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Echte Natur Jahresheft 2024

Das Magazin zeichnet das Bild einer Region, die zum Schwimmen, zum Wandern, zum Radfahren und einfach nur zum Erholen in der Natur einlädt. Viel Freunde bei Durchlesen!

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Wie groß ist eigentlich der<br />

Trappenkamper Hundewald?<br />

B<br />

Bevor wir nach Trappenkamp zogen<br />

hatten wir noch nicht viel mit diesem<br />

Örtchen am Hut. Es hieß, es gäbe dort<br />

einen „Hundewald“. Ein eingegrenztes<br />

Wäldchen extra für Hunde und deren<br />

Besitzer, in dem selbiger nicht Gefahr<br />

läuft, seinen unangeleinten Fiffi stundenlang<br />

suchen zu müssen. Ein Ort,<br />

wo der jagdtriebgesteuerte Wauwi kein<br />

schützenswertes Wild durch den Forst<br />

treiben kann. Auch Hunde, die an der<br />

Leine ziemlich ungemütlich werden<br />

können, aber im Freilauf gut mit Artgenossen<br />

zurechtkommen, profitieren<br />

von solchen eingezäunten Arealen.<br />

Da wir einen Hund hatten, der mit all<br />

diesen unrühmlichen Eigenschaften<br />

aufwarten konnte, beschlossen wir<br />

damals, aus dem Kreis Plön nach Trappenkamp<br />

aufzubrechen, um unseren<br />

Mischling aus Schäferhund, Hirtenhund<br />

und Windhund mit einem Schultermaß<br />

von über 70 cm und einem<br />

Gewicht von mehr als 40 kg endlich<br />

einmal frei laufen lassen zu können.<br />

Unter normalen Umständen war mit<br />

unserem Hündchen nämlich nicht gut<br />

Kirschen essen – zumindest nicht an<br />

der Hundeleine. So hatte er mir mit einem<br />

kurzen Ruck an der Leine einmal<br />

meinen Ringfinger gebrochen oder -<br />

nachdem mein Freund ihn damals vom<br />

Tierschutz übernahm - das „Müllmann-<br />

Jagen“ zu seinen Hobbies ernannt.<br />

Andere Hunde hatte er meist zum<br />

Fressen gern, was die Vermittler des<br />

Tieres als „die Sympathie entscheidet“<br />

schönredeten. Auch ein Reh kam leider<br />

einmal durch ihn zu Tode, allerdings<br />

zum Glück nur indirekt. Er war ausgebüxt,<br />

hatte es kurz gejagt, und es war<br />

verunfallt. Gehorchen - Fehlanzeige!<br />

Es war also beschlossen: Ein Ausflug<br />

in den Hundewald Trappenkamp,<br />

der für alle Interessierten kostenlos<br />

genutzt werden kann und ganzjährig<br />

geöffnet ist, wurde geplant<br />

und zeitnah in die Tat umgesetzt.<br />

Endlich ein Waldspaziergang ohne<br />

Leinenpflicht!In Trappenkamp angekommen<br />

fuhren wir zielstrebig auf<br />

den Wald zu. Unser Weg führte die<br />

Hermannstädter Straße entlang bis sie<br />

sich dem Ende neigte und in den Wald<br />

mündete. Der Parkplatz lud ein, direkt<br />

vor dem Hundewald zu parken und<br />

so gingen wir voller Erwartungen auf<br />

das auffällige gelbe Tor zu. Erstaunt<br />

über die durchdachte Sicherung des<br />

Waldes durch die Schleuse,bugsierten<br />

wir uns und den Hund hindurch. Hinter<br />

uns fiel die Tür der Schleuse zu und<br />

wir leinten den Hund voller Freude<br />

ab. Endlich durfte „Rocco“ einmal frei<br />

laufen - ohne, dass etwas passieren<br />

konnte. Von der gewohnten Vorsicht<br />

getrieben starrten wir die ersten Meter<br />

nur auf den Hund und beobachteten<br />

argwöhnisch, was er tat, wo er hinging.<br />

Nach einer Weile gewöhnten wir uns<br />

an das Gassi gehen mit freilaufendem<br />

Hund und liefen und liefen und liefen.<br />

Es war herrlich! Allerdings wunderten<br />

wir uns darüber, dass wir keine anderen<br />

Hunde trafen. Was für ein großzügiger<br />

Bereich für unsere Vierbeiner<br />

da eingezäunt war!Offenbar sogar<br />

groß genug, um sich aus dem Weg zu<br />

gehen. Oder wir hatten eine Tageszeit<br />

erwischt, wo sonst niemand mit seiner<br />

Fellnase unterwegs war. Es gibt ja<br />

keine Schließzeiten. Der Hundewald<br />

kann nach Belieben den ganzen Tag<br />

genutzt werden.<br />

Ich weiß nicht mehr genau, wie lange<br />

wir spazieren gingen, aber der Nachmittag<br />

war längst vorüber als wir<br />

langsam wieder zurück in Richtung Zivilisation<br />

gingen. Das gelbe Tor noch in<br />

einiger Entfernung, sahen wir nun auch,<br />

dass der Hundewald direkt links dahinter<br />

- also aus unserer Perspektive jetzt<br />

rechts davor – war! Ein - verglichen mit<br />

dem gelben Tor -unscheinbarer kleiner<br />

hölzerner Eingang trennte den eigentlichen<br />

Hundewald vom Rest des Waldes.<br />

Wir hatten vor lauter Ablenkung durch<br />

die intensive Beobachtung unseres<br />

Hundes am Anfang einfach nicht<br />

nach links gesehen und den richtigen<br />

Eingang zum Trappenkamper Hundewald<br />

verpasst. Außerdem wirkte – wie<br />

gesagt – die Überwindung der ausgeklügelten<br />

Schleusenfunktion des gelben<br />

Tors auf uns wie das Eindringen in<br />

einen Hochsicherheitstrakt, sodass wir<br />

unseren Hund unwissend stundenlang<br />

frei durch den Segeberger Forst haben<br />

laufen lassen (zum Glück ist nichts<br />

passiert!) und uns am Ende des Tages<br />

ausgiebig über uns selbst amüsieren<br />

konnten. Einfach am Eingang vorbeigelaufen!<br />

Viele Jahre hat uns diese<br />

Geschichte zum Schmunzeln gebracht.<br />

Fortan haben wir jedoch regelmäßig<br />

Runden im „richtigen“ Trappenkamper<br />

Hundewald hinter dem hölzernen Tor<br />

mit unserem Hund gedreht. Zu jeder<br />

Jahreszeit und bei jedem Wetter. Es<br />

waren nicht so ausgiebige Spaziergänge,<br />

wie der erste, aber der Hund<br />

genoss eine ungekannte Freiheit und<br />

hattesehr viel zu schnuppern. Er konnte<br />

mit anderen Hunden herumtollen<br />

ohne lästige Leine und nie ist es zu<br />

einer Beißerei o. ä. gekommen.<br />

Hätte ich heute so einen Hund, wäre<br />

mein Weg als Trappenkamperin nun<br />

nicht mehr so weit und ich würde den<br />

Hundewald bestimmt wieder gernenutzen.<br />

Inzwischen weiß ich auch, dass er<br />

„nur“ rund 10 Hektar Fläche misst.<br />

TEXT: CLAUDIA KELTING<br />

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