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2013-04

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Verlorene Heimat<br />

ERINNERUNGEN AN LIEBICHAU<br />

Unbeschwerte Kindheitstage<br />

Im Februar 1941 wurde ich in Waldenburg (Niederschlesien)<br />

geboren. Zu der Zeit war mein Vater „Koarle“,<br />

bereits eingezogen oder im „Feld“, denn es herrschte<br />

Krieg. Meine Mutter Grete wohnte mit mir bei den Eltern<br />

meines Vaters, Karl und Emma, in Liebichau. Beide hatten<br />

das sehr bekannte Ausflugslokal „Gasthof zur Erholung“.<br />

Die Gaststätte lag idyllisch zwischen Wiesen und Wäldern.<br />

Gegenüber befand sich das Gestüt des Fürsten von Pleß,<br />

unweit von Schloss Fürstenstein, zwischen Waldenburg<br />

und Freiburg.<br />

Vieles weiß ich auch aus Erzählungen. An den Wochenenden<br />

kamen viele Familien, um den guten Kaffee und Kuchen<br />

zu genießen, den meine Oma Emma herstellte. Ich<br />

sehe sie noch heute auf dem Küchenboden vor einer Zinkwanne<br />

knien, die Arme bis zu den Ellenbogen im Hefeteig<br />

versunken. Im Garten konnte man unter hohen Kastanienbäumen<br />

sitzen oder in den Kolonnaden, wenn das Wetter<br />

nicht so gut war. Für die Kinder gab es ein Karussell, das<br />

mit der Hand bedient werden musste und eine große Wiese<br />

zum Austoben. Regelmäßig an den Wochenenden spielte<br />

eine Dreimann-Kapelle zum Tanz auf, damals auch schon<br />

ganz modern, Jazz und Swing. Im Garten und im Saal halfen<br />

die „Madel“, die Gäste zu bedienen. Mein Opa Karl<br />

pflegte zu sagen: „Kleen und niederbeenig missen se sein,<br />

die Madel, die sein flink wie de Wiesel.“<br />

Auf der Bühne wurden Theaterstücke aufgeführt und<br />

Kabarett dargeboten. Später ging ich mit anderen Kindern<br />

in den geheimnisvollen Kulissen auf Entdeckungstour.<br />

Vor dem Krieg spielte mein Vater einmal in einem Stück<br />

den Piccolo, den Kellnerlehrling. Er musste mit einem Tablett<br />

in der Hand stolpern und hinfallen. Das soll ihm so täuschend<br />

echt gelungen sein, dass die<br />

Nachwirkungen noch wochenlang<br />

anhielten, denn seine Ellenbogen<br />

waren wohl richtig zerschunden.<br />

Er hatte überlegt, Schauspieler zu<br />

werden, was aber mit seinem anderen<br />

Berufswunsch kollidierte. Gegenüber<br />

befand sich das Gestüt des<br />

Fürsten, in dem er auch als Jockey<br />

sein Geld hätte verdienen können.<br />

Von der Größe her hätte es ja gepasst,<br />

denn er maß lediglich 1,60 m,<br />

aber sportlich gesehen, hege ich da<br />

so meine Zweifel. Tagsüber arbeitete<br />

mein Vater im Gemeindebüro<br />

und abends half er in der Gaststube.<br />

Wenn manche Nachbarn nur auf<br />

einen Sprung kamen, hieß es: „Koarle,<br />

gib mer mal’n Pfiff!“ Das war<br />

ein Minibier, so etwa ein bis zwei Schluck. Zu vorgerückter<br />

Stunde wurde auch gesungen. Aus Erzählungen sind mir die<br />

nachstehenden Verse in Erinnerung:<br />

Doarum sein mer lu-ustig<br />

weil mer keene Weiber hoan,<br />

wenn mer wer’n a Weibla hoan<br />

miss mer oach a Kindla troan,<br />

doarum sein mer lu-ustig<br />

weil mer keene hoan!<br />

und<br />

Nach Hause, nach Hause gie’n mer nicht,<br />

bis doas der Tag oanbricht,<br />

denn bei Fiebia hoat’s no Licht!<br />

Wollten Sie schon immer Ihre<br />

Lebenserinnerungen<br />

schriftlich festhalten und weitergeben?<br />

Ich befrage Sie und höre Ihnen zu.<br />

Was ich aufschreibe, bestimmen Sie.<br />

Sie erhalten eine CD, das Manuskript<br />

mit Fotos oder ein fertiges Buch mit<br />

Ihren Lebenserinnerungen.<br />

Das erste Gespräch ist kostenfrei.<br />

Referenzen vorhanden.<br />

0177 25 07 57 0<br />

lebenserinnerungen@aol.com<br />

Winfried Hofmann<br />

4/<strong>2013</strong> durchblick 55

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