BTGA Almanach 2024
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Technische Trends und Normung<br />
führenden Medien mit ihren Temperaturen<br />
und Wärmemengen und möglichen Inhaltsstoffen<br />
sowie von technisch vermeidbarer<br />
und technisch nicht vermeidbarer Abwärme<br />
bei der Erfassung der Abwärmequellen und<br />
die Bewertung der Möglichkeit zur Umsetzung<br />
von Maßnahmen zur Abwärmerückgewinnung<br />
und -nutzung.“<br />
In Paragraf 12 geht es um die Energieund<br />
Umweltmanagementsysteme in Rechenzentren.<br />
Hier werden kontinuierliche Messungen<br />
zur elektrischen Leistung und zum<br />
Energiebedarf der wesentlichen Komponenten<br />
gefordert. Das kann mit einem als<br />
Energiemanagementsystem zertifizierten<br />
GA-System umgesetzt werden.<br />
Das Gesetz zum Neustart<br />
der Digitalisierung der Energiewende<br />
Dieses Gesetz regelt den Einsatz von Smart<br />
Metern mit der Möglichkeit, dass Netzbetreiber<br />
intelligente Messstellen aus der Ferne<br />
auslesen und Großverbraucher steuern können.<br />
Ein direkter Einfluss auf die Gebäudeautomation<br />
besteht zwar nicht, doch bietet<br />
die eingesetzte Technologie neue Möglichkeiten<br />
in zweierlei Hinsicht: Anschlussnutzer<br />
und Service-Techniker können über<br />
die Home Area Network-Schnittstelle (HAN-<br />
Schnittstelle) Daten aus dem Smart Meter<br />
Gateway (SMGW) auslesen. Diese Schnittstelle<br />
kann als Messdatenquelle dienen. Jedoch<br />
bestimmt der Gateway-Administrator<br />
die Qualität und den Inhalt der Schnittstelle<br />
und dieser sitzt bei den Netzbetreibern. Die<br />
Informationen der Energieverbräuche können<br />
für ein Monitoring interessant sein. Für<br />
Regelungsaufgaben sind aber die aktuellen<br />
Leistungsdaten in einer entsprechenden<br />
Qualität bzw. Auflösung nötig. Daher kann<br />
es sinnvoller sein, sich nicht in eine Abhängigkeit<br />
zu begeben und für solche Zwecke<br />
eine zusätzliche Messeinrichtung zu betreiben<br />
und in die Gebäudeautomation zu integrieren.<br />
Das aus Sicht der Gebäudeautomation<br />
viel spannendere Potenzial liegt in der kontinuierlichen<br />
Fernabfrage der Verbrauchswerte<br />
und in der Möglichkeit, einen Energiepreis<br />
zeitabhängig zu variieren. Mit Kenntnis<br />
der zukünftigen Preise werden zeitlich<br />
verschiebbare und energielastige Prozesse<br />
den Energiepreisen automatisiert angepasst<br />
bzw. Sollwerte bewusst verändert. Mit einfachen<br />
Mitteln ist es beispielsweise möglich,<br />
Speichersolltemperaturen oder Raumsolltemperaturen<br />
zu Zeiten mit hohen Preisen<br />
zu verringern und bei besonders günstigen<br />
Preisen über den Normalsollwert zu erhöhen.<br />
Ebenso wird es ein Umdenken im Lademanagement<br />
von Elektrofahrzeugen geben.<br />
Die Erfahrung wird zeigen, was alles<br />
sinnvoll und ohne zu viele Komforteinbußen<br />
bei Nutzern möglich ist. Es ist sicher, dass<br />
sich das persönliche Nutzerverhalten anpassen<br />
wird und dass sich auch Gewohnheiten<br />
ändern werden.<br />
Energiesparen<br />
durch Gebäudeautomation<br />
Paragraf 71a des Gebäudeenergiegesetzes<br />
fordert für neu zu errichtende Nichtwohngebäude<br />
ein System für die Gebäudeautomation<br />
entsprechend dem Automatisierungsgrad<br />
B nach der Vornorm DIN V 18599-11:<br />
2018-09. Außerdem muss das Gebäude mit<br />
den Anlagen der Technischen Gebäudeausrüstung<br />
ein technisches Inbetriebnahme-<br />
Management (IBM) einschließlich der Einregulierung<br />
der gebäudetechnischen Anlagen<br />
durchlaufen.<br />
Um die aktuellen gesetzlichen Anforderungen<br />
und Förderrichtlinien zu erfüllen,<br />
sollten bei der Planung und Realisierung der<br />
Technischen Gebäudeausrüstung und der Gebäudeautomation<br />
die beiden Normen DIN V<br />
18599-11: 2018-09 und DIN EN ISO 52120-1<br />
„Energieeffizienz von Gebäuden – Einfluss<br />
von Gebäudeautomation und Gebäudemanagement“<br />
berücksichtigt werden.<br />
Weitere zurzeit noch anwendbare Normen<br />
zur Energieeffizienz der Gebäudeautomation<br />
sind die DIN EN 15232-1:2017-<br />
12 „ Energieeffizienz von Gebäuden – Teil 1:<br />
Einfluss von Gebäudeautomation und Gebäudemanagement<br />
– Module M10-4, 5, 6, 7, 8,<br />
9, 10; Deutsche Fassung EN 15232-1:2017“<br />
und die VDI-Richtlinie 3813-2 „Gebäudeautomation<br />
(GA) – Raumautomationsfunktionen<br />
(RA-Funktionen)“.<br />
Die Energieeffizienzklassen werden wie<br />
folgt definiert:<br />
• Energieeffizienzklasse A: hoch energieeffizientes<br />
Gebäudeautomationssystem,<br />
• Energieeffizienzklasse B: weiterentwickeltes<br />
Gebäudeautomationssystem,<br />
• Energieeffizienzklasse C: Standard-Gebäudeautomationssystem,<br />
• Energieeffizienzklasse D: einfache Regeltechnik.<br />
Die Gebäudeautomation ist in der Energieeffizienzklasse<br />
B oder höher auszuführen, um<br />
die Energiesparziele zu gewährleisten. Dafür<br />
sind folgende Leistungsmerkmale erforderlich<br />
bzw. sinnvoll:<br />
• technisches Gebäudemonitoring,<br />
• Energie-Monitoring,<br />
• Raumautomation,<br />
• automatische Bedarfserfassung,<br />
• regelmäßige Wartung,<br />
• Energieoptimierung.<br />
Die Regelung der Raumbeleuchtung soll hier<br />
als Beispiel dienen:<br />
• Energieeffizienzklasse D: Manueller<br />
Schalter Ein / Aus,<br />
• Energieeffizienzklasse C: Manuell Ein /<br />
Aus mit automatischer Ausschaltung,<br />
• Energieeffizienzklasse B: Präsenzerkennung,<br />
Belegungsauswertung,<br />
• Energieeffizienzklasse A: Tageslichtabhängige<br />
Beleuchtungsregelung.<br />
Fazit<br />
Die Anforderungen an das Energiesparen<br />
und die Energieeffizienz können nur mit einer<br />
hochwertigen Gebäudeautomation in einer<br />
hohen Effizienzklasse realisiert werden.<br />
Der Carbon Footprint einer Immobilie<br />
hängt wesentlich vom energieeffizienten Betrieb<br />
über die gesamte Lebensdauer der Immobilie<br />
ab – vom Bau bis zum Rückbau bzw.<br />
bis zur Generalsanierung. Darum ist ein permanentes<br />
Monitoring der Energieverbräuche<br />
und Teil-Energieflüsse in Abhängigkeit der<br />
Gebäudenutzung erforderlich. Dadurch können<br />
unnötige Energieverbräuche schnell erfasst<br />
und vermieden werden. Durch ein permanentes<br />
Monitoring in Verbindung mit<br />
künstlicher Intelligenz können komplexe<br />
Einflüsse zielgerichtet analysiert und zur Optimierung<br />
genutzt werden: Energieverbraucher<br />
wie Heizung, Klimaanlagen, Kälteanlagen,<br />
Beleuchtung, Produktionsanlagen werden<br />
im Zusammenhang mit vielen weiteren<br />
Daten analysiert und optimiert. Die Anforderungen<br />
und die Komplexität der Gebäudeautomation<br />
werden zukünftig weiter steigen.<br />
Systeme werden kleinteiliger und müssen<br />
zielgerichteter auf den tatsächlichen aktuellen<br />
Nutzen und Bedarf reagieren. Eine<br />
Gebäudenutzungsplanung und äußere Einflüsse<br />
– beispielsweise das Wetter – werden<br />
standardmäßig die Automatisierung vorausschauend<br />
beeinflussen. Die Gebäude werden<br />
dadurch am effektivsten genutzt und Energie<br />
wird eingespart.<br />
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