Das kommunale Magazin für nachhaltige Beschaffung, Ausgabe April 2022

Aus nationalen Kompetenzstellen der Beschaffung
Umweltbilanz von Streaming,
Videokonferenz & Co.
Der Büroalltag von vielen Beschäftigten sieht derzeit so aus, dass vom Küchentisch oder bequem
vom Sofa mit Kolleg:innen oder Teilnehmenden einer Veranstaltung über Videokonferenz
der Kontakt hergestellt wird. Es stellen sich hierbei die Fragen, was nach der Pandemie für
Arbeitsformen bestehen bleiben und welcher ökologische Rucksack damit verbunden ist. Das
Umweltbundesamt (UBA) hat die Umweltbilanz von einigen digitalen Diensten ermittelt. Dabei
kamen erwartbare und nicht erwartbare Ergebnisse zum Vorschein. Welche das sind, wird im
folgenden Beitrag vorgestellt.
Ein Beitrag von Marina Köhn
Digitale Diensten bestimmen nicht nur den
Arbeitsalltag
Morgens eine Videokonferenz, dann die Dokumente in der
Cloud gespeichert und zum Feierabend einen Film aus der Mediathek
sehen oder mit Freunden zum Online-Spielen verabreden.
Immer mehr Menschen nutzen Cloud-Dienste. Die Bundesnetzagentur
hat im Tätigkeitsbericht Telekommunikation 2020/2021 auf
das weiterhin rasant steigende Datenvolumen hingewiesen. Im Jahr
2020 wurden in Deutschland insgesamt rund 81 Mrd. Gigabyte (GB)
Daten über das Festnetz und knapp 4 Mrd. GB Daten über die Mobilfunknetze
übertragen. Für das Jahr 2021 wird pandemiebedingt mit
der Zunahme des Datenvolumens von ca. 20 Prozent beim Festnetz
und ca. 30 Prozent im Bereich Mobilfunk gerechnet. „Die absolute
Steigerung um 21 Mrd. GB im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie
war die bisher höchste überhaupt.“ [BNetzA 2021]. Das durchschnittliche
Datenvolumen sei pro Festnetz-Anschluss von 142 GB
auf 225 GB im Monat gestiegen. Geht man von einer Festplattengröße
von 500 GB aus, so transportiert jeder Haushalt in jedem Monat
ca. die Hälfte seines Festplattenvolumens.
Die Anwendungen, die derzeit das Wachstum des Internetverkehrs
antreiben, sind Videostreaming und soziale Netzwerke.
Insbesondere das Videostreaming hält nach Schätzungen nicht nur
den Löwenanteil des Internetverkehrs mit ca. 60 %, sondern weist
auch den höchsten prozentualen Anstieg auf.
Dass Streaming und andere Internetdienste einen CO 2
-Fußabdruck
haben, hat sich inzwischen herumgesprochen. Aber wie hoch
ist die Umweltbelastung des sogenannten Cloud-Computing? Ist es
für den Klimaschutz besser, klassisch an einer Konferenz vor Ort
oder per Videokonferenz teilzunehmen? Muss ich ein schlechtes
Gewissen haben, wenn ich mehrmals am Tag Videos im Internet
streame?
Um diese Frage zu beantworten, gibt es methodisch unterschiedliche
Wege. Bisherige Studien basieren i.d.R. auf Literatur- und
Internetrecherchen und nicht auf direkten Messungen. Das erklärt,
warum es unterschiedliche Forschungsergebnisse über die Umweltbilanz
von Streaming-Diensten gibt und diese Ergebnisse zum
Teil weit auseinander liegen. Das UBA hat sich entschieden, diese
Fragen im Forschungsvorhaben Green-Cloud Computing [Groeger
2021] zu beantworten und außerdem die Umweltbelastung
von Cloud-Computing-Anwendungen bei Cloud-Dienstleistern in
der Praxis zu messen. Mit der UBA Methode KPI4DCE (Key Performance
Indikator for Datacenter) [Schödwell 2018] liegen die
methodischen Voraussetzungen vor, um die direkten Umweltbelastungen
im Rechenzentrum zu messen.
Die Werte können sich je nach Dienstanbieter und -leistung
unterscheiden, denn es kommt darauf an, wie effizient die Dienstleistung
erbracht wird und welchen Anteil erneuerbare Energie an
der Stromversorgung hat.
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