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Ratgeber •Tipps<br />
Eheverträge<br />
Einen Ehevertrag abzuschließen<br />
ist keine Pflicht, aber in<br />
vielen Fällen doch sinnvoller als<br />
den meisten bekannt. Gründe<br />
für einen Ehevertrag und<br />
dessen mögliche Inhalte sind<br />
vielfältig. Hauptgrund für den<br />
Abschluss eines Ehevertrags<br />
ist oft Folgendes: heiratet ein<br />
Paar, tritt es automatisch in<br />
den Güterstand der Zugewinngemeinschaft<br />
ein. Das bedeutet,<br />
dass bei einer Scheidung<br />
der Ehegatte, der während der<br />
Dauer der Ehe einen höheren<br />
Vermögenszuwachs als der<br />
andere Ehegatte hatte, dem<br />
anderen Ehegatten eine sog.<br />
„Zugewinnausgleich“ schuldet.<br />
Das Gesetz geht nämlich<br />
immer noch als Normalfall davon<br />
aus, dass ein Ehegatte das<br />
Geld verdient, und der andere<br />
sich um Kinder, Haushalt etc.<br />
kümmert und daher auch einen<br />
geringeren Vermögenszuwachs<br />
aufweist.<br />
Dr. Christian Behrendt<br />
Rechtsanwalt und Notar<br />
Fachanwalt für Steuerrecht<br />
christian.behrendt@brandi.net<br />
Dr. Jens Hoffmann<br />
Rechtsanwalt und Notar<br />
Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht<br />
Fachanwalt für Steuerrecht<br />
jens.hoffmann@brandi.net<br />
BRANDI Rechtsanwälte Partnerschaft mbB<br />
Lindenweg 2 • 32756 Detmold<br />
T +49 5231 9857 - 0 • F +49 5231 9857 - 50<br />
Das entspricht allerdings oft nicht mehr der Lebenswirklichkeit.<br />
So ist beispielsweise bei Ehepaaren ohne Kinder,<br />
bei welchen beide Ehepaare arbeiten und den Haushalts-<br />
und sonstige Arbeiten zu gleichen Teilen erledigen,<br />
ein aufgrund des höheren Einkommens eines Ehegatten<br />
nicht immer interessengerecht. Schlimmer noch: Zuwinnausgleichansprüche<br />
können auch dazu führen, dass<br />
eine Immobilie veräußert werden muss oder ein Unternehmen<br />
zerschlagen wird.<br />
In einem Ehevertrag können aber zusätzlich zum Güterstand<br />
auch noch andere Fragen vorausschauend für den<br />
Fall einer Trennung geregelt werden. Darunter fallen beispielsweise<br />
Vereinbarungen zum Versorgungsausgleich<br />
im Alter oder auch Unterhaltsregelungen für gemeinsame<br />
Kinder oder wegen einer Krankheit oder einer Behinderung<br />
eines Ehegatten.<br />
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Ob im Einzelfall der Abschluss<br />
eines Ehevertrages sinnvoll ist,<br />
kann pauschal nicht beantwortet<br />
werden. Dennoch gibt<br />
es einige Fälle, bei denen der<br />
Abschluss eines Ehevertrages<br />
fast immer empfehlenswert<br />
ist. So sollte bei Ehen, bei welchen<br />
ein Ehegatte Inhaber eines<br />
Unternehmens ist, jedenfalls<br />
das Betriebsvermögen<br />
dieses Unternehmens durch<br />
Ehevertrag aus dem Ehevertrag<br />
ausgenommen werden.<br />
Der Grund dafür ist, dass das<br />
Betriebsvermögen oft das Privatvermögen<br />
des Ehegatten<br />
deutlich übersteigt. Wenn die<br />
Höhe des Betriebsvermögens<br />
nun aber die Höhe des Zugewinnausgleichs<br />
bestimmt,<br />
kann es passieren, dass der<br />
Ehegatte den Zugewinnausgleichsanspruch<br />
gar nicht<br />
zu zahlen im Stande ist. Im<br />
schlimmsten Fall droht dann<br />
die Zwangsvollstreckung in<br />
das Betriebsvermögen, was<br />
schnell existenzbedrohend für das Unternehmen sein<br />
kann. Aus diesem Grunde sehen viele Gesellschaftsverträge<br />
mittlerweile auch die Pflicht zum Abschluss eines<br />
Ehevertrags für ihre Gesellschafter vor. Auch bei kinderlosen<br />
Doppelverdiener-Ehepaaren kann es sinnvoll sein,<br />
Ausgleichsansprüche durch Ehevertrag auszuschließen,<br />
beispielsweise wenn den Ehegatten eine vollständige finanzielle<br />
Unabhängigkeit wichtig ist.<br />
Eheverträge müssen grundsätzlich notariell beurkundet<br />
werden. Eine Beratung, bspw. zu steuerlichen Fragen,<br />
nimmt der Notar allerdings nicht vor. Hierzu kann bei Bedarf<br />
ein Rechtsanwalt oder Steuerberater hinzugezogen<br />
werden. Beim Abschluss des Ehevertrages muss zudem<br />
beachtet werden, dass dieser nicht zu einseitig zu Gunsten<br />
eines der Ehegatten ausfällt – hier besteht die Gefahr,<br />
dass der Ehevertrag ganz oder teilweise unwirksam<br />
ist. Auch diese Gefahr kann durch sorgfältige Vertragsgestaltung<br />
bereits im Vorfeld beseitigt werden.<br />
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<strong>Unser</strong> <strong>Hiddesen</strong>/ April - Mai ‘24