n aturpur kurze natur&kosmetik Ein nachhaltiger und bewusster Lebensstil ist uns heute wichtiger denn je. Auch in der Kosmetik hat sich in den letzten Jahrzehnten viel bewegt: natürliche und biozertifizierte Inhaltsstoffe, umweltverträgliche Verpackungen, Lieferketten ... Doch ist das alles wirklich so neu? 18 01 / 20<strong>24</strong>
Foto: Stocksy b etrachtet man es ganz genau, reicht die Verwendung von natürlichen Inhaltsstoffen zur Schönheitspflege tatsächlich bis ins Altertum zurück: Schon im alten Ägypten wurden ökologische Substanzen wie Honig, Olivenöl und Pflanzenextrakte zur Haut- und Haarpflege verwendet. Nicht nur Kleopatra nutzte Eyeliner und badete in Eselsmilch. Archäologen fanden in Gräbern auch Gesichtsmasken, Reinigungsmilch aus Öl und Limone, Haarfestiger aus Harz oder Bienenwachs und Puder aus gemahlenen Mineralien. Leider war auch den Ägypterinnen Schönheit oft wichtiger als Gesundheit. Um die damals als Ideal geltende edle Blässe zu erlangen, wurde zum Beispiel eine „Foundation“ aus Bleichmittel aufgetragen, die sicherlich nicht hautschonend war. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Techniken und Methoden zur Herstellung von Naturkosmetik dankenswerterweise weiterentwickelt. Im 19. Jahrhundert begannen einige Pioniere wie die deutsche Unternehmerin Rosa Graf, biologische Inhaltsstoffe in ihre Schönheitspflege zu integrieren. Die erste grosse Welle der Naturkosmetik bahnte sich schliesslich in den 1920er-Jahren aus der Lebensreform-Bewegung heraus ihren Weg: Klassiker wie die Gesichtscremes von Weleda, Dr. Hauschka und Annemarie Börlind oder die „Original Seife“ von Speick kamen auf den Markt und wurden begeistert angenommen. Die zweite Welle, mit der die natürliche Kosmetik weiteren Rückenwind bekam, ist ebenfalls in die Zeitgeschichte eingebunden, nämlich die Umweltschutzbewegung der späten 70er- und 80er-Jahre: Nun waren Firmen wie Lavera, Logona oder Martina Gebhardt am Zug und entwickelten ihre ersten Produkte. Naturkosmetikboom In den letzten Jahrzehnten hat sich das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz extrem verstärkt, was zu einem wachsenden Interesse an Naturkosmetik geführt hat. Immer mehr Menschen suchen nach Produkten, die frei von synthetischen Chemikalien und Tierversuchen sind. Zudem kam zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Erkenntnis auf, dass herkömmliche Kosmetika schädlich sein können. Uns wurde bewusst, dass unsere geliebten Produkte mit Schwermetallen, Chemikalien und Mikroplastik angereichert sind und eine Reihe von Allergien, Unverträglichkeiten oder sogar ernste Krankheiten verursachen könnten. Deshalb gibt es heute eine Vielzahl von Kosmetiklabels, die sich auf die Verwendung natürlicher Inhaltsstoffe spezialisiert haben. Auch umweltfreundliche Verpackungen und nachhaltige Produktionsmethoden gehören inzwischen zum guten Ton. Wichtig: Naturkosmetik ist nicht gleichbedeutend mit Biokosmetik. Erstere basiert auf natürlichen Inhaltsstoffen, die jedoch aus konventionellem Anbau stammen dürfen. In Biokosmetik hingegen werden ausschliesslich Ingredenzien aus kontrolliert biologischem Anbau verwendet. Zuwachs NATÜRLICH SCHÖN NATÜRLICH SCHÖN Natur- und Biokosmetik wird weltweit immer beliebter: Die Branche verzeichnet ein jährliches Wachstum von 8 bis 10 %. Inhalt Naturkosmetik bedeutet: keine künstlichen Konservierungsmittel, chemischen Bestandteile, synthetischen Duftstoffe, Zusatzstoffe sowie giftigen oder schädlichen Produkte für die Gesundheit oder die Umwelt. Vorgabe In Biokosmetik müssen mindestens 95 % der Inhaltsstoffe, die biologisch sein können, biologisch sein. Labels Die wichtigsten Naturkosmetik- Zertifizierungen in der Schweiz sind die Labels von NATRUE, BDIH und ECOCERT. 01 / 20<strong>24</strong> 19