antriebstechnik 1-2/2024

STANDPUNKT
ENTWICKLUNG UND KONSTRUKTION
DICHTUNGEN SIND HÄUFIG
FUNKTIONSRELEVANT
Oft wird der Dichtung eine untergeordnete Bedeutung
zugemessen und deswegen dieses Thema erst sehr spät in der
Entwicklung betrachtet. Meist ist es dann nicht mehr möglich,
eine gute Lösung für die Dichtheitsanforderungen zu finden,
da weder ausreichend Bauraum vorgesehen noch auf
andere Anforderungen geachtet wurde, wie etwa für die
Dichtungsmontage. Seminare des VDI-Wissensforum können hier
nötige Kompetenzen vermitteln und Lösungswege aufzeigen.
Dichtungen haben nicht nur im
Getriebebau oder der Hydraulik
und Pneumatik wichtige
Funktionen, sie übernehmen
auch funktionsrelevante Aufgaben in fast
allen Sondermaschinen, an diversen
Stellen in Fahrzeugen, in der Windkraft
und Photovoltaik, in der Lebensmitteltechnik
und der Medizintechnik, um nur
einige Branchen zu nennen, mit denen
ich schon spezifische Dichtungslösungen
erar beitet habe.
Damit eine Dichtung dicht ist, muss
natürlich die Dichtfunktion realisiert
werden. Drei Punkte sind dabei von
besonderer Bedeutung: 1. die Permeation
durch den Dichtungswerkstoff,
insbesondere von Gasen, 2. die Verpressung
zwischen Dichtung und Gegenbauteil,
vor allem bei statischen Dichtkontakten
sowie 3. der Druckabbau im
Dichtkontakt. Um den Verschleiß zu
minimieren, ist dabei ein dünner
Schmierfilm im Gleitkontakt gewünscht
und trotzdem soll und kann die Dichtstelle
dichten.
In den letzten Jahren ist das Verständnis
für die Zusammenhänge im
Dichtkontakt sehr gestiegen. Dadurch
gelingt es, Dichtungen besser auf
anwendungs spezifische Anforderungen
abzustimmen. Weiterhin ist es
gelungen, immer besser auf die
Anforderungen angepasste Dichtungswerkstoffe
zu entwickeln.
Aktuell bewegt die Dichtungstechnik die
anstehende Beschränkung der Verwendung
von polyfluorierten Kohlenwasserstoffen
(PFAS), die sowohl als Dichtungswerkstoff,
zum Beispiel FKM,
PTFE, als auch als Additiv in vielen Ölen
verwendet werden. Hier sind teils
kurzfristig, teils langfristig alternative
Lösungen zu finden.
Für den Anwender ist es daher schwierig,
die richtige Dichtung oder das
richtige Dichtsystem und einen geeigneten
Werkstoff für eine spezifische
Anwendung auszuwählen. In dem
Weiterbildungs seminar „Grundlagen
Dichtungstechnik“ des VDI-Wissensforum,
das Dipl. Ing. (FH) Gonzalo
Barillas und ich dieses Jahr an drei
Terminen geben, gehen wir daher
ausführlich auf die Anforderungen und
die Funktion von Dichtsystemen ein und
behandeln die Auswahl der Dichtwerkstoffe
und der Oberflächen der Gegenlauffläche.
Anschließend wird speziell
eingegangen auf statische Dichtungen,
wie Flachdichtungen und O-Ringe,
rotatorische Dichtungen, wie Radialwellendichtringe
(RWDR) und V-Ringe,
und translatorische Dichtungen, wie
Nutringe und Kompaktdichtungen. Viele
Schäden an Dichtungen lassen sich auf
Montagefehler sowie konstruktive Fehler
bezüglich der Montagemöglichkeiten
zurückführen. Ein Fokus des Seminars
liegt deshalb auf den konstruktiven
DIE ANFORDE­
RUNGEN IN DER
DICHTUNGS­
TECHNIK SIND
VIELFÄLTIG UND
ES GIBT IMMER
NEUE HERAUS­
FORDERUNGEN
ZU MEISTERN
Prof. Dr.-Ing.
Matthias Kröger, Professur
für Maschinenelemente,
TU Bergakademie Freiberg
Anforderungen für eine sichere Montage
und Übungen zur Montage von Dichtungen.
Auch Schäden an Dichtungen
werden angesprochen, die etwa durch
chemische Unverträglichkeiten, mechanische
Schädigung bei der Montage oder
durch Alterung und Verschleiß entstehen
können. Weitere Informationen zu dem
Seminar finden sich unter der Veranstaltungsnummer
auf der Website: 02SE020.
www.vdi-wissensforum.de
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