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Echte Natur Jahresheft 2024

Das Magazin zeichnet das Bild einer Region, die zum Schwimmen, zum Wandern, zum Radfahren und einfach nur zum Erholen in der Natur einlädt. Viel Freunde bei Durchlesen!

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TEXT: ANNE HINTZ<br />

BILDER: JÖRG LANGE<br />

FISCHER AUS<br />

LEIDENSCHAFT<br />

könnte ich nicht. Und ich brauche die<br />

<strong>Natur</strong> um mich rum.“ Dass es Leidenschaft<br />

für diesen Job benötigt, der<br />

vor allem aus Handarbeit besteht und<br />

deshalb viel Zeit kostet und gleichzeitig<br />

so gut wie keine Pausen bringt,<br />

ist klar. „Eigentlich gibt es so viel<br />

zu tun, dass Sönke einen oder zwei<br />

Mitarbeiter einstellen könnte, aber<br />

das wäre finanziell schwierig“, gibt<br />

Johann Christophersen zu bedenken.<br />

Ein Glück für Sönke Nagel, dass sich<br />

Christophersen auch nach der Übergabe<br />

an seinen jungen Nachfolger noch<br />

täglich auf dem Betrieb einbringt und<br />

mitarbeitet. Auf der anderen Seite ist<br />

der Cluser Fischer sehr froh, dass sein<br />

Betrieb und sein Lebenswerk fortgeführt<br />

werden. Denn er berichtet offen<br />

und ehrlich, dass sich die Fischerei in<br />

den vergangenen Jahrzehnten stark<br />

verändert habe. Dass es nicht immer<br />

einfach sei. Und nicht planbar.<br />

Durch diese Verbindung kamen die<br />

Christophersens nach Holstein. Im<br />

Jahr 1804 kaufte Johann Christophersens<br />

Ururgroßvater Johann Peter<br />

Christophersen sowohl den Bornhöveder<br />

See als auch den Schmalensee<br />

von der verwitweten Ascheberger<br />

Gräfin Hedwig von Schmettau. Damals<br />

gab es auf der schmalen Landenge<br />

noch kein Haus, sondern nur eine<br />

kleine Fischerhütte am Verbindungsgraben<br />

zwischen Bornhöveder See<br />

und Schmalensee, die sich inzwischen<br />

seit vielen Jahren im Freilichtmuseum<br />

Molfsee befindet. 1875/76 errichtete<br />

Johann Christophersens Urgroßvater<br />

das Reetdachhaus, das noch heute<br />

den Mittelpunkt des Hofes bildet. Sein<br />

Großvater und sein Vater kauften jeweils<br />

noch Land dazu – etwa 30 Hektar<br />

inklusive Grünland gehören heute<br />

zum Betrieb.Nachdem er ihn zunächst<br />

zehn Jahre lang gepachtete hatte,<br />

übernahm Johann Christophersen,<br />

der seine Meisterprüfung zum Fischer<br />

in Eckernförde abgelegt hat,1985<br />

ganz. „In meinen Anfangsjahren war<br />

die Fischerei bei uns sehr erfolgreich“,<br />

erinnert er sich. „Aber seit Mitte der<br />

1980er gibt es immer mehr Kormorane<br />

und die Vögel haben etwa 95 Prozent<br />

des Aalbestands weggefressen.“ Um<br />

die Fischbestände zu schützen, setzen<br />

Christophersen und Nagel an verschiedenen<br />

Stellen der Seen junge Aale<br />

und Maränen aus. Aber nicht nur die<br />

Kormorane richten großen Schaden<br />

an: Auch der Fischotter hätte sich<br />

stark vermehrt und viele, zum Teil große<br />

Fischereibetriebe, hätten schließen<br />

müssen. Es gebe im Norden kaum<br />

Ausbildungsbetriebe mehr.<br />

Ein Besuch<br />

bei der Cluser<br />

Seenfischerei<br />

V<br />

Vom Wohngebiet aus weist ein Schild<br />

im Hornsweg mit der Aufschrift „Cluser<br />

Seenfischerei 650 m“ auf einen<br />

schmalen Weg. Rechts liegen Wiesen<br />

und Felder, links der Bornhöveder See.<br />

Ob hier wirklich noch etwas kommt,<br />

fragt man sich kurz. Dann ist in der<br />

Ferne der Hof von Johann Christophersen<br />

zu sehen. Er liegt auf einer<br />

kleinen Landenge zwischen Bornhöveder<br />

See und Schmalensee. Es<br />

muss ein Traum sein, hier leben und<br />

arbeiten zu können. Landschaftlich<br />

stimmt das, aber Arbeit bleibt auch<br />

in dieser Umgebung eben Arbeit und<br />

davon gibt es auf dem Hof mehr als<br />

genug. Dass Johann Christophersen<br />

und sein Nachfolger Sönke Nagel ihre<br />

AUF EINER KLEINEN LANDZUNGE ZWISCHEN ZWEI SEEN<br />

LIEGT EINE DER LETZTEN SEENFISCHEREIEN DER REGION.<br />

MIT VIEL PASSION FISCHEN JOHANN CHRISTOPHERSEN<br />

UND SEIN NACHFOLGER SÖNKE NAGEL DIE HEIMISCHEN<br />

SÜSSFISCHE UND VERKAUFEN SIE IM HOFLADEN UND<br />

AUF DEM WOCHENMARKT IN NEUMÜNSTER.<br />

Arbeit lieben und das Fischen ihre<br />

Leidenschaft ist, weiß man bereits,<br />

wenn man nur wenige Worte mit<br />

ihnen gewechselt hat. Sönke Nagel<br />

ist eigentlich gelernter Landwirt. Mit<br />

gerade einmal 14 Jahren hat er in der<br />

8. Klasse ein Praktikum bei Fischer<br />

Christophersen gemacht. Fortan<br />

war er in den Ferien oder später im<br />

Urlaub immer zum Helfen auf der<br />

Clus. Nachdem sein elterlicher Hof in<br />

Schmalensee einem Feuer zum Opfer<br />

fiel, beschloss er, die Landwirtschaft<br />

dort im Nebenerwerb zu betreiben<br />

und stieg ganz bei Johann Christophersen<br />

ein.Fast 30 Jahre lang war er<br />

angestellt – zum 1. Januar 2023 hat<br />

erden Betrieb übernommen.<br />

Auf dem Schmalensee<br />

Leidenschaft und Handarbeit<br />

Der Betrieb, das ist nicht „nur“ die<br />

Fischerei, sondern dazu gehören auch<br />

noch Angus-Rinder, die im Sommer<br />

auf dem dazugehörigen Grünland<br />

an den Seen und im Winter im Stall<br />

neben Christophersens Wohnhaus auf<br />

Stroh laufen. Außerdem eine Herde<br />

Coburger Fuchsschafe und ein paar<br />

Hektar Ackerbau. Die Vielseitigkeit sei<br />

das, was ihm bei seiner Arbeit so viel<br />

Freude mache, erklärt Sönke Nagel.<br />

„Das eine löst das andere ab.Wenn<br />

wir weniger fischen, ist im Stall bei<br />

den Rindern mehr zu tun. Man muss<br />

immer dranbleiben, Stillstand gibt<br />

es nicht.“ Der Schleswig-Holsteiner<br />

lächelt: „Immer das Gleiche tun, das<br />

Fischer seit Generationen<br />

Johann Christophersen entstammt<br />

einer alten Fischersfamilie aus Dänemark.<br />

Das Ascheberger Grafenhaus<br />

hatte zum Ende des 18. Jahrhunderts<br />

keine eigenen Fischer, dafür aber enge<br />

dänische Verwandtschaft.<br />

Fischerei auf der Clus<br />

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