</strong> ihre <strong>nachhaltige</strong>n<br />

<strong>Beschaffung</strong>saktivitäten ausgezeichnet worden.<br />

Zum einen wurde dem Team im Rahmen des Weltzolltages ein<br />

Zertifikat der Weltzollorganisation <strong>für</strong> dessen besondere Verdienste<br />

zum Motto „Nachhaltigkeit“ verliehen. Zum anderen wurde<br />

die GZD von der Initiative Pro Recyclingpapier <strong>für</strong> den Schutz<br />

natürlicher Ressourcen mit einer vorbildlichen <strong>nachhaltige</strong>n Papierbeschaffung<br />

ausgezeichnet. 2020 hat die GZD mit ihren örtlichen<br />

Behörden 98 % Recyclingpapier mit dem Blauen Engel verwendet.<br />

Damit wurde das Ziel von 95 % aus dem Maßnahmenprogramm<br />

„Nachhaltigkeit“ der Bundesregierung übertroffen.<br />

<strong>Das</strong> Team ist derzeit schwerpunktmäßig bei den nachstehenden<br />

Themenfeldern hinsichtlich <strong>nachhaltige</strong>r <strong>Beschaffung</strong> tätig:<br />

• So hat das Team die Erarbeitung eines Leitfadens der<br />

Bundesregierung <strong>für</strong> eine <strong>nachhaltige</strong> Textilbeschaffung<br />

der Bundesverwaltung unterstützt. Im Bereich des Dienstkleidungswesens<br />

wird seit Dezember 2020 ein Testlauf mit dem<br />

Ziel durchgeführt, abgenutzte Dienstkleidung zu sammeln und<br />

deren recyclingfähige Teile dem textilen Herstellungsprozess<br />

erneut zuzuführen. Über die bereits <strong>für</strong> die Dienstkleidung der<br />

Zollverwaltung geforderten sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitskriterien<br />

hinaus, könnte damit ein wichtiger Beitrag<br />

zu einer <strong>nachhaltige</strong>n Verwendung von Rohstoffen geleistet<br />

werden.<br />

24 Kleine Kniffe<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 24 06.04.21 13:45


<strong>Das</strong> Bild zeigt von links nach rechts die Präsidentin der GZD Colette Hercher, Sachbearbeiter*in Matthias Goebel und Christine Jegodtka, Referentin Yasmina Aznai und Sachbearbeiterin Nicole Bielewicz<br />

Quelle: Zoll. <strong>Das</strong> Bild wurde vor den Corona-Beschränkungen aufgenommen.<br />

• <strong>Das</strong> Team ist weiterhin im Projektbeirat des<br />

Forschungsvorhabens „Berücksichtigung von<br />

PCR-Kunststoffen bei der öffentlichen <strong>Beschaffung</strong>“<br />

vertreten. Ziel des Forschungsvorhabens des Umweltbundesamtes<br />

ist die Prüfung, in welchen beschaffungsrelevanten<br />

Produkten Kunststoffrezyklate aus Post-Consumer-Abfällen<br />

(PCR) sinnvoll vermehrt eingesetzt werden können. Von der<br />

zentralen <strong>Beschaffung</strong>sstelle der Bundeszollverwaltung werden<br />

bereits erfolgreich viele Büroverbrauchsmaterialien wie z. B.<br />

Locher und Marker aus wiederaufbereiteten Verbraucherabfällen<br />

<strong>für</strong> das Kaufhaus des Bundes ausgeschrieben. Andere<br />

Büroverbrauchsmaterialien werden aus biobasierten Rohstoffen<br />

hergestellt.<br />

• Seit Anfang 2020 hilft das Team bei der Erarbeitung von<br />

Entwürfen des Bundesministeriums <strong>für</strong> Umwelt hin<br />

sichtlich einer Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum<br />

Biodiversitätsschutz bei der <strong>Beschaffung</strong> von Lebensmitteln<br />

und Catering-Dienstleistungen sowie zur <strong>Beschaffung</strong> von<br />

ausschließlich ressourcenschonend und biodiversitätsfördernd<br />

produzierten Papierprodukten und Druckerzeugnissen.<br />

Besteht die Möglichkeit, <strong>für</strong> die über 2.600 Einsatz- und Son<br />

derfahrzeuge gleichwertige alternativ angetriebene Fahrzeuge<br />

realisieren zu können, werden auch diese ersetzt. Parallel zur<br />

<strong>Beschaffung</strong> von Elektrofahrzeugen erfolgt der Ausbau der<br />

Ladeinfrastruktur z. B. auch durch Einsatz eines intelligenten<br />

Lademanagements.<br />

• Derzeit wird erstmals ein mindestens 45 m langes Zollboot<br />

mit LNG-Antrieb ausgeschrieben. Diese <strong>für</strong> den Zoll innovativ-ökologische<br />

<strong>Beschaffung</strong> würde beim Verbrennen<br />

von Flüssigerdgas gegenüber dem herkömmlichen Diesel<br />

den Ausstoß von Stickoxiden erheblich, der des Kohlendioxids<br />

geringfügiger reduzieren. Schwefeldioxid sowie Feinstäube<br />

würden kaum anfallen. Es ist geplant, weitere 2 bis 3<br />

Zollboote mit LNG-Antrieb zu beschaffen.<br />

Auch die Zollverwaltung insgesamt verfolgt <strong>nachhaltige</strong> Ziele.<br />

Dies kommt u. a. bei der Implementierung umweltfreundlicherer<br />

Antriebe in den Fuhrpark zum Ausdruck:<br />

• Die rund 3.800 handelsüblichen Fahrzeuge in der<br />

Zollverwaltung sollen sukzessive durch Elektro- und<br />

Plug-In-Hybridfahrzeuge ersetzt werden. Andere alternative<br />

Antriebe wie z. B. Brennstoffzellenfahrzeuge werden erprobt.<br />

Foto: Quelle: Zoll<br />

Autor<br />

Frank Haidu<br />

Generalzolldirektion<br />

Zentrale <strong>Beschaffung</strong>sstelle <strong>für</strong> die<br />

Bundesfinanzverwaltung<br />

Sachbearbeiter <strong>für</strong> Nachhaltige<br />

<strong>Beschaffung</strong><br />

Kleine Kniffe<br />

25<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 25 06.04.21 13:45


Aus nationalen Kompetenzstellen<br />

Interview mit dem Team<br />

der Kompetenzstelle <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong><br />

Primäre Aufgabe der KNB – Kompetenzstelle <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> beim <strong>Beschaffung</strong>samt<br />

des BMI ist es, <strong>Beschaffung</strong>sstellen von Bund, Ländern und Kommunen gezielt zu einem<br />

<strong>nachhaltige</strong>n öffentlichen Einkauf zu informieren und dabei zu unterstützen.<br />

Im Gespräch mit Ilse Beneke, Antonia Dierker, Ralf Grosse, Sonja Martínez-Barreto, Johannes<br />

Michel, Marion Rumpl, Clivia Schoenen, Martin Wünnemann<br />

Was ist eigentlich die Kompetenzstelle <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Beschaffung</strong>?<br />

Antonia Dierker: Die Kompetenzstelle <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Beschaffung</strong> beim <strong>Beschaffung</strong>samt des BMI (KNB) unterstützt<br />

öffentliche Auftraggeber bei der Berücksichtigung von Kriterien<br />

der Nachhaltigkeit bei <strong>Beschaffung</strong>svorhaben. Die KNB ist <strong>für</strong> rund<br />

30.000 Vergabestellen im Bund, in den Ländern und bei den Kommunen<br />

die zentrale Anlaufstelle, wenn es um <strong>nachhaltige</strong> öffentliche<br />

<strong>Beschaffung</strong> geht. Erfahrene Personen möchten stets auf dem Laufenden<br />

sein und neue Mitarbeiter benötigen Unterstützung bei der<br />

Einarbeitung in das Thema. In beiden Fällen kann die KNB unterstützen.<br />

Was sind die größten Hürden <strong>für</strong> eine <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Beschaffung</strong> in Kommunen?<br />

Ralf Grosse :Nach unserem Eindruck sind maßgebliche Hemmnisse<br />

fehlende Informationen zu rechtlichen Möglichkeiten und<br />

Unkenntnis und Unsicherheit hinsichtlich der praktischen Umsetzung<br />

<strong>nachhaltige</strong>r <strong>Beschaffung</strong>. Dies merken wir besonders bei<br />

Schulungen: Dort sind wir im direkten Austausch mit den Bedarfsträgern<br />

und Beschaffenden. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen<br />

auch Hepperle und Müller in: „Welche Hemmnisse stehen einer<br />

<strong>nachhaltige</strong>ren öffentlichen <strong>Beschaffung</strong> im Wege – Ergebnisse einer<br />

empirischen Erhebung in Baden-Württemberg“. Dort wird aufgezeigt,<br />

dass neben der Einführung von strukturierten Prozessen auch<br />

Schulungen vorhandene Unsicherheiten reduzieren können.<br />

Hilfreich ist, wenn es Festlegungen zur Nachhaltigkeit im Leitbild<br />

der Verwaltung gibt, bzw. die verschiedenen Leitungsebenen<br />

sich klar zur <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Beschaffung</strong> positionieren und hier unterstützen.<br />

Bestenfalls gibt die Leitung Regelungen zum Vorgehen im<br />

Sinne eines verlässlichen Rahmens zur <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Beschaffung</strong> an<br />

die Hand.<br />

Hartnäckig hält sich der Glaube, die fehlende Finanzierbarkeit<br />

<strong>nachhaltige</strong>r Lösungen stünde mehr Nachhaltigkeit im Wege. Hier<br />

wird zu selten der aus dem Haushaltsrecht resultierende Wirtschaftlichkeitsgedanke<br />

berücksichtigt: Relevant sind die Kosten<br />

im gesamten Lebenszyklus – z.B. inklusive Energie- und Wasserverbrauch.<br />

Eine Studie im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung<br />

„Umwelt- und Kostenentlastung durch eine umweltverträgliche<br />

<strong>Beschaffung</strong>“ aus dem Jahr 2015 zeigt auf, dass sich unter Berücksichtigung<br />

von Lebenszykluskosten bei 10 von 15 Produktgruppen ein<br />

finanzieller Vorteil gegenüber den konventionellen <strong>Beschaffung</strong>svarianten<br />

errechnen lässt.<br />

Woher bekommen Kommunen Informationen und<br />

Unterstützung, um diese Hürden zu überwinden?<br />

Clivia Schoenen: Die KNB bietet ein vielfältiges Angebot an<br />

Unterstützungsmaßnahmen <strong>für</strong> Bedarfsträger und Vergabestellen.<br />

Auf der Webseite der KNB finden Sie sowohl diverse Leitfäden,<br />

Praxisbeispiele, Hinweise zu Hilfestellungen und Informationen<br />

aus den Ländern sowie Hinweise zu Veranstaltungen anderer Stellen<br />

und Fachtagungen der KNB rund um das Thema <strong>nachhaltige</strong><br />

öffentliche <strong>Beschaffung</strong>. Hilfestellungen findet man übrigens auch<br />

beispielsweise auf der Webplattform des Umweltbundesamts zur<br />

26 Kleine Kniffe<br />

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Ilse Beneke Antonia Dierker Ralf Grosse<br />

umweltfreundlichen <strong>Beschaffung</strong> oder auf der Webplattform des<br />

RENN-Netzwerkes oder auf dem Kompass Nachhaltigkeit.<br />

Außerdem beraten wir in der KNB gern über unsere Hotline<br />

sowie per E-Mail und darüber hinaus bieten wir Interessierten<br />

Schulungen an, seit letztem Jahr auch digital. Hier stehen neben<br />

Grundlagen-Modulen zur strategischen und rechtlichen Umsetzung<br />

diverse Produkt-Module zur Auswahl. Informieren Sie sich gerne<br />

über Teilnahmemöglichkeiten unter Nachhaltigkeit@bescha.bund.<br />

de.<br />

Wie kann man die <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> in Kommunen<br />

stimulieren?<br />

Martin Wünnemann: Für den Einstieg in ein <strong>nachhaltige</strong>s<br />

<strong>Beschaffung</strong>swesen eignen sich erste kleine Schritte mit einzelnen<br />

Produkten. Zu Beginn sollte nicht gleich zu viel verlangt werden.<br />

Man kann beispielsweise mit Produkten und/oder Dienstleistungen<br />

beginnen, bei denen die ökonomischen Vorteile deutlich ersichtlich<br />

sind. So wirkt sich die <strong>Beschaffung</strong> von energiesparenden Bildschirmen<br />

in der Regel auch positiv auf den Haushalt aus. Der Einstieg<br />

in eine <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> fällt leicht, wenn mit einzelnen,<br />

marktgängigen Produkten, z.B. fairem Kaffee, Recyclingpapier,<br />

begonnen wird. Zu einer Vielzahl von Produkten gibt es Ausschreibungsempfehlungen,<br />

die durchaus gut in eigene Vergabeunterlagen<br />

übernommen werden können. Bei der freihändigen <strong>Beschaffung</strong><br />

und erst recht beim Direktkauf können Produktkennzeichnungen<br />

als Auswahlkriterium dienen. Für die <strong>Beschaffung</strong> sind in den Verwaltungen<br />

in der Regel verschiedene Akteure zuständig. Daher sollte<br />

sichergestellt werden, dass die Kenntnisse alle involvierten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der Verwaltung erreicht. Dazu tragen<br />

zum Beispiel verwaltungsinterne Schulungen und ein regelmäßiger<br />

Austausch unter den <strong>Beschaffung</strong>sstellen innerhalb der eigenen<br />

Gemeinde und auch mit Nachbargemeinden bei.<br />

Der Green Deal der Europäischen Union soll deren<br />

Mitgliedsstaaten mit einem „man on the moon“ Effekt in<br />

eine <strong>nachhaltige</strong> Zukunft katapultieren. Welche Bedeutung<br />

hat der Green Deal und andere internationale<br />

Übereinkommen <strong>für</strong> die öffentliche <strong>Beschaffung</strong>? Auch<br />

auf <strong>kommunale</strong>r Ebene?<br />

Johannes Michel: Mit dem Green Deal verfolgt die Europäische<br />

Union das Ziel, ihr Wirtschaftssystem bis 2050 treibhausgasneutral,<br />

ressourceneffizient und fair <strong>für</strong> alle Bürgerinnen und Bürger des<br />

Kontinents zu gestalten. Der öffentlichen <strong>Beschaffung</strong> wird hierbei<br />

eine besondere Rolle beigemessen: So schlägt die Europäische Kommission<br />

in sektorenspezifischen Rechtsvorschriften verbindliche<br />

Mindestkriterien <strong>für</strong> eine umweltorientierte öffentliche <strong>Beschaffung</strong><br />

vor und unterstützt öffentliche Auftraggeber durch Schulungen,<br />

Leitfäden und die Kommunikation bewährter Praktiken beim Kapazitätsaufbau.<br />

Sie unterstützt auch mit der Entwicklung von ökologischen<br />

Mindestkriterien <strong>für</strong> die öffentliche <strong>Beschaffung</strong>, den sogenannten<br />

„Green Public Procurement (GPP)“-Kriterien. Sie sind <strong>für</strong> eine<br />

Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen verfügbar und können<br />

gerade <strong>kommunale</strong>n Vergabestellen den Einstieg in die <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Beschaffung</strong> erleichtern.<br />

Kleine Kniffe<br />

27<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 27 06.04.21 13:45


Sonja Martínez-Barreto Johannes Michel Marion Rumpl<br />

Von besonderer Bedeutung sind Kommunen auch <strong>für</strong> die<br />

Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten<br />

Nationen, der sich viele Kommunen bewusst verpflichtet haben.<br />

Hier ist die <strong>nachhaltige</strong> öffentliche <strong>Beschaffung</strong> ein wichtiger Teil<br />

des Ziels 12: „Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster“ (SDG<br />

12).<br />

Die Aktivitäten auf internationaler Ebene haben aus unserer<br />

Sicht stark zugenommen, daher wollen wir uns stärker international<br />

vernetzen: Im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft haben<br />

wir in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission ein Netzwerk<br />

europäischer Kompetenzstellen <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> öffentliche<br />

<strong>Beschaffung</strong> ins Leben gerufen.<br />

Welche Rolle spielen <strong>nachhaltige</strong> Lieferketten in der<br />

öffentlichen <strong>Beschaffung</strong> und wie können Kommunen mit<br />

dem Thema umgehen?<br />

Marion Rumpl: Nachhaltige Entwicklung bedeutet unter anderem<br />

auch den „Menschen“ und dessen Bedürfnisse im Sinne einer<br />

zukunftsorientierten Gesellschaft in den Mittelpunkt zu rücken.<br />

Im Zusammenhang mit der öffentlichen <strong>Beschaffung</strong> gelangt man<br />

dann z.B. schnell zu der Frage, unter welchen Arbeitsbedingungen<br />

bestimmte Produkte hergestellt wurden und wie man als öffentlicher<br />

Auftraggeber hierzu einen positiven Beitrag leisten kann. Die<br />

Antworten sind oft nicht ganz so einfach, aber in den letzten Jahren<br />

haben sich viele <strong>Beschaffung</strong>sstellen bereits auf den Weg gemacht.<br />

Praxisbeispiele und Erfahrungen, die im Rahmen konkreter Vergabeverfahren<br />

gesammelt und auf Infoportalen zur <strong>nachhaltige</strong>n<br />

<strong>Beschaffung</strong> zur Verfügung gestellt und weitergegeben werden, sind<br />

in der Regel besonders hilfreich. Oft hilft auch der direkte persönliche<br />

Kontakt zu den Vergabestellen, die hierzu besondere Vorreiter<br />

sind. Die Nutzung von Gütezeichen und deren Kriterien kann hierzu<br />

ebenfalls hilfreich sein, sowie in einem ersten Schritt zum Beispiel<br />

die Fokussierung auf bestimmte Standardprodukte.<br />

Welche Herausforderungen hat die KNB in der Pandemiezeit<br />

zu meistern und welche Auswirkungen sehen Sie<br />

in diesem Zusammenhang <strong>für</strong> die Kommunen?<br />

Sonja Martínez-Barreto: Die größten Herausforderungen<br />

hatten wir beim Angebot von Schulungen und Fachveranstaltungen.<br />

Die Schulungen wurden bisher vor Ort durchgeführt. Um bereits<br />

gebuchte Schulungen nicht ausfallen zu lassen, haben wir innerhalb<br />

kurzer Zeit unser Lehrangebot in den virtuellen Raum verlagert. So<br />

konnten wir realisieren, dass allen Institutionen, die eine Schulung<br />

bei uns gebucht hatten, ein alternativer Webinar-Termin angeboten<br />

wurde.<br />

Unsere erste diesjährige Fachveranstaltung „Anforderungen<br />

an eine <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> von Verpflegungsverpackung <strong>für</strong><br />

Einsatzkräfte“ am 26. Januar <strong>2021</strong> wurde als Online-Fachtagung<br />

ausgerichtet. Toll ist dabei, dass die Teilnahme von überall möglich<br />

ist, wo die benötigten technischen Voraussetzungen gegeben sind.<br />

Wir haben den Eindruck, dass es besonders <strong>für</strong> Mitarbeitende<br />

<strong>kommunale</strong>r, kleiner Vergabestellen besonders schwierig ist, sich<br />

zur <strong>nachhaltige</strong>n öffentlichen <strong>Beschaffung</strong> unkompliziert weiterzubilden.<br />

Daher bauen wir außerdem auch gerade ein E-Learning auf.<br />

28 Kleine Kniffe<br />

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Clivia Schoenen<br />

Martin Wünnemann<br />

Hiervon werden vor allem die Kommunen profitieren: Denn der<br />

größte Vorteil der virtuellen Angebote - ob Webinar, Online-Konferenz<br />

oder E-Learning - ist die geografische Unabhängigkeit.<br />

Engagierte Mitarbeitende in Kommunen werden den unkomplizierten<br />

Umgang und die Flexibilität schätzen und unsere Angebote<br />

einfacher wahrnehmen können.<br />

Was kommt Ihres Erachtens auf <strong>kommunale</strong> Verantwortungsträger<br />

im Bereich <strong>nachhaltige</strong> öffentliche<br />

<strong>Beschaffung</strong> in Zukunft zu?<br />

Ilse Beneke: Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren politisch<br />

stark an Aufmerksamkeit gewonnen. Die Bürgerinnen und Bürger<br />

erwarten hier in ihren Kommunen und staatlichen Stellen ein<br />

Vorbild – wir müssen mit gutem Beispiel voran gehen. Und insbesondere<br />

in den Kommunen sind die Bürger „ganz nah dran an der<br />

<strong>Beschaffung</strong>“. Alles, was gekauft wird, wird von den Bürgerinnen<br />

und Bürgern gesehen und wahrgenommen! Mein Eindruck ist, dass<br />

die Rolle der Vergabe <strong>für</strong> die Nachhaltigkeit von Kommunen oft von<br />

den Verantwortlichen unterschätzt wird.<br />

Dabei bedürfen Bedarfsträger und Beschaffende gerade im<br />

Moment besonderer Aufmerksamkeit und Unterstützung, denn<br />

die (rechtlichen) Anforderungen werden immer klarer: So sehen<br />

wir immer mehr Ambitionen, <strong>nachhaltige</strong> öffentliche <strong>Beschaffung</strong><br />

auch in speziellen Fachgesetzen oder auf <strong>kommunale</strong>r Ebene besonders<br />

in Ratsbeschlüssen zu regeln. Hilfreich sind dabei sicher die in<br />

manchen Bundesländern eingerichteten Kompetenzstellen, die auch<br />

die landesrechtlichen Regelungen und Netzwerke intensiv im Blick<br />

haben. Bei Fragen und Unterstützungsbedarf stehen wir, das Team<br />

der KNB, Ihnen sehr gern zur Verfügung!<br />

<strong>Das</strong> Interview führte<br />

Thomas Heine<br />

SDG media GmbH<br />

www.sdg-media.de<br />

Kleine Kniffe<br />

29<br />

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Aus Ministerien<br />

Nachhaltige öffentliche <strong>Beschaffung</strong> – neue<br />

Regelungen schaffen mehr Rechtssicherheit<br />

Im Kreislaufwirtschaftsgesetz und im Bundes-Klimaschutzgesetz wurden verpflichtende<br />

Regelungen <strong>für</strong> eine <strong>nachhaltige</strong> öffentliche <strong>Beschaffung</strong> eingeführt<br />

Ein Beitrag von Anja Mager, LL.M,<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)<br />

Mit neuen Regelungen <strong>für</strong> die <strong>Beschaffung</strong>sstellen der Bundesverwaltung<br />

sollen diese zukünftig einen größeren Beitrag zu den<br />

Klimaschutzzielen der Bundesregierung und zur Kreislaufwirtschaft<br />

leisten und damit ihrer Vorbildfunktion beim <strong>nachhaltige</strong>n Konsum<br />

gerecht werden.<br />

Im Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung wurde<br />

politisch beschlos-sen und im Bundes-Klimaschutzgesetz gesetzlich<br />

verankert, dass die Bundesverwaltung bis zum Jahr 2030 klimaneutral<br />

werden soll. Darüber hinaus ist die Ressourcenschonung<br />

als Ziel der im Kreislaufwirtschaftsgesetz (§ 1 Abs. 1 KrWG) festgelegt<br />

und im Deutschen Ressourceneffizienzprogramm III wird<br />

unterstrichen, dass das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch<br />

entkoppelt werden soll. Die <strong>Beschaffung</strong> des Bundes wird<br />

dazu zukünftig einen größeren Beitrag leisten müssen und dies<br />

auch können, da die neue Regelung im Bundes-Klimaschutzgesetz<br />

ein Berücksichtigungsgebot <strong>für</strong> klimaverträglichere Produkte und<br />

DienstleistungenvorsiehtundesseitderNovellierungdesKreislaufwirtschaftsgesetzes<br />

eine Bevorzugungspflicht <strong>für</strong> ressourcenschonende Leistungen<br />

gibt.<br />

Diese Pflicht wird seit In-Kraft-Treten des Kreislaufwirtschaftsgesetzes<br />

(KrWG) am 29. Oktober 2020 in § 45 geregelt.<br />

Sie löst die bislang geltende Prüfpflicht ab. Die Bevorzugungspflicht<br />

konkretisiert den Grundsatz gemäß § 97 Absatz 3 Gesetz<br />

gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), der die Pflicht zur<br />

Berück-sichtigung von Umweltaspekten beschreibt. Diese Berücksichtigungspflicht<br />

wurde bislang durch einige verpflichtende<br />

Regelungen umgesetzt, bspw. im Bereich der Fahrzeugbeschaffung<br />

(§ 68 Vergabeverordnung-VgV) oder der <strong>Beschaffung</strong> von energieverbrauchsrelevanten<br />

Produkten (§ 67 VGV). Daneben gibt es jedoch<br />

auch eine Reihe von Vorschriften <strong>für</strong> <strong>Beschaffung</strong>sstellen, welche<br />

die Anwen-dung von Umweltkriterien in deren Ermessen stellen<br />

und damit das Berücksich-tigungsgebot aus § 97 Absatz 3 GWB<br />

abschwächen – sei es z.B. bei der Anwendung von Gütezeichen (§ 34<br />

VgV), Umweltmanagementsystemen (§ 49 VgV) oder Lebenszykluskosten<br />

(§ 59 VgV). <strong>Das</strong> Nebeneinander von Berücksichtigungspflicht<br />

und Ermessensvorschriften führt bislang zu keiner konsequenten<br />

Anwendung von Umweltkriterien im <strong>Beschaffung</strong>sprozess.<br />

Der neue § 45 KrWG setzt früher an als seine Vorgängerregelung<br />

und reduziert das Ermessen aus den vorher zitierten Vorschriften.<br />

<strong>Das</strong> Leistungsbestimmungsrecht der <strong>Beschaffung</strong>sstellen wird nun<br />

konsequenterweise eingeschränkt, so dass diese gemäß § 45 Absatz 2<br />

KrWG bereits bei der Festlegung, welche Leistung beschafft werden<br />

soll, den Erzeugnissen den Vorzug geben müssen, die „1. in rohstoffschonenden,<br />

energiesparenden, wassersparenden, schadstoffarmen<br />

oder abfallarmen Produktionsverfahren hergestellt worden sind, 2.<br />

durch Vorbereitung zur Wiederverwendung oder durch Recycling<br />

von Abfällen, insbesondere unter Einsatz von Rezyklaten, oder aus<br />

nachwachsenden Rohstoffen hergestellt worden sind, 3. sich durch<br />

Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit, Wiederverwendbarkeit und<br />

Recyclingfähigkeit auszeichnen oder 4. im Vergleich zu anderen<br />

Erzeugnissen zu weniger oder schadstoffärmeren Abfällen führen<br />

oder sich besser zur umweltverträglichen Abfallbewirtschaftung<br />

eignen“.<br />

30 Kleine Kniffe<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 30 06.04.21 13:45


Foto: depositphotos<br />

<strong>Das</strong> bedeutet, dass bereits in der Phase der Planung der neue<br />

Grundsatz der Bevorzugung ange-wandt werden muss und in den<br />

darauffolgenden Phasen des Vergabeverfahrens auf Umweltkriterien<br />

wie z.B. Gütezeichen oder Umweltmanagementsysteme zurückgegriffen<br />

werden muss, wenn diese <strong>für</strong> die Leistung in Frage kommen.<br />

Auch muss zukünftig Zuschlagskriterien mit Bezug zum Ressourcenschutz<br />

eine hohe Wertung zuteil kommen.<br />

Der bereits seit dem 12. Dezember 2019 geltende § 13<br />

Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) statuiert zunächst die Pflicht, dass<br />

<strong>Beschaffung</strong>sstellen, die Klimaschutzziele aus dem Gesetz berücksichtigen.<br />

Gemäß § 13 Absatz 2 Satz 1 KSG muss bei der <strong>Beschaffung</strong><br />

geprüft werden, wie zu den Zielen aus § 3 KSG beigetragen werden<br />

kann. <strong>Das</strong> Berücksichtigungsgebot und damit eine Bevorzu-gungspflicht<br />

<strong>für</strong> klimaschonende Leistungen ist in § 13 Absatz 2 Satz 2 KSG<br />

ver-ankert: „Kommen mehrere Möglichkeiten bei der Planung, Auswahl<br />

und Durch-führung von Investitionen und bei der <strong>Beschaffung</strong><br />

in Frage, dann ist in Abwä-gung mit anderen relevanten Kriterien<br />

mit Bezug zum Zweck der Investition solchen der Vorzug zu geben,<br />

mit denen das Ziel der Minderung von Treibhausgasemissionen<br />

über die gesamte Nutzungsdauer des Investitionsguts oder <strong>Beschaffung</strong>sguts<br />

zu den geringsten Kosten erreicht werden kann.“ Auch<br />

hier setzt das Gesetz, wie § 45 KrWG, am Anfang des <strong>Beschaffung</strong>sprozesses<br />

an, so dass bereits bei der Bestimmung der Leistung die<br />

klimaverträglichere Variante ge-wählt werden muss und das Ermessen<br />

insoweit reduziert wird. <strong>Das</strong> KSG geht sogar noch einen Schritt<br />

weiter als das KrWG und konkretisiert <strong>für</strong> die <strong>Beschaffung</strong>sstellen in<br />

Absatz 3, dass bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Lebenszykluskosten<br />

beachtet werden müssen. Auch insofern ist das Ermessen aus<br />

§ 59 VgV <strong>für</strong> die <strong>Beschaffung</strong>sstellen reduziert worden.<br />

Die Neuregelungen stellen eine Verbesserung der bisherigen<br />

Rechtslage dar, da durch deren Ausgestaltung der Pflicht aus § 97<br />

Absatz 3 GWB, Umweltaspekte zu berücksichtigen, klarere Vorgaben<br />

zur Verwendung von Umweltkriterien als bislang <strong>für</strong> die<br />

<strong>Beschaffung</strong>sstellen existieren.<br />

Ein Rechtsgutachten zur umweltfreundlichen <strong>Beschaffung</strong> des<br />

Umweltbundesamtes erläutert die neuen Vorschriften eingehend.<br />

Darüber hinaus stellt das Umweltbundesamt <strong>für</strong> <strong>Beschaffung</strong>sstellen<br />

ausführliche Arbeitshilfen unter www.beschaffung-info.de, wie zum<br />

Beispiel <strong>Beschaffung</strong>sleitfäden <strong>für</strong> viele Produkte und Dienstleistungen<br />

oder Schulungsskripte, zur Verfügung.<br />

Autorin<br />

Anja Mager<br />

BMU<br />

Referat G II 2 „Nachhaltiger<br />

Konsum, Produktbezogener<br />

Umweltschutz“<br />

Kleine Kniffe<br />

31<br />

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Nachhaltige <strong>Beschaffung</strong> in der Praxis<br />

„Wir können die Umweltproblematik nur bewältigen, wenn<br />

wir gesellschaftsökonomische und menschenrechtliche<br />

Aspekte in den Lieferketten beachten.“<br />

Christoph Schwärzler ist Senior Referent Nachhaltige <strong>Beschaffung</strong> bei der Deutschen Bahn und<br />

leidenschaftlicher Nachhaltigkeitsexperte. Als diplomierter Maschinenbauingenieur und Betriebswirt legte<br />

er schon früh seinen Fokus auf Themen wie CO 2<br />

-Reduzierung, Energie- und Ressourcenmanagement und<br />

baute seine Nachhaltigkeitsexpertise über umweltbezogene Themen hinaus auf menschenrechtliche und<br />

soziale Aspekte der <strong>Beschaffung</strong> aus. Im Interview sprach er mit uns über Transformation, <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Beschaffung</strong> und zukunftsgerichtetes Lieferantenmanagement.<br />

<strong>Das</strong> Interview führte Thomas Heine, SDG media GmbH<br />

Herr Schwärzler, Sie sind seit 2017 bei der Deutschen<br />

Bahn in Ihrer Funktion als Senior Referent Nachhaltige<br />

<strong>Beschaffung</strong>. Wie sieht Ihr Aufgabenfeld aus?<br />

Es ist eine sehr vielfältige und spannende Aufgabe. Die <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Beschaffung</strong> des Konzerneinkaufs der Deutschen Bahn ist<br />

direkt im Vorstandsressort Finanzen angesiedelt. Wir sind eine<br />

Stabsstelle in der Grundsatzabteilung, die Rahmenbedingungen und<br />

Prozesse entwickelt, aber auch die Einkaufsabteilungen operativ<br />

unterstützt. Dazu gehören Informationen und Schulungen, genauso<br />

wie eine konkrete inhaltliche Beratung bei Vergabeprojekten. Wir<br />

stehen im internen <strong>Beschaffung</strong>snetzwerk im engen Austausch mit<br />

Bedarfsträgern und anderen Fachabteilungen, z.B. mit der Abteilung<br />

Nachhaltigkeit / Umwelt, Compliance und auch Personal. Extern<br />

sind wir branchenweit über die internationale Brancheninitiative<br />

“Railsponsible”, aber auch auf nationaler Ebene beim BME und<br />

econsense vernetzt. Des Weiteren gibt es Dialoge mit der UIC,<br />

dem internationalen Eisenbahnverband und auch mit anderen Initiativen,<br />

wie ResponsibleSteel. Die Deutsche Bahn nimmt durch<br />

die Konzerngröße, das Einkaufsvolumen und ihre Stellung in der<br />

öffentlichen <strong>Beschaffung</strong> eine besondere Rolle in der Gesellschaft<br />

ein. Daher ist es uns ein Anliegen, an Strategiedialogen beteiligt zu<br />

sein. Beispielsweise sind wir aktuell in die fachlichen Konsultationen<br />

zum Sorgfaltspflichtengesetz <strong>für</strong> Menschenrechte in Lieferketten in<br />

Deutschland eingebunden.<br />

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit <strong>für</strong> die Deutsche<br />

Bahn?<br />

Nachhaltigkeit ist im gesamten Konzern integriert. Die Ausbaustrategie<br />

‘Starke Schiene’ des Konzerns hat vier <strong>nachhaltige</strong><br />

Zielrichtungen: <strong>für</strong> das Klima, <strong>für</strong> die Menschen, <strong>für</strong> die Wirtschaft,<br />

und <strong>für</strong> Europa. Wir sind Teil der Mobilitätswende in Deutschland,<br />

aber natürlich auch über Deutschland hinaus. Mit DB Cargo, DB<br />

Arriva und DB Schenker können wir weltweit viel bewegen, aber<br />

hinterlassen auch einen ökologischen Fußabdruck. Deshalb ist Klimaneutralität<br />

im strategischen Programm festgelegt, das sich am<br />

Kohleausstieg 2038 orientiert. Wir fahren heute schon zu 100 Prozent<br />

mit Grünstrom im Fernverkehr und sind als klimafreundliches<br />

Verkehrsunternehmen ausgezeichnet worden. Aber es gibt weitere<br />

Herausforderungen, an denen wir Hand in Hand innerhalb des Konzerns<br />

arbeiten: die soziale Nachhaltigkeit, eine verantwortungsvolle<br />

<strong>Beschaffung</strong>, Innovationen und neue Technologien.<br />

Menschenrechtliche Sorgfaltspflichten in Lieferketten<br />

werden aktuell viel diskutiert, wie sehen Sie dies im Kontext<br />

eines umfassenden Nachhaltigkeitsansatzes?<br />

Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

liegt in der Balance der drei Dimensionen Ökonomie, Ökologie und<br />

Soziales. Insbesondere spielt die Beachtung von Menschenrechten in<br />

den Lieferketten und die Einhaltung der da<strong>für</strong> relevanten Standards<br />

eine tragende Rolle <strong>für</strong> eine <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong>.<br />

32 Kleine Kniffe<br />

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“Wir können die Umweltproblematik nur sinnvoll bewältigen,<br />

wenn wir gleichzeitig gesellschaftsökonomische und menschenrechtliche<br />

Aspekte in den Lieferketten beachten.”<br />

Als eines der klimafreundlichsten Transportunternehmen ist die<br />

DB AG Umweltvorreiter und will es auch bleiben. Gleichzeitig aber<br />

legen wir ein besonderes Augenmerk auf menschenrechtliche Sorgfaltspflichten<br />

in den Lieferketten. <strong>Das</strong> ist neben den Umweltthemen<br />

eine wesentliche Säule in der <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Beschaffung</strong>. Durch die<br />

Komplexität der Lieferketten brauchen wir hier eine partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit und intensive Dialoge mit unseren Lieferanten<br />

und Branchenverbänden.<br />

Welche Herausforderungen sehen Sie in der öffentlichen<br />

<strong>Beschaffung</strong> bezüglich Nachhaltigkeit?<br />

Auf den ersten Blick ist öffentliche <strong>Beschaffung</strong> stark reglementiert<br />

und mit hohem Aufwand verbunden, um Rechtskonformität<br />

zu gewährleisten. Aber das ist nur der erste Blick. Der zweite Blick<br />

zeigt ganz deutlich, dass das Vergaberecht eine tolle Grundlage ist,<br />

um nachhaltig zu beschaffen. <strong>Das</strong> heißt, wir können Aspekte, wie die<br />

Wahrung von Menschenrechten in den Lieferketten oder den Einsatz<br />

von erneuerbaren Energien in Produktionsprozessen <strong>für</strong> eine<br />

<strong>Beschaffung</strong>sentscheidung rechtssicher nutzen. Von regulatorischer<br />

Seite sind viele Möglichkeiten gegeben, ob als Bewertungskriterium,<br />

Eignungsbedingung, Leistungsbeschreibung oder auch einer<br />

Vertragsdurchführungsbedingung. Die Herausforderung dabei ist,<br />

dass wir lernen müssen, Nachhaltigkeit rechtssicher umzusetzen, um<br />

Vertrauen unserer Einkäufer*innen und Bedarfsträger zu gewinnen.<br />

Da Nachhaltigkeitsaspekte in Vergaben noch nicht flächendeckend<br />

etabliert sind und nicht so viele Erfahrungswerte vorliegen,<br />

unterstützen wir als Nachhaltigkeitsexperten bei Verständnisfragen,<br />

fangen Bedenken ab und geben praktische Umsetzungstipps.<br />

Wie gelingt Zusammenarbeit zur Verbesserung der<br />

Nachhaltigkeitsleistung in den Lieferketten?<br />

Nachhaltigkeit braucht gemeinsames Engagement. Allein<br />

können wir den Karren nicht ziehen, sondern sind auf zuverlässige<br />

und innovative Lieferanten angewiesen. In partnerschaftlicher<br />

Zusammenarbeit ringen wir um den besten Weg. Wenn wir bereit<br />

sind, einander zuzuhören, entstehen neue Lösungen beispielsweise<br />

mit alternativen Baustoffen, welche einen niedrigeren<br />

CO2-Fußabdruck haben als herkömmliche. Um diesen Ansatz zu<br />

systematisieren, hat die Deutsche Bahn die <strong>nachhaltige</strong> Lieferketten-Initiative<br />

Railsponsible mitgegründet. Seit 2015 entwickeln die<br />

Mitgliedsunternehmen der Schienenverkehrsbranche Standards,<br />

Werkzeuge und schaffen Transparenz. In den letzten fünf Jahren<br />

haben wir hier große Fortschritte erzielt. Über 60 Prozent unseres<br />

Einkaufsvolumen verfügt nun über eine Nachhaltigkeitsbewertung.<br />

So kennen wir auch die Hotspots oder Risikofelder und können diese<br />

Kleine Kniffe<br />

33<br />

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Foto: Deutsche Bahn AG / Benedikt Stahl<br />

gezielt adressieren. <strong>Das</strong> war vorher nicht möglich, weil einfach die<br />

Transparenz nicht vorhanden war. Besonders erfreulich ist, dass<br />

nicht nur wir uns diesbezüglich entwickeln, sondern dass sich auch<br />

insbesondere unsere Lieferanten und strategischen Geschäftspartner<br />

weiter in Richtung mehr Nachhaltigkeit entwickeln.<br />

Wie nutzen Sie EcoVadis in der Zusammenarbeit mit<br />

Lieferanten?<br />

In der Präqualifikation vieler Warengruppen geben wir<br />

unseren Lieferanten unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit,<br />

ihre EcoVadis-Bewertung vorzulegen. <strong>Das</strong> verkürzt das<br />

Verfahren und spart Kosten. Zum anderen nutzen wir EcoVadis<br />

im Lieferantenmanagement zur kontinuierlichen Entwicklung der<br />

geschäftspartnerschaftlichen Beziehung. Der EcoVadis Score ergänzt<br />

andere Qualitätsindikatoren wie Liefertreue oder Produktqualität.<br />

Angefangen haben wir 2013 mit ein paar Dutzend Bewertungen von<br />

Lieferanten. Inzwischen sind wir bei über 700 Bewertungen. <strong>Das</strong><br />

entspricht etlichen Milliarden Euro an Einkaufsvolumen.<br />

Welche Rolle spielt Railsponsible <strong>für</strong> die <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Beschaffung</strong>?<br />

Die Lieferketteninitiative Railsponsible ist inzwischen aus<br />

verschiedenen Gründen <strong>für</strong> die Nachhaltigkeit in der Schienenverkehrsbranche<br />

nicht mehr wegzudenken. In dem globalen Netzwerk<br />

entlang der Lieferkette – also vertikal – sind wichtige Unternehmen<br />

zusammengeschlossen, die kartellrechtskonform beispielsweise eine<br />

übergreifende Anerkennung von Audits entwickeln. Ein weiterer<br />

Gewinn des Netzwerkes ist die Verbreitung bewährter Praktiken.<br />

Der Dialog mit den Beteiligten garantiert, dass keine unsinnigen<br />

Lösungen entstehen oder Programme entwickelt werden, die an<br />

der Realität vorbeigehen. Insofern hat Railsponsible den großen<br />

Mehrwert <strong>für</strong> die Praxis. Wir ermutigen weitere Unternehmen, sich<br />

Railsponsible anzuschließen, um Nachhaltigkeitsstandards flächendeckend<br />

zu etablieren.<br />

Woran erkennen Sie, dass Nachhaltigkeit echten<br />

unternehmerischen Mehrwert erzeugt?<br />

Wenn alle Managementsysteme und strategischen Prozesse<br />

so gestaltet sind, dass eine leistungsfähige Versorgung auch einer<br />

Krise, wie der Coronapandemie, die Stirn bieten kann, dann geht<br />

der Nachhaltigkeitsansatz auf. Wir hatten bisher tatsächlich nur<br />

punktuell Versorgungsunterbrechungen mit Ersatzteilen <strong>für</strong> unseren<br />

Fuhrpark und konnten fast alle Infrastrukturmaßnahmen ohne<br />

Beeinträchtigung weiterführen. <strong>Das</strong> funktionierte deshalb so gut,<br />

weil Fahrzeuginstandhaltung, Betriebsplanung, Baustellenplanung,<br />

Reichweitenplanung der Materialversorgung und der enge Kontakt<br />

zu den Lieferanten optimal ineinandergriffen.<br />

“Wir müssen einerseits eine Krise managen und andererseits die<br />

Nachhaltigkeitsstrategie weiterentwickeln, damit wir zukunftsfähig<br />

bleiben und gestärkt aus dieser Krise herauskommen.”<br />

Sehen Sie die Krise als Treiber oder Bremse <strong>für</strong> Nachhaltigkeit?<br />

Im Angesicht der Pandemie kam die Frage auf, ob wir überhaupt<br />

noch Nachhaltigkeit brauchen, wenn es um das nackte wirtschaftliche<br />

Überleben geht. Meine Überzeugung ist es, dass Nachhaltigkeit<br />

die Perspektive <strong>für</strong> die Zeit nach Corona ist und eine treibende Kraft<br />

<strong>für</strong> das akute Krisenmanagement. Ein “weiter so wie immer” wird es<br />

in vielen Bereichen nach Corona nicht mehr geben. Wir sind deshalb<br />

gut beraten, uns schon jetzt - noch mitten in der Krise - auf die<br />

Zukunft mit <strong>nachhaltige</strong>ren Geschäftsmodellen vorzubereiten.<br />

34 Kleine Kniffe<br />

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Grundvoraussetzung <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong><br />

ist die Sensibilisierung des Einkaufs <strong>für</strong> das Thema - wie<br />

setzen Sie das um?<br />

Eine wesentliche Säule sind Schulungen. Wichtig ist, dass<br />

Schulungsmaßnahmen mit den <strong>Beschaffung</strong>sprogrammen der<br />

Organisation gut abgestimmt sind. Die Inhalte müssen zu den Zielhorizonten<br />

des Unternehmens anschlussfähig sein, damit es am Ende<br />

nicht zur Frustration führt, weil Rahmenbedingungen, Prozesse und<br />

Zielsysteme nicht auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind.<br />

Gleiches gilt auch <strong>für</strong> die Lieferantenseite. Über Railsponsible<br />

laufen bei Mitgliedern individuell Lieferantentrainings, eLearnings<br />

und auch vor-Ort-Trainings. Ein anderes wichtiges Format, um<br />

Wissen zum Thema Nachhaltigkeit zu vermitteln, sind die Lieferantentage.<br />

<strong>Das</strong> sind in der Regel halbjährlich oder jährlich stattfindende<br />

Treffen in Bezug auf eine oder mehrere ähnliche Warengruppen.<br />

Diese Fachveranstaltungen drehen sich zunehmend um Nachhaltigkeit,<br />

neue Rahmenbedingungen und den Austausch von Best<br />

Practice Beispielen.<br />

Sie selbst engagieren sich stark in dem Thema<br />

Wissensvermittlung und haben auch Module zum<br />

E-Learning-Programm <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> des<br />

JARO Instituts beigetragen, bei dem Sie Mitglied des wissenschaftlichen<br />

Beirats sind.<br />

Die Deutsche Bahn ist seit vielen Jahren Vorreiter in<br />

der <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Beschaffung</strong>. Welchen Rat würden Sie<br />

einem Unternehmen geben, das gerade mit <strong>nachhaltige</strong>r<br />

<strong>Beschaffung</strong> beginnt?<br />

Ich verweise da gerne auf die Ansätze in Leitfäden, die sich an<br />

Managementsystem Standards anlehnen. Als Unternehmer muss<br />

man sich zunächst einmal im Klaren werden, welche Wirkung der<br />

Geschäftsauftrag in den Bereichen Umwelt und Soziales ausübt und<br />

welche Chancen Nachhaltigkeit <strong>für</strong> das Unternehmen bietet. Es geht<br />

die Wirkungen der Produkte und Prozesse im gesamten Lebenszyklus,<br />

von der Herstellung bis zur Wiederverwendung. Relativ<br />

einfach wird man dann Maßnahmen ableiten können, mit denen<br />

man aufwandsarm erste Verbesserungen erreicht. Ich rate davon ab,<br />

zu große Elefanten in den Raum zu stellen. Man sollte nicht versuchen,<br />

von Anfang an alles perfekt zu machen. Nachhaltigkeit ist ein<br />

schrittweises Vorgehen.<br />

Insofern ist meine Botschaft: Niederschwellig an das Thema<br />

herangehen, einen Stufenplan aufbauen, Nachhaltigkeit in Regelprozesse<br />

überführen und Erfolge regelmäßig feiern.<br />

Ja, der JARO Online-Lehrgang zum Nachhaltigkeitseinkäufer<br />

ist aus meiner Sicht ein vielversprechendes und hochqualitatives<br />

Weiterbildungsangebot. Ich glaube es ist gelungen, einen didaktisch<br />

exzellenten Lehrgang zu gestalten. Der Lehrgang ist modular aufgebaut,<br />

sodass man differenziert Schwerpunkte setzen kann, die auf die<br />

Rolle der Teilnehmenden zugeschnitten sind.<br />

<strong>Das</strong> Interview führte<br />

Thomas Heine<br />

SDG media GmbH<br />

www.sdg-media.de<br />

Kleine Kniffe<br />

35<br />

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Aus Wissenschaft und Forschung<br />

Nachhaltiges Bauen (Green Building), Teil 2<br />

Die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. wurde 2007 von 16 Personen<br />

unterschiedlicher Fachrichtungen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft gegründet. Mit Gründung<br />

der DGNB sollte vor allem das Nachhaltige Bauen 1 künftig noch stärker gefördert werden.<br />

Nachhaltiges Bauen bedeutet <strong>für</strong> die DGNB „einen bewussten Umgang und Einsatz vorhandener<br />

Ressourcen, die Minimierung von Energieverbrauch und ein Bewahren der Umwelt. Dabei basiert<br />

das gängige Nachhaltigkeitskonzept auf einem Dreisäulenmodell bestehend aus: Ökonomie,<br />

Ökologie und Sozialem.<br />

Ein Beitrag von Dr. Volker Teichert und Dr. Oliver Foltin<br />

Diese Idee lässt sich auch auf das Bauen übertragen. Die Ökonomie<br />

bezieht sich darauf, dass wir Gebäude wirtschaftlich sinnvoll und<br />

über dessen gesamten Lebenszyklus betrachten. Die Ökologie steht<br />

– vereinfacht gesprochen – <strong>für</strong> den ressourcen- und umweltschonenden<br />

Bau von Gebäuden. Im Fokus des Sozialen steht der Nutzer des<br />

Gebäudes. Von <strong>nachhaltige</strong>m Handeln kann also dann gesprochen<br />

werden, wenn diese drei Dimensionen in Einklang gebracht sind.“ 2<br />

<strong>Das</strong> DGNB-Zertifizierungssystem wurde von der DGNB in<br />

Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau<br />

und Stadtentwicklung (BMVBS) 2009 ins Leben gerufen. <strong>Das</strong> Instrument<br />

dient der Planung und Bewertung von <strong>nachhaltige</strong>n Gebäuden.<br />

Um dabei eine umfassende Qualitätsperspektive zu gewährleisten,<br />

werden alle relevanten Felder des <strong>nachhaltige</strong>n Bauens abgedeckt.<br />

Die DGNB entwickelt ihr Zertifizierungssystem laufend weiter<br />

und passt es regelmäßig an nationale und internationale Normen<br />

und Gesetzgebungen an. Die letztmalige Revision des Systems<br />

erfolgte 2018. In 29 Ländern wurden bislang Gebäude oder Quartiere<br />

von der DGNB mit einem Zertifikat ausgezeichnet. Bei der<br />

Anwendung im Ausland wird von der DGNB das Zertifizierungssystem<br />

je nach Notwendigkeit auf die entsprechenden regulatorischen,<br />

klimatischen oder kulturellen Gegebenheiten übertragen.<br />

Abb. 1: Grundstruktur des DGNB-Systems [Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an DGNB, Hrsg. (2018): DGNB-System. Kriterienkatalog Gebäude Neubau, Stuttgart, S. 24]<br />

36 Kleine Kniffe<br />

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Abb. 2: Übersicht über die Kriterien des DGNB-Systems [Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an DGNB, Hrsg. (2018): DGNB-System. Kriterienkatalog Gebäude Neubau, Stuttgart, S. 25f.]<br />

Die Bewertungsthemenfelder<br />

Grundsätzlich wird mit dem DGNB-Zertifikat der gesamte<br />

Lebenszyklus eines Bauwerks betrachtet. Die Aussagequalität einer<br />

Bewertung ist immer abhängig davon, wie präzise ihre Kriterien<br />

formuliert werden. Grundlage des Zertifikats bildet das Kernsystem,<br />

das in sechs Themenfelder mit über 30 Kriterien gegliedert ist (vergl..<br />

Abb. 2).<br />

Diese Kriterien können durch nutzungsspezifische Faktoren so<br />

gewichtet werden, dass eine angepasste Bewertung unterschiedlicher<br />

Bauwerkstypen möglich ist. So erhält jedes Nutzungsprofil eine<br />

eigene Bewertungsmatrix, die optimal auf die jeweilige Nutzung<br />

abgestimmt ist.<br />

• Ökologische Qualität (Wirkungen auf die globale und lokale<br />

Umwelt; Ressourceninanspruchnahme und Abfallaufkommen),<br />

• Ökonomische Qualität<br />

(Lebenszykluskosten und Wertentwicklung),<br />

• Soziokulturelle und funktionale Qualität (Gesundheit,<br />

Behaglichkeit und Nutzerzufriedenheit; Funktionalität),<br />

• Technische Qualität<br />

(Qualität der technischen Ausführung z.B. Schallschutz),<br />

• Prozessqualität<br />

(Qualität der Planung, Qualität der Bauausführung),<br />

• Standortqualität.<br />

Abb. 2: Übersicht über die Kriterien des DGNB-Systems [Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an DGNB, Hrsg. (2018): DGNB-System. Kriterienkatalog Gebäude Neubau, Stuttgart, S. 25f.]<br />

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Foto: depositphotos<br />

Von den Millennium Development Goals zu den<br />

Sustainable Development Goals<br />

2015 endete der Zeitraum, in dem die Millennium Development<br />

Goals (MDGs) hätten erfüllt werden sollen. Schon Jahre davor<br />

wurde auf UN-Ebene beschlossen, verschiedene Prozesse <strong>für</strong> eine so<br />

genannte Post 2015-Agenda einzuleiten, mit denen die Arbeit an den<br />

MDGs fortgeführt werden, zugleich aber eine neue Qualität erhalten<br />

sollte. Zunächst war im Januar 2012 ein „UN Task Team“ gegründet<br />

sowie im Juli 2012 ein „High-Level Panel on Eminent Persons“ einberufen<br />

worden. Die aus diesen Arbeitsgruppen hervorgegangenen<br />

Berichte können als Vorarbeit <strong>für</strong> die danach folgende konkrete<br />

Erarbeitung der globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development<br />

Goals, SDGs) verstanden werden.<br />

Am 25. September 2015 wurden dann auf dem Weltgipfel <strong>für</strong><br />

<strong>nachhaltige</strong> Entwicklung von der Generalversammlung der Vereinten<br />

Nationen die SDGs verabschiedet; zum 1. Januar 2016 sind<br />

sie in Kraft getreten. Der Zeithorizont erstreckt sich bis zum Jahr<br />

2030. Die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) reichen von der<br />

Armutsbekämpfung und einer hochwertigen Bildung über bezahlbare<br />

und saubere Energie bis hin zu verantwortungsvollem Konsum<br />

und Produktion sowie dem Aufbau von Partnerschaften zur Erreichung<br />

der Ziele.<br />

Die DGNB unterstützt die SDGs und will mit der Zertifizierung<br />

einen konkreten Beitrag zu deren Erreichung liefern. Um den<br />

Zusammenhang einer <strong>nachhaltige</strong>n Bauweise mit den SDGs herauszuarbeiten<br />

und transparent zu machen, wurden sämtliche Kriterien<br />

auf deren Verlinkung zu den SDGs überprüft und entsprechend<br />

Abb. 3: Liste der Kriterien mit Agenda 2030 Boni [Quelle: eigene Zusammenstellung nach DGNB, Hrsg. (2018): DGNB-System. Kriterienkatalog Gebäude Neubau, Stuttgart, S. 21f.]<br />

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Abb. 4: Liste der Kriterien mit Circular Economy Boni [Quelle: eigene Zusammenstellung nach DGNB, Hrsg. (2018): DGNB-System. Kriterienkatalog Gebäude Neubau, Stuttgart, S. 18ff.]<br />

nachweisbar gemacht. Als Ergebnis erhält jedes Projekt, das eine<br />

DGNB-Zertifizierung erfolgreich abschließt, künftig eine Aussage<br />

darüber, inwieweit es einen Beitrag zur Erreichung der SDGs<br />

geleistet hat – auch als Motivation <strong>für</strong> die Nutzer und Betreiber, sich<br />

in ihrem Umgang mit dem Gebäude künftig an diesen zu orientieren.<br />

Als zusätzlichen Anreiz werden in ausgewählten Kriterien „Agenda<br />

2030 Boni“ <strong>für</strong> Projekte vergeben, die in besonderem Maße zum Klimaschutz<br />

und der Umsetzung der weiteren UN-Nachhaltigkeitsziele<br />

beitragen. Insgesamt können zusätzliche Bonus-Punkte erworben<br />

werden, wenn die in Abb. 3 aufgeführten Aspekte zur Erreichung<br />

der SDGs beitragen.<br />

Neben den Agenda 2030 Boni gibt es auch noch weitere Boni,<br />

Abb. 5: Auszeichnungen [Quelle: DGNB, Hrsg. (2018): DGNB-System. Kriterienkatalog Gebäude<br />

Neubau, Stuttgart, S. 29]<br />

sofern beim Bau von Gebäuden eine Circular Economy (CE) beachtet<br />

wird (vergl. Abb. 4). In Anbetracht der aktuellen Klimaveränderungen,<br />

der Verknappung und geopolitischen Abhängigkeiten von<br />

Ressourcen ist es von zentraler Bedeutung, die Möglichkeiten zur<br />

Wiederverwendung oder zur Wiederverwertung von Bauteilen oder<br />

Bauprodukten auszuloten. Ebenso sollte bereits im Planungsprozess<br />

die Rückbaufähigkeit von Bauten berücksichtigt und integriert<br />

werden. Durch die Bonuspunkte sollen Anreize geschaffen werden,<br />

um Innovationen in der lebenszyklusorientierten Planung von<br />

Gebäuden anzustoßen.<br />

Je nach Erfüllung der vorgegebenen Anforderungen wird dann<br />

das DGNB-Zertifikat in Platin, Gold, Silber oder Bronze verliehen.<br />

Der Erfüllungsgrad wird in Prozentzahlen angegeben (vergl. Abb. 5).<br />

Nutzungsprofile<br />

Zurzeit steht das DGNB-System <strong>für</strong> die Zertifizierung in fast<br />

30 unterschiedlichen Nutzungsprofilen zur Verfügung. Eine grobe<br />

Unterteilung sieht wie folgt aus:<br />

Gebäude<br />

Sowohl <strong>für</strong> Neubauten, Bestandsgebäude, Sanierungsprojekte<br />

als auch den Gebäudebetrieb liegen bis dato die meisten Zertifizierungen<br />

vor. Für Neubauten werden insgesamt 37 Kriterien<br />

berücksichtigt; je nach Gebäudetyp, der von Bildungsbauten, Büround<br />

Verwaltungsgebäuden, Geschäftshäuser, Gesundheitsbauten<br />

über Hotelgebäude, kleine Wohngebäude [bis zu 6 Wohneinheiten]<br />

Logistikgebäuden, Produktionsstätten bis hin zu Shoppingcentern,<br />

Verbrauchermärkten und Wohngebäuden [mehr als 6 Wohneinheiten]<br />

reichen kann, fällt die Gewichtung der einzelnen Kriterien<br />

unterschiedlich aus. 3<br />

Bei den Sanierungs- und Bestandsgebäuden sowie den Gebäuden<br />

im Betrieb sind eine Reihe ähnlicher Kriterien zu berücksichtigen.<br />

Quartiere<br />

Durch die DGNB-Zertifizierung werden Quartiere gefördert,<br />

die einen möglichst geringen CO 2<br />

-Ausstoß verursachen – in Planung<br />

und Bau, genauso wie in der späteren Nutzung. Insgesamt<br />

können sich Stadtquartiere, Businessquartiere, Gewerbegebiete,<br />

Industriestandorte, Event Areale, Resorts und Vertical Cities.<br />

Innenräume<br />

<strong>Das</strong> Nutzungsprofil Innenräume dient dazu, Gesundheit, Ergonomie,<br />

Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit der Menschen zu<br />

unterstützen. Es wird <strong>für</strong> Büro und Verwaltung, Gastronomie,<br />

Hotels sowie Shopping angewandt.<br />

Kleine Kniffe<br />

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Der Weg zum Zertifikat<br />

Mit dem DGNB Zertifikat können Investoren und Bauherren<br />

die Qualität ihrer <strong>nachhaltige</strong>n Bauprojekte aussagekräftig belegen<br />

und somit messbar machen. Nach DGNB zertifiziert werden können<br />

Neubauten ebenso wie Bestandsimmobilien. Die DGNB bietet auch<br />

das DGNB Vorzertifikat zur Bewertung von Bauwerken in der Planungs-<br />

und Bauphase an. Der Zertifizierungsprozess ist <strong>für</strong> beide<br />

Instrumente prinzipiell gleich und erfolgt in dreizehn Schritten:<br />

• Der Auftraggeber beauftragt einen DGNB Auditor.<br />

• Der Auditor meldet das Gebäude <strong>für</strong> die Zertifizierung bei der<br />

DGNB Geschäftsstelle an. Alternativ kann die Projektan<br />

meldung auch durch den Auftraggeber erfolgen.<br />

• Die DGNB schließt mit dem Bauherrn einen Vertrag über<br />

die Zertifizierung.<br />

• Der Auditor reicht die erforderlichen Unterlagen bei der<br />

DGNB Geschäftsstelle ein.<br />

• DGNB führt eine erste inhaltliche Prüfung durch.<br />

• Die DGNB verschickt den ersten Prüfbericht –<br />

gegebenenfalls inklusive Rückfragen – an den Auditor.<br />

• Der Auditor schickt seine Stellungnahme zum Prüfbericht<br />

an die DGNB und legt gegebenenfalls weitere erforderliche<br />

Unterlagen bei.<br />

• Die DGNB führt eine zweite inhaltliche Prüfung durch.<br />

• Die DGNB verschickt den zweiten Prüfbericht an den Auditor.<br />

• Der Auftraggeber erklärt sein Einverständnis mit<br />

dem Prüfungsergebnis.<br />

Die Kosten <strong>für</strong> die Zertifizierung richten sich nach der Größe<br />

des Gebäudes, gemessen in m 2 Bruttogeschossfläche (BGF). Bei<br />

2.500 m 2 liegen die Zertifizierungskosten bei 6.600,- € und steigen<br />

bis auf 73.500,- € bei einer BGF von bis zu 130.000 m 2 . Bei einer<br />

DGNB-Mitgliedschaft reduzieren sich die Zertifizierungskosten je<br />

nach deren Höhe um bis zu 40 Prozent.<br />

Bereits ausgezeichnete Objekte<br />

Die Zahl der von der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Nachhaltiges<br />

Bauen DGNB ausgezeichneten Gebäude liegt in Deutschland im Februar<br />

<strong>2021</strong> bei 1.671 zertifizierten Projekten, gefolgt von Österreich<br />

(62 Projekte). Der Rest an 142 Projekten verteilt sich auf rund 25<br />

Länder.<br />

Im Teil 3 der Serie werden in der kommenden <strong>Ausgabe</strong> von<br />

Kleine Kniffe die elementaren Aspekte zusammengestellt, die die<br />

DGNB zur Erreichung der Klimaschutzziele im Gebäudesektor formuliert<br />

hat.<br />

Quellen:<br />

1. Vgl. Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit,<br />

Hrsg. (2016): Leitfaden Nachhaltiges Bauen. Zukunftsfähiges<br />

Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden. Berlin: BMUB.<br />

2. Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V., Hrsg. (o.J.):<br />

Nachhaltiges Bauen: Die Rolle der DGNB, www.dgnb.de/de/themen/<br />

<strong>nachhaltige</strong>s-bauen/<br />

3. Siehe hierzu DGNB, 2018 (Hrsg.): DGNB-System. Kriterienkatalog<br />

Gebäude Neubau, Stuttgart, S. 27f.<br />

• Der DGNB Zertifizierungsausschuss verifiziert das<br />

Prüfungsergebnis und gibt es <strong>für</strong> die Zertifikatsverleihung frei.<br />

• Die DGNB verschickt eine abschließende Ergebnismitteilung<br />

an den Bauherrn und Auditor.<br />

• <strong>Das</strong> geprüfte Gebäude wird mit dem DGNB Vorzertifikat bzw.<br />

dem DGNB Zertifikat ausgezeichnet.<br />

Überdies unterstützt der Ausschuss die DGNB Geschäftsstelle<br />

bei allen prüfungsrelevanten Themen und ist zentraler Ansprechpartner<br />

<strong>für</strong> Beschwerden, Einsprüche oder Sonderanträge im<br />

Rahmen der Konformitätsprüfung.<br />

Zwischen DGNB und Auditor besteht ganz bewusst kein Vertragsverhältnis,<br />

um größtmögliche Objektivität und Unabhängigkeit<br />

zu wahren.<br />

Autoren<br />

Dr. Oliver Foltin und Dr. Volker Teichert sind<br />

wissenschaftliche Referenten im Arbeitsbereich<br />

Nachhaltige Entwicklung der Forschungsstätte der<br />

Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST).<br />

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Anzeige<br />

Schulen digitalisieren mit System<br />

Mit dem Sofortprogramm Endgeräte und dem DigitalPakt Schule beschließt die Bundesregierung,<br />

dass insgesamt sieben Milliarden Euro in eine bundesweite Bildungsinfrastruktur an Schulen<br />

fließen. Doch Geld alleine reicht nicht aus.<br />

Interview mit Ralf Heipmann, Vorstand Communisystems AG<br />

Bisher wurde nur ein Bruchteil des gesamtvolumens<br />

des Digitalpakts schule abgerufen. warum ist das so und<br />

wie können sie hier unterstützen?<br />

Der Beantragungsprozess ist sehr kompliziert gestaltet. Die<br />

Länder müssen Förderrichtlinien erarbeiten und von Schulen wird<br />

ein eigenes medienpädagogisches Konzept erwartet. Wir können<br />

mit unserem Netzwerk an starken Partnern vor Ort dabei unterstützen,<br />

dass Schulen und Schulträger die Anforderungen erfüllen und<br />

Hilfe bei der Erstellung entsprechender Konzepte erhalten.<br />

Mit der corona-Krise hat sich gezeigt, dass es neben<br />

den nötigen Endgeräten und Personal auch an schnellem<br />

Internet fehlt. wird Digitalisierung hier zur herkulesaufgabe?<br />

<strong>Das</strong> letzte Jahr hat deutlich gezeigt, dass Deutschland den<br />

Anschluss an die Digitalisierung verpasst hat. Hier gibt es noch viel<br />

Potenzial. Für die Umsetzung des Digitalpaktes haben wir innovative<br />

Lösungen <strong>für</strong> alle Schulen. Wir kümmern uns ganzheitlich<br />

um die Digitalisierung der Schulen – vom Breitbandanschluss über<br />

die Bestandsaufnahme bis zum Betrieb und orchestrieren sämtliche<br />

Beteiligte. Die Bestandaufnahme schulischer Räumlichkeiten führen<br />

wir mittels Kamerabefahrung digital durch. Hierdurch erhält jeder<br />

Träger zeitgleich zum Digitalpakt ein virtuelles Abbild des Grundrisses<br />

inkl. aller Objekte. <strong>Das</strong> spart Geld und vor allem Zeit.<br />

wie unterstützen sie schulen dabei, dass die Endgeräte<br />

nicht nur beschafft, sondern auch sicher eingesetzt<br />

und nachhaltig betrieben werden?<br />

Es gibt einiges zu beachten, zum Beispiel das Thema Datenschutzgrundverordnung<br />

(DSGVO). Lehrer dürfen z.B. Notenlisten<br />

datenschutzrechtlich nicht auf ihren privaten Rechnern bearbeiten.<br />

Es sollte gang und gäbe sein, dass Lehrkräfte einen Rechner<br />

von ihrer Schule erhalten. Auch bei der Nutzung der Leihgeräte<br />

durch Schüler gibt es Regularien einzuhalten. Unter anderem muss<br />

unterbunden werden, dass Schüler auf Seiten mit sensitivem Inhalt<br />

surfen können. Bei Fehlverhalten ist dann der Träger verantwortlich,<br />

wenn keine möglichen Maßnahmen nach Artikel 32 DSGVO<br />

durchgeführt wurde. Wir bieten ganzheitliche Lösungen, in dem wir<br />

<strong>für</strong> die Funktionstüchtigkeit der Endgeräte verantwortlich sind und<br />

konfigurieren sie nach den Vorgaben der jeweiligen Schulträger. Ich<br />

kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es eine große logistische Herausforderung<br />

ist. Hier können wir auf unsere bisher gesammelten<br />

Erfahrungen bei der Abwicklung komplexer Projekte zurückgreifen.<br />

Ralf Heipmann,<br />

Communisystems AG<br />

Tel: +49 341 33757 066<br />

info@communisystems.com<br />

www.digitalisierteschule.de<br />

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Aus der Vergabepraxis<br />

Innovationspartnerschaft<br />

Bei der Innovationspartnerschaft handelt es sich um eine besondere Form des<br />

Vergabeverfahrensverfahrens mit einer spezifischen Zielrichtung. Die Besonderheit liegt darin<br />

– die Entwicklung einer innovativen Ware, Bau- oder Dienstleistung zu ermöglichen. Daran<br />

anschließend besteht <strong>für</strong> die öffentliche Hand nach einer Forschungs- und Entwicklungsphase die<br />

Möglichkeit, das entwickelte Produkt (die entwickelte Leistung) auch zu erwerben.<br />

Ein Beitrag von Mag. Alexandra Terzaki, TERZAKI Unternehmensberatung Berlin<br />

Eine Trennung in ein Verfahren zur Entwicklung und ein Verfahren<br />

zum Erwerb ist nicht mehr notwendig. Dabei ist es <strong>für</strong> die<br />

vergaberechtliche Systematik völlig neu, dass die Reglungen über<br />

die Innovationspartnerschaft auch den Zeitraum nach der Zuschlagserteilung<br />

betreffen.<br />

Sämtliche Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten während<br />

aller Phasen der Innovationspartnerschaft sowie die <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

und (falls beabsichtigt) die Anschaffung der Waren-, Dienst- oder<br />

Bauleistungen anfallenden Kosten sind zusammenzuzählen.<br />

Bei der Berechnung des geschätzten Auftragswertes einer<br />

Innovatonspartnerschaft sind somit alle Kosten sowohl der Entwicklungs-<br />

als auch der Erwerbsphase mit zu berücksichtigen.<br />

Die Innovationspartnerschaft ist im Oberschwellenbereich als<br />

Verfahren nur dann zulässig, wenn der Bedarf an einer innovativen<br />

Ware, Bau- oder Dienstleistung nicht durch den Erwerb von bereits<br />

auf dem Markt verfügbaren Waren, Bau- oder Dienstleistungen<br />

befriedigt werden kann. <strong>Das</strong> bedeutet, dass ein Auftraggeber die<br />

Innovationspartnerschaft als Verfahren dann einsetzen darf, wenn<br />

die benötigten Leistungen nicht in der benötigten Form direkt am<br />

Markt eingekauft werden können.<br />

Dadurch, dass diese Leistungen erst entwickelt werden müssen,<br />

soll auch der Auftraggeber nicht verpflichtet sein, diese Leistungen<br />

von vorneherein erwerben zu müssen. Eine Erwerbsphase ist im<br />

Zuge der Umsetzung der RL 2014/24/EU vorgesehen. Eine Verpflichtung<br />

des Auftraggebers die entwickelten Leistungen auch<br />

tatsächlich zu beziehen ist gesetzlich nicht verpflichtend vorgesehen.<br />

Meines Erachtens ist dieser Umstand einer fehlenden Abnahmeverpflichtung<br />

vergleichbar.<br />

<strong>Das</strong> Verfahren gliedert sich im Wesentlichen in vier Phasen:<br />

• Teilnahmephase<br />

• Angebotsphase, wobei mindestens eine Verhandlungsrunde<br />

zwingend vorzusehen ist<br />

• Forschungs- und Entwicklungsphase<br />

• Erwerbsphase (lediglich fakultativ)<br />

Die Bekanntmachungsvorschriften und Teilnahmebestimmungen<br />

(inkl Fristen) entsprechen daher jenen des Nicht Offenen<br />

Verfahrens bzw Verhandlungsverfahrens mit vorheriger Bekanntmachung.<br />

Zusätzlich hat der öffentliche Auftraggeber in der<br />

Ausschreibung den Bedarf nach einer innovativen Waren-, Bauoder<br />

Dienstleistung zu beschreiben sowie Kriterien und die Anzahl<br />

der Partner, mit welchen die Innovationspartnerschaft abgeschlossen<br />

werden soll, anzugeben.<br />

Der Abschluss mit (nur) einem Partner ist dabei zulässig. Anhand<br />

der bekanntgegebenen Kriterien werden jene Bieter ermittelt, die zur<br />

Abgabe eines Angebotes aufgefordert werden. Betreffend die Anzahl<br />

der beabsichtigten Vertragspartner besteht keine Verpflichtung, die<br />

Innovationspartnerschaft mit mehreren Partnern abzuschließen.<br />

Der Auftraggeber hat jedoch in der Ausschreibung anzugeben,<br />

ob die Innovationspartnerschaft mit einem Partner oder mit<br />

mehreren Partnern gebildet werden soll. Festzulegen ist in der<br />

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Foto: depositphotos<br />

Ausschreibung auch, wie mit den – typischerweise im Forschungsund<br />

Entwicklungsbereich entstehenden – Immaterialgüterrechten<br />

(geistiges Eigentum gemäß Urheber-, Marken- und Patentrecht)<br />

umzugehen ist.<br />

Der öffentliche Auftraggeber hat nach Abschluss der Verhandlungen<br />

dem Angebot bzw (bei entsprechender Ankündigung) den<br />

Angeboten, die anhand der Zuschlagskriterien bestgereiht sind, den<br />

Zuschlag zu erteilen und die Innovationspartnerschaft abzuschließen.<br />

Im Unterschied zu allen anderen Verfahren ist die Innovationspartnerschaft<br />

mit diesem Zeitpunkt jedoch nicht abgeschlossen.<br />

In Wahrheit beginnt hier erst die Besonderheit des Verfahrens:<br />

die Durchführung der Forschungs- und Entwicklungsphase. Ergebnis<br />

des Verhandlungsverfahrens (Angebotsphase) ist ein Vertrag<br />

über den Abschluss der Innovationspartnerschaft, in welchem die<br />

in der anschließenden Forschungs- und Entwicklungsphase zu<br />

erreichenden Zielen, allfällige Zwischenziele (Meilensteine) und die<br />

da<strong>für</strong> anfallenden Vergütungen festzuhalten sind.<br />

Ebenso ist die Innovationspartnerschaft entsprechend des Forschungs-<br />

und Innovationsprozesses in aufeinanderfolgende Phasen<br />

zu strukturieren. Die Struktur der Innovationspartnerschaft, insbesondere<br />

die Dauer und der Wert der einzelnen Phasen, haben dem<br />

Innovationsgrad der vorgeschlagenen Lösung unter Abfolge der<br />

Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten Rechnung zu tragen.<br />

Während der Forschungs- und Entwicklungsphase kann der<br />

öffentliche Auftraggeber die Innovationspartnerschaft auch beenden.<br />

Die festgelegten Zwischenziele dienen dabei auch als Grundlage<br />

<strong>für</strong> die Entscheidung, ob er die Innovationspartnerschaft fortsetzen<br />

oder beenden möchte.<br />

Vor dem Hintergrund, dass der Erwerb der zu erforschenden<br />

bzw zu entwickelnden Leistung nicht verpflichtend ist, wenn die<br />

Kostenobergrenze nicht eingehalten werden kann, besteht auch die<br />

Möglichkeit der Beendigung der Innovationspartnerschaft, sobald<br />

eine derartige Entwicklung abzusehen ist. Ein Abwarten der tatsächlichen<br />

Überschreitung der Kostenobergrenze ist nicht notwendig.<br />

Aus heutiger Sicht ist weiters davon auszugehen, dass bei Unterschreiten<br />

der Kostengrenze auch dann keine Verpflichtung zum<br />

Erwerb der Leistung besteht, wenn sich der öffentliche Auftraggeber<br />

die Beendigungsmöglichkeit in der Ausschreibungsunterlage nicht<br />

vorbehalten hat.<br />

Verbleiben am Ende der Forschungs- und Entwicklungsphase<br />

mehrere Lösungen im Rennen, hat der Auftraggeber hinsichtlich<br />

des Erwerbs der Leistung ein Wahlrecht.<br />

Autorin<br />

Mag. Alexandra Terzaki<br />

TERZAKI Unternehmensberatung<br />

Unter den Linden 26<br />

D 10117 Berlin<br />

office@terzaki.de<br />

Kleine Kniffe<br />

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Aus nationalen Kompetenzstellen der <strong>Beschaffung</strong><br />

Gewusst wie: Neue <strong>Beschaffung</strong>sleitfäden<br />

des Umweltbundesamtes unterstützen<br />

bei der <strong>Beschaffung</strong> umweltfreundlicher Textilien<br />

Zwei neue <strong>Beschaffung</strong>sleitfäden <strong>für</strong> Textilien - erstens <strong>für</strong> Bekleidungstextilien und Wäsche und<br />

zweitens <strong>für</strong> Bettwaren und Bettwäsche - bereichern seit Kurzem das am Umweltbundesamt<br />

angebotene Portfolio an Ausschreibungsempfehlungen.<br />

Ein Beitrag von Dr. Kristin Stechemesser, Umweltbundesamt<br />

Die Trennung in diese beiden <strong>Beschaffung</strong>sleitfäden beruht auf<br />

den häufig getrennten Zuständigkeiten in der <strong>Beschaffung</strong> dieser<br />

Produktgruppen. Aber auch, um die <strong>für</strong> den jeweiligen Beschaffenden<br />

interessante Produktgruppe stärker in den Mittelpunkt zu<br />

rücken. Beide Leitfäden eint, dass sie auf den Vergabekriterien des<br />

Blauen Engel <strong>für</strong> Textilien (DE-UZ 154) beruhen. Die Formulierung<br />

eines Vergabekriteriums als Ausschluss- oder Bewertungskriterium<br />

basiert auf Einschätzungen von Fachexpert*innen hinsichtlich der<br />

praktischen Realisierbarkeit. Aber auch die Tiefe der Lieferkette<br />

hat einen Einfluss. So kann beispielsweise die Ausrüstung von Textilien<br />

mit Per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) heutzutage<br />

bedenkenlos ausgeschlossen werden, da es hier bereits Alternativen<br />

gibt. Hingegen wird <strong>für</strong> die Einhaltung der Anforderungen an das<br />

Abwasser im Rahmen der Textilveredlung die Formulierung als<br />

Bewertungskriterium empfohlen.<br />

Die in den Ausschreibungsempfehlungen des Umweltbundesamtes<br />

enthaltenen Vergabekriterien garantieren, dass Beschaffende<br />

Textilien einkaufen, die hohe Umweltstandards im Herstellungsprozess<br />

beachten, gesundheitsbelastende Chemikalien im Endprodukt<br />

vermeiden, eine gute Gebrauchstauglichkeit sicherstellen sowie die<br />

Arbeitssicherheit und die sozialen Bedingungen in der Herstellung<br />

verbessern.<br />

Die Vergabekriterien im Überblick<br />

Die Vergabekriterien bilden die wesentlichen umwelt- und<br />

gesundheitsrelevanten Prozesse im Rahmen der Fertigung eines<br />

Textils ab. <strong>Das</strong> heißt, sie berücksichtigen den gesamten Lebenszyklus<br />

– von der Faserherstellung bis zum Endprodukt. Es sind<br />

Anforderungen an die Faserherkunft und den Herstellungsprozess<br />

von Naturfasern (z. B. Baumwolle, Leinen, Wolle), chemischen<br />

Fasern (z. B. Polyamid, Elastan, Polypropylen), regenerierten Zellulosefasern<br />

(z. B. Lyocell, Modal, Viskose), aber auch rezyklierten<br />

Fasern enthalten. So müssen beispielsweise pflanzliche Naturfasern<br />

kontrolliert biologisch angebaut werden und dürfen nicht von gentechnisch<br />

veränderten oder modifizierten Organismen stammen.<br />

Eingesetzte biologisch hergestellte Wolle darf nicht unter Mulesing-Bedingungen<br />

gewonnen worden sein.<br />

Um den Eintrag von Schadstoffen in die Umwelt im Rahmen<br />

der Textilveredlung zu minimieren, sind eine Vielzahl von Farbmitteln<br />

und Textilhilfsmittel ausgeschlossen oder müssen bestimmte<br />

Grenzwerte einhalten. Hierbei wird sich an der in der Textilindustrie<br />

etablierten Zero Discharge of Hazardous Chemicals (ZDHC)<br />

Manufacturing Restricted Substance List (MRSL) orientiert. Des<br />

Weiteren beinhalten die Ausschreibungsempfehlungen verschiedene<br />

Ausschlusskriterien, die die Prüfung des Endprodukts betreffen.<br />

Damit Nutzer*innen lange Freude an den beschafften<br />

Textilien haben, müssen die Textilien verschiedene Gebrauchstauglichkeitstests<br />

erfüllen. Dazu gehören Abmessungen nach Wasch- und<br />

Trockenvorgängen, Farbechtheit beim Waschen sowie gegenüber<br />

Transpiration oder Reiben. Wurde das textile Endprodukt zusätzlich<br />

mit einer wasserabweisenden Funktion ausgerüstet, müssen weitere<br />

Anforderungen erfüllt werden.<br />

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Foto: DiTex-Hemd und Bettwäsche. © IÖW GmbH, gemeinnützig<br />

Ebenfalls werden soziale Aspekte, d. h. die ILO-Kernarbeitsnormen,<br />

in Form von Ausführungsbedingungen berücksichtigt.<br />

Der <strong>Beschaffung</strong>sleitfaden zur<br />

umweltfreundlichen <strong>Beschaffung</strong> von<br />

Bekleidungstextilien und Wäsche<br />

Dieser <strong>Beschaffung</strong>sleitfaden kann bei der <strong>Beschaffung</strong> einer<br />

Vielzahl von Textilien eingesetzt werden: Bekleidungstextilien,<br />

Haus- und Heimtextilien, technische Textilien, Reinigungstextilien<br />

sowie Fasern, Garne und Gewebe. Textilien mit Funktionen wie<br />

Windschutz oder wasserabweisende Funktionen gewinnen bei der<br />

öffentlichen <strong>Beschaffung</strong> zunehmend an Bedeutung. Daher werden<br />

hier auch Anforderungen an die Herstellung von Laminaten und<br />

Membranen gestellt.<br />

Der <strong>Beschaffung</strong>sleitfaden zur<br />

umweltfreundlichen <strong>Beschaffung</strong> von<br />

Bettwaren und Bettwäsche<br />

Dieser <strong>Beschaffung</strong>sleitfaden unterstützt bei der <strong>Beschaffung</strong> von<br />

Bettwaren, d. h. gefüllte Steppdecken, Matratzenschoner, Matratzenauflagen,<br />

sog. Topper, Encasement <strong>für</strong> Matratzen, Zudecken,<br />

Kissen und Schlafsäcke sowie Bettwäsche. Da bei einigen Produkten<br />

die Füllmaterialien von Bedeutung sind, wurden auch Anforderungen<br />

an Latex und Polyurethan formuliert.<br />

Von der Theorie zur Praxis: Einbindung in die<br />

Ausschreibungsunterlagen<br />

Von der Bedarfsermittlung zur Auftragsausführung<br />

Auf allen Stufen des Vergabeverfahrens können umweltbezogene<br />

Kriterien an die zu beschaffenden Textilien definiert werden.<br />

Im Rahmen der Bedarfsermittlung können mögliche Alternativen<br />

ermittelt sowie deren Umweltauswirkungen geprüft werden (z. B.<br />

Kauf von Textilien versus Miettextilien). Der Definition des Auftragsgegenstandes<br />

kommt eine besondere Bedeutung zu. Denn<br />

bereits bei der Formulierung des Auftragsgegenstandes kann der<br />

Beschaffende sich auf umweltschonende Alternativen beschränken<br />

(z. B. Bettwäsche aus biologischer Baumwolle). Vorab sollten<br />

die Beschaffenden jedoch eine Marktanalyse durchführen, um das<br />

Angebot des Marktes abzuschätzen. Aktuell ist das Textilangebot<br />

abhängig vom konkret zu beschaffendem Produkt. <strong>Das</strong> heißt<br />

umweltverträglichere Bettwäsche, Frottierware oder T-Shirts<br />

zu beschaffen, ist deutlich einfacher als dies <strong>für</strong> eine Vielzahl von<br />

Funktionstextilien der Fall ist. Auf den Stufen der Leistungsbeschreibung,<br />

der Angebotswertung und der Auftragsausführung können<br />

je nach Marktangebot die in den <strong>Beschaffung</strong>sleitfäden formulierten<br />

Vergabekriterien als Ausschluss-, Bewertungskriterium oder Ausführungsbedingung<br />

angewendet werden.<br />

Kleine Kniffe<br />

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Foto: brands fashion<br />

Verwendung von Gütezeichen in der Ausschreibung<br />

Die öffentliche <strong>Beschaffung</strong>sstelle kann seit der Vergaberechtreform<br />

zur Bestimmung der technischen Spezifikationen einer<br />

Leistung auch pauschal auf bestimmte Gütezeichen (§ 34 VgV, §<br />

24 UVgO) verweisen. Der Blaue Engel <strong>für</strong> Textilien (DE-UZ 154)<br />

erfüllt die vergaberechtlichen Anforderungen, sodass auf diesen<br />

pauschal verwiesen werden kann, z. B. mittels dieses Kurzlinks www.<br />

blauer-engel.de/uz154.<br />

Ferner dürfen Beschaffende zum Nachweis, dass die Kriterien<br />

in der Leistungsbeschreibung (die technischen Spezifikationen,<br />

Bewertungskriterien und Ausführungsbedingungen betreffend)<br />

eingehalten sind, verlangen, dass die Produkte mit einem Gütezeichen<br />

i.S.v. § 34 VgV/ § 24 UVgO versehen sind. In den Vergabeunterlagen<br />

muss allerdings auch ausdrücklich ein Nachweis durch gleichwertige<br />

Gütezeichen zugelassen sein. Diese vergaberechtliche Möglichkeit<br />

erleichtert den Beschaffenden die Formulierung von Kriterien und<br />

die Prüfung von Nachweisen erheblich. Soll die Leistung nicht allen<br />

Anforderungen des Gütezeichens entsprechen, dann sind die gewünschten<br />

Anforderungen, als Ausschluss-, Bewertungskriterien oder<br />

als Ausführungsbedingung separat zu formulieren. Konkrete Formulierungsvorschläge,<br />

einschließlich Nachweis, können dann direkt<br />

aus den beiden <strong>Beschaffung</strong>sleitfäden bzw. aus den dazugehörigen<br />

Anbieterfragebögen (im Word-Format) entnommen werden.<br />

Die Ausschreibungsempfehlungen laufen rund: Kreislaufwirtschaftsaspekte<br />

werden berücksichtigt<br />

Die aktuellen Ausschreibungsempfehlungen greifen bereits<br />

heute Aspekte der Kreislaufwirtschaft auf. So sind Recyclingfasern<br />

zugelassen, <strong>für</strong> die bestimmte Anforderungen gelten. Des Weiteren<br />

sind im Rahmen der Textilproduktion <strong>für</strong> eine Vielzahl von<br />

Chemikalien Verbote formuliert bzw. Grenzwerte festgelegt sowie<br />

Anforderungen an Abwasser und Abluft eingefügt. Damit sollen<br />

einerseits die Stoffeinträge in die Umwelt verringert werden. Andererseits<br />

ist eine geringere Schadstoffbelastung des Textils wesentlich<br />

<strong>für</strong> die Wiederverwendung und das Recycling. Und wenn man die<br />

Abfallhierarchie weiterdenkt, ist dies auch <strong>für</strong> die spätere Entsorgung<br />

im Sinne von weniger schadstoffbelasteten Abfällen relevant. Die<br />

Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit sollen sicherstellen,<br />

dass qualitativ hochwertige und langlebige Textilien eine lange<br />

Nutzung ermöglichen.<br />

Welche zusätzlichen Möglichkeiten es gibt, Kreislaufwirtschaftsaspekte<br />

einzubeziehen, wird aktuell bei der Überarbeitung der<br />

Kriterien des Blauen Engel <strong>für</strong> Textilien diskutiert. So wird untersucht,<br />

welche Anforderungen an das Produktdesign, wie die bessere<br />

Trennbarkeit von Materialien, gestellt werden können. Auch wird<br />

die Aufnahme weiterer Recyclingfasern oder innovativer Fasern<br />

geprüft. Da die produktionsrelevanten CO 2<br />

-Emissionen bzw. der<br />

Produkt-Fußabdruck ebenfalls an Bedeutung zunehmen, wird<br />

auch dieser Aspekt näher beleuchtet. Gleiches gilt <strong>für</strong> die Themen<br />

Langlebigkeit sowie Pflege und Reparatur von Textilien.<br />

Autorin<br />

Dr. Kristin Stechemesser<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

Fachgebiet III 1.3 “Ökodesign,<br />

Umweltkennzeichnung,<br />

Umweltfreundliche <strong>Beschaffung</strong><br />

46 Kleine Kniffe<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 46 06.04.21 13:45


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Was haben ein Rechenzentrum und ein<br />

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Die digitale Vernetzung ist ein unaufhaltsamer Treiber und führt zu einer noch nie dagewesenen<br />

Stromabhängigkeit. Mittlere und kleine Unternehmen sind daher gut beraten, ihre IT-Infrastruktur,<br />

die elektronischen Arbeitsgeräte und Anwendungen ihrer Mitarbeiter in der Firmenzentrale, in<br />

Niederlassungen, regionalen Vertriebsbüros und im Homeoffice präventiv und umfassend gegen<br />

strombedingte Internetstörungen zu schützen.<br />

Dabei gilt es, die ganze Bandbreite im Unternehmen abzusichern:<br />

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und Anwendungen vollständig aus dem Stromversorgungsnetz.<br />

Die Anlagen halten so auch extreme Spannungsschwankungen,<br />

Oberwellen und Spannungsspitzen von allen angeschlossenen Verbrauchern<br />

ab.<br />

Im Homeoffice<br />

Ein wichtiger Eckpfeiler <strong>für</strong> ein gut funktionierendes, digitales<br />

Arbeiten von zu Hause ist die optimale und sichere IT-Ausstattung.<br />

Neben mobilen Endgeräten, Druckern und WLAN ist es empfeh-<br />

lenswert, den Homeoffice Arbeitsplatz auch mit einer Mini-USV<br />

gegen Netzstörungen und kurzfristigen Ausfall des 230V Spannungsnetzes<br />

zu schützen.<br />

Strombedingter Verlust von Daten und aktueller Versionen von<br />

Projekten sowie verloren gegangene Bild- Grafik- oder Videodateien<br />

gehören der Vergangenheit an.<br />

Die Mitarbeiter*innen bleiben online erreichbar und<br />

Verbindungsprobleme während der zahlreichen Video- oder Telefonkonferenzen<br />

werden reduziert.<br />

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47<br />

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Aus Wissenschaft und Forschung<br />

Die strategische Bedeutung<br />

zirkulärer <strong>Beschaffung</strong><br />

Von einfachen Gütern wie Büromaterial bis hin zu komplexen Dienstleistungen wie<br />

Energiesystemen – alles muss <strong>Beschaffung</strong>sprozesse durchlaufen. Aber bitte nicht als<br />

Einbahnstraße! Um wertvolle Ressourcen in der langfristigen Nutzung zu halten und Abfälle zu<br />

minimieren braucht es alternative <strong>Beschaffung</strong>sstrategien, die den benötigten Wandel hin zu einer<br />

Kreislaufwirtschaft („Circular Economy“) fördern.<br />

Ein Beitrag von Stephan Schaller, CSCP<br />

Vorteile zirkulärer <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />

Vereinfacht ausgedrückt ist die zirkuläre <strong>Beschaffung</strong> der Prozess,<br />

durch den Produkte und Dienstleistungen in Übereinstimmung<br />

mit den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft eingekauft werden.<br />

<strong>Das</strong> bedeutet z.B., dass insbesondere begrenzte fossile Ressourcen<br />

möglichst dauerhaft in der aktiven Nutzung gehalten werden, dass<br />

toxische Inhaltsstoffe, die ein Weiternutzen und Recyceln erschweren,<br />

weitestgehend vermieden werden und dass Abfälle möglichst<br />

gar nicht erst entstehen.<br />

Da zirkuläre Ansätze der vorherrschenden kurzen Verbrauchsorientierung<br />

eine langfristig ausgerichtete Nutzenorientierung<br />

entgegensetzen, bergen sie neben den ökologischen Vorteilen in der<br />

Regel auch handfeste ökonomische und soziale Vorteile <strong>für</strong> Beschaffer.<br />

Wichtig ist dabei, jenseits des reinen <strong>Beschaffung</strong>spreises auch<br />

die Betriebs-, Wartungs- und ggf. Entsorgungskosten zu berücksichtigen,<br />

da insbesondere hier zirkulär ausgerichtete Lösungen<br />

ihre Vorteile ausspielen. So ist der große Multifunktionsdrucker aus<br />

kaum einer Büroumgebung mehr wegzudenken. Dabei werden diese<br />

Geräte nur noch selten gekauft und in der Regel gemietet – entweder<br />

klassisch per Monatsmiete oder als „Pay-per-Use“ pro verarbeitetem<br />

Blatt. In diesen Modellen braucht sich der Beschaffer nicht mehr um<br />

Funktion, Komplexität und Wartung zu kümmern, sondern zahlt<br />

nur noch <strong>für</strong> den tatsächlichen Nutzen. Dies ist nicht nur kostenseitig<br />

besser planbar, sondern reduziert auch <strong>Ausgabe</strong>risiken <strong>für</strong><br />

Reparatur oder Ersatzbeschaffung. Der Hersteller wiederum bleibt<br />

Eigentümer seiner Ressourcen, profitiert selbst von der Langlebigkeit,<br />

Wartungsfreundlichkeit und Aktualisierbarkeit seiner Produkte<br />

und geht eine langfristige Beziehung mit seinen Kunden ein, die ihm<br />

relevantes Nutzerwissen <strong>für</strong> die weitere Produktoptimierung liefert.<br />

Andere Branchen sind darauf angewiesen, immer die neuste<br />

Technologie nutzen zu können. Aus diesem Grund schließen Krankenhäuser<br />

z.B. Nutzungsverträge <strong>für</strong> Magnetresonanztomographen<br />

ab und erhalten so immer automatisch die neusten funktionalen<br />

Upgrades <strong>für</strong> bestmögliche Diagnosen. Die Laufzeit der Geräte hat<br />

sich dadurch bereits von früher üblichen 8-10 Jahren auf 15 Jahre<br />

und mehr verlängert. Auch hier bekommen die Krankenhäuser<br />

Funktionsgarantien und entlasten sich von hohen Instandhaltungsund<br />

Erneuerungsrisiken.<br />

Zirkuläre <strong>Beschaffung</strong> als gesellschaftliche<br />

Priorität<br />

Die Europäische Kommission hat die vielfältigen Vorteile solcher<br />

Ansätze und Geschäftsmodelle erkannt und ist bestrebt mit<br />

ihrem Aktionsplan Kreislaufwirtschaft (Circular Economy Action<br />

Plan) eine grundlegende Transformation anzustoßen. Aufgrund<br />

der Bedeutung der öffentlichen Hand als wichtiger Einkäufer wurde<br />

dabei das Thema „Green Public Procurement (GPP)“ weit oben auf<br />

die politische Agenda gesetzt. Die umweltfreundliche öffentliche<br />

<strong>Beschaffung</strong> ist nicht nur eng mit den Zielen des Green Deal der<br />

Europäischen Union verbunden, sondern auch mit dem unverzichtbaren<br />

Prinzip eines gerechten und integrativen Übergangs zur<br />

Kreislaufwirtschaft.<br />

48 Kleine Kniffe<br />

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Zwei Hauptfunktionen der zirkulären <strong>Beschaffung</strong> sind dabei:<br />

(1) die Förderung von zirkulären Lieferketten durch Steigerung<br />

der Nachfrage nach zirkulären Produkten, Materialien und Dienstleistungen<br />

und (2) die Förderung neuer Geschäftsmodelle, die auf<br />

innovativen und ressourceneffizienten Lösungen basieren.<br />

Für öffentliche Organisationen – seien es Regierungsbehörden,<br />

Städte oder Versorgungsunternehmen – ist es wichtig, die grüne<br />

öffentliche <strong>Beschaffung</strong> (GPP) durch Schulungen, Kommunikation<br />

und Engagement <strong>für</strong> Kreislaufwirtschaft als strategischen Faktor zu<br />

entdecken – <strong>für</strong> die eigene Organisation und als Motor des gesellschaftlichen<br />

Wandels. Mit seiner umfangreichen Nachfrage kann<br />

der öffentliche Sektor sowohl mit gutem Beispiel vorangehen als<br />

auch wesentliche positive Veränderungen herbeiführen: das soziale<br />

Wohlergehen der Bürger verbessern, einen Mehrwert schaffen und<br />

regenerative Kreislaufwirtschaftsmodelle unterstützen.<br />

„Circular Procurement“ konkret umsetzen<br />

Bei der Gestaltung und Umsetzung erfolgreicher <strong>nachhaltige</strong>r<br />

und zirkulärer <strong>Beschaffung</strong>sstrategien sind klare Richtlinien die<br />

halbe Miete. Sie definieren den Umfang, identifizieren und verknüpfen<br />

bestehende Prozesse und erleichtern die Planung und<br />

Priorisierung von Verbesserungsmaßnahmen. Solche Maßnahmen<br />

können auf jeder der Umsetzungsebenen der Kreislaufbeschaffung<br />

stattfinden. Auf der Systemebene ist es beispielsweise wichtig, dass<br />

Organisationen nach Kooperationen und Partnerschaften suchen,<br />

denn Kreislaufwirtschaft kann nur gemeinsam erreicht werden.<br />

Auf der Prozess- und Versorgungsebene muss das Augenmerk<br />

auf das Design <strong>für</strong> die Demontage, die Verbesserung von Datenaustauschsystemen<br />

oder die Einführung von Rücknahmesystemen<br />

gerichtet werden. Auf Produktebene schließlich können Organisationen<br />

durch zirkuläre <strong>Beschaffung</strong> innovative und <strong>nachhaltige</strong><br />

Materialien sowie zirkuläres Design fördern und unterstützen.<br />

Auf der finanziellen Ebene schließlich sollten Organisationen<br />

zirkuläre Lösungen finanziell tragfähig machen und Maßnahmen<br />

wie die Schaffung finanzieller Anreize unterstützen, die Zirkularität<br />

sowohl auf der Seite der Lieferanten als auch auf der Seite der<br />

Kunden/Verbraucher sicherstellen.<br />

Die strategische Kraft der zirkulären<br />

<strong>Beschaffung</strong> ausschöpfen<br />

Durch die Integration von Kreislaufkriterien und -prinzipien in<br />

die <strong>Beschaffung</strong> wird diese zu einem leistungsstarken Mechanismus,<br />

um Investitionen zu optimieren und darüber hinaus auch vielfältige<br />

weitere Ziele zu erreichen: Abhängigkeiten reduzieren und widerstandsfähiger<br />

werden, regulatorische Anforderungen erfüllen und<br />

positive soziale und ökologische Auswirkungen erhöhen. Da<strong>für</strong><br />

braucht es Know-how, um zirkuläre und <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />

und Lieferketten auf allen Ebenen zu realisieren – bei neuen<br />

Formen der Kooperationen (Systemebene), der Entwicklung und<br />

Umsetzung von Strategien und neuen zirkulären Geschäftsmodellen<br />

(Prozessebene) und bei der Bewertung von Produkten und Produktportfolios<br />

(Produktebene).<br />

Hilfestellung hier<strong>für</strong> kommt zunehmend aus Anwendungsfeldern<br />

der Digitalisierung. Blockchain, künstliche Intelligenz oder das<br />

Internet der Dinge können die notwendige Transparenz gewährleisten,<br />

um z.B. den Überblick über Komponenten in der Nutzung<br />

zu behalten, Wartungs- und Rücknahmezyklen zu planen oder das<br />

Zusammenspiel zwischen verschiedenen Produktionseinheiten zu<br />

verbessern – alles zugunsten reibungsloser und effizienter zirkulärer<br />

<strong>Beschaffung</strong>sprozesse.<br />

Wichtig bleibt auch hier: einfach mal ausprobieren, Experimente<br />

machen, lernen und Erfahrungen teilen!<br />

Lösungen auf allen Ebenen finden<br />

Um die Chancen zirkulärer <strong>Beschaffung</strong> <strong>für</strong> sich zu nutzen,<br />

stehen Organisationen aller Arten und Größen – privat oder öffentlich,<br />

Konzerne oder KMU, profitorientiert und oder non-profit<br />

– vor verschiedenen Herausforderungen. Sie müssen Entscheidungen<br />

treffen und Lösungen auf allen Ebenen der Kreislaufbeschaffung<br />

finden: technisch, organisatorisch und finanziell (vgl. van Oppen/<br />

Croon/Bijl de Vroe 2018)<br />

Auf der technischen Ebene, die die Reduzierung, Wiederverwendung<br />

und das Recycling von Materialien betrifft, müssen sich<br />

Organisationen in Co-Design-Prozesse mit Forschern, Start-ups,<br />

Unternehmen und der Zivilgesellschaft einbringen, um sicherzustellen,<br />

dass Produkte nicht nur langlebig, leicht zu warten und<br />

wiederverwendbar sind, sondern auch aus erneuerbaren und ungiftigen<br />

Ressourcen hergestellt werden.<br />

Auf organisatorischer Ebene ist die Einbindung aller Partner<br />

in der Lieferkette, von der Produktion bis zum Ende der Lebensdauer<br />

des Produkts, der Schlüssel zur Gewährleistung der Kreislaufwirtschaft.<br />

Wichtige Fragen, die gestellt werden müssen, sind: Welche<br />

Möglichkeiten gibt es, um zirkulärer zu werden? Welche Produkte<br />

und Lieferanten sollten priorisiert werden, um eine zirkuläre Versorgung<br />

zu erreichen? Wie sollte der Vertrag strukturiert sein, um<br />

eine langfristige Beziehung zu den Lieferanten aufzubauen und eine<br />

gemeinsame Produktverantwortung sicherzustellen?<br />

Literatur<br />

van Oppen/Croon/Bijl de Vroe (2018):<br />

Circular Procurement in 8 Steps,<br />

Download: https://t1p.de/2vbs<br />

Autor<br />

Stephan Schaller,<br />

Senior Consultant ,<br />

Collaborating Centre on Sustainable<br />

Consumption and Production (CSCP)<br />

www.scp-centre.org<br />

Kleine Kniffe<br />

49<br />

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Aus bundesweiten Initiativen<br />

Palmöl, aber richtig! –<br />

Hannover und Deutsche Umwelthilfe gehen<br />

gemeinsam voran <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong>s Palmöl<br />

Was hat Handseife damit zu tun, dass Orang-Utans aussterben? Warum tragen viele<br />

Gebäudereinigungsmittel zum Klimawandel bei? Und was kann eine <strong>kommunale</strong> Vergabestelle in<br />

Deutschland daran ändern? Jennifer Daubert von der Zentralen Vergabe der Landeshauptstadt<br />

Hannover kennt die Antworten auf diese Fragen. Denn die niedersächsische Metropole ist die erste<br />

Pilotkommune im Projekt „Palmöl, aber richtig!“ der Deutschen Umwelthilfe.<br />

Ein Beitrag von Janos Wieland, Deutsche Umwelthilfe e.V.<br />

Artensterben und Klimawandel -<br />

<strong>Das</strong> Problem mit dem Palmöl<br />

17,3 Kilogramm Palmöl hat jeder Deutsche im Schnitt im Jahr<br />

2017 verbraucht. Aber das vielseitige Produkt steht zurecht in der<br />

Kritik. In Indonesien und Malaysia zum Beispiel durchstreiften<br />

einst Orang-Utans die üppigen, weitläufigen Regenwälder.<br />

Heute reihen sich dort über Quadratkilometer hinweg Ölpalmen<br />

aneinander und rauben die Lebensgrundlage der faszinierenden<br />

Menschenaffen. Und der globale Bedarf an Palmöl steigt<br />

ungebremst weiter. Jahr <strong>für</strong> Jahr werden große Flächen wertvoller<br />

Regenwälder gerodet, um Platz <strong>für</strong> noch mehr Ölpalmen zu<br />

schaffen. So geht Lebensraum <strong>für</strong> unzählige Tiere und Pflanzen<br />

unwiederbringlich verloren. Zugleich entweichen dabei enorme<br />

Mengen an Treibhausgasen und heizen den Klimawandel weiter<br />

an.<br />

Aber: Andere Ölfrüchte wie Raps oder Kokospalmen benötigen<br />

im Vergleich zu Ölpalmen die fünf- bis achtfache Anbaufläche,<br />

um dieselbe Menge Öl zu produzieren (Abb. 1). Wollte man<br />

Palmöl durch andere Pflanzenöle ersetzen, würden möglicherweise<br />

noch schneller noch mehr Wälder gerodet als bisher – ein Teufelskreis.<br />

Um ihn zu durchbrechen, hat die Deutsche Umwelthilfe<br />

das Projekt „Palmöl, aber richtig!“ ins Leben gerufen. Kern des<br />

Projektes: die Marktmacht der öffentlichen Hand nutzen, um die<br />

Nachfrage nach nachhaltig produziertem Palmöl zu steigern: Die<br />

teilnehmenden Kommunen sollen künftig „entwaldungsfreies“<br />

Palmöl beschaffen, welches von bestehenden Plantagen stammt<br />

und damit keine Abholzung weiterer wertvoller Primärwälder<br />

verursacht.<br />

Grafik: Flächenertrag verschiedener Ölfrüchte<br />

50 Kleine Kniffe<br />

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Die Praxis: Wie kann <strong>nachhaltige</strong>s Palmöl in<br />

der öffentlichen <strong>Beschaffung</strong> implementiert<br />

werden?<br />

Die Produktpalette, die Palmöl enthält, ist vielfältig. Sie<br />

umfasst Nahrungsmittel, Kosmetika, Kerzen, Kunststoffe, Futtermittel<br />

sowie Wasch-, Pflege- und Reinigungsprodukte. Zudem<br />

fließen aktuell große Teile der Produktion in die energetische<br />

Nutzung, insbesondere in den Biodiesel.<br />

„Für uns als Zentrale Vergabe sind zurzeit besonders Handseifen<br />

sowie Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittel relevant“, sagt<br />

Jennifer Daubert. „Kriterien zum <strong>nachhaltige</strong>n Ölpalmenanbau in<br />

der Vergabe zu berücksichtigen, ist aber gar nicht so einfach. Denn<br />

neben dem Palmöl selbst gibt es hunderte Stoffe, die durch dessen<br />

Weiterverarbeitung entstehen. Oft ist auf den ersten Blick gar nicht<br />

erkennbar, dass ein Produkt Palmöl enthält. Uns von der Zentralen<br />

Vergabe war die Problematik vor Projektbeginn in dem Umfang<br />

nicht präsent. Aber auch seitens der Produzent*innen gibt es<br />

momentan nur ein sehr geringes Bewusstsein. Es handelt sich um<br />

ein Thema, das viel Aufklärungsbedarf beinhaltet.“<br />

Daher gab es einen Austausch zwischen Mitarbeitenden der<br />

Vergabestelle der Landeshauptstadt Hannover und der Deutschen<br />

Umwelthilfe. Zunächst wurden am Beispiel Handseifen Kriterien<br />

erarbeitet, die praktisch anwendbar sind. Ein erster Entwurf liegt<br />

vor, die Kriterien werden in einem Workshop zusammen mit<br />

anderen Kommunen weiter verfeinert und erarbeitet.<br />

Grundsätzlich empfiehlt sich bei Palmöl die Anwendung<br />

von Mindeststandards wie den RSPO , ISCC+ oder Rainforest<br />

Alliance, kombiniert mit Bio und Standards <strong>für</strong> Fairen Handel wie<br />

z.B. „Fair for Life“ oder „Hand in Hand“. <strong>Das</strong> Fairtrade-Siegel ist<br />

bei Palmöl nicht verbreitet. Mindeststandards ermöglichen erste<br />

Schritte in Richtung Nachhaltigkeit, während Zusatzstandards<br />

<strong>für</strong> strengere Vorgaben in einzelnen Aspekten wie Pestizid- und<br />

Düngeeinsatz oder Mindestpreise und -löhne sorgen.<br />

„<strong>Das</strong> perfekte Siegel gibt es leider noch nicht, jedes hat Stärken<br />

und Schwächen“, resümiert auch Beschafferin Jennifer Daubert.<br />

„Wir fangen auf einem umsetzbaren Level an, mit dem Ziel, die<br />

Anforderungen in Zukunft sukzessive zu steigern. In unserer aktuellen<br />

Ausschreibung <strong>für</strong> Handseifen haben wir den Fokus zunächst<br />

daraufgelegt, Mindeststandards zu definieren. Dazu orientieren wir<br />

uns am RSPO. Allerdings begegnen uns völlig neue Herausforderungen,<br />

die wir nicht vorhersehen konnten. Zum Beispiel haben<br />

wir zahlreiche Handseifenspender, <strong>für</strong> die keine passenden Gebinde<br />

mit <strong>nachhaltige</strong>m Palmöl auf dem Markt verfügbar sind.“<br />

Wie geht es weiter?<br />

Die Zahl der „Palmöl-Pioniere“ soll wachsen. „Es gibt<br />

bereits weitere Städte, die in nächster Zeit ins Projekt einsteigen<br />

wollen“, so Peer Cyriacks, Stellvertretender Leiter Naturschutz<br />

bei der Deutschen Umwelthilfe. „Ihnen stehen wir von Anfang<br />

an beratend zur Seite und liefern die „Palmöl-Kompetenz“, <strong>für</strong><br />

die in den <strong>Beschaffung</strong>sstellen keine Kapazitäten zur Verfügung<br />

stehen. Momentan erarbeiten wir einen Leitfaden <strong>für</strong> öffentlich<br />

Beschaffende, der in Kürze erscheinen wird. Außerdem organisieren<br />

wir die Vernetzung zwischen den Kommunen, damit sich die<br />

<strong>Beschaffung</strong>s-Profis untereinander austauschen und voneinander<br />

profitieren können. Um dieses Netzwerk zu stärken, freuen wir<br />

uns deshalb auch über jede weitere interessierte Kommune. Jeder<br />

noch so kleine Beitrag ist wichtig.“<br />

Weitere Informationen:<br />

https://t1p.de/y7h8<br />

Kontakt:<br />

wieland@duh.de<br />

Autor<br />

Janos Wieland |<br />

Projektmanager Kommunaler<br />

Umweltschutz,<br />

Deutsche Umwelthilfe e.V.<br />

Kleine Kniffe<br />

51<br />

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Aus bundesweiten Initiativen<br />

Holz von Hier – Graue Energie bei der<br />

<strong>Beschaffung</strong> von Holzprodukten berücksichtigen<br />

Die Klimabilanz von Gebäuden hängt nicht nur vom Energieverbrauch, also der Roten Energie der<br />

Nutzungsphase ab. Je energieeffizienter die Heiz-/Kühltechnik in Gebäuden wird und je besser sie<br />

gedämmt sind, desto bedeutsamer wird die Graue Energie der Vorketten der verbauten Baustoffe<br />

und Produkte. Baustoffe, Bauelemente, Innenausbauten und Möbel sind in der Nutzungsphase<br />

inert. Sie verbrauchen hier weder Energie noch Rohstoffe, anders als beispielsweise Elektrogeräte,<br />

Heizungen oder Leuchtmittel. Dies ist bei nahezu allen Baustoffen heute der Fall.<br />

Ein Beitrag von Gabriele Bruckner und Philipp Strohmeier, HOLZ VON HIER<br />

Die Rote Energie ergibt sich aus dem Verbrauch an Strom und<br />

Wärme (EEV) in der Nutzungsphase des Gebäudes oder Produktes.<br />

<strong>Das</strong> „Rote CO2“ von Gebäuden ergibt sich im Wesentlichen aus<br />

EEV mal Faktoren zum Strommix des Landes und der Wärmequelle<br />

(Heizöl, Pellets). Die Graue Energie bzw. das „Graue CO 2<br />

“, ist der<br />

Energieverbrauch und die sich daraus ergebenden CO 2<br />

Emissionen<br />

der Vorketten aus Rohstoffgewinnung (Lebenszyklusphase A1),<br />

allen Transporten entlang der Verarbeitungsketten „cradle to gate“<br />

(A2), allen Produktionsprozessen (A3) und den Transporten von<br />

den letzten Herstellern in der Chain of Custody zum Bauplatz „gate<br />

to customer“ (A4). Diese, in der Regel <strong>für</strong> Konsumenten nicht oder<br />

kaum erkennbaren, Umweltbelastungen werden gemeinhin als indirekter<br />

Footprint bezeichnet.<br />

CO 2<br />

-Speicher im Holz: wann darf er<br />

angerechnet werden?<br />

Erst wenn ein Holzbau mit konsequent kurzen Wegen entlang<br />

der gesamten Prozesskette umgesetzt worden ist, kann sich das<br />

hohe Klimaschutzpotenzial von Holz so stark entfalten wie bei<br />

kaum einem anderen Baustoff. Da man dem Holz die Transportwege<br />

aber nicht ansieht und die Warenströme in den zunehmend<br />

globaler werdenden Arbeitsteilungen und Prozessen immer länger<br />

werden, ist eine Erfassung und Dokumentation der Transportwege<br />

von ausschlaggebender Bedeutung. Dieses Instrumentarium ist mit<br />

dem Umweltzeichen HOLZ VON HIER© (HVH) gegeben.<br />

Die Bedeutung von Transporten<br />

Der drittgrößte Verursacher des Klimawandels weltweit ist der<br />

zunehmend globalisierte Verkehr. Transporte sind ein entscheidender<br />

und effektiver Hebel, um CO 2<br />

Emissionen zu reduzieren.<br />

Holz sieht man die Transporte der Vorketten nicht an. Die realen<br />

Umweltwirkungen der Transporte in der Verarbeitungskette sind<br />

nur durch Nachweise wie HOLZ VON HIER© erfassbar.<br />

Ohne eine gezielte Gegensteuerung, nehmen die Entfernungen,<br />

über die Rohstoffe und Waren transportiert werden, kontinuierlich<br />

zu. Dies ist weder wirtschaftlich notwendig noch wird hierdurch<br />

wesentlich die Wirtschaftsleistung gesteigert.<br />

Umweltbezogene Aspekte in der Vergabe<br />

Galten früher umweltbezogene Anforderungen an zu beschaffende<br />

Produkte oder Dienstleistungen als ‚vergabefremd‘ so hat sich<br />

das seit der Änderung des Vergaberechts auf Basis der EU Richtlinie<br />

2014/24/UE grundlegend geändert. <strong>Das</strong> europäische und inzwischen<br />

auch national umgesetzte Vergaberecht erlaubt nicht nur eine solche<br />

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Foto: holzhaus leipzig-lindenau, ASUNA / Peter Eichler - Leipzig<br />

Verankerung oder Berücksichtigung von Umweltaspekten in der<br />

Vergabe. Eine entsprechende Berücksichtigung ist sogar klare<br />

politische Vorgabe und gerade das Instrument der <strong>Beschaffung</strong> und<br />

Vergabe der öffentlichen Hand als wichtiger Wirtschaftstreiber und<br />

Vorbild soll zur Stärkung der Nachhaltigkeit genutzt werden.<br />

Insbesondere der Klimaschutz ist dabei ein europäisches Ziel<br />

mit höchster Priorität. Die Formulierung von Umwelt- oder Klimaschutzanforderungen<br />

muss jedoch einen klaren Bezug zum<br />

Auftragsgegenstand aufweisen. Bei der Formulierung der Ausschreibung<br />

und der Anforderungen an das zu beschaffende Produkt oder<br />

Dienstleistung obliegt es allerdings dem Auftraggeber, gewünschte<br />

Anforderungen und Kriterien genau zu spezifizieren und transparent<br />

zu machen. Dabei muss der Ausschreibende diese definierten<br />

Kriterien auch überprüfen können. <strong>Das</strong> heißt er darf sich hier nicht<br />

auf Selbstaussagen von Lieferanten verlassen.<br />

Hier stellen Gütezeichen eine wichtige Hilfe dar. Gütezeichen<br />

haben die Aufgabe, diesen komplexen Beurteilungsprozess<br />

der Definition und Spezifizierung, worin die Nachhaltigkeit oder<br />

Umweltfreundlichkeit bestehen, durchzuführen und so <strong>für</strong> den<br />

Beschaffer entsprechend besonders umweltfreundliche Produkte<br />

erkennbar zu machen. <strong>Das</strong> Umweltzeichen HOLZ VON HIER ist<br />

inzwischen breit anerkannt und auf allen einschlägigen Ratgebern<br />

und Plattformen <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong> und <strong>nachhaltige</strong>n<br />

Konsum sowie <strong>nachhaltige</strong>s Bauen gelistet, wie z.B. www.kompass-nachhaltigkeit.de,<br />

www.siegelklarheit.de, www.label-online.<br />

de, www.beschaffung.fnr.de, www.wecobis.de, www.ausschreiben.<br />

de und anderen. Zudem ist es in einschlägigen gedruckten Ratgebern<br />

und Leitlinien aufgeführt wie z.B. dem Handbuch <strong>für</strong> die umweltfreundliche<br />

<strong>Beschaffung</strong> im Rehm Verlag (erscheint voraus. <strong>2021</strong>).<br />

Anwendungsbereiche<br />

HOLZ VON HIER© kann dabei entweder als Leitzertifikat <strong>für</strong><br />

Klimaschutz direkt eingesetzt und als Kriterium und Nachweis in<br />

der Ausschreibung gefordert werden. Alternativ können Produkte<br />

mit dem Zertifikat auch als Nachweis <strong>für</strong> die Anforderung Holz<br />

aus <strong>nachhaltige</strong>r Waldwirtschaft anerkannt und vom Auftraggeber<br />

akzeptiert werden. In beiden Fällen betrifft dies unterschiedliche<br />

Verwendungsbereiche von Holz und ein breites Produktspektrum.<br />

Produktspektrum<br />

Derzeit sind folgende Produktgruppen mit entsprechendem<br />

Zertifikat erhältlich: Bau- und Konstruktionshölzer (Bauholz, KVH,<br />

BSN, CLT, Bauholzplatten), Bauelemente wie Fenster und Türen,<br />

Holz und Massivholzplatten <strong>für</strong> den Innenausbau und Möbelbau,<br />

Holzböden jeder Art, Holz im Außenbereich, Möbel jeder Art bis hin<br />

zu Stadtmöblierung, Energieholz sowie auch Papier und Office-Produkte.<br />

Praktische Umsetzung<br />

Grundsätzlich gibt es bei Ausschreibungen zwei verschiedene<br />

Möglichkeiten, die Anforderungen nach dem Klima- und<br />

Umweltlabel HOLZ VON HIER© zu setzen. Einerseits kann dies als<br />

Produktbezogene Anforderung im Leistungsverzeichnis verankert<br />

werden und ist damit ein hartes Entscheidungskriterium. Hier muss<br />

der Bieter entsprechend gekennzeichnete Produkte liefern oder<br />

verbauen. Wird dies nicht erfüllt, führt dies zum Ausschluss des<br />

Angebots. Diese Option garantiert die Erreichung der Umweltziele,<br />

die der Beschaffer oder Planer mit der Ausschreibung verfolgt.<br />

Kleine Kniffe<br />

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Andererseits kann das Zertifikat auch als Zuschlagskriterium<br />

formuliert werden. In dem Fall wird eine Erfüllung der Umweltkriterien<br />

von HOLZ VON HIER© mit mehr Punkten bewertet, als<br />

bei Nichterfüllung und kann so gegebenenfalls sogar ein anderes<br />

billigeres Angebot übertreffen. In dem Fall kann aber unter Umständen<br />

auch ein Angebot zum Zuge kommen, welches die erwünschten<br />

Umweltwirkungen nicht erfüllt.<br />

Für beide Varianten können Mustertexte eingeholt werden.<br />

Bei der Ausschreibung kann in den Vergabeunterlagen eine<br />

Erklärung bereitgestellt werden (HVH stellt hier Formulare und<br />

Formulierungsbeispiele bereit), welche der Bieter ausfüllen und<br />

unterzeichnen muss. Hier muss der Bieter erklären, wie er die<br />

Anforderungen nach HOLZ VON HIER© zu erfüllen gedenkt. <strong>Das</strong><br />

ist wichtig da, die Produkte, die zum Einsatz kommen, bei der Ausschreibung<br />

in der Regel noch gar nicht produziert und eingekauft<br />

worden sind. Ein Bieter beschafft ja in der Regel die Rohstoffe auftragsbezogen<br />

erst nach Erteilung des Zuschlags. Damit liegt zu diesem<br />

Zeitpunkt noch keine Produktzertifizierung vor. Die Vergabestelle<br />

hat hier die Möglichkeit, anhand der ausgefüllten Erklärung das<br />

Angebot hinsichtlich der Erfüllung der Anforderungen zu prüfen.<br />

Idealerweise legt der Bieter der Erklärung eine Teilnahmeurkunde<br />

im Netzwerk Holz von Hier vor. Diese Teilnahmeurkunde kann<br />

problemlos auch kurzfristig im Rahmen von Ausschreibungsfristen<br />

erlangt werden, also auch auftragsbezogen, weil HOLZ VON HIER©<br />

eine produktbezogene Zertifizierung ist. Eine Teilnahme ist somit<br />

<strong>für</strong> jeden Bieter möglich, der die Kriterien einhält.<br />

Bei der Bauleistung oder Lieferung stehen die konkreten Holzprodukte<br />

fest. Zu diesem Zeitpunkt muss der Bieter die Erfüllung der<br />

Kriterien nachweisen. Am leichtesten dokumentiert ein Bieter dies<br />

mit einem produktbezogenen Zertifikat von HOLZ VON HIER©.<br />

bis zum letzten Einsatzort des Produkts („gate to customer“,<br />

A4) erfasst und ausgewiesen. <strong>Das</strong> ist deswegen wichtig, weil<br />

bei heutigen globalen Stoffströmen und der Bedeutung des<br />

internationalen Handels auch diese letzen Warenströme <strong>für</strong><br />

die Klimawirkung entscheidend sind.<br />

• Die produktbezogene Urkunde garantiert die Einhaltung der<br />

Kriterien in Echtzeit <strong>für</strong> jede einzelne Lieferung und nicht erst<br />

im Nachhinein, beispielsweise durch jährliche Kontrollen.<br />

• Bei HOLZ VON HIER© hat die Vergabestelle bzw. der<br />

Planer die Möglichkeit und den Vorteil, die Echtheit der<br />

produktbezogenen Urkunde selbst online durch Eingabe der<br />

Zertifikats-ID-Nummer überprüfen zu können.<br />

<strong>Das</strong> Umweltzeichen HOLZ VON HIER© wird bereits in <strong>kommunale</strong>n<br />

Ausschreibungen eingesetzt und gefordert. Beispiele hierzu<br />

können in der HVH Zentrale angefordert werden. Es funktioniert<br />

dabei grenzüberschreitend und ist inzwischen in 6 europäischen<br />

Ländern vertreten. Entscheidend <strong>für</strong> eine Zertifizierung ist nicht<br />

eine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Region oder Verwaltungseinheit,<br />

sondern ausschließlich der Einhaltung von Obergrenzen<br />

<strong>für</strong> Transportentfernungen entlang der gesamten Prozesskette vom<br />

Wald an. <strong>Das</strong> ist auch ein wesentlicher Grund <strong>für</strong> die Vergabekonformität,<br />

da nicht eine Bevorzugung einer bestimmten Region oder<br />

Regionalität pauschal im Vordergrund steht (was nicht zulässig<br />

wäre), sondern die Sicherstellung, dass das Produkt überdurchschnittlich<br />

klimafreundlich ist. Für die Umsetzung des Zertifikats<br />

gibt es neben einem Europäischen <strong>Beschaffung</strong>sleitfaden, der sich an<br />

Kommunen in ganz Europa richtet, auch weitere Tools, die HVH <strong>für</strong><br />

Kommunen und Planer zur Verfügung stellt.<br />

Vorteile des Gütezeichens <strong>für</strong> Beschaffer,<br />

Planer und Bauherren<br />

<strong>Das</strong> Zertifikat bietet <strong>für</strong> Beschaffer, Planer und Bauherren verschiedene<br />

Vorteile:<br />

• Besonders weit reichende Umweltvorteile. Mit HOLZ VON<br />

HIER© ausgezeichnete Holzprodukte stammen nicht nur aus<br />

<strong>nachhaltige</strong>r Waldwirtschaft, sondern weisen darüber hinaus<br />

auch einen besonders geringen CO2-footprint auf und leisten<br />

somit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.<br />

• <strong>Das</strong> Gütezeichen umfasst und dokumentiert dabei die Transporte<br />

in der gesamten Verarbeitungskette bis zum Werkstor<br />

des letzten Produzenten („cradle to gate“, A2). Zudem werden<br />

aber, anders als beispielsweise Ökobilanzen, auch die Trans<br />

porte vom Werkstor (ggf. über verschiedene Handelsstationen)<br />

AutorInnen<br />

Gabriele Bruckner und Philipp Strohmeier<br />

HOLZ VON HIER<br />

www.holz-von-hier.de/.at/.eu<br />

Tel: 09209 . 918 97-51<br />

54 Kleine Kniffe<br />

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Kleine Kniffe<br />

55<br />

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www.<strong>nachhaltige</strong>-beschaffung.com<br />

56 Kleine Kniffe<br />

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