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Präsentation HAUSBESUCH BEI PIVOTAL IN PALO ALTO Ein Helix über der Küste Oregons. Ultraleicht aus der Zukunft Der Helix sieht aus wie aus einem Science Fiction-Film vom Ende des vergangenen Jahrhunderts. Aber das einsitzige eVTOL fliegt real und nicht etwa in einer Computer-Animation. Und er ist das erste eVTOL, das man privat kaufen und auch - zumindest in den USA - legal fliegen kann und das natürlich vollelektrisch. Willi Tacke hat die Pionierfirma in Palo Alto besucht, die ihre Produkte schon bald auch in andere Länder verkaufen will. Anlässlich des „Transformative Verticalflight“-Treffens im Silicon Valley dachte ich mir, ich schaue mal bei Pivotal (ehemals Opener) vorbei. In Google Maps findet man die Firma immer noch unter Opener in Palo Alto, aber als ich am Sonntag nach der Ankunft in San Francisco kurz an der angezeigten Adresse vorbeifahre, bin ich nicht sicher, ob ich hier richtig bin. Ein kleines zweistöckiges Industriegebäude, kein Namensschild, kein Hinweis am Briefkasten und auch beim Blick über den Zaun sind keine Fluggeräte zu entdecken. Pivotal-Boss Ken Karklin klärt mich beim Telefonat am nächsten Tag auf: „Das ist schon richtig. Da sind wir noch ein wenig im Stealth-Modus, aber mit dem Verkaufs-Start stellen wir das gerade um. Wir bauen zum Beispiel jetzt auch einen Showroom und haben einen Raum für die Simulator-Schulung eingerichtet. Am Fluggelände ganz in der Nähe, wo die praktische Schulung stattfindet, sind wir deutlich zu erkennen.“ Der erste fliegende Prototyp im Jahr 2011. 44 Flügel Das Magazin 02/2024
Begonnen hat die Geschichte von Pivotal unter dem Namen Opener 2010 in Kanada. In der Provinz Ontario entwickelte Ingenieur Marcus Leng seinen Traum vom Fliegen. Nach dem Verkauf seiner Produktions-Firma widmete er sich zu Beginn der 2010er Jahre seinem Hobby, der Fliegerei und entwickelte die Idee eines „anderen“ eVTOL-Flugzeugs. Die drei existierenden Konzepte „Multicopter“, „Tilt Rotor“ oder „Tilt Wing“ sowie „Lift and Cruise“ konnten ihn nicht so recht überzeugen. Es müsste doch auch ohne allzugroßen mechanischem Aufwand möglich sein, dachte er sich, mit Multi-Propellern senkrecht abzuheben und zu landen, aber dann doch mit Tragflächen vorwärts zu fliegen - was bis zu viermal effektiver, also energieeinsparend, ist. Seine Lösung nach endlosen Versuchen war das „Tilt Aircraft“, bei dem sich das Fluggerät um den Piloten herum dreht. Leng entwickelte Motoren, Steuerung und auch die Struktur aus kohlefaserverstärktem Kunststoff und 2011 hob er zum ersten Mal mit seinem Opener Blackfly ab. Entscheidender Impuls Es folgte Prototyp auf Prototyp und dann gab es 2014 einen großen Schub dank Larry Page. Der Google-Mitbegründer, der sich seit langem für elektrisches Fliegen und speziell eV- TOLs interessierte - und schon vor mehr als 15 Jahren Pipistrel in Slowenien besuchte, in verschiedenste eVTOL-Entwickler investierte und die Firmen ZeeAero und Kitty Hawk gründete-, stellte unter der Auflage, Stillschweigen zu bewahren, auch Opener Geld zur Verfügung. Die Verschwiegenheit bei seinen Beteiligungen war eines der Markenzeichen der Luftfahrtinvestments von Larry Page. Amerikanische Freunde, die ich schon seit Jahren kannte, durften nicht verraten, wo sie arbeiten, nachdem sie bei Zee- Aero angefangen hatten. Und Page, der in den ersten Jahre noch eine kleine Wohnung im Obergeschoss der Firma hatte, wurde nur ehrfürchtig mit „the man upstairs“ bezeichnet, der nicht erwähnt werden durfte, aber immer sehr interessiert war. Eine andere Gemeinsamkeit der Investments war, dass alle Firmen in und um Palo Alto im Silicon Valley angesiedelt waren, da, wo Google seinen Firmensitz hat und wo auch Larry Page lebt. Einige Aktivitäten bei ZeeAero (später Kitty Hawk) wurden eingestellt (Heavyside) bzw. an Boeing verkauft, aber „Mr. Google“ mischte auch weiterhin im Bereich elektrische Luftfahrt kräftig mit. Mit seiner Firma Opener tauchte er schließlich vor etwa zweieinhalb Jahren aus der selbstgewählten Anonymität auf. Die Firma stellte in Oshkosh aus und begann im letzten Sommer mit dem Verkauf ihres ersten Produkts - der Opener Blackfly. Im Herbst 2023 wurde die Firma in Pivotal umbenannt. Der Name - abgeleitet von pivoting (auf Deutsch: drehbar, schwenkend) - trifft die Charakteristik des Fluggeräts besser als der alte Firmenname Opener. Die Drehung als entscheidendes Merkmal findet sich auch im neuen Namen des Fluggeräts wieder, das jetzt nämlich nicht mehr Blackfly (Deutsch: Griebelmücke) heißt, sondern Helix (Deutsch: Wendel, Spirale), was sicherlich auch aus Vermarktungsgründen besser ist. Wer möchte sich schon gern mit einem kleinen Blutsauger identifizieren? Im Hovermode zeigen alle Propeller nach oben. Das essenzielle und irgendwie geniale der Pivotal-Fluggeräte ist, das sich bei Pivotal das Fluggerät quasi um den Piloten dreht. Das hat neben dem Vorteil der geringeren Komplexität vor allem auch den der Gewichtsersparnis. Womit wir beim Knackpunkt sind: Der Pivotal Helix kann in der UL-Klasse der FAA- Part 103 legal als ultraleichtes Fluggerät fliegen. Ohne Zulassung und ohne Pilotenschein! Und das wiederum ermöglicht einen frühen Markteinstieg. Part 103: Der Trick mit den Floats Die Klasse der Ultraleichtflugzeuge in den USA wird nach der Regelung der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA auch „Part 103“ genannt. In dieser Regel aus dem Jahr 1982 heißt es: Ein Ultraleichtflugzeug darf eine maximale Treibstoffkapazität von 5 Galonen (ca. 19 Liter) haben, bei Vollgas im Horizontalflug nicht schneller als 55 Knoten (ca. 100 km/h) fliegen und muss eine Stallgeschwindigkeit unterhalb von 24 Knoten (ca. 44 km/h) haben. Und der entscheidende Punkt: Es darf nicht schwerer sein als 254 lbs (ca. 115 kg ). Aber wieso darf sich dann der Pivotal Helix als „legal ultralight“ bezeichnen? Der Trick liegt in einer Zusatzregel beim Gewicht. Dort heißt es: 254 lbs „excluding Floats and Safetydevices“. Im Klartext: Schwimmer und Rettungsgerät werden beim Gewicht nicht mitgezählt. Pro Float (oder schwimmfähigem Rumpf) darf man 30 lbs (13,6 kg) zusätzlich auf die Waage bringen und 10 lbs (4,5 kg) für jeden Hilfsschwimmer sowie für das Rettungssystem noch einmal 24 lbs (10,8 kg). Das machen beim Helix 30 lbs für den Rumpf und 40 lbs für die vier Hilfsschwimmer plus 24 lbs für das Rettungssystem, was summa summarum ein zulässiges Leergewicht von 348 lbs (157 kg) ergibt. Um die Gewichtsausnahmen bei der FAA geltend machen zu können, musste der Hersteller Wasser- 02/2024 Flügel Das Magazin 45
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