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BTGA Almanach 2024

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Technische Trends und Normung<br />

nach 30 Sekunden. 5 Weltweit wird allerdings<br />

überwiegend das Einhalten einer Temperaturgrenze<br />

von 20 °C im kalten Trinkwasser<br />

gefordert. 6<br />

Im Planungsprozess für Trinkwasserinstallationen<br />

in Gebäuden mit „besonderer<br />

Nutzung“ muss daher berücksichtigt werden,<br />

dass das Risiko einer Kontamination<br />

mit Legionellen im kalten Trinkwasser erst<br />

dann auf ein Minimum reduziert ist, wenn<br />

die Temperatur dauerhaft unter 20 °C gehalten<br />

werden kann – unabhängig von inneren<br />

und äußeren Wärmelasten.<br />

Verantwortlich für das Erhalten der gesundheitlichen<br />

Unbedenklichkeit des abgegebenen<br />

Trinkwassers ist nach Trinkwasserverordnung<br />

der Eigentümer der Installation<br />

bzw. der Betreiber.<br />

Auf Grund der vorstehenden Zusammenhänge<br />

ist es erforderlich, dass der Planer einer<br />

Trinkwasserinstallation seinen Auftraggeber<br />

über den Zusammenhang zwischen<br />

der Kaltwassertemperatur und dem Betriebsrisiko<br />

informiert. Insbesondere muss er darüber<br />

aufklären, dass sich mit höher zugelassenen<br />

Kaltwassertemperaturen (> 20 °C)<br />

sukzessive auch das Betriebsrisiko und damit<br />

gegebenenfalls auch der betriebliche<br />

Aufwand erhöhen.<br />

Es gilt die Regel: Je höher der Wasseraustausch<br />

und je geringer die Kaltwassertemperaturen<br />

sind, desto besser sind die mikrobiologische<br />

Qualität und Stabilität des Trinkwassers.<br />

Und umso geringer ist auch das Betriebsrisiko.<br />

Modellrechnungen<br />

Die folgenden Modellrechnungen sollen zeigen,<br />

wie in einer geplanten Trinkwasserinstallation<br />

unter Berücksichtigung hygienerelevanter<br />

Rohrnetz­ und Betriebsparameter<br />

das jeweils verbleibende Betriebsrisiko<br />

bewertet werden kann. Das Berechnungsbeispiel<br />

ist eine Trinkwasserinstallation mit horizontal<br />

verlaufenden Verteilungsleitungen<br />

Abbildung 2: Doppelnasszelle mit einer Reihenleitungs-Installation<br />

in fünf Geschossen und umfasst insgesamt<br />

100 Doppelnasszellen (Abbildung 2). Alle<br />

Modellrechnungen basieren auf realen Volumenstrom­<br />

und Temperaturmesswerten<br />

(Messzeitraum 14 Tage) aus einer Trinkwasserinstallation<br />

mit unregelmäßiger Nutzung<br />

(Abbildung 1).<br />

Aufbau der Rohrnetze<br />

Wie schnell sich das nach einem Entnahmevorgang<br />

stagnierende Kaltwasser wieder erwärmt,<br />

ist von der Umgebungslufttemperatur,<br />

dem Wasserinhalt der Rohrleitung und<br />

von den Eigenschaften der Leitungsdämmung<br />

abhängig. Sind die Umgebungslufttemperatur<br />

hoch (> 25 °C) und der Inhalt der<br />

Kaltwasserleitung gering, erfolgt die Erwärmung<br />

über 25 °C sehr schnell – meistens in<br />

weniger als einer Stunde.<br />

Stockwerks­ und Einzelzuleitungen mit<br />

geringem Innendurchmesser (DN 12 / DN 15)<br />

sind daher besonders temperaturkritisch.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass eine unzulässige<br />

Temperaturerhöhung in Stockwerksund<br />

Einzelzuleitungen nur durch einen intensiven<br />

Wasseraustausch vermindert bzw.<br />

vermieden werden kann.<br />

Reihenleitungen<br />

Ein erster Schritt, um den Wasseraustausch<br />

in temperaturkritischen Leitungen zu verbessern,<br />

ergibt sich bereits, wenn die Stockwerksinstallationen<br />

statt mit den in der Vergangenheit<br />

üblichen Stichleitungen mit so<br />

genannten Reihenleitungen ausgestattet<br />

werden. Wird die am Ende angeordnete Entnahmearmatur<br />

genutzt, werden alle Teilstrecken<br />

der Stockwerksinstallation bis hin<br />

Grafik: Kemper<br />

Grafik: Kemper/Rickmann<br />

Abbildung 1: Messwerte<br />

für den<br />

Volumen strom in der<br />

Stockwerks-Verteilungsleitung<br />

(Durchgang)<br />

und im Abzweig<br />

zur betrachteten<br />

Stockwerksinstallation<br />

<strong>BTGA</strong>-<strong>Almanach</strong> <strong>2024</strong> 35

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