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IM KW 18

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Ålt’s und Nuis im Fåsnåchtshaus<br />

Mundartabend lockte wie immer zahlreich fanatische Zuhörer an<br />

Wie auf der ganzen Welt bekannt, wird „z’Imscht“ die Dialektsprache ziemlich großgeschrieben – besonders wenn es um die „Imschter<br />

Fåsnåcht“ geht. Aber nicht nur dann, auch unter der Zeit, wenn kein Schemenlaufen stattfindet, hat bei den Imstern die Mundart einen hohen<br />

Stellenwert. Davon zeugen unzählige Gedichte und Geschichten von längst verstorbenen und gegenwärtigen Heimatdichtern. Einige von den<br />

Letztgenannten hatten am letzten Samstag einen exorbitanten Auftritt.<br />

Passende Ziehharmonikamusik, romantisch vorgetragen von Musikschulleiter<br />

Johannes Nagele und vom 12-jährigen Musikschüler Lukas Sailer.<br />

Von Ewald Krismer<br />

Seit zehn Jahren gibt es sie nun<br />

schon, die Mundartabende im „Fåsnåchtshaus“.<br />

Es war also ein kleines<br />

Jubiläum mit den besten Gedichten<br />

und Geschichten aus diesem Zeitabschnitt.<br />

Aber was ist mit „ålt’s und<br />

nuis“ gemeint? „Ålt’s“, das sind die<br />

Von der Familie ausgegrenzt<br />

In der Autobiographie „Der Zweifel“ verarbeitet Partick Steffens seine Erlebnisse in der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas<br />

Patrick Steffens war 31 Jahre bei den Zeugen Jehovas. Im Buch „Der Zweifel“ erzählt er von einer polarisierenden<br />

und sich oftmals widersprüchlichen Religionsgemeinschaft. Humorvoll und selbstironisch beschreibt er<br />

die Kindheit in einem liebevollen, aber streng religiösen Zuhause, von dem er mittlerweile ausgeschlossen ist, in<br />

der jedoch noch sein erster Sohn lebt.<br />

Von Mel Burger<br />

alten Kapazunder Richard Larcher,<br />

Hermann Öigler, Wolfgang Sturm<br />

und Daniel Entstrasser und „nuis“ Karin<br />

Abler, Florian Jonak, Elias Gritsch,<br />

Luca Neurauter und Marco Poschauko.<br />

Diese eine Dame und die acht<br />

Herrn sorgten mit ihren Darbietungen<br />

letzten Samstag für Furore. Überwiegend<br />

waren lustige Geschichten, aber<br />

Patrick Steffens war jahrelang Mitglied<br />

bei den Zeugen Jehovas, bevor er<br />

sich entschloss, aus der Religionsgemeinschaft<br />

auszutreten. Seit fünfzehn<br />

Jahren lebt er mit seiner Familie in Österreich<br />

und ist dort als Unternehmer<br />

tätig. Nach seinem Ausstieg, der mit familiärer<br />

Ächtung verbunden war, suchte<br />

sich Steffens Hilfe bei einem Psychologen<br />

zur Verarbeitung der letzten Jahre<br />

und der Gefühle rund um den Kontaktverlust<br />

mit seiner Familie und seinem<br />

Freundeskreis. Dieser riet ihm, einen<br />

Brief zu schreiben und zu verbrennen.<br />

Aus dem Brief wurde eine Flut an Seiten<br />

voller negativer, aber auch positiver<br />

Erlebnisse und Erkenntnisse. Mit dem<br />

Schreiben und in Gesprächen mit seiner<br />

Ehefrau kam er zum Entschluss, auf das<br />

Verbrennen zu verzichten und daraus<br />

ein Buch zu verfassen. Steffens lässt den<br />

Leser an den Herausforderungen als<br />

Heranwachsender teilhaben, dem Erleben<br />

tagtäglicher gesellschaftlicher Ausgrenzung,<br />

und nimmt ihn in den Alltag<br />

eines Zeugen Jehovas mit, in dem der<br />

Einfluss der Lehren und Vorgaben der<br />

Organisation in die unterschiedlichsten<br />

Sphären des persönlichen Alltags reicht.<br />

Steffens gibt Einblick in die weltweit bekannte<br />

Religionsgemeinschaft. Durch<br />

die sachlichen, aber zutiefst aufrichtigen<br />

Schilderungen seiner Erfahrungen erhält<br />

man einen authentischen Einblick<br />

in eine Organisation, die den eigenen<br />

Anspruch christlicher Nächstenliebe<br />

nicht nur lehrt, sondern vordergründig<br />

auch auslebt. Die Widmung des Buches<br />

„Meiner Mutter, die in diesem Buch die<br />

Antworten auf all ihre Fragen finden<br />

könnte, aber niemals den Mut aufbringen<br />

darf, es zu lesen.“, trifft wohl das<br />

Gefühl am besten, das der Leser schon<br />

nach den ersten Seiten empfindet. Das<br />

Buch ist nicht das Leben eines Einzelnen.<br />

Es sind die Stimmen von tausenden<br />

Betroffenen, der seit siebzig Jahren<br />

praktizierten und oftmals unbekannten<br />

es gab auch welche zum Nachdenken<br />

und zum Erinnern an eine längst vergangene<br />

Zeit. Es gab Aufführungen<br />

um 14, 16, <strong>18</strong> und 20 Uhr, da das<br />

RS-Fotos: Krismer<br />

Die Protagonisten: Florian Jonak vulgo „Vinschgerböck“, Hermann Gritsch vulgo<br />

„Öigler“, Marco „Keule“ Poschauko, Luca Neurauter, Wolfgang Sturm und Fasnachtsobmann<br />

Manfred Waltner (hinten v. l.), Richard „Ritschi“ Larcher, Karin<br />

Abler, Elias Gritsch vulgo „Öigler“ und Daniel „Ente“ Entstrasser (vorne v. l.). <br />

Platzangebot im Fasnachtshaus sich<br />

als ziemlich beschränkt erweist. Bleibt<br />

zu hoffen, dass es in Bälde wieder einen<br />

Mundartabend geben wird.<br />

Patrick Steffens erzählt über die Zeit bei<br />

den Zeugen Jehovas. Foto: T. Kammerlander<br />

Weise der Exkommunikation bei den<br />

Zeugen Jehovas. Trotz all des Erlebten<br />

bleibt eine Gleichung am Ende ungelöst.<br />

Es ist der eigene Zweifel, trotz der gewonnenen<br />

Freiheit vielleicht doch eine<br />

verkehrte Entscheidung getroffen zu haben.<br />

Seit seiner Kindheit wurde ihm mit<br />

christlicher Nächstenliebe erklärt, dass<br />

nur Jehovas Zeugen, mit einer Anzahl<br />

von 0,1 Prozent der weltweiten Bevölkerung<br />

als gottestreue Menschen ewiges<br />

Leben in einem Paradies auf Erden erhalten<br />

werden. Diese sollen nach einem<br />

Harmagedon und der Vernichtung der<br />

übrigen Menschheit die Geschicke der<br />

treuen Überlebenden auf der Erde lenken.<br />

Steffens vermisst seine Eltern und<br />

seine Freunde, und auch wenn er weiß,<br />

dass es ihnen gut geht, fehlt der Kontakt<br />

oder ein einfaches Gespräch mit ihnen.<br />

Doch dies ist durch die Religionsgemeinschaft<br />

untersagt. Er macht sich am<br />

meisten um seinen Sohn Gedanken,<br />

der getauft werden möchte, sich aber<br />

nicht bewusst ist, welche Folgen in seinem<br />

späteren Leben auf ihn zukommen<br />

werden, sollte er sich entschließen, die<br />

Organisation wieder zu verlassen. Trotz<br />

allem kam eine Rückkehr in die Organisation<br />

für Steffens niemals in Frage.<br />

Leseprobe auf www.derzweifel.at<br />

RS - GEWINNSPIEL<br />

Wir verlosen ein Exemplar<br />

vom Buch „Der Zweifel”<br />

von Patrick Steffens.<br />

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EINFACH DEM<br />

QR-CODE<br />

oder auf unserer Homepage: rundschau.at<br />

Teilnahme am Gewinnspiel ist bis<br />

07.05.2024, 10 Uhr möglich!<br />

RUNDSCHAU Seite 32 2./3. Mai 2024

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