BTGA Almanach 2024
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Technische Trends und Normung<br />
Abbildung 2: Vergleich der Eigenschaften von Wasserstoff und Erdgas sowie deren Auswirkungen<br />
doch Wärmepumpen meist die bessere<br />
Lösung.<br />
Anders sieht es dagegen im Gebäudebestand<br />
aus: Hier ist die kommunale Wärmeplanung<br />
maßgebend, die in Städten mit mehr<br />
als 100.000 Einwohnern spätestens bis zum<br />
30. Juni 2026 und in kleineren Kommunen<br />
bis spätestens 30. Juni 2028 darüber aufklären<br />
soll, welche Möglichkeiten der Wärmeversorgung<br />
in der Gemeinde und vor Ort zur<br />
Verfügung stehen. Wird vorher der Einbau<br />
einer neuen Heizung erforderlich, so dürfen<br />
Gasbrennwertgeräte eingesetzt werden,<br />
wenn diese schrittweise mit einem zunehmenden<br />
Anteil grüner Gase betrieben werden<br />
können, beispielsweise mit Biogas oder<br />
grünem Wasserstoff:<br />
• ab 2029 mit mindestens 15 Prozent,<br />
• ab 2035 mit mindestens 30 Prozent und<br />
• ab 2040 mit mindestens 60 Prozent.<br />
Paragraf 71k, Absatz 1, des GEG 1 macht jedoch<br />
eine Ausnahme für Gasheizgeräte, die<br />
für den Betrieb mit reinem Wasserstoff umgerüstet<br />
werden können – wenn die örtliche<br />
Wärmeplanung ein Wasserstoffnetz vorsieht<br />
und der Netzbetreiber einen verbindlichen<br />
Plan für die Umstellung auf den neuen Energieträger<br />
bis Ende 2044 vorgelegt hat. In diesem<br />
Fall können die Geräte eingebaut werden,<br />
ohne die Vorgaben zur Nutzung Erneuerbarer<br />
Energie erfüllen zu müssen.<br />
Damit ist ein H 2 -ready-Privileg entstanden,<br />
das für die Betreiber der über 14 Millionen<br />
Gasheizungen im Gebäudebestand 2 erhebliche<br />
Vorteile mit sich bringt, wenn sich<br />
deren Anlagen in zukünftigen Wasserstoffnetz-Ausbaugebieten<br />
befinden: Wer ab <strong>2024</strong><br />
seine alte Gasheizung gegen ein neues Gasbrennwertgerät<br />
austauscht (Abbildung 1),<br />
das sich für den reinen Wasserstoffbetrieb<br />
umrüsten lässt, darf weitere Jahre mit fossilem<br />
Erdgas heizen – und das bis auf Weiteres<br />
zu voraussichtlich geringeren Kosten.<br />
Zum einen wird sich die Investition in ein<br />
100-Prozent-H 2 -ready-Gerät etwa auf dem Niveau<br />
eines herkömmlichen Gasbrennwertgeräts<br />
bewegen; zum anderen dürfte der Preis<br />
für Erdgas noch für geraume Zeit geringer<br />
sein als für grünen Wasserstoff. Solange der<br />
neue Energieträger „grüner Wasserstoff“ lediglich<br />
in geringen Mengen verfügbar ist, haben<br />
die Erzeuger keinen Anlass, diesen günstiger<br />
als Erdgas anzubieten.<br />
Unterschiedliche<br />
Verbrennungseigenschaften<br />
Die Entwicklung von Gasbrennwertgeräten<br />
für die Verbrennung von reinem Wasserstoff<br />
hat bereits vor einigen Jahren begonnen. Aufgrund<br />
der in den Wand- und Kompaktgeräten<br />
der verschiedenen Vitodens Baureihen<br />
serienmäßig vorhandenen gasadaptiven Verbrennungsregelung<br />
Lambda Pro Plus ließen<br />
sich die Geräte bereits problemlos und ohne<br />
jegliche Umrüstung oder Umstellung mit Gemischen<br />
aus Erdgas und begrenzten Wasserstoffanteilen<br />
von 20 bis 30 Volumenprozent<br />
und auch mit beliebigen Anteilen von Bio-<br />
Erdgas betreiben. Es bestand also eine ausgezeichnete<br />
Basis für die Weiterentwicklung<br />
hin zu Gasbrennwertgeräten, die für den Betrieb<br />
mit reinem Wasserstoff vorbereitet sind.<br />
Reiner Wasserstoff als Brennstoff unterscheidet<br />
sich allerdings von Erdgas in einer<br />
Reihe von Eigenschaften (Abbildung 2). Diese<br />
Eigenschaften des Wasserstoffs haben praktische<br />
Auswirkungen auf nahezu alle verbrennungstechnischen<br />
Parameter eines Gasheizgerätes,<br />
beispielsweise auf Leistung, Luftzahl,<br />
Emissionen und Effizienz – aber auch<br />
auf die Gerätesicherheit. Das macht wesentliche<br />
technische Anpassungen erforderlich.<br />
Erster Schritt:<br />
Prüfen der Eignung<br />
In einem ersten Schritt wurden Wandgeräte<br />
aus einer laufenden Serie auf ihre Eignung<br />
für den Betrieb mit Erdgas-/Wasserstoff-Gemischen<br />
untersucht (Abbildung 3). In dem<br />
Testprogramm wurden geprüft:<br />
• die Gerätesicherheit – abgeleitet aus EN<br />
15502 (Sicherheits-Abschaltwege, Flammenrückschlag,<br />
Late Ignition),<br />
• die Geräte-Robustheit und Kernfunktionen<br />
(Zündverhalten, Ionisationsstrom,<br />
Flammenüberwachung Grenzgassimulation)<br />
und<br />
• die Geräteeigenschaften (Luftzahl und<br />
Leistung, CO- und NO x -Emissionen, Effizienz<br />
/ Wirkungsgrad).<br />
Alle Testkriterien wurden vollständig erfüllt,<br />
auch bei hohen Wasserstoffanteilen<br />
von bis zu 30 Prozent. Die Gerätesicherheit<br />
Abbildung 3: Seriengeräte<br />
aus dem Baujahr<br />
2019 wurden auf ihre<br />
Eignung für den Betrieb<br />
mit Erdgas-/Wasserstoff-<br />
Gemischen untersucht.<br />
<strong>BTGA</strong>-<strong>Almanach</strong> <strong>2024</strong> 11