COOP_BL01_24_D_ONLINE_150dpi
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
special<br />
DAMIT ES WIRKT<br />
Die Person mit ihrem<br />
Namen ansprechen.<br />
Blickkontakt halten. Ehrlich<br />
sein. Das Besondere loben.<br />
Das Kompliment vor anderen<br />
Menschen machen.<br />
Das Kompliment mit einem<br />
Vergleich verstärken.<br />
Das Komplimente-Problem<br />
Apropos Kind: In unserer Kindheit lernen wir, mit<br />
Lob und Komplimenten umzugehen, dabei sind die<br />
Eltern ein wichtiges Vorbild. Lob ist das wichtigste<br />
Erziehungsmittel. Ein Zuviel oder Zuwenig kann<br />
die Selbstwahrnehmung des Kindes verbiegen. Im<br />
ers teren Fall wird es überheblich und überschätzt<br />
seine Fähigkeiten, im letzteren Fall entwickelt es<br />
kein adäquates Selbstwertgefühl und könnte als<br />
Erwachsener regelrecht süchtig nach Anerkennung<br />
werden. Solche Menschen angeln gern nach Komplimenten<br />
(„fishing for compliments“) oder umgeben<br />
sich mit lobhudelnden Schmeichlern. Der im<br />
letzten Jahr verstorbene Hirnforscher Roth verriet in<br />
einem Interview mit der „Zeit“, wie sein eigener Mittelweg<br />
bei der Kindererziehung aussah: „Ich habe<br />
versucht zu ermutigen, aber nie ungerechtfertigt zu<br />
loben. (...) Warum lobe ich? Einmal, wenn das Kind<br />
Fortschritte macht. Dann, wenn es sich über dem<br />
Altersdurchschnitt bewegt, und auch, wenn es sich<br />
grosse Mühe gemacht hat.“<br />
Das schönste Kompliment nützt nichts, wenn das<br />
Gegenüber Probleme hat, es anzunehmen. Manche<br />
spielen es herunter („Ach, das ist doch nichts<br />
Besonderes“) und andere weisen es offen zurück.<br />
Die Gründe dafür sind vielfältig. Vielleicht stimmt<br />
das Kompliment nicht mit dem Selbstbild des Empfängers<br />
überein: Menschen mit einem geringen<br />
Selbstwertgefühl sehnen sich zwar nach Anerkennung,<br />
tun sich aber schwer damit, Komplimente<br />
anzunehmen. Oder das Gegenüber empfindet das<br />
Kompliment als zu abgedroschen oder stereotyp:<br />
„Du parkierst nicht schlecht für eine Frau“ wird der<br />
Fahrerin wohl kein Lächeln auf die Lippen zaubern.<br />
Auch Tagesform, Zeitpunkt und Situation können<br />
darüber entscheiden, ob das Kompliment wunschgemäss<br />
ankommt.<br />
Der Komplimente-Knigge<br />
Ein Kompliment sollte der Situation und dem Gegenüber<br />
angepasst sein. Liebende dürfen einander<br />
gern Komplimente über Po & Co. machen, der Chef<br />
seiner Mitarbeiterin jedoch nicht. Komplimente<br />
über das Äussere sind Fremden gegenüber schwierig,<br />
die Reaktionen entsprechend gemischt. Sie<br />
wirken dann, wenn man weiss, dass die Person sich<br />
gerade viel Mühe bei der Frisur, dem Make-up oder<br />
der Kleiderauswahl gegeben hat. Generell kommen<br />
nette Worte über das individuelle Verhalten oder<br />
die besondere Leistung besser an. Manipulative<br />
Komplimente als Mittel zum Zweck oder als Deal<br />
(nach dem Motto „Ich mach dir ein Kompliment,<br />
du machst mir eins zurück“)<br />
sind ein No-Go.<br />
Und wer ein Kompliment<br />
erhält, egal von<br />
wem, sollte stets eine<br />
Reaktion zeigen – sich<br />
zu bedanken reicht<br />
schon, sich zu freuen<br />
und die Wertschätzung<br />
zu geniessen, ist der<br />
Idealfall. Und der macht<br />
beide Seiten glücklich.<br />
„Betrachte<br />
Komplimente als<br />
Geschenke, die<br />
du deinem<br />
Gegenüber machst.<br />
Lass die Person<br />
entscheiden, ob sie<br />
dein Geschenk<br />
annehmen möchte.“<br />
Dr. Doris Wolf,<br />
Diplom-Psychologin<br />
14 01 / 20<strong>24</strong>