Technische Trends und Normung II. Bestandssanierung 1. Wassertemperatur auf maximal 55 °C senken Auch in Bestandsbauten bieten sich Möglichkeiten, die Energiekosten zu senken, ohne einen kritischen Legionellenbefall zu riskieren. Beispielsweise kann unter bestimmten Voraussetzungen an der Stellschraube „Wassertemperatur“ gedreht werden: Viele Warmwasserbereiter laufen ohne Kenntnis der Nutzer mit einer automatisierten wöchentlichen oder gar täglichen thermischen Desinfektion, der so genannten Legionellenschaltung. Wird die Anlage ansonsten fachgerecht betrieben, kann diese Funktion ohne hygienische Risiken abgeschaltet werden. Bei Großanlagen sollte außerdem geprüft werden, ob die Temperatur am Austritt des Trinkwassererwärmers deutlich über 60 °C liegt. Auch hier besteht oftmals ein großes Einsparpotenzial, indem der Energieeinsatz gesenkt wird. Beträgt die Temperaturspreizung zwischen Speicheraustritt und Rücklauf der Zirkulation deutlich mehr als 5 K, sollte der hydraulische Abgleich der Zirkulationsstränge optimiert werden und/oder die Wärmedämmung. Bei mangelhaftem hydraulischen Abgleich sind elektronische Zirkulationsregulierventile die erste Wahl im Bestand, da sie ohne detaillierte Berechnung eingebaut werden können. Weiteres Optimierungspotenzial besteht in Anlagen, bei denen die Temperaturspreizung zwar nur rund 5 K beträgt, aber die Wassertemperatur an den Entnahmestellen und beim Wiedereintritt der Zirkulation in den Trinkwassererwärmer deutlich über 55 °C liegt. In diesem Fall kann die Anlage allein schon durch das Verringern der Austrittstemperatur am Speicher energetisch optimiert werden. 2. Durchflussmengen reduzieren Die deutlichsten Einsparpotenziale liegen im Reduzieren von Wasserleistungen. Doch auch hier gilt „nur in Maßen“, denn der Hygienegrundsatz „Wasser muss fließen“ ist weiterhin oberstes Gebot. Auch nach solchen Maßnahmen darf die Verweilzeit des Wassers in der Trinkwasser-Installation nicht Häufig weisen Armaturen im Bestand größere Durchflussmengen auf als nötig. Daher ist es sinnvoll, die Durchflussmengen im Bestand zu prüfen, und da, wo möglich, zu reduzieren. über 72 Stunden liegen – egal, ob Kalt- oder Warmwasser. Für Gesundheitseinrichtungen empfiehlt die VDI-Richtlinie 6023 sogar eine noch kürzere Verweilzeit von maximal 24 Stunden. Das gilt für jede Entnahmestelle und Teilstrecke einer Trinkwasser-Installation, denn ein „Stau“ des Trinkwassers in der Installation könnte zu gesundheitlichen Risiken führen. Entnahmestellen mit extrem geringer oder gar keiner Nutzung müssen daher unbedingt regelmäßig gespült werden, entweder manuell oder automatisiert. Bei extrem selten genutzten Entnahmestellen ist ein Rückbau zu empfehlen, andernfalls wird hier dauerhaft Trinkwasser aufgrund von Stagnationsspülungen verschwendet. An Entnahmestellen mit hohem Verbrauch und häufiger Nutzung lassen sich große Einspareffekte mittels Wasserspararmaturen oder Durchflussbegrenzern und Strahlreglern erzielen. Demnach ist es sinnvoll, die Durchflussmengen an Entnahmestellen zu prüfen und die Mengen einzustellen, die der Planer bei der Dimensionierung der Trinkwasser-Installation zugrunde gelegt hat: Das geschieht durch den Vergleich der Berechnungsdurchflüsse aller Entnahmestellen aus der Planung, also mit Werten aus der DIN 1988-300 Tabelle 2, mit den realisierten „Literleistungen“ in der Praxis. Hier ergeben sich oft erhebliche Einsparpotenziale von 40 bis 50 Prozent. Außerdem können Waschtischarmaturen mit einem hohen Verbrauch zumeist durch den einfachen Tausch des Strahlreglers auf eine normative Literleistung von 4,2 l/min optimiert werden, wenn das Gebäude auf Basis der DIN 1988-300 Tabelle 2 dimensioniert wurde. Auch die Wassermengen von WC und Duschen bieten Einsparpotenziale: Bei WC-Spülkästen reicht im Allgemeinen eine Sechs-Liter-Spülung statt einer Neun- Liter- Spülung. Doch auch hier gibt es Grenzen: In modernen Altenheimen sollten beispielsweise die Waschtischarmaturen mit einem überhöhten Durchfluss von acht bis zehn Liter pro Minute nicht auf die normativ geringeren Berechnungsdurchflüsse reduziert werden, da sie erfahrungsgemäß selten genutzt werden. In diesem Fall ist es sinnvoll, wenn dann die doppelte Wassermenge pro Nutzung oder Spülung ausgetauscht wird. Grundsätzlich sollte also jeder Fall einzeln betrachtet und bewertet werden. III. Fazit Das größte ökonomische und ökologische Potenzial bietet sich beim Planen und Umsetzen von Neubauten durch die gezielte Kombination zweier Einsparmöglichkeiten: reduzierte Durchflussmengen an den Entnahmestellen und das bevorzugte Verwenden von T-Stück-Installationen. Bei bestehenden Gebäuden kann geprüft werden, ob die Literleistung an bestimmten hoch frequentierten Entnahmestellen reduziert werden kann – denn oftmals wurden Armaturen mit höheren Durchflussmengen installiert, als bei der normgerechten Planung berücksichtigt wurden. In solchen Fällen kann die Literleistung verringert werden, ohne die Güte des Trinkwassers zu beeinträchtigen. Abbildung: Schell GmbH & Co. KG 46 <strong>BTGA</strong>-<strong>Almanach</strong> <strong>2024</strong>
BLEIBT DER BESTIMMUNGSGEMÄE BETRIEB AUS, SETZT DAS RISIKO FÜR DIE TRINKWASSERHYGIENE EIN. Fakt ist: Erneuerbare Energien schützen die Umwelt, erreichen aber nicht die notwendigen Temperaturen, um die Trinkwasserhygiene zu sichern. Innovative Lösungen, wie Sie die Trinkwassergüte erhalten, finden Sie auf viega.de/Trinkwasser Viega. Höchster Qualität verbunden.