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Neue Szene Epaper2024-02

DAS Stadtmagazin für Augsburg und die Region. Jede Menge Meldungen, Trends, Kulturevents, neue Filme und Platten und weit über 1.000 Termine in Augsburgs größtem Veranstaltungskalender!

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26<br />

Zoom<br />

diese Frau mit ihm nach Italien zu einem Fußballspiel<br />

des AC Milan fliegen würde, dann bekämen<br />

wir unser Startkapital. Wir sind hingegangen und<br />

haben ihr einen Geldbetrag angeboten, sie ist<br />

mitgeflogen, er war der totale Gentleman und die<br />

beiden hatten einen tollen Tag. Zwei Wochen<br />

später waren wir beim Notar und hatten unser<br />

Startkapital.<br />

Was ist dann passiert?<br />

Wir hatten die nötige Finanzspritze zur Verfügung,<br />

ein tolles Büro, aber von Tuten und Blasen<br />

keine Ahnung. Wir haben damals wirklich alle<br />

Fehler gemacht, die man überhaupt machen<br />

konnte. Das krasseste Learning, das man erleben<br />

kann, also mein Real-Life-Studium, war sicher<br />

genauso teuer wie Harvard. Es kam, wie es<br />

kommen musste, irgendwann ging uns das Geld<br />

aus und wir konnten nicht einmal unsere Krankenversicherung<br />

oder den Strom bezahlen und<br />

standen kurz davor, unsere Wohnung zu verlieren.<br />

Nur eines hatten wir nicht verloren, nämlich den<br />

Glauben daran, dass wir es am Ende doch schaffen<br />

würden. Wir konnten doch unseren Eltern nicht<br />

sagen, dass wir pleite sind und aufhören müssen,<br />

weil alles so schwierig ist. Schließlich haben sie<br />

bei der Flucht aus Laos ihr Leben dafür riskiert,<br />

uns Kindern ein besseres Dasein in Freiheit zu<br />

ermöglichen,<br />

Es zeigt sich oft in der schwärzesten Stunde,<br />

aus welchem Holz man geschnitzt ist.<br />

Absolut. Also haben wir alles an Geld für<br />

unsere „letzte Kollektion“ zusammengebettelt, als<br />

uns der Zufall zur Hilfe kam. Auf einer Hochzeit<br />

haben wir Bastian Schweinsteiger kennengelernt.<br />

Er war Trauzeuge des Bräutigams und hatte auf<br />

einem Video-Einspieler in vier <strong>Szene</strong>n unsere<br />

Sachen an. Ich bin zu ihm hingegangen und habe<br />

ihn gefragt, was das für ein Label ist. Dann hat er<br />

mir von unserem Store im Glockenbachviertel<br />

erzählt und wie super die Qualität von DP ist.<br />

Da wusste er vermutlich nicht, dass er gerade<br />

mit dem Labelchef spricht?<br />

Er hatte keine Ahnung. Als ich ihm gesagt<br />

habe, dass es unser Label ist, kam er mit einem<br />

Vorschlag um die Ecke: „Nachdem ihr mich<br />

wahrscheinlich sowieso nicht bezahlen könnt,<br />

mache ich die Promo umsonst für euch.” Er hatte<br />

danach immer wieder unsere Sachen an und auch<br />

seine damalige Freundin Sarah Brandner hat sich<br />

darum gekümmert, dass er unsere Klamotten trägt,<br />

wenn die Presse in der Nähe war. Basti hat sich<br />

auch dafrum gekümmert, dass auf einmal Thomas<br />

Müller in einem oversized DP-Tanktop in der<br />

Öffentlichkeit auftauchte. Die Krönung war aber,<br />

als auf einmal unsere Tüte wie von Geisterhand<br />

neben der Meisterschale stand und die Fotos davon<br />

in Umlauf kamen (lacht).<br />

So habt ihr 2013 den Sprung von einer Insidermarke<br />

zur breiteren Bekanntheit geschafft.<br />

Genau, denn auch die Banken haben von da<br />

an uns geglaubt. Es kamen neue Investoren, trotzdem<br />

gab es aber noch einen weiteren Tiefpunkt.<br />

Mein Bruder Dung und ich hatten als zweites<br />

Standbein ein Restaurant gegründet und waren<br />

oft dort, um uns darum zu kümmern. Unser Label<br />

haben wir mit einem Freund aus Inninger Zeiten<br />

gegründet und genau der hat in diesem einen Jahr,<br />

in dem wir wegen des Restaurants nur selten da<br />

waren, DP beinahe in die Insolvenz geführt. Wir<br />

haben uns sofort von ihm getrennt und konnten<br />

die Gläubiger davon überzeugen, alles wieder in<br />

Ordnung zu bringen. Hier kam uns entgegen, dass<br />

mein Bruder und ich immer ehrlich zu allen<br />

waren und man uns deshalb vertraut hat. Wir<br />

haben die Firma komplett umstrukturiert und<br />

schauen seitdem sehr genau darauf, dass die<br />

Menschen um uns herum ehrlich und mit ganzem<br />

Herzen dabei sind.<br />

Wie wichtig ist eure persönliche Geschichte<br />

für das Image des Labels?<br />

Unser Vater hat uns immer gesagt, dass man<br />

ein Stäbchen leicht zerbrechen kann, fünf<br />

Stäbchen sind aber stabil. Also haben wir als<br />

Familie immer zusammengehalten und so leben<br />

wir das auch in der Firma. Wir treten nicht als<br />

Bosse, sondern als Leader auf und versuchen alle<br />

Leute unserer Firma besser zu machen. Das eigene<br />

Ego muss im Hintergrund stehen, es geht um das<br />

Team, das gemeinsam für den Erfolg von Distorted<br />

People arbeitet. Und unsere Familiengeschichte<br />

mit der Flucht aus Laos, auf die deine Frage<br />

vielleicht abzielt, ist mit Sicherheit sehr interessant<br />

und wird deswegen ja auch gerne von der Presse<br />

aufgegriffen. Wir sind als Kinder in einem Reifen<br />

auf dem Mekong nach Thailand und dann nach<br />

Deutschland geflüchtet. Das ist ein Grund, warum<br />

wir trotz aller Widrigkeiten niemals aufgegeben<br />

haben.<br />

Über welche Kanäle verkauft ihr die meiste<br />

Ware, ihr habt mittlerweile immerhin neun<br />

Shops in Deutschland und Österreich?<br />

Das Hauptgeschäft, also 90 Prozent des Umsatzes,<br />

generieren wir über den Onlineshop. Unser<br />

Flagship Store hier in München ist der einzige<br />

Laden, den wir selber führen. Er liegt in der<br />

Auenstraße in 1A-Lage, es gibt eine Menge<br />

Laufkundschaft und er ist perfekt für das Prestige<br />

unserer Marke. Alle anderen Filialen werden nach<br />

dem Franchise-Modell betrieben, es kommen bald<br />

noch Läden in Los Angeles und New York dazu.<br />

Wie würdet ihr das typische Distorted People-<br />

Klientel beschreiben?<br />

Wir haben immer gedacht, die Jungen Wilden<br />

zwischen 20 und 35 sind unsere Hauptzielgruppe.<br />

Anfangs hatten wir nur Mode für Männer, seit<br />

Ende 2<strong>02</strong>0 haben wir aber auch Linien für Frauen.<br />

Wir wollen die Menschen nicht uniformieren,<br />

sondern eine Marke für alle diejenigen sein, die<br />

sich mit dem Lifestyle identifizieren können.<br />

Deswegen haben wir breitgefächerte Kollektionen<br />

für Kids, für Young Guns, für Männer und Frauen<br />

mit einem schlichteren Geschmack, aber auch<br />

auffällige und bunte Sachen. Der älteste Kunde,<br />

von dem ich weiß, ist übrigens 75 Jahre alt und<br />

kauft fast alle seine Klamotten hier im DP Flagship<br />

Store.<br />

Ihr habt eine Kollektion zum 60 Jahre Bundesliga-Jubiläum<br />

herausgebracht. Wie kam es<br />

denn zu dieser Kollaboration?<br />

Wahrscheinlich hat man festgestellt, dass nicht<br />

nur Basti und Thomas Müller unser Label tragen,<br />

sondern auch Lewandowski, Marco Richter und<br />

viele andere mehr, sogar Spieler der englischen<br />

Premiere League. Eine Kollabo muss zu uns passen,<br />

wir haben viele Anfragen, können aber beispielsweise<br />

nicht mit einem Rapper zusammenarbeiten,<br />

der ständig davon spricht, die Mutter zu ficken.<br />

Die Anfrage der DFL kam übrigens über LinkedIn<br />

und ich habe erst mal drei Monate nicht darauf<br />

geantwortet, weil ich da fast nie drauf bin. Als wir<br />

dann doch ins Gespräch kamen, ging es ziemlich<br />

schnell. Wir haben das Video zur Bonded Generation-Kampagne<br />

mit Claudio Pizarro als Testimonial<br />

federführend gestaltet und hatten operativ<br />

den Hut auf. Nur weil das für uns möglich war,<br />

kam es am Ende zu der Zusammenarbeit.<br />

Letzte Frage: Huy, was geht in dir vor, wenn<br />

du auf der Straße Menschen mit DP-Logo<br />

siehst?<br />

Ich habe natürlich gleich beim Hereinkommen<br />

gesehen, dass du eine DP-Jacke trägst (lacht).<br />

Am Anfang war es noch krass, aber mittlerweile<br />

habe ich mich daran gewöhnt, Leute mit unserem<br />

Label auf der Straße zu sehen. Das ist wahrscheinlich<br />

wie bei einem Musiker, der seinen Song zum<br />

ersten Mal im Radio hört ... Aber ich erinnere<br />

mich daran, einmal im hintersten Winkel von<br />

Mexiko eine komplette Familie in DP-Klamotten<br />

gesehen zu haben und das war tatsächlich ein<br />

Moment, der große Freude in mir ausgelöst hat.<br />

(max)

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